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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 8 Bold hett noch ken Stert1.

1) Schwanz.

9 Bold Ocke baven1, bald Blocke baven. - Frommann, II, 391.

1) Oben.

10 Gib bald, so wird der Dank alt! - Simrock, 700.

11 Was bald anfängt, muss bald aufhören.

12 Was bald wird, das verdirbt bald (vergeht auch bald). - Henisch, 175; Simrock, 702.

Lat.: Quod cito fit, cito perit.


Baldrian.

Ach Baldrian und Dost, dos hon ech net gewosst.

Mit diesen Kräutern und Hexenkraut (Circaea) suchte man früher die Kühe gegen Hexerei zu schützen, indem man sie denselben, wenn sie gekalbt hatten, eingab, oder auch überhaupt damit räucherte, sie in den Stallecken u. s. w. aufsteckte, weil die Hexen davor zurückschrecken sollten. Von einer derselben rühren auch die obigen Worte her, die sie ausrief, als sie zu einem Stalle hineinguckte und die Kräuter gewahr wurde. (Vgl. darüber Mühlhausen, Urreligion, Kassel 1860, S. 24 fg.)


Balg.

1 Auch den schönen Balg stosst der Falk.

2 Der Balg ist besser als der Marder.

3 Der Balg ist das Beste am Fuchse.

4 Einen schlechten Balg kann man drehen wie man will, er gibt keinen guten Pelz.

5 Je dicker Balg, je zäher Fleisch.

6 Wer den Balg verliert, muss (auch) den Schwanz dreingeben (hergeben). - Simrock, 708.

Gegen Zahlungsunfähige und dergleichen Leute.

*7 Den balg füllen. - Henisch, 176.

*8 Den Balg selbst herzutragen wie der Fuchs. - Kirchhofer, 276.

*9 Er hat den Balg abgestreift.

Seine frühere Ansicht mit einer andern Anschauung vertauscht.

*10 Er hat mehr auf dem Balg als das Fleisch werth ist. - Simrock, 709; Kirchhofer, 159.

*11 Er steckt noch im alten Balge.

*12 Er wechselt den Balg und behält den Schalk. - Simrock, 8855.


Balgen.

Dat will wol balgen, awerst nich talgen.


Balkan.

Es ist nicht alles vom Balkan, was türkisch heisst. (Twer.) - Altmann V.


Balken.

1 Auch in dicke Balken kommt der Wurm.

2 Aus Einem Balken wird kein Haus und aus Einer Blume kein Strauss. (Serb.)

3 Balken gibt's in allen Dingen.

Um zu bezeichnen, dass nichts so gewiss sei, dem nicht ein Hinderniss entgegenstehe, das uns zwingen könne, die Sache genauer zu überlegen. Vom Pflügen entlehnt, wo ein Stück Holz, das in dem zu pflügenden Acker liegt, die Arbeit erschwert.

4 Den balck kan niemand bergen, den man in den augen sihet. - Henisch, 290.

5 Ein Balken gibt mehr Splitter als Keile.

6 Ein Balken macht keine Wand und ein Finger keine Hand.

It.: Un canestro d'uva non fa vendemmia. - Un fior non fa ghirlanda.

7 Erst den Balken aus dem eigenen Auge, und dann den Splitter aus des Nachbars Auge. - Matth. 7, 5; Luc. 6, 42; Zehner, 432; Schulze, 193.

Lat.: Hypocrita, ejice primum trabem de oculo tuo et tunc videbis ejicere festucam de oculo fratris tui.

8 Faule Balken und morsche Breter geben kein Haus für Sturm und Wetter.

Wer aus aufgelösten Steinen, faulen Balken und morschen Bretern ein Gebäude - gleichviel ob Holzschuppen oder Staatsgebäude - aufführen will, wird immer Zeit und Mühe verlieren.

9 Hundert Balken braucht man zu Einem Frachtwagen. (Altgr.)

Kann man sehr passend sagen, um zu bezeichnen, dass unser Streben auf etwas Grosses gerichtet ist.

10 Mancher hat einen Balken in seinem Auge und will einem andern ein Splitterlein ausziehen. - Lehmann, I, 54.

Holl.: Men ziet den splinter in eens anders oog, maar niet den balk in ons eigen. (Harrebomee, I, 29.)

[Spaltenumbruch] 11 Nimm den Balken aus deinem Auge! - Luc. 6, 42; Schulze, 193; Zehner, 432.

