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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Schinderknecht.

* Du bist e rechter Schindersknaecht. (Ulm.)

Zu einem Thierquäler. Henker oder Schinderknecht, carnifex, ist ein von Plautus und Terenz unzählige male gebrauchtes Sprichwort. Der Beruf desselben galt in Rom für so entehrend, dass er nicht einmal innerhalb der Thore wohnen durfte. Neben ihn kam in Bezug auf Verächtlichkeit der Spieler, aleator, von Profession. Sein Name hatte bei den Römern keinen bessern Klang als bei uns, und Cicero wie Juvenal stellten ihn gleich neben den des Ehebrechers, adulter. Auch war ja das Hazardspiel gesetzlich verboten und nur während der Saturnalien erlaubt. (Vgl. Römische Schimpfwörter in Ausland, 1871, Nr. 8.)


Schindfessel.

* Jemandes Schindfessel sein.

Von einem, der andere bedrückt, auspresst. "Ein Edelmann ist der Bauren Märterer und Schindfessel." (Luther's Werke, II, 427b.)


Schindhund.

* Du Schindhund.

"Der Schindhund hat alles verdorben." (Köhler, 141, 15.)

It.: Chi non sa scorticare intacca la pelle. (Pazzaglia, 341, 2.)


Schindluder.

* Schindluder mit einem spielen (treiben). - Binder II, 1816; Frischbier2, 3302.

Jemand auf eine grobe Weise zu seinem Spielball machen, seine Spässe mit ihm treiben.


Schindmesser.

*1 Das Schindmesser im Arsch ha'n.

*2 Er tregt das schindmesser im hindern. (S. Fuss 235.) - Franck, II, 57a; Eyering, I, 340.


Schinken.

1 Besser ein alter Schinken, denn unreif Kalbfleisch (s. d.). - Braun, I, 3870.

2 Das heisst die Schinken verderben, sagte der Kerl, als er gerädert werden sollte.

Holl.: Je zult mijne schonken en bonken in tweeen slaan, zei de mof, en hij werd geraadbraakt. (Harrebomee, II, 256a.)

3 Der eine hat den Schinken gestohlen, den andern schlägt man mit der Schwarte.

4 Die besten Schinken sind es nicht, die manche Wirthe kochen.

5 Eine Schnitte Schinken in der Hand ist besser als ein fett Schwein im Traum.

6 Einen Schinken zu erjagen, muss man eine Bratwurst wagen.

7 En ollen Schinken is beater äs en nöchtern Kalw. (Westf.) - Hochdeutsch bei Körte, 5321.

Besser eine be- und verständige Person, als ein junges, unverständiges, faselhaftes Mädchen heirathen.

8 Wenn die Schinken abgeklaubt sind, dann ist's Sparen zu spät.

Holl.: Die wat spaart, heeft (vindt) wat, maar als het hammetje gekloven is, is het sparen gedaan. (Harrebomee, I, 275.)

9 Wenn der Schinken abgeklaubt, wirft man die Knochen weg.

Holl.: Als het hammetje op is, dan moet men de kale beene wegslingeren. (Harrebomee, I, 275.)

10 Wer einen Schincken im Saltz hat, der muss schweigen, wenn ander Leut reden. - Petri, II, 705.

Wer sich einer Schuld bewusst ist, wer eine Untersuchung, eine Strafe zu befürchten hat.

11 Wer seinen Schinken allein isst, der mag auch sein Pferd allein satteln.

Span.: Quien a solas come el gallo, a solas ensilla el caballo. (Cahier, 3310.)

12 Zu fremdem Schinken eigenes Messer, das nährt wohl.

Holl.: Eens anders ham en eigen mes. (Harrebomee, I, 275.)

*13 Das sind auch die letzten Schinken.

Die Franzosen reden von Schinken von Noyon (jambons de Noyon), worunter Bohnen gemeint sind, die dort besonders viel gezogen werden. (Illustr. Zeitung, 1447.)

*14 Der Schinken ist abgeklaubt.

*15 Der Schinken ist verschnitten.

