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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch]

*23 Er hat die Büchse geladen, aber sie hat ihm versagt.

*24 Er ist in die Büchse gefallen. - Wurzbach II, 52.

Ein berliner Hauptmann war, so oft ein Leichenzug vorüberging, an seinem Fenster und warf eine kleine Marmelkugel in eine Blechbüchse, um die Zahl der Todten am Ende des Jahres zu kennen. Als er einmal nicht am Fenster war, bemerkte Chamisso zu seinem Freunde: "Er wird in die Büchse gefallen (d. i. gestorben) sein", wie es auch der Fall war. Der Ausspruch wurde nun angewandt, so oft ein Bekannter heimgegangen war.

*25 Er ist mit eyner silbern büchsen geschossen. - Tappius, 33b; Franck, I, 32b; Grimm, II, 477.

Lat.: Bos in lingua. (Erasm., 644; Seybold, 59; Philippi, I, 64; Germberg, IV, 55; Binder II, 370.)

*26 Er ist wie die Büchse Pandora's.

Allen Lastern ergeben.

Holl.: Dat is de doos van Pandora. (Harrebomee, I, 184.)

*27 Er müst in die büchse blasen. - Tappius, 50b; Henisch, 577.

Strafe zahlen, wider seine Neigung Geld zu etwas hergeben müssen. Eine Redensart auf Kegelbahnen von dem, der die verlorenen Kegel bezahlen muss. Der Verfasser der Neu ausgeputzten Sprachposaune (1648) macht den Vorschlag, dass bei allen Gastereien und Zusammenkünften die Leute eine gewisse Strafe von jedem fremden Worte erlegen und also "in die Büchse blasen" sollen. Weil man zu erröthen pflegt, wenn man wegen eines Fehlers Strafe zahlen muss, als wenn man sich geschminkt hätte (s. 30). Nicht in der Bedeutung des Strafezahlens, sondern in der eines freiwilligen Geldopfers kommt es wol in folgender Stelle des Mathesy vor: "Also auch wenn die Jungfraw Gefatter ist worden vnd ihre Gespielen mit für die Wochen nimmet, vnd >blaset ins Büchsslein<, vnd kochet heimlich ein Gerichtlein, ohne wissen vnd willen der Eltern."

Frz.: Cracher au bassin. (Lendroy, 539.)

Holl.: Hij zal in de beurs (bus) moeten blazen. (Harrebomee, I, 52.)

Lat.: Sutorio atramento absolutus. (Cicero.) (Philippi, II, 208.)

*28 Er scheusst, er ist geschossen mit der sylber buchsen. - Agricola, 288; Franck, II, 21; Körte, 764; Eiselein, 101; Sutor, 368.

Bestochen; er spricht nicht das rechte Recht.

Lat.: Fisco manus tingere.

*29 He lett sik mit'n Bussn voll Bohnen verjagen. - Eichwald, 261.

*30 In die Büchse blasen. - Wurzbach II, 53; Eiselein, 101; Körte, 764.

Sich weiss und roth schminken. Im 16. Jahrhundert wird in dem Gynaeceum Victorii der Frauen als Mulieres cerussatae gedacht, was heissen soll: Weiber, die ins Büchslein geblasen. Unter Büchslein ist hier die Schminkdose mit dem feinen Staube der Schminke gemeint, den man sich auf die Wangen blies. Da der Gestrafte ebenfalls roth zu werden pflegt, so wurde die Redensart später auch von denen gebraucht, die eine Strafe zahlen mussten (s. 27).

*31 Man muss dir offt ins Bichsle blasen. - Sutor, 368.

Man muss durch Geschenke nachhelfen, wenn er etwas thun soll.

*32 Mit silberin büchsen vnnd küglen schiessen. - Franck, II, 33a; Tappius, 231a; Henisch, 578.

Lat.: Argenteis hastis pugnare. (Seybold, 36.)

