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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 11 Wenn er beisst, so schlingt er nicht, sagt der Schuljunge, als der Schulmeister eine Strafpredigt hielt. (Oberlausitz.)

Wortspiel mit beissen, das hier provinziell für keifen = schelten, steht.

12 Wenn man nicht beissen kann, muss man nicht bellen.

13 Wer mich beisst, den kratz' ich.

Frz.: Je lui ai rendu la monnaie de sa piece. (Lendroy, 1204.)

14 Wer nicht beissen (kann) will, muss die Zähne nicht zeigen.

Engl.: Don't bark if you Can't bite. - If you cannot bite, never shew your teeth. (Cahier, 4397-98.)

Frz.: Quand on ne peut mordre il ne faut pas aboyer.

15 Wer nichts zu beissen hat, sieht andern neidisch auf den Mund. - Philippi, I, 130.

Lat.: Edentulus vescentium dentibus invidet. (Hieron.) (Seybold, 144.)

16 Wer nichts zu beissen und zu brocken hat, dem vergeht wol der Kitzel.

17 Wo es mich beisst, darf ich nicht kratzen.

18 Wo weder zu beissen noch zu brocken ist, da ist wenig Lust.

*19 A best1 wie a Krautfuchs. - Gomolcke, 5.

1) Keift, zankt.

*20 Beess an Pelz, wenn du beise bist. - Gomolcke, 281.

*21 Bit'n as'n Kednhund.

Holl.: Hij maauwt en bijt van zich als eene bleekers teef. (Harrebomee, I, 60.)

*22 Das kan i nöt beissen. (Oesterr.) - Idiotikon Austr.

Behagt mir nicht, ich kann's nicht vertragen.

*23 Ei so beiss.

*24 Er beisst sich in einen Finger um den andern. (Landeshut in Schlesien.)

Zur Bezeichnung grosser Verlegenheit.

*25 Er beisst um sich wie ein Dachs.

*26 Er beisst wie der Hund danach.

Der in den Stein beisst und den, der ihn warf, unangefochten gehen lässt.

*27 Er beisst wie ein Krautfuchs.

Vom Zänkischen.

*28 Er bisse nicht, wenn man ihm auch die Finger ins Maul steckte. - Sailer, 60.

Von einem äusserst Sanftmüthigen.

*29 Er hat weder zu beissen, noch zu brocken (brechen, nagen). - Agricola, I, 706; Tappius, 152b; Sailer, 309.

Es fehlt ihm sowol an Nahrungsmitteln als an Brennstoff.

*30 Er hat zu beissen und zu brocken. - Simrock, 900.

*31 Er wird ihn nicht beissen. (Ostpreuss.)

Wird ihm nicht beschwerlich fallen; oder auch von jemand, von dem man aus mancherlei Gründen vermuthen kann, dass er dem andern in irgendeiner zu schlichtenden Streitsache nicht schaden werde.

*32 Er wollte schon beissen, es fehlen ihm nur die Zähne.

*33 Es beisst einen so schier ein kleiner hund als ein grosser. - Henisch, 266.

*34 Es beisst und schlägt nicht.

Es hilft weder, noch schadet's.

*35 Kann er nicht beissen, so kratzt er doch.

Frz.: S'il ne mord, s'il ne peut mordre, il egratigne.

*36 Nix zu beisse', nix zu schleisse'. (Jüd.- deutsch.) - Tendlau, 209.

Von einem, der weder Brot noch Kleidung hat. Schleissen (oberdeutsch) = abreissen, abnützen.

*37 Wenn er nichts zu beissen hat, so mag er an den Fingern saugen.

Hat er nichts, so sehe er zu, wo er etwas bekommt.

Frz.: S'il n'a pas de quoi, qu'il en gratte.


Beisszange.

Es ist eine alte Beisszange. (Oesterr.) - Idioticon Austr.

Ein böses zänkisches Weib.


Beiten.

Lang beiten ist nicht queiten. - Lehmann, II, 370, 11.

Lange geborgt ist nicht geschenkt. Ueber das uns seit dem 17. Jahrhundert im Hochdeutschen verlorengegangene Wort, das durch warten, harren, verziehen vertreten aber nicht ersetzt ist, vgl. Grimm, I, 1403.


Beiwerk.