Die Sache ist vorbei.

*16 Du hast noch 'n Schink' bi mi in 't Solt. (Altmark.) - Danneil, 204; Kern, 990.

Ich habe mit dir noch etwas (Unangenehmes) abzumachen.

[Spaltenumbruch] *17 Ein Schuncken nach einem Schwein werffen. - Moscherosch, 78.

*18 Einen Schinken bei jemand im Salz haben. - Simrock, 9207; Lohrengel, II, 52.

Engl.: To have an aching tooth at one.

Frz.: Avoir une dent de lait contre quelqu'un.

It.: Aver il tarlo con uno.

Lat.: Alicui iratum esse.

Schwed.: Ha horn i sidan till nagon. (Marin, 14.)

*19 En fulen Schinken im Salte hebben. - Eichwald, 1666.

Seine Sachen sind nicht richtig, er hat keine reine Bahn.

*20 Enem de Schink'n besen. - Danneil, 243a.

Sprichwörtliche Redensart für schlagen (s. d). Neben dieser sind noch folgende altmärkische Ausdrücke aufgeführt: Enen affbäökern, affdeffen, affdöschen, deffen, dörchbäökern, draschäökeln, dörchgallern, dörchwalken, en fill'n, autbäökern, walken, en watt autlöschen, watt anwisch'n, watt uppbrenn', watt anstäk'n, anrak'n, watt uppmeng'n. Enen den Puck'l autwasch'n, dat Fell losmoak'n, dörchwackeln, verbimpfen, dat Fell versaol'n, 'n Puckl smären, dat Lädder gaor mach'n, die Jack vulldöschen, autstöw'n. Jos. Haltrich hat (Frommann, V, 172) folgende Ausdrücke und Redensarten aus der siebenbürgisch-sächsischen Volkssprache mitgetheilt: Emesten durchbloan, durchwoalken, dreschakeln, gaucken (= jucken), patzen, patschen (lautmalend), knufaien, verbran (verbrennen), verarbeden, laugen (= laugen), zemirscheln, zepräscheln, lichten (= leuchten). Emesten än de Arbet nien (nehmen), än de Laug nien; zeichnen, dat et maur (Mähre) git. Emesten zwibbeln, bäs e wasser heischt (heischt). Emesten det Medwescher wope weisen. Emesten de pelz vergrezen (versengen). Emesten eint versatzen (eins versetzen). Emesten den Staub aus dem toppert klopen. Emesten den Toppert kalfatern. Emesten de Käche (auch Boache) versoalzen. Emesten en de Härzkel (Herzgrube) langen, dat de Mon ännschennt (hineinscheint). Emeste Nackebirre gien (geben). Emeste Nutsche (Kopfnüsse) gien. Af enem doanzen. (S. Schipprine.)

*21 Er hat Schinken wie ein Reichsbot, aber weder Würze noch Brot.

"Die (deutschen) Reichstagsabgeordneten", schreibt K. Braun, "erhalten jeden Tag wenigstens einen Schinken, ohne dass dabei irgendwelche Trichinengefahr obwaltet, denn der Schinken besteht nicht aus Schweinefleisch, sondern aus eitel Papier. Er enthält nämlich die "Drucksachen des Hauses", unter einem fünfeckigen Couvert, das bei lebhafter Phantasie an einen Schinken erinnern kann, und daher der Name. Dieselbe Bezeichnung gilt im preussischen Abgeordnetenhause, nur dass der Landtagsschinken am letzten Tage eines jeden Monats mit dem Gewürz einer Zahlungsanweisung auf Diäten versehen ist, während der Reichstagsschinken stets ohne dies Gewürz ausgegeben wird." (Schlesische Zeitung, 1871, Nr. 163.)

*22 Er schneidet fremden Schinken mit seinem Messer.

Lebt auf Kosten anderer.

*23 He ligt mit Schinken un Backhast up 'n Disk. (Osnabrück.)

Liegt lümmelhaft auf dem Tische.

*24 Hi smat eftar a Skink me'm Maragh. (Nordfries.) - Johansen, 71.