Holl.: Het is onregt, dat de balk den splinter berispt. - Werp eerst den balk uit uw eigen oog. (Harrebomee I, 29.)

12 Spar up 'n Balken, säd de Baur, up de Hilg' is 't to lat1. (Hamburg.) - Hoefer, 127.

1) Zu spät. (S. 20.)

13 Was selbsten ein balcken im aug hat (vnd behelt), das will aller welt den splitter herauss ziehen. - Henisch, 153.

14 Wenn der obere Balken gekrümmt (gebrochen) ist, wird auch der untere schief liegen.

Macht des Beispiels der Obern.

Holl.: Als de boombalk gebroken is, zal de onderste scheef liggen. (Harrebomee, I, 29.)

15 Wenn ein balcke kracht, so meinen wir, das gantze hauss lige auff vns. - Henisch, 174.

16 Wenn man den Balken im Auge hat, darf man für den Splitter des andern nicht sorgen. - Kirchhofer, 170.

*17 Den grossen Balken auf seiner Nase sieht er nicht, aber den kleinen Splitter in meinem Auge.

Holl.: In eens anders oog ziet hij een kaf, maar in zijn eigen oog ziet hij geen' staf. (Harrebomee, II, 144.)

*18 Er hebt den Balken immer am schwersten Ende.

*19 He will dwas mit'n Balken in't Hus.

*20 Vam Balken1 up de Hille2 kuemen. (Westf.)

1) Balken, auch Boden, Speicher, Kornboden, Hausboden.

2) Auch Hilte = Kammer, Bühne, die in Bauerhäusern über den Ställen liegt. Also rückwärts, s. 12.

*21 Wir wollen's an Balken schreiben, wo's Gaissen und Kälber nicht ablecken. - Fischart; Simrock, 711.

Lat.: Carbone notare. (Erasm., 78, 195.) - Creta notare. (Erasm., 87.) - Diem notare meliori lapillo.


Balkenträger.

Der Balkenträger kennt andere besser als sich selbst.


Ball (Name).

In Ball wohnen die Schelme all.

Spottspruch auf die Einwohner des pommerschen Städtchens Ball (Regierungsbezirk Stettin, Kreis Saatzig). (Vgl. Th. Schmidt, Ueber die pommerschen Chausseen. S. auch die Bemerkung unter Baiern 2.)

Engl.: At Great Glen there are more great dogs than honest men. (Bohn, 210.)


Ball.

1 Ball verloren, Spiel verloren.

Holl.: Bal verloren, spel verloren. (Harrebomee, I, 28.)

2 Bälle öffnen (zeigen) den Weg in die Hölle.

3 Der Ball läuft noch. (S. Kugel.)

Holl.: Die bal ligt nog niet stil. (Harrebomee, I, 28.)

4 Der Ball sucht den guten Spieler.

Das Glück wendet sich zu dem, der es am besten zu benutzen weiss.

Frz.: A bon joueur la balle vient. (Lendroy, 102.)

5 Ein Ball fliegt aus einer Hand in die andere.

6 Ein gut gespielter Ball findet immer sein Loch. - Simrock, 712.

7 Grosse Bälle fliegen selten schnelle.

8 Gut geworfene Bälle haben gut Gefälle.

9 Je höher der Ball, je tiefer der Fall.

10 Leichte Bälle fliegen schnelle.

11 Man muss den Ball fassen, wenn er zurückprallt.

Frz.: Il faut prendre la balle au bond. (Lendroy, 101.)

12 Man muss den Ball nehmen, wie er kommt.

Holl.: Als het op een nijpen gaat, moet men den bal nemen, zoo als hij komt. (Harrebomee, I, 28.)

13 Man muss den Ball schlagen, solang' er springt.

14 Man muss den Ball spielen, wie er liegt.

Holl.: Men moet den bal slaan, zoo als hij ligt. (Harrebomee, I, 29.)

15 Mit kleinen Bällen kann man auch Beulen werfen.

16 Wie man den Ball wirft, so fliegt er.

17 Wirf den Ball auf die Erde, er steigt doch wieder in die Höh'.

*18 Auf den Ball gehen.

*19 Den Ball im Sprunge nehmen.

Den günstigen Augenblick erhaschen, etwas zur rechten Zeit thun.

*20 Der Ball ist mein.

