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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] Ohne diese ist häufig genug das Glück der Ehe vorbei, sobald der Rausch der Liebe verflogen ist, die Flitterwochen dahin sind.


Ampel.

1 Ampel und Docht verschlucken viel Oel und werden doch nicht feist davon.

2 Eine Ampel brennt nur dann, wenn man Oel zugiesst.

3 Wenn die Ampel brennen soll, muss man Oel zugiessen.

Lat.: Sint Maecenates, non deerunt, Flacce, Marones. (Mart.)

4 Wir mögen wol die Ampel putzen, aber kein Oel dreingeben.


Amsel.

* Eine blinde Amsel.

Unverständig. - Das deutsche Sprichwort hat die Amsel sehr dürftig behandelt; im Französischen kommt sie häufiger vor: C'est un denicheur de merles. - C'est un fin merle. (Diction. de l'Acad.) - Or commence le merle a faire son nid.

Lat.: Talpa caecior.


Amsterdam.

1 Amsterdam, haaste Geld, ik hewwe Waare, sagte de Besenbinner. (Westf.)

2 Wenn Amsterdam mein wäre, wollt' ich's in Utrecht verzehren.


Amt.

1 Alle Aemter sind schmierig, sagte des Küsters Weib, und stahl eine Kerze.

Holl.: Is het ambt smerig, elk een vlamt er op. (Harrebomee, I, 14.)

2 Amt bringt Sammt.

Manchmal aber auch kaum so viel, um grobes Tuch zu kaufen und zu bezahlen.

3 Amt gibt Kappen, (mit dem spätern Zusatz:) sind's nicht Kappen, so sind's doch Lappen. - Erklärung, 21.

Der Ursprung dieses Sprichworts fällt nach den Berichten Grunar's in seiner "Preussischen Chronik" in die Zeit des Hochmeisters Heinrich von Richtenberg, der von 1470-77, obwol in grosser Armuth, regierte, da Preussen sich nach dem verderblichen dreizehnjährigen Kriege noch nicht erholt hatte. Diese Dürftigkeit drückte auch die Ordensbrüder; und oft war nicht einmal so viel Geld in der Kasse, dass ihnen die nöthigen Kleider angeschafft werden konnten. Einer darunter, Matthias von Beybelen, bat den Hochmeister zu wiederholten malen um ein neues Kleid, zeigte ihm die zerrissenen Lappen, erhielt aber immer schlechten Trost. Auf fortgesetztes anhaltendes Bitten gab ihm endlich der Hochmeister das Amt, die Zinskäse von den Schäfern einzunehmen, wobei er bald so viel erwarb, dass er sich ein neues Kleid anschaffen konnte. Als sich nun viele über die schleunige Verbesserung seiner Umstände wunderten und ihn darum befragten, pflegte er zu antworten: Amt gibt Kappen. Diese Antwort wurde zum Sprichwort, auch bald ausserhalb Preussens, und wird gebraucht von denen, welche bei geringer Besoldung sich Nebenzugänge zu verschaffen wissen. Später wurde der obige Zusatz, die Neigung des Sprichworts zum Reime zu befriedigen, theils den Sinn zu beschränken, hinzugefügt. (Pisansky, 1760.) Eine andere Herleitung s. unter Aemtchen.

Holl.: Het ambt geeft kappen. (Harrebomee, I, 14.)

4 Amt macht verdammt.

Wenn es schlecht verwaltet wird.

5 Amt ohne Sold ist ein Schlüssel zur Unterthanen Gold.

6 Amt ohne Sold macht Diebe.

7 Amt und Person soll man unterscheiden wohl.

8 Amt und Werk zeigen an, was der Mann kann. - Gruter.

Frz.: L'office et la somme, monstreront quel soit l'homme.

9 Amt wird keinem zur Eh' gegeben, drum soll man's brauchen, weil man's hat.

10 Aemter, die besten, darben, tragen Stroh statt Garben.

11 Aemter geben Töpfe, aber keine Köpfe.

Die sollen sie auch nicht geben, weil man diese voraussetzen muss.

12 Aemter geben Würde und Bürde.

Lat.: Capere (Tradere) provinciam. (Plato.) (Erasm., 210.)

13 Aemter machen wol dicke Bäuche, aber keine vollen Köpfe.

14 Aemter sind Brunnen.

Viele aber sind blos periodische, die nur zu gewissen Zeiten Wasser haben.

