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Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823.

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Wirbeln die empörten Elemente gegen einander
toben.

Lange saß sie mir gegenüber. Endlich sagte sie
ängstlich: Phaethon! deine Augen sind verstört, und
glühen matt, wie halberlosch'ne Flammen. War
dein Schlummer nicht sanft diese Nacht?

Schlummer? .... murmelt' ich finster. Werd'
ich schlummern, wenn meine Welt mir in Trümmer
sinkt? Jch konnte fast nimmer! seufzte: ach sie sank
so bald.

Was ist dir, Phaethon? rief Atalanta weinend.

Nicht wohl, war meine Antwort. Jch stand
auf und wandelte mit raschen großen Schritten in
meinem Zimmer auf und ab. Mein Jnneres ward
düsterer und immer düsterer.

Jch blieb stehen vor ihr, sah sie starr und be-
wegungslos an. Sie spielte mit Blumen in ihrem
Schooße und fragte mich endlich mit einem unaus-
sprechlich traurigen Blicke: Phaethon! was ist dir?
Du bist schrecklich.

Umsonst. Es ward nur immer nächtlicher in
mir. Wer hält den Strom in seinem Laufe, wenn

Wirbeln die empoͤrten Elemente gegen einander
toben.

Lange ſaß ſie mir gegenuͤber. Endlich ſagte ſie
aͤngſtlich: Phaethon! deine Augen ſind verſtoͤrt, und
gluͤhen matt, wie halberloſch’ne Flammen. War
dein Schlummer nicht ſanft dieſe Nacht?

Schlummer? .... murmelt’ ich finſter. Werd’
ich ſchlummern, wenn meine Welt mir in Truͤmmer
ſinkt? Jch konnte faſt nimmer! ſeufzte: ach ſie ſank
ſo bald.

Was iſt dir, Phaethon? rief Atalanta weinend.

Nicht wohl, war meine Antwort. Jch ſtand
auf und wandelte mit raſchen großen Schritten in
meinem Zimmer auf und ab. Mein Jnneres ward
duͤſterer und immer duͤſterer.

Jch blieb ſtehen vor ihr, ſah ſie ſtarr und be-
wegungslos an. Sie ſpielte mit Blumen in ihrem
Schooße und fragte mich endlich mit einem unaus-
ſprechlich traurigen Blicke: Phaethon! was iſt dir?
Du biſt ſchrecklich.

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[14/0014] Wirbeln die empoͤrten Elemente gegen einander toben. Lange ſaß ſie mir gegenuͤber. Endlich ſagte ſie aͤngſtlich: Phaethon! deine Augen ſind verſtoͤrt, und gluͤhen matt, wie halberloſch’ne Flammen. War dein Schlummer nicht ſanft dieſe Nacht? Schlummer? .... murmelt’ ich finſter. Werd’ ich ſchlummern, wenn meine Welt mir in Truͤmmer ſinkt? Jch konnte faſt nimmer! ſeufzte: ach ſie ſank ſo bald. Was iſt dir, Phaethon? rief Atalanta weinend. Nicht wohl, war meine Antwort. Jch ſtand auf und wandelte mit raſchen großen Schritten in meinem Zimmer auf und ab. Mein Jnneres ward duͤſterer und immer duͤſterer. Jch blieb ſtehen vor ihr, ſah ſie ſtarr und be- wegungslos an. Sie ſpielte mit Blumen in ihrem Schooße und fragte mich endlich mit einem unaus- ſprechlich traurigen Blicke: Phaethon! was iſt dir? Du biſt ſchrecklich. Umſonſt. Es ward nur immer naͤchtlicher in mir. Wer haͤlt den Strom in ſeinem Laufe, wenn

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Zitationshilfe: Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823/14>, abgerufen am 23.04.2024.