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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *109 Von den Nägeln an den Zehen anfangen.

Von unbedeutenden und wenig zur Sache gehörenden Dingen reden, statt von der Hauptsache.

*110 Weisst du einen Nagel, ich weiss ein Loch (s. d.).

Holl.: Weet gij een' nagel, hij weet een gat. (Harrebomee, II, 116a.)

*111 Wenn man an einen Nagel zu viel hängt, so reisst er.

*112 Wottst eis uf de Näggel? - Sutermeister, 25.

Drohend, willst du einen Schlag auf die Nägel, d. i. Finger haben? In demselben Sinne sagt man auch: Wottst eis uf de Dolde, ufs Dach, uf d' Kürbis, uf d' Räb, uf d' Niss, uf d' Nüschel, uf d' Nuss? Wottsch e Tusol? Muess di bim Bösche neh? Muess der eis uf d' Ohre zweie? Muess der eis übers G'sicht abe flattire? Da häst e Flangge! Nimm das uf din Salveni Buggel?

*113 Zwei Nägel in einer Hitze schmieden.

Durch ein und dasselbe Mittel zwei Zwecke erreichen.

Frz.: Faire d'une pierre deux coups.

*114 Zwei Nägel mit Einem Schlage treffen.

It.: Far due chiodi ad un caldo. (Bohn I, 98.)


Nägelchen.

*1 Er muss auch sein Nägelche' dazu gebe. - Tendlau, 60.

Wenn jemand überflüssige Beistimmungen und Bemerkungen anhängt. Scheint den Gebräuchen bei Beerdigungen entlehnt zu sein. Das Einschlagen der Nägel in den Deckel des Sargs wird als fromme Handlung betrachtet und unter die leidtragenden, nahestehenden und angesehenen Personen vertheilt.

*2 Etwas auffm näglichen herzehlen. - Herberger, II, 290.


Nägelein.

1 A gülden Nägele zieht a eisern Wägele. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

*2 Etwas auf ein Negelin ausswendig wissen. - Luther's Tischr., 166b.

Alles bis auf das Kleinste von einer Sache wissen.

*3 Ich kan das auff dem Nägelein. - Moscherosch, 348.


Nageleisen.

* Einem das Nageleisen verstählen.

Ein Handwerksausdruck bei den Schlossern für: Den Hintern voll prügeln. Das Bild ist gerade nicht salonmässig, aber ungemein plastisch und recht volksnaturwüchsig. Nageleisen ist die Matrize der Nägel.


Nagelnoth.

* Me muess nünt uf d' Nagelnoth achu lo. - Sutermeister, 148.

Nicht auf die äusserste Noth.


Nagelprobe.

*1 Die Nagelprobe aushalten. - Eiselein, 485; Wurzbach II, 262; Braun, I, 2898.

Frz.: Il ne faut point facher une ruche. (Lendroy, 1329.)

*2 Es ist nicht die Nagelprobe übriggeblieben. - Eiselein, 485.

Dadurch bezeichnet man das völlige Austrinken eines Glases oder Bechers, wobei man zuletzt das Gefäss umkehrt und mit seinem Rande schief auf den Daumennagel der linken Hand setzt, um zu beweisen, dass kaum noch ein Tropfen darin geblieben ist. In der Hoftrinkordnung Kurfürst Christian's II. in Sachsen heisst es: "Erst soll man trinken die herrschaftliche Gesundheit; darnach soll man bringen dem freudigen Bergmann mit dem Spruche: Glückauf; dann folgt die Nagelprobe mit dem Spruche: So hatten es auch die Alten im Brauch." Im Latein des Mittelalters hat man den Germanismus super nagulum dafür gebildet, ein Ausdruck, der sammt der Sitte auch zu den Briten und Franzosen übergewandert ist; denn bei jenen findet man die Redensart: to drink super nagulum, und bei diesen: boire rubis sur l'ongle, wie es denn auch in einem Liede heisst: "Ils faisoient en les renversant, un super nagle Allemand."