15 Aemter sind Gottes, die Amtleute des Teufels.

[Spaltenumbruch] 16 Aemter und Posten hängen nicht am Baum, aber am Schiebkarren. - Schamelius, 1.

Wer ein Amt haben will, muss einflussreiche Gönner (tüchtige Schiebkarren, s. d.) haben.

Holl.: Ambten en posten hangen niet aan den boom, maar wel aan den kruiwagen. (Harrebomee, I, 14.)

17 Aemter und Zünfte müssen so rein sein, als wenn sie von den Tauben gelesen wären. - Eisenhart, II, 2, 10; Pistor., VIII, 66; Kirchhofer, 4.

Aemter und Zünfte sind hier gleichbedeutend. Es will sagen, dass dem, welcher in eine Zunft oder Gilde aufgenommen zu werden verlangt, weder in Ansehung seiner Geburt, noch seines Lebenswandels etwas entgegenstehen müsse, was denselben der Gesellschaft anderer ehrbarer Zunftgenossen unwürdig mache. Den Gedanken: Wer zu einem Amte gekommen ist, muss es nach Ehre und Würde desselben führen, drückten die Griechen in dem Sprichwort aus: Wer nach Sparta gekommen ist, schmücke es! (Spartam nactus est, hanc orna. Erasm., 840.)

18 Aemter wären schon gut, wenn nur die Rechenschaft (das Rechnunglegen) nicht wäre. - Pistor., II, 26.

19 Aemter, wobei die darben, die sie verwalten, sind Diebesanstalten.

20 Ander Amt, andre Sorge.

Lat.: Non est eadem cura oratoribus, quae phonascis. (Quinct.)

21 Danach das Amt ist, danach wird einer gehalten.

22 Das Amt bleibt gut, obschon die Person böse ist.

23 Das Amt ist des Mannes Lehrmeister.

24 Das Amt lehret den Mann.

Es gibt Kenntnisse, die man nicht im voraus lernen, sondern die man allein auf dem Wege der Erfahrung erlernen kann.

25 Das Amt lehret regieren.

26 Das Amt macht wol satt, aber nicht klug.

Es gibt aber auch Aemter, die nicht einmal satt machen, z. B. ein Nachtwächterdienst, mancher Schullehrerposten, wobei es sich von selbst versteht, dass von Klugmachung nicht die Rede ist. Oft ist die Klugheit nur noch hinderlich.

27 Das Amt weiset den Mann.

Macht ihn klüger, verständiger, einsichtsvoller.

28 Das Amt zeigt an, was der Mann kann. - Egenolff, 296.

Im Privatleben kann man den Charakter eines Mannes bei weitem nicht so kennen lernen, als im öffentlichen.

Holl.: Wat de man kan, wijst het ambt an. (Harrebomee, I, 14.)

Lat.: Magistratus virum indicat. (Pittac.) (Erasm., 285.)

29 Das Amt zeigt den Mann. - Luther, 142, 183.

Luther sagt: "Man erfährt nicht eher was in einem Manne steckt, er komme denn ins Regiment." Im Privatleben kann man den Charakter und die Anlagen nicht genug kennen lernen; wenn er aber nach seinem Willen thun darf, zeigt sich seine Gesinnung wahrhaft.

Holl.: Het ambt toont den man.

30 Das Amt zeigt nicht immer an, was der Mann kann.

31 Das Amt zeugt vom Mann. - Frank, II, 23.

32 Die Aemter können nicht leiden, was unehrlich ist.

33 Drei Aemter können es unmöglich allen recht machen: Schneider, Koch, Lehrer.

34 Drei Aemter sind die schwersten: in Kirchen und Schulen lehren, Land und Leute regieren und Kinder gebären.

35 Ein böses Amt sich selbst verdammt.

36 Ein fettes Amt vernaturet oft das Schaf in einen Wolf.

37 Ein grosses Amt läuft mit einem kleinen Manne davon.

38 Ein willkommenes Amt ist keine Last.

It.: Volontaria carica non e di carica.

39 Es ist ein böses Amt, einem Löwen die Zähne auszufeilen.

40 Es ist ein schlimmes Amt, wo man entweder Herrgott oder Teufel sein muss.

41 Es ist ein schönes Amt, wo man nur mit dem Magen arbeiten darf.

42 Es ist kein Amt so gering, es bezahlt den Strick.

43 Es ist kein Amt so gering, es lässt sich geniessen; wärmt es nicht, so flickt es doch, flickt es nicht, so lappt es doch.