* Beiwerk zur Hauptsache machen. - Eiselein, 65.


[Spaltenumbruch]
Beiwohnen.

Carnem in carnarium meum, sagte die Frau, dass der Mann ihr beiwohne.


Beiwohnung.

Beiwonung macht kunndtschafft (Freundschaft). - Franck, I, 35b; Simrock, 902; Lehmann, II, 47, 24; Eiselein, 65; Körte, 614.


Beizen.

1 Der müsste starke Beizen han, der weiss beizen wollte jedermann. - Murner, Nb., 11.

2 Willst du beizen oder jagen, niemand mag es dir versagen.


Beizu.

En beten bito1 säd de Amm', dor härr dat Kind up'n Henkel schäten. - Hoefer, 14.

1) Ein bischen beizu, vorbei, daneben.


Bekannt.

1 Allzu bekannt hat wenig ehr' vnd vil schand. - Henisch, 268.

2 Was bekannt werden soll, erzähle deinem Weibe. - Bertram.

3 Wer dir ist wol bekant, den lass nicht auss der hand. - Henisch, 268.

*4 Da bin ich bekannt wie ein Dreier. (Berlin.)

*5 Er ist bekannt wie der bunte Hund.

Man kennt ihn überall, nur nicht von der besten Seite.

Frz.: Il est connu comme le loup gris. (Lendroy, 932.)

Holl.: Hij is bekend als de bonte hond. (Sprenger II, XIII.)

*6 Er ist bekannt wie ein böser Groschen.

Frz.: Etre connu comme le loup gris, comme le loup blanc. - Il est decrie comme fausse monnaie.

*7 Er ist bekannt wie 'ne schlechte Goldmünze (Böhm.)

*8 Er ist mir so bekannt wie der Mann im Monde.

D. h. ganz fremd.

Frz.: Je ne le connais ni d'Adam ni d'Eve.

*9 Er ist so bekannt da wie ein Hecht auf dem Heuboden.

D. h. gar nicht.

Holl.: Ik ben er zoo bekend als een snoek op een hooizolder. (Sprenger IV, 46.)

*10 Er ist so bekannt wie Schiller in Ronneburg.

Ironisch von jemand, der wenig oder gar nicht bekannt ist. Die Redensart ist neuen Ursprungs und verdankt ihre Entstehung der Polizeibehörde zu Ronneburg (Sachsen-Altenburg), welche sich gegen eine öffentliche Schillerfeier (10. November 1859) aus dem Grunde erklärt haben soll, "weil Schiller hierorts erst seit wenigen Jahren bekannt geworden sei". (Vgl. Dorfzeitung, ferner berliner Volkszeitung, Nr. 265.) Der Volkswitz hat diesen Vorfall sofort zu einer Redensart benutzt, die er in angegebener Weise anwendet.

*11 Er ist weit und breit bekannt.

Lat.: Notus a vespere solis ad ortus. (Ovid.) (Wiegand, 818.)

*12 Es ist bekannt in allen Barbierstuben und Kneipen. - Eiselein, 54.


Bekannte.

Viel Bekannte - wenig Freunde.

Holl.: Hij heeft veel bekenden, maar weinig vrienden. (Harrebomee, I, 45.)


Bekaufen.

* Er hat sich bekauft wie Pawlowski mit Schnupftaback.

Ein rein preussisches Sprichwort aus der Gegend von Königsberg. Ein ehrlicher Gewürzkrämer dieses Namens soll (etwa um das Jahr 1750) dazu Veranlassung gegeben haben, indem er sich von einem Betrüger einen ziemlichen Vorrath geriebener Ziegel statt Schnupftaback hat verhandeln lassen. (Den Namen Pawlowski hat Bock in seinem Idioticum Prussicum nicht erwähnt, auch Hennig schreibt nur P. Die handschriftlichen Beiträge aus Königsberg enthielten den Namen vollständig.)


Bekehren.

1 Du musst dich erst bekehren, ehe du andere willst belehren.

*2 Er bekehrt sich von der Welt zu den Leuten.

*3 Er bekehrt sich, wie eine Kuh den Hasen einholt.

*4 He bekehrt sick van'n Schrubber1 to'n Heidbessen. (Ostfries.)

1) Eine steife Bürste zum Scheuern der Fussböden.

