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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] sie nicht müssig were (oder nach Bebel: dass ihr Beelzebub nicht käme ins Haus). - Lehmann, 524, 19; Eiselein, 478; Körte, 4354; Venedey, 75.

"Gar mancher findet in der Sünde für sich die allerbeste Pfründe; da, folgt er eifrig dieser Bahn, wird Satan bald ihm Amtskumpan."

Engl.: An idle brain is the devil's shop. (Eiselein, 478; Gaal, 1171.)

It.: La pigrizia fomenta i vizii. (Pazzaglia, 292, 7.)

Lat.: Bibite, fratres (sagte jener Mönch) bibite, ne diabolus vos otiosos inveniat. (Eiselein, 478.) - Otium pulvinar diaboli. (Gaal, 1171; Seybold, 423.)

31 Müssiggang ist ein Hausdieb.

32 Müssiggang ist ein Rost, der mehr angreift als die Arbeit selbst.

33 Müssiggang ist eine schwere Arbeit. - Simrock, 7195; Körte, 4358; Körte2, 5472; Braun, I, 2829; Venedey, 75.

Die Irländer sagen: Müssiggang ist der Wunsch eines Thoren. (Morgenblatt, Stuttgart 1849, S. 746.) Die Franzosen: Es ist schwerer, nichts zu thun, als arbeiten. (Reinsberg III, 136.)

34 Müssiggang lehret nichts guts. - Sutor, 577.

35 Müssiggang lehrt viel Böses. - Struve, II, 23; Petri, II, 484. Aus Sirach 33, 29 entlehnt.

Die Serben: Der Teufel ackert weder, noch gräbt er, weshalb er auch immer an Schlimmes denkt. (Reinsberg III, 132.) Tunnicius (1200): Leddich wesen brinkt einen to sunden. (Otia perversos mores docuere maligna.)

Frz.: L'oisivete engendre le vive. (Gaal, 1172.)

It.: Per disarmar carnalita fuggir conviene l'oziosita. (Pazzaglia, 255, 4.)

Lat.: Otia dant vitia. (Faselius, 190; Philippi, II, 78; Schulblatt, 488; Seybold, 423; Gaal, 1172.)

Schwed.: Lättia giör onda tanckar. - Lättia lärer laster. (Grubb, 492.)

36 Müssiggang macht das Uebel ärger.

Mhd.: Bei senedem leide müezekheit da wehset iemer senede leit. (Tristan.) (Zingerle, 105.)

37 Müssiggang macht den Körper krank.

Lat.: Cernis ut ignavum corrumpant otia corpus ut capiant vitium ni moveantur aquae. (Ovid.) (Froberg, 78; Philippi, I, 80.)

38 Müssiggang macht den vollsten Beutel eitel. - Parömiakon, 601.

Böhm.: Nedomluvis-li se, nedolenis se. (Celakovsky, 136.)

Lat.: Otium fortunas secundas perdit. (Schulblatt, 488.)

39 Müssiggang macht endlich trawrige Arbeit. - Lehmann, 524, 26; Sailer, 157; Simrock, 7197.

40 Müssiggang schläfert ein.

41 Müssiggang, Sünde anefang. - Theatrum Diabolorum, 306a.

42 Müssiggang verzehrt den Leib wie Rost das Eisen. - Simrock, 7200; Körte, 4357.

Der Wahlspruch Maximilian's I. von Deutschland. "Zum Pfalzgraff Friedrich dem andern Churfürsten, der wegen seines Lebens in etwas Leibsblödigkeit gerathen, sagte Kaiser Maximilian I.: Das stillsitzen und der Müssiggang pflege Adeliche Dapffere Leiber nicht anderst als der Rost das Eisen zu verderben." (Zinkgref, I, 69.)

Dän.: Laedighed fortaerer legem og siel, som rust i jernet. (Prov. dan., 371.)

43 Müssiggang vnd füllerey sind des Teuffels Stricke. - Henisch, 1287, 34; Petri, II, 484.

44 Müssiggang vnd vnbedacht hat manchen vmb sein Ehr gebracht. - Petri, II, 102.

45 Vom Müssiggang kompt nichts guts. - Petri, II, 581.

46 Vor Müssiggang dich wol bewahr', dass dir kein Schaden widerfahr'.

Lat.: Otia si quis amat: vae, vae, mihi postea clamat. (Loci comm., 149; Sutor, 578.)