*33 Offt ist ein Büchs geladen, die doch kein Fewr gibt. - Lehmann, 134, 5.

*34 Scheit in de Büx un segg, ik heft dan. - Schütze.

So sagt der Holsteiner, wenn er jemand zu etwas verleiten oder bestimmen und für den Erfolg stehen will.


Büchsenschuss.

1 Bey einem guten Büchsenschuss. - Basler Chronik, XXIV.

2 Ein halbe Büchsenschuss weit. - Zeytbuch, II, CCXXXVIIIb.


Buchstabe.

1 Buchstaben sind ein todt Ding und thun doch viel Gutes. - Henisch, 547.

2 Der Buchstab ist ein Sklave. - Simrock, 1381; Eiselein, 101.

3 Der Buchstabe tödtet, der Geist macht lebendig. Simrock, 1379; 2 Kor. 3, 6; Schulze, 267.

Lat.: Litera enim occidit, spiritus autem vivificat.

4 Drey buchstaben machen vns eygen vnd frey. - Agricola, I, 742; Henisch, 547; Körte, 765; Simrock, 1382; Eiselein, 125; Petri, II.

Spiel mit Eva und Ave. "Wie von Eva die Sünde herkam, das Ave sie wieder von uns nahm."

[Spaltenumbruch] 5 Ein Buchstabe bringt mich um alle meine Habe. - Lehmann, II, 121, 17.

6 Ein rother Buchstab im Titel verstellt das ganze Buch.

Eine rothe Branntweinnase das schönste Gesicht.

7 Wen der Buchstab hält gefangen, der kann nicht zum Geist gelangen. - Simrock, 1380; Körte, 766.

8 Wer die Buchstaben nicht kennt, kann auch durch die Brille nicht lesen.

9 Wo der Buchstabe spricht, da braucht man das Maul nicht.

*10 Dar stat keene Bokstäwe in. - Eichwald, 144.

*11 Er hat drei buchstaben vff einem lebkuchen gessen. - Franck, I, 1b; Simrock, 1378; Körte, 765a; Sutor, 733.

Wider eingebildetes Wissen und Halbwisserei.

*12 Er kann keinen Buchstab als das R, als ob ein Hund sein Vater wär. - Brandt.

Das R heisst bei den Alten littera canina, und einen polternden Vortrag nannte Appius canina farundia.

*13 Er sieht die Buchstaben doppelt.

Ist betrunken. (S. Boden 38.)

*14 Sich auf seine vier Buchstaben setzen.


Bucht.

*1 In de Bucht springn. - Eichwald, 218.

*2 Weame tor Bucht1 brengen. (Westf.)

1) Biegung. - Ihn beugen, bezwingen, zahm machen.


Buchwitz.

Buchwitz ohne Erfahrung gibt keine Nahrung.


Buckel.

1 Der Buckel des Schulzen drückt auf die ganze Gemeinde.

So sagt man in Russland; und ich glaube, es dürfte Dörfer in Deutschland geben, auf die der Schulzenbuckel nicht weniger drückt.

2 Die Buckel sind abgekommen, sagte der Schneider, man trägt jetzt blos noch hohe Rücken.

Holl.: Excuseer mijn' bogchel, het is maar een hooge rug. - Hij heeft geen' bogchel, hij draagt zijne broodkar maan op den rug. (Harrebomee, I, 73.)

3 Ein Buckel ist schwer zu verbergen.

So schwer wie Leidenschaften und tief eingewurzelte Laster.

It.: Difficilmente si puo celar la gobba. (Pazzaglia, 146.)

4 Ein grosser Buckel trägt mehr als ein grosser Kopf.

Der Buckel ist auch das Hauptgliedmass des Esels und nicht der Kopf.