*5 He hett sik bekehrt vunn Döwel ton Satan. Frommann, V, 430.


[Spaltenumbruch] 11 Wenn er beisst, so schlingt er nicht, sagt der Schuljunge, als der Schulmeister eine Strafpredigt hielt. (Oberlausitz.)

Wortspiel mit beissen, das hier provinziell für keifen = schelten, steht.

12 Wenn man nicht beissen kann, muss man nicht bellen.

13 Wer mich beisst, den kratz' ich.

Frz.: Je lui ai rendu la monnaie de sa pièce. (Lendroy, 1204.)

14 Wer nicht beissen (kann) will, muss die Zähne nicht zeigen.

Engl.: Don't bark if you Can't bite. – If you cannot bite, never shew your teeth. (Cahier, 4397-98.)

Frz.: Quand on ne peut mordre il ne faut pas aboyer.

15 Wer nichts zu beissen hat, sieht andern neidisch auf den Mund.Philippi, I, 130.

Lat.: Edentulus vescentium dentibus invidet. (Hieron.) (Seybold, 144.)

16 Wer nichts zu beissen und zu brocken hat, dem vergeht wol der Kitzel.

17 Wo es mich beisst, darf ich nicht kratzen.

18 Wo weder zu beissen noch zu brocken ist, da ist wenig Lust.

*19 A best1 wie a Krautfuchs.Gomolcke, 5.

1) Keift, zankt.

*20 Beess an Pelz, wenn du bîse bist.Gomolcke, 281.

*21 Bit'n as'n Kednhund.

Holl.: Hij maauwt en bijt van zich als eene bleekers teef. (Harrebomée, I, 60.)

*22 Das kan i nöt beissen. (Oesterr.) – Idiotikon Austr.

Behagt mir nicht, ich kann's nicht vertragen.

*23 Ei so beiss.

*24 Er beisst sich in einen Finger um den andern. (Landeshut in Schlesien.)

Zur Bezeichnung grosser Verlegenheit.

*25 Er beisst um sich wie ein Dachs.

*26 Er beisst wie der Hund danach.

Der in den Stein beisst und den, der ihn warf, unangefochten gehen lässt.

*27 Er beisst wie ein Krautfuchs.

Vom Zänkischen.

*28 Er bisse nicht, wenn man ihm auch die Finger ins Maul steckte.Sailer, 60.

Von einem äusserst Sanftmüthigen.

*29 Er hat weder zu beissen, noch zu brocken (brechen, nagen).Agricola, I, 706; Tappius, 152b; Sailer, 309.

Es fehlt ihm sowol an Nahrungsmitteln als an Brennstoff.

*30 Er hat zu beissen und zu brocken.Simrock, 900.

*31 Er wird ihn nicht beissen. (Ostpreuss.)

Wird ihm nicht beschwerlich fallen; oder auch von jemand, von dem man aus mancherlei Gründen vermuthen kann, dass er dem andern in irgendeiner zu schlichtenden Streitsache nicht schaden werde.

*32 Er wollte schon beissen, es fehlen ihm nur die Zähne.

*33 Es beisst einen so schier ein kleiner hund als ein grosser.Henisch, 266.

*34 Es beisst und schlägt nicht.

Es hilft weder, noch schadet's.

*35 Kann er nicht beissen, so kratzt er doch.

Frz.: S'il ne mord, s'il ne peut mordre, il égratigne.

*36 Nix zu beisse', nix zu schleisse'. (Jüd.- deutsch.)Tendlau, 209.

Von einem, der weder Brot noch Kleidung hat. Schleissen (oberdeutsch) = abreissen, abnützen.

*37 Wenn er nichts zu beissen hat, so mag er an den Fingern saugen.

Hat er nichts, so sehe er zu, wo er etwas bekommt.

Frz.: S'il n'a pas de quoi, qu'il en gratte.


Beisszange.

Es ist eine alte Beisszange. (Oesterr.) – Idioticon Austr.

Ein böses zänkisches Weib.


Beiten.

Lang beiten ist nicht queiten.Lehmann, II, 370, 11.

Lange geborgt ist nicht geschenkt. Ueber das uns seit dem 17. Jahrhundert im Hochdeutschen verlorengegangene Wort, das durch warten, harren, verziehen vertreten aber nicht ersetzt ist, vgl. Grimm, I, 1403.