Ich hab s gewonnen.

[Spaltenumbruch] 8 Bold hett noch kên Stêrt1.

1) Schwanz.

9 Bold Ocke baven1, bald Blocke baven.Frommann, II, 391.

1) Oben.

10 Gib bald, so wird der Dank alt!Simrock, 700.

11 Was bald anfängt, muss bald aufhören.

12 Was bald wird, das verdirbt bald (vergeht auch bald).Henisch, 175; Simrock, 702.

Lat.: Quod cito fit, cito perit.


Baldrian.

Ach Baldrian und Dost, dos hon ech net gewosst.

Mit diesen Kräutern und Hexenkraut (Circaea) suchte man früher die Kühe gegen Hexerei zu schützen, indem man sie denselben, wenn sie gekalbt hatten, eingab, oder auch überhaupt damit räucherte, sie in den Stallecken u. s. w. aufsteckte, weil die Hexen davor zurückschrecken sollten. Von einer derselben rühren auch die obigen Worte her, die sie ausrief, als sie zu einem Stalle hineinguckte und die Kräuter gewahr wurde. (Vgl. darüber Mühlhausen, Urreligion, Kassel 1860, S. 24 fg.)


Balg.

1 Auch den schönen Balg stosst der Falk.

2 Der Balg ist besser als der Marder.

3 Der Balg ist das Beste am Fuchse.

4 Einen schlechten Balg kann man drehen wie man will, er gibt keinen guten Pelz.

5 Je dicker Balg, je zäher Fleisch.

6 Wer den Balg verliert, muss (auch) den Schwanz dreingeben (hergeben).Simrock, 708.

Gegen Zahlungsunfähige und dergleichen Leute.

*7 Den balg füllen.Henisch, 176.

*8 Den Balg selbst herzutragen wie der Fuchs.Kirchhofer, 276.

*9 Er hat den Balg abgestreift.

Seine frühere Ansicht mit einer andern Anschauung vertauscht.

*10 Er hat mehr auf dem Balg als das Fleisch werth ist.Simrock, 709; Kirchhofer, 159.

*11 Er steckt noch im alten Balge.

*12 Er wechselt den Balg und behält den Schalk.Simrock, 8855.


Balgen.

Dat will wol balgen, awerst nich talgen.


Balkan.

Es ist nicht alles vom Balkan, was türkisch heisst. (Twer.) – Altmann V.


Balken.

1 Auch in dicke Balken kommt der Wurm.

2 Aus Einem Balken wird kein Haus und aus Einer Blume kein Strauss. (Serb.)

3 Balken gibt's in allen Dingen.

Um zu bezeichnen, dass nichts so gewiss sei, dem nicht ein Hinderniss entgegenstehe, das uns zwingen könne, die Sache genauer zu überlegen. Vom Pflügen entlehnt, wo ein Stück Holz, das in dem zu pflügenden Acker liegt, die Arbeit erschwert.

4 Den balck kan niemand bergen, den man in den augen sihet.Henisch, 290.

5 Ein Balken gibt mehr Splitter als Keile.

6 Ein Balken macht keine Wand und ein Finger keine Hand.

It.: Un canestro d'uva non fa vendemmia. – Un fior non fa ghirlanda.

7 Erst den Balken aus dem eigenen Auge, und dann den Splitter aus des Nachbars Auge.Matth. 7, 5; Luc. 6, 42; Zehner, 432; Schulze, 193.

Lat.: Hypocrita, ejice primum trabem de oculo tuo et tunc videbis ejicere festucam de oculo fratris tui.

8 Faule Balken und morsche Breter geben kein Haus für Sturm und Wetter.

Wer aus aufgelösten Steinen, faulen Balken und morschen Bretern ein Gebäude – gleichviel ob Holzschuppen oder Staatsgebäude – aufführen will, wird immer Zeit und Mühe verlieren.

9 Hundert Balken braucht man zu Einem Frachtwagen. (Altgr.)

Kann man sehr passend sagen, um zu bezeichnen, dass unser Streben auf etwas Grosses gerichtet ist.

10 Mancher hat einen Balken in seinem Auge und will einem andern ein Splitterlein ausziehen.Lehmann, I, 54.

Holl.: Men ziet den splinter in eens anders oog, maar niet den balk in ons eigen. (Harrebomée, I, 29.)