5 Fremder Buckel drückt nicht.

6 Hinter dem Buckel ist gut fechten.

7 Steig' mir den Buckel (Rücken) 'nauf und kehre rückwärts im Arsch ein. (Henneberg.)

8 Up'n Puckel, säd' Wak, un nich up'n Kopp, dor brök he den Möller dat G'nick. - Hoefer, 1105.

9 Wenn nur der Buckel auch Bauch wär', sagte der Bauernbub' an der Kirchweih, als er sich satt gegessen und noch ein Hirsebrei kam. (Franken.)

10 Wer kann seinen Buckel erblicken, er ist auf dem Rücken.

"Unsere Fehler werfen wir auf den Rücken, die uns nachgehen, werden sie leicht erblicken." (Castelli.).

11 Wer seinen Buckel will behullen hel, de hed sich vor Laobs und Strameel; wer seinen Buckel will hewwn vull, de goh noh Regenwull.

Spottsprüche, mit denen sich die kleinen pommerschen Ortschaften und Städte Labes, Stramehl und Regenwalde (Regierungsbezirk Stettin, Kreis Regenwalde) gegenseitig necken. (Vgl. Th. Schmidt, Ueber die pommerschen Chausseen.) Riehl sagt: "Ein Volk, das sich noch über sich selbst lustig machen kann, muss ein kräftiges Volk sein." (Vgl. Land und Leute, Stuttgart 1855, S. 144.) Eine Zusammenstellung dieser sprichwörtlichen Neckereien bietet Reinsberg V.

*12 Den Buckel voll Schulden haben. (Schles.)

In Appenzell sagt man: 'S Födloch (den Hintern) volla Scholda hoch.

*13 Der Buckel juckt ihm (schon wieder). - Sandvoss, 173.

Von solchen, namentlich Knaben, die allerhand muthwillige Streiche machen, obwol sie wissen, dass sie dafür bestraft werden.

[Spaltenumbruch]

*23 Er hat die Büchse geladen, aber sie hat ihm versagt.

*24 Er ist in die Büchse gefallen.Wurzbach II, 52.

Ein berliner Hauptmann war, so oft ein Leichenzug vorüberging, an seinem Fenster und warf eine kleine Marmelkugel in eine Blechbüchse, um die Zahl der Todten am Ende des Jahres zu kennen. Als er einmal nicht am Fenster war, bemerkte Chamisso zu seinem Freunde: „Er wird in die Büchse gefallen (d. i. gestorben) sein“, wie es auch der Fall war. Der Ausspruch wurde nun angewandt, so oft ein Bekannter heimgegangen war.

*25 Er ist mit eyner silbern büchsen geschossen.Tappius, 33b; Franck, I, 32b; Grimm, II, 477.

Lat.: Bos in lingua. (Erasm., 644; Seybold, 59; Philippi, I, 64; Germberg, IV, 55; Binder II, 370.)

*26 Er ist wie die Büchse Pandora's.

Allen Lastern ergeben.

Holl.: Dat is de doos van Pandora. (Harrebomée, I, 184.)

*27 Er müst in die büchse blasen.Tappius, 50b; Henisch, 577.

Strafe zahlen, wider seine Neigung Geld zu etwas hergeben müssen. Eine Redensart auf Kegelbahnen von dem, der die verlorenen Kegel bezahlen muss. Der Verfasser der Neu ausgeputzten Sprachposaune (1648) macht den Vorschlag, dass bei allen Gastereien und Zusammenkünften die Leute eine gewisse Strafe von jedem fremden Worte erlegen und also „in die Büchse blasen“ sollen. Weil man zu erröthen pflegt, wenn man wegen eines Fehlers Strafe zahlen muss, als wenn man sich geschminkt hätte (s. 30). Nicht in der Bedeutung des Strafezahlens, sondern in der eines freiwilligen Geldopfers kommt es wol in folgender Stelle des Mathesy vor: „Also auch wenn die Jungfraw Gefatter ist worden vnd ihre Gespielen mit für die Wochen nimmet, vnd ›blaset ins Büchsslein‹, vnd kochet heimlich ein Gerichtlein, ohne wissen vnd willen der Eltern.“

Frz.: Cracher au bassin. (Lendroy, 539.)