Beiwerk.

* Beiwerk zur Hauptsache machen.Eiselein, 65.


[Spaltenumbruch]
Beiwohnen.

Carnem in carnarium meum, sagte die Frau, dass der Mann ihr beiwohne.


Beiwohnung.

Beiwonung macht kunndtschafft (Freundschaft).Franck, I, 35b; Simrock, 902; Lehmann, II, 47, 24; Eiselein, 65; Körte, 614.


Beizen.

1 Der müsste starke Beizen han, der weiss beizen wollte jedermann.Murner, Nb., 11.

2 Willst du beizen oder jagen, niemand mag es dir versagen.


Beizu.

En bêten bitô1 säd de Amm', dôr härr dat Kind up'n Henkel schäten.Hoefer, 14.

1) Ein bischen beizu, vorbei, daneben.


Bekannt.

1 Allzu bekannt hat wenig ehr' vnd vil schand.Henisch, 268.

2 Was bekannt werden soll, erzähle deinem Weibe.Bertram.

3 Wer dir ist wol bekant, den lass nicht auss der hand.Henisch, 268.

*4 Da bin ich bekannt wie ein Dreier. (Berlin.)

*5 Er ist bekannt wie der bunte Hund.

Man kennt ihn überall, nur nicht von der besten Seite.

Frz.: Il est connu comme le loup gris. (Lendroy, 932.)

Holl.: Hij is bekend als de bonte hond. (Sprenger II, XIII.)

*6 Er ist bekannt wie ein böser Groschen.

Frz.: Être connu comme le loup gris, comme le loup blanc. – Il est décrié comme fausse monnaie.

*7 Er ist bekannt wie 'ne schlechte Goldmünze (Böhm.)

*8 Er ist mir so bekannt wie der Mann im Monde.

D. h. ganz fremd.

Frz.: Je ne le connais ni d'Adam ni d'Eve.

*9 Er ist so bekannt da wie ein Hecht auf dem Heuboden.

D. h. gar nicht.

Holl.: Ik ben er zoo bekend als een snoek op een hooizolder. (Sprenger IV, 46.)

*10 Er ist so bekannt wie Schiller in Ronneburg.

Ironisch von jemand, der wenig oder gar nicht bekannt ist. Die Redensart ist neuen Ursprungs und verdankt ihre Entstehung der Polizeibehörde zu Ronneburg (Sachsen-Altenburg), welche sich gegen eine öffentliche Schillerfeier (10. November 1859) aus dem Grunde erklärt haben soll, „weil Schiller hierorts erst seit wenigen Jahren bekannt geworden sei“. (Vgl. Dorfzeitung, ferner berliner Volkszeitung, Nr. 265.) Der Volkswitz hat diesen Vorfall sofort zu einer Redensart benutzt, die er in angegebener Weise anwendet.

*11 Er ist weit und breit bekannt.

Lat.: Notus a vespere solis ad ortus. (Ovid.) (Wiegand, 818.)

*12 Es ist bekannt in allen Barbierstuben und Kneipen.Eiselein, 54.


Bekannte.

Viel Bekannte – wenig Freunde.

Holl.: Hij heeft veel bekenden, maar weinig vrienden. (Harrebomée, I, 45.)


Bekaufen.

* Er hat sich bekauft wie Pawlowski mit Schnupftaback.

Ein rein preussisches Sprichwort aus der Gegend von Königsberg. Ein ehrlicher Gewürzkrämer dieses Namens soll (etwa um das Jahr 1750) dazu Veranlassung gegeben haben, indem er sich von einem Betrüger einen ziemlichen Vorrath geriebener Ziegel statt Schnupftaback hat verhandeln lassen. (Den Namen Pawlowski hat Bock in seinem Idioticum Prussicum nicht erwähnt, auch Hennig schreibt nur P. Die handschriftlichen Beiträge aus Königsberg enthielten den Namen vollständig.)


Bekehren.

1 Du musst dich erst bekehren, ehe du andere willst belehren.

*2 Er bekehrt sich von der Welt zu den Leuten.

*3 Er bekehrt sich, wie eine Kuh den Hasen einholt.

*4 He bekehrt sick van'n Schrubber1 to'n Heidbessen. (Ostfries.)

