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Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823.

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worten weiß. O dieses Schaffen und Treiben,
dieses Hinansteigen von der Folge zum Grund, ist
dem Menschen so eigen! .... Und wenn dann das
blaue Gebirge vor uns dämmert, worüber ich her-
kam, Theodor! da wird alles, jeder Pulsschlag
wird zum Schmerz, zu einer unüberwindlichen
Sehnsucht, die mich hinüberzieht über alle Fernen
zu ihr. Jch blicke dann hinaus mit blutendem
Herzen, und presse den Knaben an mich und seuf-
ze: wärst du mein, wäre sie deine Mutter ...! o
ich vergehe über dem Gedanken!



worten weiß. O dieſes Schaffen und Treiben,
dieſes Hinanſteigen von der Folge zum Grund, iſt
dem Menſchen ſo eigen! .... Und wenn dann das
blaue Gebirge vor uns daͤmmert, woruͤber ich her-
kam, Theodor! da wird alles, jeder Pulsſchlag
wird zum Schmerz, zu einer unuͤberwindlichen
Sehnſucht, die mich hinuͤberzieht uͤber alle Fernen
zu ihr. Jch blicke dann hinaus mit blutendem
Herzen, und preſſe den Knaben an mich und ſeuf-
ze: waͤrſt du mein, waͤre ſie deine Mutter …! o
ich vergehe uͤber dem Gedanken!



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[93/0093] worten weiß. O dieſes Schaffen und Treiben, dieſes Hinanſteigen von der Folge zum Grund, iſt dem Menſchen ſo eigen! .... Und wenn dann das blaue Gebirge vor uns daͤmmert, woruͤber ich her- kam, Theodor! da wird alles, jeder Pulsſchlag wird zum Schmerz, zu einer unuͤberwindlichen Sehnſucht, die mich hinuͤberzieht uͤber alle Fernen zu ihr. Jch blicke dann hinaus mit blutendem Herzen, und preſſe den Knaben an mich und ſeuf- ze: waͤrſt du mein, waͤre ſie deine Mutter …! o ich vergehe uͤber dem Gedanken!

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Zitationshilfe: Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823/93>, abgerufen am 28.03.2024.