Lat.: Ebibe vas totum si vis cognoscere potum. (Eiselein, 486.)


Nagelwurm.

* Er klagt über den Nagelwurm und leidet am Krebs. - Eiselein, 486; Simrock, 7296.

Lat.: De reduvia queritur majori obnoxius malo. (Eiselein, 486.)


Nagen.

1 Wer wil lang nagen, der helt warm sein Kragen. - Petri, II, 760.

*2 Er hat weder etwas zu nagen noch zu beissen (brechen). - Braun, I, 2899.

Er wird dabei viel Arbeit, Mühe und Unlust haben, ohne viel auszurichten.

*3 Er wird genug zu nagen und zu beissen haben. - Parömiakon, 682.

[Spaltenumbruch] *4 Es ist besser, man nage an einem stück Fleisch und Brodt am Tisch, als an Menschen, die nicht zugegen.

Man soll bei Gastungen Abwesenden nicht die Ehre abschneiden.


Nagenranft.

1 Wo Nagenranfft vberhand gewint, da hat stärcke aussgedient. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 408.

Hier in dem Sinne von Noth und Hungerleiden.

*2 Es ist ein Nagenranft. (S. Kümmelspalter 2 und Küssenpfennig.) - Mathesy, 212b.


Nägenscheiter.

* Dat 's 'n rechten Nägenscheiter. (Mecklenburg.) (S. Klugscheisser.) - Frommann, VI, 84.

Einen naseweisen Menschen nennt man in Mecklenburg nägenklok ( Neunklug, s. d.) und in derberer Sprechweise wendet man, wie Latendorf (Frommann, V, 375) bemerkt, die obige Redensart auf ihn an. Das bestimmte Zahlwort neun hat wol blos die verstärkende Bedeutung, wofür viel Beispiele sprechen (s. Neun). Hierher gehört auch wol das Sprichwort: Brot 103; das durch einen Druckfehler (neue statt neun) dort seines ursprünglichen Sinnes beraubt ist. Es lautet bei Henisch: "Ein nacht alt Brodt gibt neun stärcke." Ebenso bei Petri, II, 216. D. b. also es ist gerade so alt nahrhafter als früher und später. (Vgl. darüber Grimm, Wb., II, über die Artikel Drei, Dreimal und Dreissig.)


Näggis.

* Er het en Näggis erwitscht. - Sutermeister, 79.

Eins in den Nacken.


Näglein.

* Das ist mir auf einem Näglein bekanndt. - Herberger, I, 271.


Nagrepsch.

* He is wat nagrepsch. - Schütze, II, 133.


Naharker, s. Pastor.

Nahe.

1 Ich bin mir selbst näher als ein Freund.

2 Je näher, je später. - Simrock, 7302; Körte, 3153.

Wird wol allgemein wahrgenommen, zeigt sich aber recht auffallend beim Kirchen- und Schulbesuch.

3 Nahe schiessen hilfft nichts, es gilt treffen. - Latendorf II, 23; Schottel, 1135b.

4 Was sich zu nahe kommt, das reibt sich.

Lat.: Cognatio movet invidiam. (Philippi, I, 86.)

5 Wenn ich dich nur näher gehabt hätte, du würdest anders pfeifen, sagte Sam zum Eichhörnchen, das, als er es auf drei Schritt gefehlt hatte, lustig auf einen Baum sprang. (Nordamerika.)

*6 A wird's wul näher gan. - Gomolcke, 242.

D. h. er wird sich deutlicher erklären.

*7 Einem zu nahe treten. - Schottel, 1117b; Braun, I, 2900.

Seine Ehre kränken, ihn beleidigen.

*8 Enen to na don. - Eichwald, 331.

*9 Es ist so nahe (oder: näher) als Schaffhausen dem Rhein. - Simrock, 8833; Braun, I, 3784.


Nähe.