[Spaltenumbruch] 11 Nimm den Balken aus deinem Auge!Luc. 6, 42; Schulze, 193; Zehner, 432.

Holl.: Het is onregt, dat de balk den splinter berispt. – Werp eerst den balk uit uw eigen oog. (Harrebomée I, 29.)

12 Spar up 'n Balken, säd de Bûr, up de Hilg' is 't to lat1. (Hamburg.) – Hoefer, 127.

1) Zu spät. (S. 20.)

13 Was selbsten ein balcken im aug hat (vnd behelt), das will aller welt den splitter herauss ziehen.Henisch, 153.

14 Wenn der obere Balken gekrümmt (gebrochen) ist, wird auch der untere schief liegen.

Macht des Beispiels der Obern.

Holl.: Als de boombalk gebroken is, zal de onderste scheef liggen. (Harrebomée, I, 29.)

15 Wenn ein balcke kracht, so meinen wir, das gantze hauss lige auff vns.Henisch, 174.

16 Wenn man den Balken im Auge hat, darf man für den Splitter des andern nicht sorgen.Kirchhofer, 170.

*17 Den grossen Balken auf seiner Nase sieht er nicht, aber den kleinen Splitter in meinem Auge.

Holl.: In eens anders oog ziet hij een kaf, maar in zijn eigen oog ziet hij geen' staf. (Harrebomée, II, 144.)

*18 Er hebt den Balken immer am schwersten Ende.

*19 He will dwas mit'n Balken in't Hus.

*20 Vam Balken1 up de Hille2 kuemen. (Westf.)

1) Balken, auch Boden, Speicher, Kornboden, Hausboden.

2) Auch Hilte = Kammer, Bühne, die in Bauerhäusern über den Ställen liegt. Also rückwärts, s. 12.

*21 Wir wollen's an Balken schreiben, wo's Gaissen und Kälber nicht ablecken.Fischart; Simrock, 711.

Lat.: Carbone notare. (Erasm., 78, 195.) – Creta notare. (Erasm., 87.) – Diem notare meliori lapillo.


Balkenträger.

Der Balkenträger kennt andere besser als sich selbst.


Ball (Name).

In Ball wohnen die Schelme all.

Spottspruch auf die Einwohner des pommerschen Städtchens Ball (Regierungsbezirk Stettin, Kreis Saatzig). (Vgl. Th. Schmidt, Ueber die pommerschen Chausseen. S. auch die Bemerkung unter Baiern 2.)

Engl.: At Great Glen there are more great dogs than honest men. (Bohn, 210.)


Ball.

1 Ball verloren, Spiel verloren.

Holl.: Bal verloren, spel verloren. (Harrebomée, I, 28.)

2 Bälle öffnen (zeigen) den Weg in die Hölle.

3 Der Ball läuft noch. (S. Kugel.)

Holl.: Die bal ligt nog niet stil. (Harrebomée, I, 28.)

4 Der Ball sucht den guten Spieler.

Das Glück wendet sich zu dem, der es am besten zu benutzen weiss.

Frz.: A bon joueur la balle vient. (Lendroy, 102.)

5 Ein Ball fliegt aus einer Hand in die andere.

6 Ein gut gespielter Ball findet immer sein Loch.Simrock, 712.

7 Grosse Bälle fliegen selten schnelle.

8 Gut geworfene Bälle haben gut Gefälle.

9 Je höher der Ball, je tiefer der Fall.

10 Leichte Bälle fliegen schnelle.

11 Man muss den Ball fassen, wenn er zurückprallt.

Frz.: Il faut prendre la balle au bond. (Lendroy, 101.)

12 Man muss den Ball nehmen, wie er kommt.

Holl.: Als het op een nijpen gaat, moet men den bal nemen, zoo als hij komt. (Harrebomée, I, 28.)

13 Man muss den Ball schlagen, solang' er springt.

14 Man muss den Ball spielen, wie er liegt.

Holl.: Men moet den bal slaan, zoo als hij ligt. (Harrebomée, I, 29.)

15 Mit kleinen Bällen kann man auch Beulen werfen.

16 Wie man den Ball wirft, so fliegt er.

17 Wirf den Ball auf die Erde, er steigt doch wieder in die Höh'.

*18 Auf den Ball gehen.

*19 Den Ball im Sprunge nehmen.

Den günstigen Augenblick erhaschen, etwas zur rechten Zeit thun.