47 Wer dem Müssiggang ergeben, kan nicht ohne Sünde leben. - Sutor, 423.

Lat.: Homines nihil agendo, male agere discunt. (Sutor, 577; Chaos, 707.) - Otia qui sequitur, sine crimine uix reperitur. (Loci comm., 149.)

48 Wer Müssiggang nachgehet, der hat armuth zum geferten. - Henisch, 1432, 36; Petri, II, 737.

49 Wo der Müssiggang, da ist des Teufels Anhang. - Parömiakon, 570.

50 Wo Müssiggang wohnt, kehrt Krankheit ein.

51 Zum Müssiggange gehören entweder grosse Zinsen oder hohe Galgen. - Petri, II, 858; Simrock,[Spaltenumbruch] 7201; Körte, 4359; Venedey, 75; Zinkgref, III, 326; Braun, I, 2831.

Lat.: Nam qui dormiunt libenter, sine lucro, et cum malo quiescunt. (Sutor, 584.)

*52 Den Müssiggang aufräumen. (Altenburg.)

Das Nichtsthun in den Schein der Geschäftigkeit verkleiden. Was hat A. heute zu thun? Er hat den Müssiggang von gestern aufzuräumen, d. h. er hat gestern nichts gethan und thut heute wieder nichts.

*53 Der wohlgefütterte Müssiggang.

Frz.: Celui qui travaille, mange la paille; celui qui ne fait rien, mange le foin.

*54 Er hat den Müssiggang zum Zeitvertreib und die Faulheit zur Gespielin.


Müssiggänger.

1 Dem Müssiggänger fällt das Bücken schwer.

Dän.: Ledighed giör arbeydet besvaerligt. (Prov. dan., 378.)

2 Dem Müssiggänger gehören zwei Brote; er hätte sonst nichts zu thun, wenn er nicht des Leibes pflegte. - Petri, II, 75; Eiselein, 478; Klosterspiegel, 58, 15; Sailer, 203; Simrock, 7203.

3 Ein junger Müssiggänger, ein alter Bettler.

Böhm.: Mladi, lezaci, stari zebraci. (Celakovsky, 136.) - Mnoho lenochuv, mnoho hrisnikuv. (Celakovsky, 134.)

It.: L'ozioso e sempre bisognoso. (Pazzaglia, 255, 3.)

4 Ein Müssiggänger hat nur rothe Tage im Kalender.

Böhm.: Kdo nerad dela, tomu vzdy svatek jest. - Zahalecum vzdycky svatek. (Celakovsky, 134.)

Slow.: Kdo nerad robi, tomu vzdycky hody. (Celakovsky, 134.)

5 Ein Müssiggänger kostet mehr als ein (zehn) Arbeiter. - Petri, II, 215; Simrock, 7202; Körte2, 5473a; Braun, I, 2830.

In Apulien sagt man: Wer arbeitet, hat'n halben Fisch, wer nicht arbeitet anderthalb. (Ausland, Augsburg 1870, S. 425.)

6 Ein Müssiggänger kostet mehr als zehn Arbeiter, sagte der Schreiber, als er mit der Klosterrechnung fertig war. - Klosterspiegel, 12, 5.

7 Ein Müssiggänger macht ein Dutzend böse Bürger. - Klosterspiegel, 57, 8.

8 Ein Müssiggänger platzt eher vor Hunger als vor Ueberfluss.

Frz.: Qui tous jours est oisif et chomme, ne meliore et ne fait somme. (Leroux, II, 311.)

9 Ein müssiggenger ist lebendig todt. - Lehmann, 523, 2.

Justus Lipsius vergleicht die Müssiggänger mit dem Todten Meere. (Zinkgref, III, 258.)

10 Einem müssiggenger gehören alweg zwey brod. - Franck, II, 174a.

"Oder zweyer Menschen ausskommen, eim Arbeiter nur eins." (Franck, Zeytbuch, CXXXIb.)