Holl.: Hij zal in de beurs (bus) moeten blazen. (Harrebomée, I, 52.)

Lat.: Sutorio atramento absolutus. (Cicero.) (Philippi, II, 208.)

*28 Er scheusst, er ist geschossen mit der sylber buchsen.Agricola, 288; Franck, II, 21; Körte, 764; Eiselein, 101; Sutor, 368.

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*29 He lett sik mit'n Bussn voll Bohnen verjagen.Eichwald, 261.

*30 In die Büchse blasen.Wurzbach II, 53; Eiselein, 101; Körte, 764.

Sich weiss und roth schminken. Im 16. Jahrhundert wird in dem Gynaeceum Victorii der Frauen als Mulieres cerussatae gedacht, was heissen soll: Weiber, die ins Büchslein geblasen. Unter Büchslein ist hier die Schminkdose mit dem feinen Staube der Schminke gemeint, den man sich auf die Wangen blies. Da der Gestrafte ebenfalls roth zu werden pflegt, so wurde die Redensart später auch von denen gebraucht, die eine Strafe zahlen mussten (s. 27).

*31 Man muss dir offt ins Bichsle blasen.Sutor, 368.

Man muss durch Geschenke nachhelfen, wenn er etwas thun soll.

*32 Mit silberin büchsen vnnd küglen schiessen.Franck, II, 33a; Tappius, 231a; Henisch, 578.

Lat.: Argenteis hastis pugnare. (Seybold, 36.)

*33 Offt ist ein Büchs geladen, die doch kein Fewr gibt.Lehmann, 134, 5.

*34 Schît in de Büx un segg, ik heft dân.Schütze.

So sagt der Holsteiner, wenn er jemand zu etwas verleiten oder bestimmen und für den Erfolg stehen will.


Büchsenschuss.

1 Bey einem guten Büchsenschuss.Basler Chronik, XXIV.

2 Ein halbē Büchsenschuss weit.Zeytbuch, II, CCXXXVIIIb.


Buchstabe.

1 Buchstaben sind ein todt Ding und thun doch viel Gutes.Henisch, 547.

2 Der Buchstab ist ein Sklave.Simrock, 1381; Eiselein, 101.

3 Der Buchstabe tödtet, der Geist macht lebendig. Simrock, 1379; 2 Kor. 3, 6; Schulze, 267.

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4 Drey buchstaben machen vns eygen vnd frey.Agricola, I, 742; Henisch, 547; Körte, 765; Simrock, 1382; Eiselein, 125; Petri, II.

Spiel mit Eva und Ave. „Wie von Eva die Sünde herkam, das Ave sie wieder von uns nahm.“

[Spaltenumbruch] 5 Ein Buchstabe bringt mich um alle meine Habe.Lehmann, II, 121, 17.

6 Ein rother Buchstab im Titel verstellt das ganze Buch.

Eine rothe Branntweinnase das schönste Gesicht.

7 Wen der Buchstab hält gefangen, der kann nicht zum Geist gelangen.Simrock, 1380; Körte, 766.

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9 Wo der Buchstabe spricht, da braucht man das Maul nicht.

*10 Dar stat keene Bôkstäwe in.Eichwald, 144.

*11 Er hat drei buchstaben vff einem lebkuchen gessen.Franck, I, 1b; Simrock, 1378; Körte, 765a; Sutor, 733.

Wider eingebildetes Wissen und Halbwisserei.

*12 Er kann keinen Buchstab als das R, als ob ein Hund sein Vater wär.Brandt.

Das R heisst bei den Alten littera canina, und einen polternden Vortrag nannte Appius canina farundia.

*13 Er sieht die Buchstaben doppelt.

Ist betrunken. (S. Boden 38.)