*20 Der Ball ist mein.

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[[112]/0140] 8 Bold hett noch kên Stêrt1. 1) Schwanz. 9 Bold Ocke baven1, bald Blocke baven. – Frommann, II, 391. 1) Oben. 10 Gib bald, so wird der Dank alt! – Simrock, 700. 11 Was bald anfängt, muss bald aufhören. 12 Was bald wird, das verdirbt bald (vergeht auch bald). – Henisch, 175; Simrock, 702. Lat.: Quod cito fit, cito perit. Baldrian. Ach Baldrian und Dost, dos hon ech net gewosst. Mit diesen Kräutern und Hexenkraut (Circaea) suchte man früher die Kühe gegen Hexerei zu schützen, indem man sie denselben, wenn sie gekalbt hatten, eingab, oder auch überhaupt damit räucherte, sie in den Stallecken u. s. w. aufsteckte, weil die Hexen davor zurückschrecken sollten. Von einer derselben rühren auch die obigen Worte her, die sie ausrief, als sie zu einem Stalle hineinguckte und die Kräuter gewahr wurde. (Vgl. darüber Mühlhausen, Urreligion, Kassel 1860, S. 24 fg.) Balg. 1 Auch den schönen Balg stosst der Falk. 2 Der Balg ist besser als der Marder. 3 Der Balg ist das Beste am Fuchse. 4 Einen schlechten Balg kann man drehen wie man will, er gibt keinen guten Pelz. 5 Je dicker Balg, je zäher Fleisch. 6 Wer den Balg verliert, muss (auch) den Schwanz dreingeben (hergeben). – Simrock, 708. Gegen Zahlungsunfähige und dergleichen Leute. *7 Den balg füllen. – Henisch, 176. *8 Den Balg selbst herzutragen wie der Fuchs. – Kirchhofer, 276. *9 Er hat den Balg abgestreift. Seine frühere Ansicht mit einer andern Anschauung vertauscht. *10 Er hat mehr auf dem Balg als das Fleisch werth ist. – Simrock, 709; Kirchhofer, 159. *11 Er steckt noch im alten Balge. *12 Er wechselt den Balg und behält den Schalk. – Simrock, 8855. Balgen. Dat will wol balgen, awerst nich talgen. Balkan. Es ist nicht alles vom Balkan, was türkisch heisst. (Twer.) – Altmann V. Balken. 1 Auch in dicke Balken kommt der Wurm. 2 Aus Einem Balken wird kein Haus und aus Einer Blume kein Strauss. (Serb.) 3 Balken gibt's in allen Dingen. Um zu bezeichnen, dass nichts so gewiss sei, dem nicht ein Hinderniss entgegenstehe, das uns zwingen könne, die Sache genauer zu überlegen. Vom Pflügen entlehnt, wo ein Stück Holz, das in dem zu pflügenden Acker liegt, die Arbeit erschwert. 4 Den balck kan niemand bergen, den man in den augen sihet. – Henisch, 290. 5 Ein Balken gibt mehr Splitter als Keile. 6 Ein Balken macht keine Wand und ein Finger keine Hand. It.: Un canestro d'uva non fa vendemmia. – Un fior non fa ghirlanda. 7 Erst den Balken aus dem eigenen Auge, und dann den Splitter aus des Nachbars Auge. – Matth. 7, 5; Luc. 6, 42; Zehner, 432; Schulze, 193. Lat.: Hypocrita, ejice primum trabem de oculo tuo et tunc videbis ejicere festucam de oculo fratris tui. 8 Faule Balken und morsche Breter geben kein Haus für Sturm und Wetter. Wer aus aufgelösten Steinen, faulen Balken und morschen Bretern ein Gebäude – gleichviel ob Holzschuppen oder Staatsgebäude – aufführen will, wird immer Zeit und Mühe verlieren. 9 Hundert Balken braucht man zu Einem Frachtwagen. (Altgr.) Kann man sehr passend sagen, um zu bezeichnen, dass unser Streben auf etwas Grosses gerichtet ist. 10 Mancher hat einen Balken in seinem Auge und will einem andern ein Splitterlein ausziehen. – Lehmann, I, 54. Holl.: Men ziet den splinter in eens anders oog, maar niet den balk in ons eigen. (Harrebomée, I, 29.) 