11 Müssiggänger und Nussbäume geben keine Früchte, man werfe denn mit Prügel drein. - Sutor, 578.

12 Müssiggängern soll man das Kuhfenster weisen. - Petri, II, 484.

13 Wenn man die müssiggänger könte abschaffen, so würden alle Laster abgeschafft. - Lehmann, 525, 32.

*14 Ein beschäftigter (geschäftiger) Müssiggänger sein.

Die wichtigen Berufsgeschäfte vernachlässigen und seine Zeit mit Kleinigkeiten verthun.

*15 Ein Müssiggänger kann jeden Tag abkommen.

Frz.: Assez vit qui rien ne faict. (Leroux, II, 175.)


Müssiggängerzunft.

* Er gehört in die Müssiggängerzunft.

Nach der Stadtverfassung Strasburgs musste jeder Bürger, der nicht dem städtischen Adel angehörte, Mitglied einer Zunft sein. Die Zünfte bestanden nicht ausschliesslich aus Handwerksgenossen, sondern waren mehr politische Vereine; doch liessen sich Bürger, die, wie Gastwirthe und andere, kein Handwerk betrieben, vorzugsweise in die freiburger Zunft aufnehmen, die daher auch den Spitznamen Müssiggängerzunft führte. (Vgl. Heitz, Das Zunftwesen in Strasburg, 1856.)


Müssiggehen.

1 Besser müssiggegangen, als übel gewerkelt. - Winckler, XI, 13.

[Spaltenumbruch] sie nicht müssig were (oder nach Bebel: dass ihr Beelzebub nicht käme ins Haus). – Lehmann, 524, 19; Eiselein, 478; Körte, 4354; Venedey, 75.

„Gar mancher findet in der Sünde für sich die allerbeste Pfründe; da, folgt er eifrig dieser Bahn, wird Satan bald ihm Amtskumpan.“

Engl.: An idle brain is the devil's shop. (Eiselein, 478; Gaal, 1171.)

It.: La pigrizia fomenta i vizii. (Pazzaglia, 292, 7.)

Lat.: Bibite, fratres (sagte jener Mönch) bibite, ne diabolus vos otiosos inveniat. (Eiselein, 478.) – Otium pulvinar diaboli. (Gaal, 1171; Seybold, 423.)

31 Müssiggang ist ein Hausdieb.

32 Müssiggang ist ein Rost, der mehr angreift als die Arbeit selbst.

33 Müssiggang ist eine schwere Arbeit.Simrock, 7195; Körte, 4358; Körte2, 5472; Braun, I, 2829; Venedey, 75.

Die Irländer sagen: Müssiggang ist der Wunsch eines Thoren. (Morgenblatt, Stuttgart 1849, S. 746.) Die Franzosen: Es ist schwerer, nichts zu thun, als arbeiten. (Reinsberg III, 136.)

34 Müssiggang lehret nichts guts.Sutor, 577.

35 Müssiggang lehrt viel Böses.Struve, II, 23; Petri, II, 484. Aus Sirach 33, 29 entlehnt.

Die Serben: Der Teufel ackert weder, noch gräbt er, weshalb er auch immer an Schlimmes denkt. (Reinsberg III, 132.) Tunnicius (1200): Leddich wesen brinkt einen to sunden. (Otia perversos mores docuere maligna.)

Frz.: L'oisiveté engendre le vive. (Gaal, 1172.)

It.: Per disarmar carnalità fuggir conviene l'oziosità. (Pazzaglia, 255, 4.)

Lat.: Otia dant vitia. (Faselius, 190; Philippi, II, 78; Schulblatt, 488; Seybold, 423; Gaal, 1172.)

Schwed.: Lättia giör onda tanckar. – Lättia lärer laster. (Grubb, 492.)

36 Müssiggang macht das Uebel ärger.

Mhd.: Bî senedem leide müezekheit dâ wehset iemer senede leit. (Tristan.) (Zingerle, 105.)

37 Müssiggang macht den Körper krank.

Lat.: Cernis ut ignavum corrumpant otia corpus ut capiant vitium ni moveantur aquae. (Ovid.) (Froberg, 78; Philippi, I, 80.)