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[[153]/0181] 11 Wenn er beisst, so schlingt er nicht, sagt der Schuljunge, als der Schulmeister eine Strafpredigt hielt. (Oberlausitz.) Wortspiel mit beissen, das hier provinziell für keifen = schelten, steht. 12 Wenn man nicht beissen kann, muss man nicht bellen. 13 Wer mich beisst, den kratz' ich. Frz.: Je lui ai rendu la monnaie de sa pièce. (Lendroy, 1204.) 14 Wer nicht beissen (kann) will, muss die Zähne nicht zeigen. Engl.: Don't bark if you Can't bite. – If you cannot bite, never shew your teeth. (Cahier, 4397-98.) Frz.: Quand on ne peut mordre il ne faut pas aboyer. 15 Wer nichts zu beissen hat, sieht andern neidisch auf den Mund. – Philippi, I, 130. Lat.: Edentulus vescentium dentibus invidet. (Hieron.) (Seybold, 144.) 16 Wer nichts zu beissen und zu brocken hat, dem vergeht wol der Kitzel. 17 Wo es mich beisst, darf ich nicht kratzen. 18 Wo weder zu beissen noch zu brocken ist, da ist wenig Lust. *19 A best1 wie a Krautfuchs. – Gomolcke, 5. 1) Keift, zankt. *20 Beess an Pelz, wenn du bîse bist. – Gomolcke, 281. *21 Bit'n as'n Kednhund. Holl.: Hij maauwt en bijt van zich als eene bleekers teef. (Harrebomée, I, 60.) *22 Das kan i nöt beissen. (Oesterr.) – Idiotikon Austr. Behagt mir nicht, ich kann's nicht vertragen. *23 Ei so beiss. *24 Er beisst sich in einen Finger um den andern. (Landeshut in Schlesien.) Zur Bezeichnung grosser Verlegenheit. *25 Er beisst um sich wie ein Dachs. *26 Er beisst wie der Hund danach. Der in den Stein beisst und den, der ihn warf, unangefochten gehen lässt. *27 Er beisst wie ein Krautfuchs. Vom Zänkischen. *28 Er bisse nicht, wenn man ihm auch die Finger ins Maul steckte. – Sailer, 60. Von einem äusserst Sanftmüthigen. *29 Er hat weder zu beissen, noch zu brocken (brechen, nagen). – Agricola, I, 706; Tappius, 152b; Sailer, 309. Es fehlt ihm sowol an Nahrungsmitteln als an Brennstoff. *30 Er hat zu beissen und zu brocken. – Simrock, 900. *31 Er wird ihn nicht beissen. (Ostpreuss.) Wird ihm nicht beschwerlich fallen; oder auch von jemand, von dem man aus mancherlei Gründen vermuthen kann, dass er dem andern in irgendeiner zu schlichtenden Streitsache nicht schaden werde. *32 Er wollte schon beissen, es fehlen ihm nur die Zähne. *33 Es beisst einen so schier ein kleiner hund als ein grosser. – Henisch, 266. *34 Es beisst und schlägt nicht. Es hilft weder, noch schadet's. *35 Kann er nicht beissen, so kratzt er doch. Frz.: S'il ne mord, s'il ne peut mordre, il égratigne. *36 Nix zu beisse', nix zu schleisse'. (Jüd.- deutsch.) – Tendlau, 209. Von einem, der weder Brot noch Kleidung hat. Schleissen (oberdeutsch) = abreissen, abnützen. *37 Wenn er nichts zu beissen hat, so mag er an den Fingern saugen. Hat er nichts, so sehe er zu, wo er etwas bekommt. Frz.: S'il n'a pas de quoi, qu'il en gratte. Beisszange. Es ist eine alte Beisszange. (Oesterr.) – Idioticon Austr. Ein böses zänkisches Weib. Beiten. Lang beiten ist nicht queiten. – Lehmann, II, 370, 11. Lange geborgt ist nicht geschenkt. Ueber das uns seit dem 17. Jahrhundert im Hochdeutschen verlorengegangene Wort, das durch warten, harren, verziehen vertreten aber nicht ersetzt ist, vgl. Grimm, I, 1403. Beiwerk. * Beiwerk zur Hauptsache machen. – Eiselein, 65. Beiwohnen. Carnem in carnarium meum, sagte die Frau, dass der Mann ihr beiwohne. Beiwohnung. Beiwonung macht kunndtschafft (Freundschaft). – Franck, I, 35b; Simrock, 902; Lehmann, II, 47, 24; Eiselein, 65; Körte, 614. Beizen. 