44 Es ist kein Amt so gering, man kann dabei einen Braten betriefen.

[Spaltenumbruch] Ohne diese ist häufig genug das Glück der Ehe vorbei, sobald der Rausch der Liebe verflogen ist, die Flitterwochen dahin sind.


Ampel.

1 Ampel und Docht verschlucken viel Oel und werden doch nicht feist davon.

2 Eine Ampel brennt nur dann, wenn man Oel zugiesst.

3 Wenn die Ampel brennen soll, muss man Oel zugiessen.

Lat.: Sint Maecenates, non deerunt, Flacce, Marones. (Mart.)

4 Wir mögen wol die Ampel putzen, aber kein Oel dreingeben.


Amsel.

* Eine blinde Amsel.

Unverständig. – Das deutsche Sprichwort hat die Amsel sehr dürftig behandelt; im Französischen kommt sie häufiger vor: C'est un dénicheur de merles. – C'est un fin merle. (Diction. de l'Acad.) – Or commence le merle à faire son nid.

Lat.: Talpa caecior.


Amsterdam.

1 Amsterdam, haaste Geld, ik hewwe Waare, sagte de Besenbinner. (Westf.)

2 Wenn Amsterdam mein wäre, wollt' ich's in Utrecht verzehren.


Amt.

1 Alle Aemter sind schmierig, sagte des Küsters Weib, und stahl eine Kerze.

Holl.: Is het ambt smerig, elk een vlamt er op. (Harrebomée, I, 14.)

2 Amt bringt Sammt.

Manchmal aber auch kaum so viel, um grobes Tuch zu kaufen und zu bezahlen.

3 Amt gibt Kappen, (mit dem spätern Zusatz:) sind's nicht Kappen, so sind's doch Lappen.Erklärung, 21.

Der Ursprung dieses Sprichworts fällt nach den Berichten Grunar's in seiner „Preussischen Chronik“ in die Zeit des Hochmeisters Heinrich von Richtenberg, der von 1470-77, obwol in grosser Armuth, regierte, da Preussen sich nach dem verderblichen dreizehnjährigen Kriege noch nicht erholt hatte. Diese Dürftigkeit drückte auch die Ordensbrüder; und oft war nicht einmal so viel Geld in der Kasse, dass ihnen die nöthigen Kleider angeschafft werden konnten. Einer darunter, Matthias von Beybelen, bat den Hochmeister zu wiederholten malen um ein neues Kleid, zeigte ihm die zerrissenen Lappen, erhielt aber immer schlechten Trost. Auf fortgesetztes anhaltendes Bitten gab ihm endlich der Hochmeister das Amt, die Zinskäse von den Schäfern einzunehmen, wobei er bald so viel erwarb, dass er sich ein neues Kleid anschaffen konnte. Als sich nun viele über die schleunige Verbesserung seiner Umstände wunderten und ihn darum befragten, pflegte er zu antworten: Amt gibt Kappen. Diese Antwort wurde zum Sprichwort, auch bald ausserhalb Preussens, und wird gebraucht von denen, welche bei geringer Besoldung sich Nebenzugänge zu verschaffen wissen. Später wurde der obige Zusatz, die Neigung des Sprichworts zum Reime zu befriedigen, theils den Sinn zu beschränken, hinzugefügt. (Pisansky, 1760.) Eine andere Herleitung s. unter Aemtchen.

Holl.: Het ambt geeft kappen. (Harrebomée, I, 14.)

4 Amt macht verdammt.

Wenn es schlecht verwaltet wird.

5 Amt ohne Sold ist ein Schlüssel zur Unterthanen Gold.

6 Amt ohne Sold macht Diebe.

7 Amt und Person soll man unterscheiden wohl.

8 Amt und Werk zeigen an, was der Mann kann.Gruter.

Frz.: L'office et la somme, monstreront quel soit l'homme.

9 Amt wird keinem zur Eh' gegeben, drum soll man's brauchen, weil man's hat.

10 Aemter, die besten, darben, tragen Stroh statt Garben.

11 Aemter geben Töpfe, aber keine Köpfe.

Die sollen sie auch nicht geben, weil man diese voraussetzen muss.

12 Aemter geben Würde und Bürde.

Lat.: Capere (Tradere) provinciam. (Plato.) (Erasm., 210.)

13 Aemter machen wol dicke Bäuche, aber keine vollen Köpfe.

14 Aemter sind Brunnen.

Viele aber sind blos periodische, die nur zu gewissen Zeiten Wasser haben.