38 Müssiggang macht den vollsten Beutel eitel.Parömiakon, 601.

Böhm.: Nedomluvíš-li se, nedoleníš se. (Čelakovsky, 136.)

Lat.: Otium fortunas secundas perdit. (Schulblatt, 488.)

39 Müssiggang macht endlich trawrige Arbeit.Lehmann, 524, 26; Sailer, 157; Simrock, 7197.

40 Müssiggang schläfert ein.

41 Müssiggang, Sünde anefang.Theatrum Diabolorum, 306a.

42 Müssiggang verzehrt den Leib wie Rost das Eisen.Simrock, 7200; Körte, 4357.

Der Wahlspruch Maximilian's I. von Deutschland. „Zum Pfalzgraff Friedrich dem andern Churfürsten, der wegen seines Lebens in etwas Leibsblödigkeit gerathen, sagte Kaiser Maximilian I.: Das stillsitzen und der Müssiggang pflege Adeliche Dapffere Leiber nicht anderst als der Rost das Eisen zu verderben.“ (Zinkgref, I, 69.)

Dän.: Lædighed fortærer legem og siel, som rust i jernet. (Prov. dan., 371.)

43 Müssiggang vnd füllerey sind des Teuffels Stricke.Henisch, 1287, 34; Petri, II, 484.

44 Müssiggang vnd vnbedacht hat manchen vmb sein Ehr gebracht.Petri, II, 102.

45 Vom Müssiggang kompt nichts guts.Petri, II, 581.

46 Vor Müssiggang dich wol bewahr', dass dir kein Schaden widerfahr'.

Lat.: Otia si quis amat: vae, vae, mihi postea clamat. (Loci comm., 149; Sutor, 578.)

47 Wer dem Müssiggang ergeben, kan nicht ohne Sünde leben.Sutor, 423.

Lat.: Homines nihil agendo, male agere discunt. (Sutor, 577; Chaos, 707.) – Otia qui sequitur, sine crimine uix reperitur. (Loci comm., 149.)

48 Wer Müssiggang nachgehet, der hat armuth zum geferten.Henisch, 1432, 36; Petri, II, 737.

49 Wo der Müssiggang, da ist des Teufels Anhang.Parömiakon, 570.

50 Wo Müssiggang wohnt, kehrt Krankheit ein.

51 Zum Müssiggange gehören entweder grosse Zinsen oder hohe Galgen.Petri, II, 858; Simrock,[Spaltenumbruch] 7201; Körte, 4359; Venedey, 75; Zinkgref, III, 326; Braun, I, 2831.

Lat.: Nam qui dormiunt libenter, sine lucro, et cum malo quiescunt. (Sutor, 584.)

*52 Den Müssiggang aufräumen. (Altenburg.)

Das Nichtsthun in den Schein der Geschäftigkeit verkleiden. Was hat A. heute zu thun? Er hat den Müssiggang von gestern aufzuräumen, d. h. er hat gestern nichts gethan und thut heute wieder nichts.

*53 Der wohlgefütterte Müssiggang.

Frz.: Celui qui travaille, mange la paille; celui qui ne fait rien, mange le foin.

*54 Er hat den Müssiggang zum Zeitvertreib und die Faulheit zur Gespielin.


Müssiggänger.

1 Dem Müssiggänger fällt das Bücken schwer.

Dän.: Ledighed giør arbeydet besværligt. (Prov. dan., 378.)

2 Dem Müssiggänger gehören zwei Brote; er hätte sonst nichts zu thun, wenn er nicht des Leibes pflegte.Petri, II, 75; Eiselein, 478; Klosterspiegel, 58, 15; Sailer, 203; Simrock, 7203.

3 Ein junger Müssiggänger, ein alter Bettler.

Böhm.: Mladí, ležáci, staří žebráci. (Čelakovsky, 136.) – Mnoho lenochův, mnoho hříšníkův. (Čelakovsky, 134.)

It.: L'ozioso è sempre bisognoso. (Pazzaglia, 255, 3.)

4 Ein Müssiggänger hat nur rothe Tage im Kalender.

Böhm.: Kdo nerad dĕlá, tomu vždy svátek jest. – Zahalečům vždycky svátek. (Čelakovsky, 134.)