1 Der müsste starke Beizen han, der weiss beizen wollte jedermann. – Murner, Nb., 11. 2 Willst du beizen oder jagen, niemand mag es dir versagen. Beizu. En bêten bitô1 säd de Amm', dôr härr dat Kind up'n Henkel schäten. – Hoefer, 14. 1) Ein bischen beizu, vorbei, daneben. Bekannt. 1 Allzu bekannt hat wenig ehr' vnd vil schand. – Henisch, 268. 2 Was bekannt werden soll, erzähle deinem Weibe. – Bertram. 3 Wer dir ist wol bekant, den lass nicht auss der hand. – Henisch, 268. *4 Da bin ich bekannt wie ein Dreier. (Berlin.) *5 Er ist bekannt wie der bunte Hund. Man kennt ihn überall, nur nicht von der besten Seite. Frz.: Il est connu comme le loup gris. (Lendroy, 932.) Holl.: Hij is bekend als de bonte hond. (Sprenger II, XIII.) *6 Er ist bekannt wie ein böser Groschen. Frz.: Être connu comme le loup gris, comme le loup blanc. – Il est décrié comme fausse monnaie. *7 Er ist bekannt wie 'ne schlechte Goldmünze (Böhm.) *8 Er ist mir so bekannt wie der Mann im Monde. D. h. ganz fremd. Frz.: Je ne le connais ni d'Adam ni d'Eve. *9 Er ist so bekannt da wie ein Hecht auf dem Heuboden. D. h. gar nicht. Holl.: Ik ben er zoo bekend als een snoek op een hooizolder. (Sprenger IV, 46.) *10 Er ist so bekannt wie Schiller in Ronneburg. Ironisch von jemand, der wenig oder gar nicht bekannt ist. Die Redensart ist neuen Ursprungs und verdankt ihre Entstehung der Polizeibehörde zu Ronneburg (Sachsen-Altenburg), welche sich gegen eine öffentliche Schillerfeier (10. November 1859) aus dem Grunde erklärt haben soll, „weil Schiller hierorts erst seit wenigen Jahren bekannt geworden sei“. (Vgl. Dorfzeitung, ferner berliner Volkszeitung, Nr. 265.) Der Volkswitz hat diesen Vorfall sofort zu einer Redensart benutzt, die er in angegebener Weise anwendet. *11 Er ist weit und breit bekannt. Lat.: Notus a vespere solis ad ortus. (Ovid.) (Wiegand, 818.) *12 Es ist bekannt in allen Barbierstuben und Kneipen. – Eiselein, 54. Bekannte. Viel Bekannte – wenig Freunde. Holl.: Hij heeft veel bekenden, maar weinig vrienden. (Harrebomée, I, 45.) Bekaufen. * Er hat sich bekauft wie Pawlowski mit Schnupftaback. Ein rein preussisches Sprichwort aus der Gegend von Königsberg. Ein ehrlicher Gewürzkrämer dieses Namens soll (etwa um das Jahr 1750) dazu Veranlassung gegeben haben, indem er sich von einem Betrüger einen ziemlichen Vorrath geriebener Ziegel statt Schnupftaback hat verhandeln lassen. (Den Namen Pawlowski hat Bock in seinem Idioticum Prussicum nicht erwähnt, auch Hennig schreibt nur P. Die handschriftlichen Beiträge aus Königsberg enthielten den Namen vollständig.) Bekehren. 1 Du musst dich erst bekehren, ehe du andere willst belehren. *2 Er bekehrt sich von der Welt zu den Leuten. *3 Er bekehrt sich, wie eine Kuh den Hasen einholt. *4 He bekehrt sick van'n Schrubber1 to'n Heidbessen. (Ostfries.) 1) Eine steife Bürste zum Scheuern der Fussböden. *5 He hett sik bekehrt vunn Döwel ton Satan. Frommann, V, 430.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [153]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/181>, abgerufen am 29.03.2024.