*14 Sich auf seine vier Buchstaben setzen.


Bucht.

*1 In de Bucht springn.Eichwald, 218.

*2 Weame tor Bucht1 brengen. (Westf.)

1) Biegung. – Ihn beugen, bezwingen, zahm machen.


Buchwitz.

Buchwitz ohne Erfahrung gibt keine Nahrung.


Buckel.

1 Der Buckel des Schulzen drückt auf die ganze Gemeinde.

So sagt man in Russland; und ich glaube, es dürfte Dörfer in Deutschland geben, auf die der Schulzenbuckel nicht weniger drückt.

2 Die Buckel sind abgekommen, sagte der Schneider, man trägt jetzt blos noch hohe Rücken.

Holl.: Excuseer mijn' bogchel, het is maar een hooge rug. – Hij heeft geen' bogchel, hij draagt zijne broodkar maan op den rug. (Harrebomée, I, 73.)

3 Ein Buckel ist schwer zu verbergen.

So schwer wie Leidenschaften und tief eingewurzelte Laster.

It.: Difficilmente si può celar la gobba. (Pazzaglia, 146.)

4 Ein grosser Buckel trägt mehr als ein grosser Kopf.

Der Buckel ist auch das Hauptgliedmass des Esels und nicht der Kopf.

5 Fremder Buckel drückt nicht.

6 Hinter dem Buckel ist gut fechten.

7 Steig' mir den Buckel (Rücken) 'nauf und kehre rückwärts im Arsch ein. (Henneberg.)

8 Up'n Puckel, säd' Wâk, un nich up'n Kopp, dôr brök he den Möller dat G'nick.Hoefer, 1105.

9 Wenn nur der Buckel auch Bauch wär', sagte der Bauernbub' an der Kirchweih, als er sich satt gegessen und noch ein Hirsebrei kam. (Franken.)

10 Wer kann seinen Buckel erblicken, er ist auf dem Rücken.

„Unsere Fehler werfen wir auf den Rücken, die uns nachgehen, werden sie leicht erblicken.“ (Castelli.).

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*12 Den Buckel voll Schulden haben. (Schles.)

In Appenzell sagt man: 'S Födloch (den Hintern) volla Scholda hoch.