1 Die Nähe ist besser als die Ferne.

2 In der Nähe der Gewaltigen muss die Wahrheit oder die Freundschaft daran. - Sailer, 287.

3 In der Nähe ist gut schiessen, in der Weit' gut lügen. (Oberösterreich.)


Nahedabei.

Nahedabey ist nicht getroffen. - Lehmann, 755, 4.

Holl.: Nabij kwam er niet. - Nabij kwam nooit toe. (Harrebomee, II, 114b.)


Nähen.

1 Besser nähen und wieder trennen als in die Häuser mit Klatsch zu rennen.

Böhm.: Lepe siti a parati, nez po domech klepy zbirati. (Celakovsky, 89.)

Wend.: Ljepje je sic a proc, dyzli po dworach kleskac. (Celakovsky, 89.)

2 Doppelt genäht, hält gut (besser). - Kreittmayr, 71; Graf, 202, 145; Riehl, Novellen, 390.

In Würtemberg: Doppelt g'näht helt guat. (Nefflen, 455.) Im Erbrecht, um zu sagen, dass wer an beiden Aeltern gleich berechtigt ist, Vorzüge vor den Halbgeschwistern geniesst. (S. Halbgeburt.) Empfiehlt doppelte Prüfung, zuverlässige Bestellung; denn Vorsicht ist in allen Fällen gut.

[Spaltenumbruch] *109 Von den Nägeln an den Zehen anfangen.

Von unbedeutenden und wenig zur Sache gehörenden Dingen reden, statt von der Hauptsache.

*110 Weisst du einen Nagel, ich weiss ein Loch (s. d.).

Holl.: Weet gij een' nagel, hij weet een gat. (Harrebomée, II, 116a.)

*111 Wenn man an einen Nagel zu viel hängt, so reisst er.

*112 Wottst eis uf de Näggel?Sutermeister, 25.

Drohend, willst du einen Schlag auf die Nägel, d. i. Finger haben? In demselben Sinne sagt man auch: Wottst eis uf de Dolde, ufs Dach, uf d' Kürbis, uf d' Räb, uf d' Niss, uf d' Nüschel, uf d' Nuss? Wottsch e Tusol? Muess di bim Bösche neh? Muess der eis uf d' Ohre zweie? Muess der eis übers G'sicht abe flattire? Da häst e Flangge! Nimm das uf din Salveni Buggel?

*113 Zwei Nägel in einer Hitze schmieden.

Durch ein und dasselbe Mittel zwei Zwecke erreichen.

Frz.: Faire d'une pierre deux coups.

*114 Zwei Nägel mit Einem Schlage treffen.

It.: Far due chiodi ad un caldo. (Bohn I, 98.)


Nägelchen.

*1 Er muss auch sein Nägelche' dazu gebe.Tendlau, 60.

Wenn jemand überflüssige Beistimmungen und Bemerkungen anhängt. Scheint den Gebräuchen bei Beerdigungen entlehnt zu sein. Das Einschlagen der Nägel in den Deckel des Sargs wird als fromme Handlung betrachtet und unter die leidtragenden, nahestehenden und angesehenen Personen vertheilt.

*2 Etwas auffm näglichen herzehlen.Herberger, II, 290.


Nägelein.

1 A gülden Nägele zieht a eisern Wägele. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

*2 Etwas auf ein Negelin ausswendig wissen.Luther's Tischr., 166b.

Alles bis auf das Kleinste von einer Sache wissen.

*3 Ich kan das auff dem Nägelein.Moscherosch, 348.


Nageleisen.

* Einem das Nageleisen verstählen.

Ein Handwerksausdruck bei den Schlossern für: Den Hintern voll prügeln. Das Bild ist gerade nicht salonmässig, aber ungemein plastisch und recht volksnaturwüchsig. Nageleisen ist die Matrize der Nägel.


Nagelnoth.

* Me muess nünt uf d' Nagelnoth achu lo.Sutermeister, 148.