15 Aemter sind Gottes, die Amtleute des Teufels.

[Spaltenumbruch] 16 Aemter und Posten hängen nicht am Baum, aber am Schiebkarren.Schamelius, 1.

Wer ein Amt haben will, muss einflussreiche Gönner (tüchtige Schiebkarren, s. d.) haben.

Holl.: Ambten en posten hangen niet aan den boom, maar wel aan den kruiwagen. (Harrebomée, I, 14.)

17 Aemter und Zünfte müssen so rein sein, als wenn sie von den Tauben gelesen wären.Eisenhart, II, 2, 10; Pistor., VIII, 66; Kirchhofer, 4.

Aemter und Zünfte sind hier gleichbedeutend. Es will sagen, dass dem, welcher in eine Zunft oder Gilde aufgenommen zu werden verlangt, weder in Ansehung seiner Geburt, noch seines Lebenswandels etwas entgegenstehen müsse, was denselben der Gesellschaft anderer ehrbarer Zunftgenossen unwürdig mache. Den Gedanken: Wer zu einem Amte gekommen ist, muss es nach Ehre und Würde desselben führen, drückten die Griechen in dem Sprichwort aus: Wer nach Sparta gekommen ist, schmücke es! (Spartam nactus est, hanc orna. Erasm., 840.)

18 Aemter wären schon gut, wenn nur die Rechenschaft (das Rechnunglegen) nicht wäre.Pistor., II, 26.

19 Aemter, wobei die darben, die sie verwalten, sind Diebesanstalten.

20 Ander Amt, andre Sorge.

Lat.: Non est eadem cura oratoribus, quae phonascis. (Quinct.)

21 Danach das Amt ist, danach wird einer gehalten.

22 Das Amt bleibt gut, obschon die Person böse ist.

23 Das Amt ist des Mannes Lehrmeister.

24 Das Amt lehret den Mann.

Es gibt Kenntnisse, die man nicht im voraus lernen, sondern die man allein auf dem Wege der Erfahrung erlernen kann.

25 Das Amt lehret regieren.

26 Das Amt macht wol satt, aber nicht klug.

Es gibt aber auch Aemter, die nicht einmal satt machen, z. B. ein Nachtwächterdienst, mancher Schullehrerposten, wobei es sich von selbst versteht, dass von Klugmachung nicht die Rede ist. Oft ist die Klugheit nur noch hinderlich.

27 Das Amt weiset den Mann.

Macht ihn klüger, verständiger, einsichtsvoller.

28 Das Amt zeigt an, was der Mann kann.Egenolff, 296.

Im Privatleben kann man den Charakter eines Mannes bei weitem nicht so kennen lernen, als im öffentlichen.

Holl.: Wat de man kan, wijst het ambt an. (Harrebomée, I, 14.)

Lat.: Magistratus virum indicat. (Pittac.) (Erasm., 285.)

29 Das Amt zeigt den Mann.Luther, 142, 183.

Luther sagt: „Man erfährt nicht eher was in einem Manne steckt, er komme denn ins Regiment.“ Im Privatleben kann man den Charakter und die Anlagen nicht genug kennen lernen; wenn er aber nach seinem Willen thun darf, zeigt sich seine Gesinnung wahrhaft.

Holl.: Het ambt toont den man.

30 Das Amt zeigt nicht immer an, was der Mann kann.

31 Das Amt zeugt vom Mann.Frank, II, 23.

32 Die Aemter können nicht leiden, was unehrlich ist.

33 Drei Aemter können es unmöglich allen recht machen: Schneider, Koch, Lehrer.

34 Drei Aemter sind die schwersten: in Kirchen und Schulen lehren, Land und Leute regieren und Kinder gebären.

35 Ein böses Amt sich selbst verdammt.

36 Ein fettes Amt vernaturet oft das Schaf in einen Wolf.

37 Ein grosses Amt läuft mit einem kleinen Manne davon.

38 Ein willkommenes Amt ist keine Last.

It.: Volontaria carica non è di carica.

39 Es ist ein böses Amt, einem Löwen die Zähne auszufeilen.

40 Es ist ein schlimmes Amt, wo man entweder Herrgott oder Teufel sein muss.

41 Es ist ein schönes Amt, wo man nur mit dem Magen arbeiten darf.

42 Es ist kein Amt so gering, es bezahlt den Strick.

43 Es ist kein Amt so gering, es lässt sich geniessen; wärmt es nicht, so flickt es doch, flickt es nicht, so lappt es doch.