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[[251]/0279] *23 Er hat die Büchse geladen, aber sie hat ihm versagt. *24 Er ist in die Büchse gefallen. – Wurzbach II, 52. Ein berliner Hauptmann war, so oft ein Leichenzug vorüberging, an seinem Fenster und warf eine kleine Marmelkugel in eine Blechbüchse, um die Zahl der Todten am Ende des Jahres zu kennen. Als er einmal nicht am Fenster war, bemerkte Chamisso zu seinem Freunde: „Er wird in die Büchse gefallen (d. i. gestorben) sein“, wie es auch der Fall war. Der Ausspruch wurde nun angewandt, so oft ein Bekannter heimgegangen war. *25 Er ist mit eyner silbern büchsen geschossen. – Tappius, 33b; Franck, I, 32b; Grimm, II, 477. Lat.: Bos in lingua. (Erasm., 644; Seybold, 59; Philippi, I, 64; Germberg, IV, 55; Binder II, 370.) *26 Er ist wie die Büchse Pandora's. Allen Lastern ergeben. Holl.: Dat is de doos van Pandora. (Harrebomée, I, 184.) *27 Er müst in die büchse blasen. – Tappius, 50b; Henisch, 577. Strafe zahlen, wider seine Neigung Geld zu etwas hergeben müssen. Eine Redensart auf Kegelbahnen von dem, der die verlorenen Kegel bezahlen muss. Der Verfasser der Neu ausgeputzten Sprachposaune (1648) macht den Vorschlag, dass bei allen Gastereien und Zusammenkünften die Leute eine gewisse Strafe von jedem fremden Worte erlegen und also „in die Büchse blasen“ sollen. Weil man zu erröthen pflegt, wenn man wegen eines Fehlers Strafe zahlen muss, als wenn man sich geschminkt hätte (s. 30). Nicht in der Bedeutung des Strafezahlens, sondern in der eines freiwilligen Geldopfers kommt es wol in folgender Stelle des Mathesy vor: „Also auch wenn die Jungfraw Gefatter ist worden vnd ihre Gespielen mit für die Wochen nimmet, vnd ›blaset ins Büchsslein‹, vnd kochet heimlich ein Gerichtlein, ohne wissen vnd willen der Eltern.“ Frz.: Cracher au bassin. (Lendroy, 539.) Holl.: Hij zal in de beurs (bus) moeten blazen. (Harrebomée, I, 52.) Lat.: Sutorio atramento absolutus. (Cicero.) (Philippi, II, 208.) *28 Er scheusst, er ist geschossen mit der sylber buchsen. – Agricola, 288; Franck, II, 21; Körte, 764; Eiselein, 101; Sutor, 368. Bestochen; er spricht nicht das rechte Recht. Lat.: Fisco manus tingere. *29 He lett sik mit'n Bussn voll Bohnen verjagen. – Eichwald, 261. *30 In die Büchse blasen. – Wurzbach II, 53; Eiselein, 101; Körte, 764. Sich weiss und roth schminken. Im 16. Jahrhundert wird in dem Gynaeceum Victorii der Frauen als Mulieres cerussatae gedacht, was heissen soll: Weiber, die ins Büchslein geblasen. Unter Büchslein ist hier die Schminkdose mit dem feinen Staube der Schminke gemeint, den man sich auf die Wangen blies. Da der Gestrafte ebenfalls roth zu werden pflegt, so wurde die Redensart später auch von denen gebraucht, die eine Strafe zahlen mussten (s. 27). *31 Man muss dir offt ins Bichsle blasen. – Sutor, 368. Man muss durch Geschenke nachhelfen, wenn er etwas thun soll. *32 Mit silberin büchsen vnnd küglen schiessen. – Franck, II, 33a; Tappius, 231a; Henisch, 578. Lat.: Argenteis hastis pugnare. (Seybold, 36.) *33 Offt ist ein Büchs geladen, die doch kein Fewr gibt. – Lehmann, 134, 5. *34 Schît in de Büx un segg, ik heft dân. – Schütze. So sagt der Holsteiner, wenn er jemand zu etwas verleiten oder bestimmen und für den Erfolg stehen will. Büchsenschuss. 1 Bey einem guten Büchsenschuss. – Basler Chronik, XXIV. 2 Ein halbē Büchsenschuss weit. – Zeytbuch, II, CCXXXVIIIb. Buchstabe. 1 Buchstaben sind ein todt Ding und thun doch viel Gutes. – Henisch, 547. 2 Der Buchstab ist ein Sklave. – Simrock, 1381; Eiselein, 101. 3 Der Buchstabe tödtet, der Geist macht lebendig. Simrock, 1379; 2 Kor. 3, 6; Schulze, 267. Lat.: Litera enim occidit, spiritus autem vivificat. 