Nicht auf die äusserste Noth.


Nagelprobe.

*1 Die Nagelprobe aushalten.Eiselein, 485; Wurzbach II, 262; Braun, I, 2898.

Frz.: Il ne faut point fâcher une ruche. (Lendroy, 1329.)

*2 Es ist nicht die Nagelprobe übriggeblieben.Eiselein, 485.

Dadurch bezeichnet man das völlige Austrinken eines Glases oder Bechers, wobei man zuletzt das Gefäss umkehrt und mit seinem Rande schief auf den Daumennagel der linken Hand setzt, um zu beweisen, dass kaum noch ein Tropfen darin geblieben ist. In der Hoftrinkordnung Kurfürst Christian's II. in Sachsen heisst es: „Erst soll man trinken die herrschaftliche Gesundheit; darnach soll man bringen dem freudigen Bergmann mit dem Spruche: Glückauf; dann folgt die Nagelprobe mit dem Spruche: So hatten es auch die Alten im Brauch.“ Im Latein des Mittelalters hat man den Germanismus super nagulum dafür gebildet, ein Ausdruck, der sammt der Sitte auch zu den Briten und Franzosen übergewandert ist; denn bei jenen findet man die Redensart: to drink super nagulum, und bei diesen: boire rubis sur l'ongle, wie es denn auch in einem Liede heisst: „Ils faisoient en les renversant, un super nagle Allemand.“

Lat.: Ebibe vas totum si vis cognoscere potum. (Eiselein, 486.)


Nagelwurm.

* Er klagt über den Nagelwurm und leidet am Krebs.Eiselein, 486; Simrock, 7296.

Lat.: De reduvia queritur majori obnoxius malo. (Eiselein, 486.)


Nagen.

1 Wer wil lang nagen, der helt warm sein Kragen.Petri, II, 760.

*2 Er hat weder etwas zu nagen noch zu beissen (brechen).Braun, I, 2899.

Er wird dabei viel Arbeit, Mühe und Unlust haben, ohne viel auszurichten.

*3 Er wird genug zu nagen und zu beissen haben.Parömiakon, 682.

[Spaltenumbruch] *4 Es ist besser, man nage an einem stück Fleisch und Brodt am Tisch, als an Menschen, die nicht zugegen.

Man soll bei Gastungen Abwesenden nicht die Ehre abschneiden.


Nagenranft.

1 Wo Nagenranfft vberhand gewint, da hat stärcke aussgedient.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 408.

Hier in dem Sinne von Noth und Hungerleiden.

*2 Es ist ein Nagenranft. (S. Kümmelspalter 2 und Küssenpfennig.) – Mathesy, 212b.


Nägenschîter.

* Dat 's 'n rechten Nägenschîter. (Mecklenburg.) (S. Klugscheisser.) – Frommann, VI, 84.

Einen naseweisen Menschen nennt man in Mecklenburg nägenklôk ( Neunklug, s. d.) und in derberer Sprechweise wendet man, wie Latendorf (Frommann, V, 375) bemerkt, die obige Redensart auf ihn an. Das bestimmte Zahlwort neun hat wol blos die verstärkende Bedeutung, wofür viel Beispiele sprechen (s. Neun). Hierher gehört auch wol das Sprichwort: Brot 103; das durch einen Druckfehler (neue statt neun) dort seines ursprünglichen Sinnes beraubt ist. Es lautet bei Henisch: „Ein nacht alt Brodt gibt neun stärcke.“ Ebenso bei Petri, II, 216. D. b. also es ist gerade so alt nahrhafter als früher und später. (Vgl. darüber Grimm, Wb., II, über die Artikel Drei, Dreimal und Dreissig.)


Näggis.

* Er het en Näggis erwitscht.Sutermeister, 79.

Eins in den Nacken.


Näglein.

* Das ist mir auf einem Näglein bekanndt.Herberger, I, 271.


Nagrêpsch.