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[[35]/0063] Ohne diese ist häufig genug das Glück der Ehe vorbei, sobald der Rausch der Liebe verflogen ist, die Flitterwochen dahin sind. Ampel. 1 Ampel und Docht verschlucken viel Oel und werden doch nicht feist davon. 2 Eine Ampel brennt nur dann, wenn man Oel zugiesst. 3 Wenn die Ampel brennen soll, muss man Oel zugiessen. Lat.: Sint Maecenates, non deerunt, Flacce, Marones. (Mart.) 4 Wir mögen wol die Ampel putzen, aber kein Oel dreingeben. Amsel. * Eine blinde Amsel. Unverständig. – Das deutsche Sprichwort hat die Amsel sehr dürftig behandelt; im Französischen kommt sie häufiger vor: C'est un dénicheur de merles. – C'est un fin merle. (Diction. de l'Acad.) – Or commence le merle à faire son nid. Lat.: Talpa caecior. Amsterdam. 1 Amsterdam, haaste Geld, ik hewwe Waare, sagte de Besenbinner. (Westf.) 2 Wenn Amsterdam mein wäre, wollt' ich's in Utrecht verzehren. Amt. 1 Alle Aemter sind schmierig, sagte des Küsters Weib, und stahl eine Kerze. Holl.: Is het ambt smerig, elk een vlamt er op. (Harrebomée, I, 14.) 2 Amt bringt Sammt. Manchmal aber auch kaum so viel, um grobes Tuch zu kaufen und zu bezahlen. 3 Amt gibt Kappen, (mit dem spätern Zusatz:) sind's nicht Kappen, so sind's doch Lappen. – Erklärung, 21. Der Ursprung dieses Sprichworts fällt nach den Berichten Grunar's in seiner „Preussischen Chronik“ in die Zeit des Hochmeisters Heinrich von Richtenberg, der von 1470-77, obwol in grosser Armuth, regierte, da Preussen sich nach dem verderblichen dreizehnjährigen Kriege noch nicht erholt hatte. Diese Dürftigkeit drückte auch die Ordensbrüder; und oft war nicht einmal so viel Geld in der Kasse, dass ihnen die nöthigen Kleider angeschafft werden konnten. Einer darunter, Matthias von Beybelen, bat den Hochmeister zu wiederholten malen um ein neues Kleid, zeigte ihm die zerrissenen Lappen, erhielt aber immer schlechten Trost. Auf fortgesetztes anhaltendes Bitten gab ihm endlich der Hochmeister das Amt, die Zinskäse von den Schäfern einzunehmen, wobei er bald so viel erwarb, dass er sich ein neues Kleid anschaffen konnte. Als sich nun viele über die schleunige Verbesserung seiner Umstände wunderten und ihn darum befragten, pflegte er zu antworten: Amt gibt Kappen. Diese Antwort wurde zum Sprichwort, auch bald ausserhalb Preussens, und wird gebraucht von denen, welche bei geringer Besoldung sich Nebenzugänge zu verschaffen wissen. Später wurde der obige Zusatz, die Neigung des Sprichworts zum Reime zu befriedigen, theils den Sinn zu beschränken, hinzugefügt. (Pisansky, 1760.) Eine andere Herleitung s. unter Aemtchen. Holl.: Het ambt geeft kappen. (Harrebomée, I, 14.) 4 Amt macht verdammt. Wenn es schlecht verwaltet wird. 5 Amt ohne Sold ist ein Schlüssel zur Unterthanen Gold. 6 Amt ohne Sold macht Diebe. 7 Amt und Person soll man unterscheiden wohl. 8 Amt und Werk zeigen an, was der Mann kann. – Gruter. Frz.: L'office et la somme, monstreront quel soit l'homme. 9 Amt wird keinem zur Eh' gegeben, drum soll man's brauchen, weil man's hat. 10 Aemter, die besten, darben, tragen Stroh statt Garben. 11 Aemter geben Töpfe, aber keine Köpfe. Die sollen sie auch nicht geben, weil man diese voraussetzen muss. 12 Aemter geben Würde und Bürde. Lat.: Capere (Tradere) provinciam. (Plato.) (Erasm., 210.) 13 Aemter machen wol dicke Bäuche, aber keine vollen Köpfe. 14 Aemter sind Brunnen. Viele aber sind blos periodische, die nur zu gewissen Zeiten Wasser haben. 15 Aemter sind Gottes, die Amtleute des Teufels. 