4 Drey buchstaben machen vns eygen vnd frey. – Agricola, I, 742; Henisch, 547; Körte, 765; Simrock, 1382; Eiselein, 125; Petri, II. Spiel mit Eva und Ave. „Wie von Eva die Sünde herkam, das Ave sie wieder von uns nahm.“ 5 Ein Buchstabe bringt mich um alle meine Habe. – Lehmann, II, 121, 17. 6 Ein rother Buchstab im Titel verstellt das ganze Buch. Eine rothe Branntweinnase das schönste Gesicht. 7 Wen der Buchstab hält gefangen, der kann nicht zum Geist gelangen. – Simrock, 1380; Körte, 766. 8 Wer die Buchstaben nicht kennt, kann auch durch die Brille nicht lesen. 9 Wo der Buchstabe spricht, da braucht man das Maul nicht. *10 Dar stat keene Bôkstäwe in. – Eichwald, 144. *11 Er hat drei buchstaben vff einem lebkuchen gessen. – Franck, I, 1b; Simrock, 1378; Körte, 765a; Sutor, 733. Wider eingebildetes Wissen und Halbwisserei. *12 Er kann keinen Buchstab als das R, als ob ein Hund sein Vater wär. – Brandt. Das R heisst bei den Alten littera canina, und einen polternden Vortrag nannte Appius canina farundia. *13 Er sieht die Buchstaben doppelt. Ist betrunken. (S. Boden 38.) *14 Sich auf seine vier Buchstaben setzen. Bucht. *1 In de Bucht springn. – Eichwald, 218. *2 Weame tor Bucht1 brengen. (Westf.) 1) Biegung. – Ihn beugen, bezwingen, zahm machen. Buchwitz. Buchwitz ohne Erfahrung gibt keine Nahrung. Buckel. 1 Der Buckel des Schulzen drückt auf die ganze Gemeinde. So sagt man in Russland; und ich glaube, es dürfte Dörfer in Deutschland geben, auf die der Schulzenbuckel nicht weniger drückt. 2 Die Buckel sind abgekommen, sagte der Schneider, man trägt jetzt blos noch hohe Rücken. Holl.: Excuseer mijn' bogchel, het is maar een hooge rug. – Hij heeft geen' bogchel, hij draagt zijne broodkar maan op den rug. (Harrebomée, I, 73.) 3 Ein Buckel ist schwer zu verbergen. So schwer wie Leidenschaften und tief eingewurzelte Laster. It.: Difficilmente si può celar la gobba. (Pazzaglia, 146.) 4 Ein grosser Buckel trägt mehr als ein grosser Kopf. Der Buckel ist auch das Hauptgliedmass des Esels und nicht der Kopf. 5 Fremder Buckel drückt nicht. 6 Hinter dem Buckel ist gut fechten. 7 Steig' mir den Buckel (Rücken) 'nauf und kehre rückwärts im Arsch ein. (Henneberg.) 8 Up'n Puckel, säd' Wâk, un nich up'n Kopp, dôr brök he den Möller dat G'nick. – Hoefer, 1105. 9 Wenn nur der Buckel auch Bauch wär', sagte der Bauernbub' an der Kirchweih, als er sich satt gegessen und noch ein Hirsebrei kam. (Franken.) 10 Wer kann seinen Buckel erblicken, er ist auf dem Rücken. „Unsere Fehler werfen wir auf den Rücken, die uns nachgehen, werden sie leicht erblicken.“ (Castelli.). 11 Wer sînen Buckel will behullen hêl, de hêd sich vor Laobs und Strameel; wer sînen Buckel will hewwn vull, de goh noh Regenwull. Spottsprüche, mit denen sich die kleinen pommerschen Ortschaften und Städte Labes, Stramehl und Regenwalde (Regierungsbezirk Stettin, Kreis Regenwalde) gegenseitig necken. (Vgl. Th. Schmidt, Ueber die pommerschen Chausseen.) Riehl sagt: „Ein Volk, das sich noch über sich selbst lustig machen kann, muss ein kräftiges Volk sein.“ (Vgl. Land und Leute, Stuttgart 1855, S. 144.) Eine Zusammenstellung dieser sprichwörtlichen Neckereien bietet Reinsberg V. *12 Den Buckel voll Schulden haben. (Schles.) In Appenzell sagt man: 'S Födloch (den Hintern) volla Scholda hoch. *13 Der Buckel juckt ihm (schon wieder). – Sandvoss, 173. Von solchen, namentlich Knaben, die allerhand muthwillige Streiche machen, obwol sie wissen, dass sie dafür bestraft werden.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [251]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/279>, abgerufen am 25.04.2024.