* He is wat nagrêpsch.Schütze, II, 133.


Nahârker, s. Pastor.

Nahe.

1 Ich bin mir selbst näher als ein Freund.

2 Je näher, je später.Simrock, 7302; Körte, 3153.

Wird wol allgemein wahrgenommen, zeigt sich aber recht auffallend beim Kirchen- und Schulbesuch.

3 Nahe schiessen hilfft nichts, es gilt treffen.Latendorf II, 23; Schottel, 1135b.

4 Was sich zu nahe kommt, das reibt sich.

Lat.: Cognatio movet invidiam. (Philippi, I, 86.)

5 Wenn ich dich nur näher gehabt hätte, du würdest anders pfeifen, sagte Sam zum Eichhörnchen, das, als er es auf drei Schritt gefehlt hatte, lustig auf einen Baum sprang. (Nordamerika.)

*6 A wird's wul näher gan.Gomolcke, 242.

D. h. er wird sich deutlicher erklären.

*7 Einem zu nahe treten.Schottel, 1117b; Braun, I, 2900.

Seine Ehre kränken, ihn beleidigen.

*8 Enen to na don.Eichwald, 331.

*9 Es ist so nahe (oder: näher) als Schaffhausen dem Rhein.Simrock, 8833; Braun, I, 3784.


Nähe.

1 Die Nähe ist besser als die Ferne.

2 In der Nähe der Gewaltigen muss die Wahrheit oder die Freundschaft daran.Sailer, 287.

3 In der Nähe ist gut schiessen, in der Weit' gut lügen. (Oberösterreich.)


Nahedabei.

Nahedabey ist nicht getroffen.Lehmann, 755, 4.

Holl.: Nabij kwam er niet. – Nabij kwam nooit toe. (Harrebomée, II, 114b.)


Nähen.

1 Besser nähen und wieder trennen als in die Häuser mit Klatsch zu rennen.

Böhm.: Lépe šíti a párati, než po domech klepy zbírati. (Čelakovský, 89.)

Wend.: Ljepje je šić a próć, dyžli po dworach kleskać. (Čelakovský, 89.)

2 Doppelt genäht, hält gut (besser).Kreittmayr, 71; Graf, 202, 145; Riehl, Novellen, 390.

In Würtemberg: Doppelt g'näht helt guat. (Nefflen, 455.) Im Erbrecht, um zu sagen, dass wer an beiden Aeltern gleich berechtigt ist, Vorzüge vor den Halbgeschwistern geniesst. (S. Halbgeburt.) Empfiehlt doppelte Prüfung, zuverlässige Bestellung; denn Vorsicht ist in allen Fällen gut.