Slow.: Kdo nĕrad robí, tomu vždycky hody. (Čelakovsky, 134.)

5 Ein Müssiggänger kostet mehr als ein (zehn) Arbeiter.Petri, II, 215; Simrock, 7202; Körte2, 5473a; Braun, I, 2830.

In Apulien sagt man: Wer arbeitet, hat'n halben Fisch, wer nicht arbeitet anderthalb. (Ausland, Augsburg 1870, S. 425.)

6 Ein Müssiggänger kostet mehr als zehn Arbeiter, sagte der Schreiber, als er mit der Klosterrechnung fertig war.Klosterspiegel, 12, 5.

7 Ein Müssiggänger macht ein Dutzend böse Bürger.Klosterspiegel, 57, 8.

8 Ein Müssiggänger platzt eher vor Hunger als vor Ueberfluss.

Frz.: Qui tous jours est oisif et chomme, ne meliore et ne fait somme. (Leroux, II, 311.)

9 Ein müssiggenger ist lebendig todt.Lehmann, 523, 2.

Justus Lipsius vergleicht die Müssiggänger mit dem Todten Meere. (Zinkgref, III, 258.)

10 Einem müssiggenger gehören alweg zwey brod.Franck, II, 174a.

„Oder zweyer Menschen ausskommen, eim Arbeiter nur eins.“ (Franck, Zeytbuch, CXXXIb.)

11 Müssiggänger und Nussbäume geben keine Früchte, man werfe denn mit Prügel drein.Sutor, 578.

12 Müssiggängern soll man das Kuhfenster weisen.Petri, II, 484.

13 Wenn man die müssiggänger könte abschaffen, so würden alle Laster abgeschafft.Lehmann, 525, 32.

*14 Ein beschäftigter (geschäftiger) Müssiggänger sein.

Die wichtigen Berufsgeschäfte vernachlässigen und seine Zeit mit Kleinigkeiten verthun.

*15 Ein Müssiggänger kann jeden Tag abkommen.

Frz.: Assez vit qui rien ne faict. (Leroux, II, 175.)


Müssiggängerzunft.

* Er gehört in die Müssiggängerzunft.

Nach der Stadtverfassung Strasburgs musste jeder Bürger, der nicht dem städtischen Adel angehörte, Mitglied einer Zunft sein. Die Zünfte bestanden nicht ausschliesslich aus Handwerksgenossen, sondern waren mehr politische Vereine; doch liessen sich Bürger, die, wie Gastwirthe und andere, kein Handwerk betrieben, vorzugsweise in die freiburger Zunft aufnehmen, die daher auch den Spitznamen Müssiggängerzunft führte. (Vgl. Heitz, Das Zunftwesen in Strasburg, 1856.)


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1 Besser müssiggegangen, als übel gewerkelt.Winckler, XI, 13.

