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Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823.

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Phaethon an Theodor.

Uebermorgen ist meine Abreise bestimmt. Mir ist
fürchterlich bang darauf.

Atalanta ist wie ein and'res Wesen. Jhr An-
esicht ist blaß, wie der Mond. Sie weint fast im-
mer und spricht wenig. Aber in ihrem Auge
schwimmt der ganze Schmerz ihrer Seele. Sie
scheint ihn mit Gewalt zu unterdrücken. Nur
manchmal bricht er hervor in heißen Thränen,
wenn ich zu wild bin und die Bebende ans Herz
presse. Caton ist wenig um mich.

Alles zu verlassen! .... Das alte Mauso-
leum .. das Schlößchen .. die drey Säulen ... den
Tempel des Eros ... den heitern See .... meine
Polyxena ... Caton, Cäcilia ... und sie, sie! Ach
Theodor! das kann ich nicht denken! auch sie! mein
Leben, meinen Himmel!

Phaethon an Theodor.

Uebermorgen iſt meine Abreiſe beſtimmt. Mir iſt
fuͤrchterlich bang darauf.

Atalanta iſt wie ein and’res Weſen. Jhr An-
eſicht iſt blaß, wie der Mond. Sie weint faſt im-
mer und ſpricht wenig. Aber in ihrem Auge
ſchwimmt der ganze Schmerz ihrer Seele. Sie
ſcheint ihn mit Gewalt zu unterdruͤcken. Nur
manchmal bricht er hervor in heißen Thraͤnen,
wenn ich zu wild bin und die Bebende ans Herz
preſſe. Caton iſt wenig um mich.

Alles zu verlaſſen! .... Das alte Mauſo-
leum .. das Schloͤßchen .. die drey Saͤulen … den
Tempel des Eros … den heitern See .... meine
Polyxena … Caton, Caͤcilia … und ſie, ſie! Ach
Theodor! das kann ich nicht denken! auch ſie! mein
Leben, meinen Himmel!

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[69/0069] Phaethon an Theodor. Uebermorgen iſt meine Abreiſe beſtimmt. Mir iſt fuͤrchterlich bang darauf. Atalanta iſt wie ein and’res Weſen. Jhr An- eſicht iſt blaß, wie der Mond. Sie weint faſt im- mer und ſpricht wenig. Aber in ihrem Auge ſchwimmt der ganze Schmerz ihrer Seele. Sie ſcheint ihn mit Gewalt zu unterdruͤcken. Nur manchmal bricht er hervor in heißen Thraͤnen, wenn ich zu wild bin und die Bebende ans Herz preſſe. Caton iſt wenig um mich. Alles zu verlaſſen! .... Das alte Mauſo- leum .. das Schloͤßchen .. die drey Saͤulen … den Tempel des Eros … den heitern See .... meine Polyxena … Caton, Caͤcilia … und ſie, ſie! Ach Theodor! das kann ich nicht denken! auch ſie! mein Leben, meinen Himmel!

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Zitationshilfe: Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823/69>, abgerufen am 28.03.2024.