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[[433]/0447] *109 Von den Nägeln an den Zehen anfangen. Von unbedeutenden und wenig zur Sache gehörenden Dingen reden, statt von der Hauptsache. *110 Weisst du einen Nagel, ich weiss ein Loch (s. d.). Holl.: Weet gij een' nagel, hij weet een gat. (Harrebomée, II, 116a.) *111 Wenn man an einen Nagel zu viel hängt, so reisst er. *112 Wottst eis uf de Näggel? – Sutermeister, 25. Drohend, willst du einen Schlag auf die Nägel, d. i. Finger haben? In demselben Sinne sagt man auch: Wottst eis uf de Dolde, ufs Dach, uf d' Kürbis, uf d' Räb, uf d' Niss, uf d' Nüschel, uf d' Nuss? Wottsch e Tusol? Muess di bim Bösche neh? Muess der eis uf d' Ohre zweie? Muess der eis übers G'sicht abe flattire? Da häst e Flangge! Nimm das uf din Salveni Buggel? *113 Zwei Nägel in einer Hitze schmieden. Durch ein und dasselbe Mittel zwei Zwecke erreichen. Frz.: Faire d'une pierre deux coups. *114 Zwei Nägel mit Einem Schlage treffen. It.: Far due chiodi ad un caldo. (Bohn I, 98.) Nägelchen. *1 Er muss auch sein Nägelche' dazu gebe. – Tendlau, 60. Wenn jemand überflüssige Beistimmungen und Bemerkungen anhängt. Scheint den Gebräuchen bei Beerdigungen entlehnt zu sein. Das Einschlagen der Nägel in den Deckel des Sargs wird als fromme Handlung betrachtet und unter die leidtragenden, nahestehenden und angesehenen Personen vertheilt. *2 Etwas auffm näglichen herzehlen. – Herberger, II, 290. Nägelein. 1 A gülden Nägele zieht a eisern Wägele. (Jüd.-deutsch. Warschau.) *2 Etwas auf ein Negelin ausswendig wissen. – Luther's Tischr., 166b. Alles bis auf das Kleinste von einer Sache wissen. *3 Ich kan das auff dem Nägelein. – Moscherosch, 348. Nageleisen. * Einem das Nageleisen verstählen. Ein Handwerksausdruck bei den Schlossern für: Den Hintern voll prügeln. Das Bild ist gerade nicht salonmässig, aber ungemein plastisch und recht volksnaturwüchsig. Nageleisen ist die Matrize der Nägel. Nagelnoth. * Me muess nünt uf d' Nagelnoth achu lo. – Sutermeister, 148. Nicht auf die äusserste Noth. Nagelprobe. *1 Die Nagelprobe aushalten. – Eiselein, 485; Wurzbach II, 262; Braun, I, 2898. Frz.: Il ne faut point fâcher une ruche. (Lendroy, 1329.) *2 Es ist nicht die Nagelprobe übriggeblieben. – Eiselein, 485. Dadurch bezeichnet man das völlige Austrinken eines Glases oder Bechers, wobei man zuletzt das Gefäss umkehrt und mit seinem Rande schief auf den Daumennagel der linken Hand setzt, um zu beweisen, dass kaum noch ein Tropfen darin geblieben ist. In der Hoftrinkordnung Kurfürst Christian's II. in Sachsen heisst es: „Erst soll man trinken die herrschaftliche Gesundheit; darnach soll man bringen dem freudigen Bergmann mit dem Spruche: Glückauf; dann folgt die Nagelprobe mit dem Spruche: So hatten es auch die Alten im Brauch.“ Im Latein des Mittelalters hat man den Germanismus super nagulum dafür gebildet, ein Ausdruck, der sammt der Sitte auch zu den Briten und Franzosen übergewandert ist; denn bei jenen findet man die Redensart: to drink super nagulum, und bei diesen: boire rubis sur l'ongle, wie es denn auch in einem Liede heisst: „Ils faisoient en les renversant, un super nagle Allemand.“ Lat.: Ebibe vas totum si vis cognoscere potum. (Eiselein, 486.) Nagelwurm. * Er klagt über den Nagelwurm und leidet am Krebs. – Eiselein, 486; Simrock, 7296. Lat.: De reduvia queritur majori obnoxius malo. (Eiselein, 486.) Nagen. 