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[[397]/0411] sie nicht müssig were (oder nach Bebel: dass ihr Beelzebub nicht käme ins Haus). – Lehmann, 524, 19; Eiselein, 478; Körte, 4354; Venedey, 75. „Gar mancher findet in der Sünde für sich die allerbeste Pfründe; da, folgt er eifrig dieser Bahn, wird Satan bald ihm Amtskumpan.“ Engl.: An idle brain is the devil's shop. (Eiselein, 478; Gaal, 1171.) It.: La pigrizia fomenta i vizii. (Pazzaglia, 292, 7.) Lat.: Bibite, fratres (sagte jener Mönch) bibite, ne diabolus vos otiosos inveniat. (Eiselein, 478.) – Otium pulvinar diaboli. (Gaal, 1171; Seybold, 423.) 31 Müssiggang ist ein Hausdieb. 32 Müssiggang ist ein Rost, der mehr angreift als die Arbeit selbst. 33 Müssiggang ist eine schwere Arbeit. – Simrock, 7195; Körte, 4358; Körte2, 5472; Braun, I, 2829; Venedey, 75. Die Irländer sagen: Müssiggang ist der Wunsch eines Thoren. (Morgenblatt, Stuttgart 1849, S. 746.) Die Franzosen: Es ist schwerer, nichts zu thun, als arbeiten. (Reinsberg III, 136.) 34 Müssiggang lehret nichts guts. – Sutor, 577. 35 Müssiggang lehrt viel Böses. – Struve, II, 23; Petri, II, 484. Aus Sirach 33, 29 entlehnt. Die Serben: Der Teufel ackert weder, noch gräbt er, weshalb er auch immer an Schlimmes denkt. (Reinsberg III, 132.) Tunnicius (1200): Leddich wesen brinkt einen to sunden. (Otia perversos mores docuere maligna.) Frz.: L'oisiveté engendre le vive. (Gaal, 1172.) It.: Per disarmar carnalità fuggir conviene l'oziosità. (Pazzaglia, 255, 4.) Lat.: Otia dant vitia. (Faselius, 190; Philippi, II, 78; Schulblatt, 488; Seybold, 423; Gaal, 1172.) Schwed.: Lättia giör onda tanckar. – Lättia lärer laster. (Grubb, 492.) 36 Müssiggang macht das Uebel ärger. Mhd.: Bî senedem leide müezekheit dâ wehset iemer senede leit. (Tristan.) (Zingerle, 105.) 37 Müssiggang macht den Körper krank. Lat.: Cernis ut ignavum corrumpant otia corpus ut capiant vitium ni moveantur aquae. (Ovid.) (Froberg, 78; Philippi, I, 80.) 38 Müssiggang macht den vollsten Beutel eitel. – Parömiakon, 601. Böhm.: Nedomluvíš-li se, nedoleníš se. (Čelakovsky, 136.) Lat.: Otium fortunas secundas perdit. (Schulblatt, 488.) 39 Müssiggang macht endlich trawrige Arbeit. – Lehmann, 524, 26; Sailer, 157; Simrock, 7197. 40 Müssiggang schläfert ein. 41 Müssiggang, Sünde anefang. – Theatrum Diabolorum, 306a. 42 Müssiggang verzehrt den Leib wie Rost das Eisen. – Simrock, 7200; Körte, 4357. Der Wahlspruch Maximilian's I. von Deutschland. „Zum Pfalzgraff Friedrich dem andern Churfürsten, der wegen seines Lebens in etwas Leibsblödigkeit gerathen, sagte Kaiser Maximilian I.: Das stillsitzen und der Müssiggang pflege Adeliche Dapffere Leiber nicht anderst als der Rost das Eisen zu verderben.“ (Zinkgref, I, 69.) Dän.: Lædighed fortærer legem og siel, som rust i jernet. (Prov. dan., 371.) 43 Müssiggang vnd füllerey sind des Teuffels Stricke. – Henisch, 1287, 34; Petri, II, 484. 44 Müssiggang vnd vnbedacht hat manchen vmb sein Ehr gebracht. – Petri, II, 102. 45 Vom Müssiggang kompt nichts guts. – Petri, II, 581. 46 Vor Müssiggang dich wol bewahr', dass dir kein Schaden widerfahr'. Lat.: Otia si quis amat: vae, vae, mihi postea clamat. (Loci comm., 149; Sutor, 578.) 47 Wer dem Müssiggang ergeben, kan nicht ohne Sünde leben. – Sutor, 423. Lat.: Homines nihil agendo, male agere discunt. (Sutor, 577; Chaos, 707.) – Otia qui sequitur, sine crimine uix reperitur. (Loci comm., 149.) 48 Wer Müssiggang nachgehet, der hat armuth zum geferten. – Henisch, 1432, 36; Petri, II, 737. 49 Wo der Müssiggang, da ist des Teufels Anhang. – Parömiakon, 570. 