16 Aemter und Posten hängen nicht am Baum, aber am Schiebkarren. – Schamelius, 1. Wer ein Amt haben will, muss einflussreiche Gönner (tüchtige Schiebkarren, s. d.) haben. Holl.: Ambten en posten hangen niet aan den boom, maar wel aan den kruiwagen. (Harrebomée, I, 14.) 17 Aemter und Zünfte müssen so rein sein, als wenn sie von den Tauben gelesen wären. – Eisenhart, II, 2, 10; Pistor., VIII, 66; Kirchhofer, 4. Aemter und Zünfte sind hier gleichbedeutend. Es will sagen, dass dem, welcher in eine Zunft oder Gilde aufgenommen zu werden verlangt, weder in Ansehung seiner Geburt, noch seines Lebenswandels etwas entgegenstehen müsse, was denselben der Gesellschaft anderer ehrbarer Zunftgenossen unwürdig mache. Den Gedanken: Wer zu einem Amte gekommen ist, muss es nach Ehre und Würde desselben führen, drückten die Griechen in dem Sprichwort aus: Wer nach Sparta gekommen ist, schmücke es! (Spartam nactus est, hanc orna. Erasm., 840.) 18 Aemter wären schon gut, wenn nur die Rechenschaft (das Rechnunglegen) nicht wäre. – Pistor., II, 26. 19 Aemter, wobei die darben, die sie verwalten, sind Diebesanstalten. 20 Ander Amt, andre Sorge. Lat.: Non est eadem cura oratoribus, quae phonascis. (Quinct.) 21 Danach das Amt ist, danach wird einer gehalten. 22 Das Amt bleibt gut, obschon die Person böse ist. 23 Das Amt ist des Mannes Lehrmeister. 24 Das Amt lehret den Mann. Es gibt Kenntnisse, die man nicht im voraus lernen, sondern die man allein auf dem Wege der Erfahrung erlernen kann. 25 Das Amt lehret regieren. 26 Das Amt macht wol satt, aber nicht klug. Es gibt aber auch Aemter, die nicht einmal satt machen, z. B. ein Nachtwächterdienst, mancher Schullehrerposten, wobei es sich von selbst versteht, dass von Klugmachung nicht die Rede ist. Oft ist die Klugheit nur noch hinderlich. 27 Das Amt weiset den Mann. Macht ihn klüger, verständiger, einsichtsvoller. 28 Das Amt zeigt an, was der Mann kann. – Egenolff, 296. Im Privatleben kann man den Charakter eines Mannes bei weitem nicht so kennen lernen, als im öffentlichen. Holl.: Wat de man kan, wijst het ambt an. (Harrebomée, I, 14.) Lat.: Magistratus virum indicat. (Pittac.) (Erasm., 285.) 29 Das Amt zeigt den Mann. – Luther, 142, 183. Luther sagt: „Man erfährt nicht eher was in einem Manne steckt, er komme denn ins Regiment.“ Im Privatleben kann man den Charakter und die Anlagen nicht genug kennen lernen; wenn er aber nach seinem Willen thun darf, zeigt sich seine Gesinnung wahrhaft. Holl.: Het ambt toont den man. 30 Das Amt zeigt nicht immer an, was der Mann kann. 31 Das Amt zeugt vom Mann. – Frank, II, 23. 32 Die Aemter können nicht leiden, was unehrlich ist. 33 Drei Aemter können es unmöglich allen recht machen: Schneider, Koch, Lehrer. 34 Drei Aemter sind die schwersten: in Kirchen und Schulen lehren, Land und Leute regieren und Kinder gebären. 35 Ein böses Amt sich selbst verdammt. 36 Ein fettes Amt vernaturet oft das Schaf in einen Wolf. 37 Ein grosses Amt läuft mit einem kleinen Manne davon. 38 Ein willkommenes Amt ist keine Last. It.: Volontaria carica non è di carica. 39 Es ist ein böses Amt, einem Löwen die Zähne auszufeilen. 40 Es ist ein schlimmes Amt, wo man entweder Herrgott oder Teufel sein muss. 41 Es ist ein schönes Amt, wo man nur mit dem Magen arbeiten darf. 42 Es ist kein Amt so gering, es bezahlt den Strick. 43 Es ist kein Amt so gering, es lässt sich geniessen; wärmt es nicht, so flickt es doch, flickt es nicht, so lappt es doch. 44 Es ist kein Amt so gering, man kann dabei einen Braten betriefen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [35]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/63>, abgerufen am 19.04.2024.