1 Wer wil lang nagen, der helt warm sein Kragen. – Petri, II, 760. *2 Er hat weder etwas zu nagen noch zu beissen (brechen). – Braun, I, 2899. Er wird dabei viel Arbeit, Mühe und Unlust haben, ohne viel auszurichten. *3 Er wird genug zu nagen und zu beissen haben. – Parömiakon, 682. *4 Es ist besser, man nage an einem stück Fleisch und Brodt am Tisch, als an Menschen, die nicht zugegen. Man soll bei Gastungen Abwesenden nicht die Ehre abschneiden. Nagenranft. 1 Wo Nagenranfft vberhand gewint, da hat stärcke aussgedient. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 408. Hier in dem Sinne von Noth und Hungerleiden. *2 Es ist ein Nagenranft. (S. Kümmelspalter 2 und Küssenpfennig.) – Mathesy, 212b. Nägenschîter. * Dat 's 'n rechten Nägenschîter. (Mecklenburg.) (S. Klugscheisser.) – Frommann, VI, 84. Einen naseweisen Menschen nennt man in Mecklenburg nägenklôk ( Neunklug, s. d.) und in derberer Sprechweise wendet man, wie Latendorf (Frommann, V, 375) bemerkt, die obige Redensart auf ihn an. Das bestimmte Zahlwort neun hat wol blos die verstärkende Bedeutung, wofür viel Beispiele sprechen (s. Neun). Hierher gehört auch wol das Sprichwort: Brot 103; das durch einen Druckfehler (neue statt neun) dort seines ursprünglichen Sinnes beraubt ist. Es lautet bei Henisch: „Ein nacht alt Brodt gibt neun stärcke.“ Ebenso bei Petri, II, 216. D. b. also es ist gerade so alt nahrhafter als früher und später. (Vgl. darüber Grimm, Wb., II, über die Artikel Drei, Dreimal und Dreissig.) Näggis. * Er het en Näggis erwitscht. – Sutermeister, 79. Eins in den Nacken. Näglein. * Das ist mir auf einem Näglein bekanndt. – Herberger, I, 271. Nagrêpsch. * He is wat nagrêpsch. – Schütze, II, 133. Nahârker, s. Pastor. Nahe. 1 Ich bin mir selbst näher als ein Freund. 2 Je näher, je später. – Simrock, 7302; Körte, 3153. Wird wol allgemein wahrgenommen, zeigt sich aber recht auffallend beim Kirchen- und Schulbesuch. 3 Nahe schiessen hilfft nichts, es gilt treffen. – Latendorf II, 23; Schottel, 1135b. 4 Was sich zu nahe kommt, das reibt sich. Lat.: Cognatio movet invidiam. (Philippi, I, 86.) 5 Wenn ich dich nur näher gehabt hätte, du würdest anders pfeifen, sagte Sam zum Eichhörnchen, das, als er es auf drei Schritt gefehlt hatte, lustig auf einen Baum sprang. (Nordamerika.) *6 A wird's wul näher gan. – Gomolcke, 242. D. h. er wird sich deutlicher erklären. *7 Einem zu nahe treten. – Schottel, 1117b; Braun, I, 2900. Seine Ehre kränken, ihn beleidigen. *8 Enen to na don. – Eichwald, 331. *9 Es ist so nahe (oder: näher) als Schaffhausen dem Rhein. – Simrock, 8833; Braun, I, 3784. Nähe. 1 Die Nähe ist besser als die Ferne. 2 In der Nähe der Gewaltigen muss die Wahrheit oder die Freundschaft daran. – Sailer, 287. 3 In der Nähe ist gut schiessen, in der Weit' gut lügen. (Oberösterreich.) Nahedabei. Nahedabey ist nicht getroffen. – Lehmann, 755, 4. Holl.: Nabij kwam er niet. – Nabij kwam nooit toe. (Harrebomée, II, 114b.) Nähen. 1 Besser nähen und wieder trennen als in die Häuser mit Klatsch zu rennen. Böhm.: Lépe šíti a párati, než po domech klepy zbírati. (Čelakovský, 89.) Wend.: Ljepje je šić a próć, dyžli po dworach kleskać. (Čelakovský, 89.) 2 Doppelt genäht, hält gut (besser). – Kreittmayr, 71; Graf, 202, 145; Riehl, Novellen, 390. In Würtemberg: Doppelt g'näht helt guat. (Nefflen, 455.) Im Erbrecht, um zu sagen, dass wer an beiden Aeltern gleich berechtigt ist, Vorzüge vor den Halbgeschwistern geniesst. (S. Halbgeburt.) Empfiehlt doppelte Prüfung, zuverlässige Bestellung; denn Vorsicht ist in allen Fällen gut.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [433]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/447>, abgerufen am 29.03.2024.