11 Nimm den Balken aus deinem Auge! – Luc. 6, 42; Schulze, 193; Zehner, 432. Holl.: Het is onregt, dat de balk den splinter berispt. – Werp eerst den balk uit uw eigen oog. (Harrebomée I, 29.) 12 Spar up 'n Balken, säd de Bûr, up de Hilg' is 't to lat1. (Hamburg.) – Hoefer, 127. 1) Zu spät. (S. 20.) 13 Was selbsten ein balcken im aug hat (vnd behelt), das will aller welt den splitter herauss ziehen. – Henisch, 153. 14 Wenn der obere Balken gekrümmt (gebrochen) ist, wird auch der untere schief liegen. Macht des Beispiels der Obern. Holl.: Als de boombalk gebroken is, zal de onderste scheef liggen. (Harrebomée, I, 29.) 15 Wenn ein balcke kracht, so meinen wir, das gantze hauss lige auff vns. – Henisch, 174. 16 Wenn man den Balken im Auge hat, darf man für den Splitter des andern nicht sorgen. – Kirchhofer, 170. *17 Den grossen Balken auf seiner Nase sieht er nicht, aber den kleinen Splitter in meinem Auge. Holl.: In eens anders oog ziet hij een kaf, maar in zijn eigen oog ziet hij geen' staf. (Harrebomée, II, 144.) *18 Er hebt den Balken immer am schwersten Ende. *19 He will dwas mit'n Balken in't Hus. *20 Vam Balken1 up de Hille2 kuemen. (Westf.) 1) Balken, auch Boden, Speicher, Kornboden, Hausboden. 2) Auch Hilte = Kammer, Bühne, die in Bauerhäusern über den Ställen liegt. Also rückwärts, s. 12. *21 Wir wollen's an Balken schreiben, wo's Gaissen und Kälber nicht ablecken. – Fischart; Simrock, 711. Lat.: Carbone notare. (Erasm., 78, 195.) – Creta notare. (Erasm., 87.) – Diem notare meliori lapillo. Balkenträger. Der Balkenträger kennt andere besser als sich selbst. Ball (Name). In Ball wohnen die Schelme all. Spottspruch auf die Einwohner des pommerschen Städtchens Ball (Regierungsbezirk Stettin, Kreis Saatzig). (Vgl. Th. Schmidt, Ueber die pommerschen Chausseen. S. auch die Bemerkung unter Baiern 2.) Engl.: At Great Glen there are more great dogs than honest men. (Bohn, 210.) Ball. 1 Ball verloren, Spiel verloren. Holl.: Bal verloren, spel verloren. (Harrebomée, I, 28.) 2 Bälle öffnen (zeigen) den Weg in die Hölle. 3 Der Ball läuft noch. (S. Kugel.) Holl.: Die bal ligt nog niet stil. (Harrebomée, I, 28.) 4 Der Ball sucht den guten Spieler. Das Glück wendet sich zu dem, der es am besten zu benutzen weiss. Frz.: A bon joueur la balle vient. (Lendroy, 102.) 5 Ein Ball fliegt aus einer Hand in die andere. 6 Ein gut gespielter Ball findet immer sein Loch. – Simrock, 712. 7 Grosse Bälle fliegen selten schnelle. 8 Gut geworfene Bälle haben gut Gefälle. 9 Je höher der Ball, je tiefer der Fall. 10 Leichte Bälle fliegen schnelle. 11 Man muss den Ball fassen, wenn er zurückprallt. Frz.: Il faut prendre la balle au bond. (Lendroy, 101.) 12 Man muss den Ball nehmen, wie er kommt. Holl.: Als het op een nijpen gaat, moet men den bal nemen, zoo als hij komt. (Harrebomée, I, 28.) 13 Man muss den Ball schlagen, solang' er springt. 14 Man muss den Ball spielen, wie er liegt. Holl.: Men moet den bal slaan, zoo als hij ligt. (Harrebomée, I, 29.) 15 Mit kleinen Bällen kann man auch Beulen werfen. 16 Wie man den Ball wirft, so fliegt er. 17 Wirf den Ball auf die Erde, er steigt doch wieder in die Höh'. *18 Auf den Ball gehen. *19 Den Ball im Sprunge nehmen. Den günstigen Augenblick erhaschen, etwas zur rechten Zeit thun. *20 Der Ball ist mein. Ich hab s gewonnen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [112]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/140>, abgerufen am 19.03.2024.