50 Wo Müssiggang wohnt, kehrt Krankheit ein. 51 Zum Müssiggange gehören entweder grosse Zinsen oder hohe Galgen. – Petri, II, 858; Simrock, 7201; Körte, 4359; Venedey, 75; Zinkgref, III, 326; Braun, I, 2831. Lat.: Nam qui dormiunt libenter, sine lucro, et cum malo quiescunt. (Sutor, 584.) *52 Den Müssiggang aufräumen. (Altenburg.) Das Nichtsthun in den Schein der Geschäftigkeit verkleiden. Was hat A. heute zu thun? Er hat den Müssiggang von gestern aufzuräumen, d. h. er hat gestern nichts gethan und thut heute wieder nichts. *53 Der wohlgefütterte Müssiggang. Frz.: Celui qui travaille, mange la paille; celui qui ne fait rien, mange le foin. *54 Er hat den Müssiggang zum Zeitvertreib und die Faulheit zur Gespielin. Müssiggänger. 1 Dem Müssiggänger fällt das Bücken schwer. Dän.: Ledighed giør arbeydet besværligt. (Prov. dan., 378.) 2 Dem Müssiggänger gehören zwei Brote; er hätte sonst nichts zu thun, wenn er nicht des Leibes pflegte. – Petri, II, 75; Eiselein, 478; Klosterspiegel, 58, 15; Sailer, 203; Simrock, 7203. 3 Ein junger Müssiggänger, ein alter Bettler. Böhm.: Mladí, ležáci, staří žebráci. (Čelakovsky, 136.) – Mnoho lenochův, mnoho hříšníkův. (Čelakovsky, 134.) It.: L'ozioso è sempre bisognoso. (Pazzaglia, 255, 3.) 4 Ein Müssiggänger hat nur rothe Tage im Kalender. Böhm.: Kdo nerad dĕlá, tomu vždy svátek jest. – Zahalečům vždycky svátek. (Čelakovsky, 134.) Slow.: Kdo nĕrad robí, tomu vždycky hody. (Čelakovsky, 134.) 5 Ein Müssiggänger kostet mehr als ein (zehn) Arbeiter. – Petri, II, 215; Simrock, 7202; Körte2, 5473a; Braun, I, 2830. In Apulien sagt man: Wer arbeitet, hat'n halben Fisch, wer nicht arbeitet anderthalb. (Ausland, Augsburg 1870, S. 425.) 6 Ein Müssiggänger kostet mehr als zehn Arbeiter, sagte der Schreiber, als er mit der Klosterrechnung fertig war. – Klosterspiegel, 12, 5. 7 Ein Müssiggänger macht ein Dutzend böse Bürger. – Klosterspiegel, 57, 8. 8 Ein Müssiggänger platzt eher vor Hunger als vor Ueberfluss. Frz.: Qui tous jours est oisif et chomme, ne meliore et ne fait somme. (Leroux, II, 311.) 9 Ein müssiggenger ist lebendig todt. – Lehmann, 523, 2. Justus Lipsius vergleicht die Müssiggänger mit dem Todten Meere. (Zinkgref, III, 258.) 10 Einem müssiggenger gehören alweg zwey brod. – Franck, II, 174a. „Oder zweyer Menschen ausskommen, eim Arbeiter nur eins.“ (Franck, Zeytbuch, CXXXIb.) 11 Müssiggänger und Nussbäume geben keine Früchte, man werfe denn mit Prügel drein. – Sutor, 578. 12 Müssiggängern soll man das Kuhfenster weisen. – Petri, II, 484. 13 Wenn man die müssiggänger könte abschaffen, so würden alle Laster abgeschafft. – Lehmann, 525, 32. *14 Ein beschäftigter (geschäftiger) Müssiggänger sein. Die wichtigen Berufsgeschäfte vernachlässigen und seine Zeit mit Kleinigkeiten verthun. *15 Ein Müssiggänger kann jeden Tag abkommen. Frz.: Assez vit qui rien ne faict. (Leroux, II, 175.) Müssiggängerzunft. * Er gehört in die Müssiggängerzunft. Nach der Stadtverfassung Strasburgs musste jeder Bürger, der nicht dem städtischen Adel angehörte, Mitglied einer Zunft sein. Die Zünfte bestanden nicht ausschliesslich aus Handwerksgenossen, sondern waren mehr politische Vereine; doch liessen sich Bürger, die, wie Gastwirthe und andere, kein Handwerk betrieben, vorzugsweise in die freiburger Zunft aufnehmen, die daher auch den Spitznamen Müssiggängerzunft führte. (Vgl. Heitz, Das Zunftwesen in Strasburg, 1856.) Müssiggehen. 1 Besser müssiggegangen, als übel gewerkelt. – Winckler, XI, 13.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [397]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/411>, abgerufen am 28.03.2024.