Er wirft nach dem Schinken mit einer Wurst. Sinn: Der Werfende hält den, nach dem er wirft, für schlechter, obwol er besser ist, beide aber von einer Art sind.

*25 Hol dine Schinken leik. (Holst.) - Schütze, IV, 50.

Halte die Beine gerade, wie in der Grabschrift: "O Herre Gott im Himmelreik, mak em doch sine Schinken leik."

*26 Schincken verkauffen zu Franckfurt in der Judengasse. - Schuppius, Tract.

Wo gewiss für diesen Artikel der ungünstigste Markt ist.


Schinkenschwester.

* Sie ist seine Schinkenschwester. - Frischbier2, 3303.


Schinkenvater.

* Er ist der Schinkenvater. - Frischbier2, 3304.

Er vertritt für einen andern die Pathenstelle.


Schippe.

*1 A hot's of d'r Scheppe. - Peter, 449.

Es geht zu Ende mit ihm oder seinem Geschäft. (S. Kleien 22.)

*2 Die Schippe kriegen.

Fortgeschickt, relegirt werden.

*3 Einem die Schippe geben. - Berndt, 118.

*4 Er steht auf der Schippe.

Holl.: Hij zit op den kant van het nest. (Harrebomee, I, 380b.)


[Spaltenumbruch]
Schinderknecht.

* Du bist e rechter Schindersknaecht. (Ulm.)

Zu einem Thierquäler. Henker oder Schinderknecht, carnifex, ist ein von Plautus und Terenz unzählige male gebrauchtes Sprichwort. Der Beruf desselben galt in Rom für so entehrend, dass er nicht einmal innerhalb der Thore wohnen durfte. Neben ihn kam in Bezug auf Verächtlichkeit der Spieler, aleator, von Profession. Sein Name hatte bei den Römern keinen bessern Klang als bei uns, und Cicero wie Juvenal stellten ihn gleich neben den des Ehebrechers, adulter. Auch war ja das Hazardspiel gesetzlich verboten und nur während der Saturnalien erlaubt. (Vgl. Römische Schimpfwörter in Ausland, 1871, Nr. 8.)


Schindfessel.

* Jemandes Schindfessel sein.

Von einem, der andere bedrückt, auspresst. „Ein Edelmann ist der Bauren Märterer und Schindfessel.“ (Luther's Werke, II, 427b.)


Schindhund.

* Du Schindhund.

„Der Schindhund hat alles verdorben.“ (Köhler, 141, 15.)

It.: Chi non sà scorticare intacca la pelle. (Pazzaglia, 341, 2.)


Schindluder.

* Schindluder mit einem spielen (treiben).Binder II, 1816; Frischbier2, 3302.

Jemand auf eine grobe Weise zu seinem Spielball machen, seine Spässe mit ihm treiben.


Schindmesser.

*1 Das Schindmesser im Arsch ha'n.

*2 Er tregt das schindmesser im hindern. (S. Fuss 235.) – Franck, II, 57a; Eyering, I, 340.


Schinken.

1 Besser ein alter Schinken, denn unreif Kalbfleisch (s. d.).Braun, I, 3870.

2 Das heisst die Schinken verderben, sagte der Kerl, als er gerädert werden sollte.

Holl.: Je zult mijne schonken en bonken in tweeën slaan, zei de mof, en hij werd geraadbraakt. (Harrebomée, II, 256a.)

3 Der eine hat den Schinken gestohlen, den andern schlägt man mit der Schwarte.

4 Die besten Schinken sind es nicht, die manche Wirthe kochen.

5 Eine Schnitte Schinken in der Hand ist besser als ein fett Schwein im Traum.

6 Einen Schinken zu erjagen, muss man eine Bratwurst wagen.

7 En ollen Schinken is beater äs en nöchtern Kalw. (Westf.) – Hochdeutsch bei Körte, 5321.

Besser eine be- und verständige Person, als ein junges, unverständiges, faselhaftes Mädchen heirathen.

8 Wenn die Schinken abgeklaubt sind, dann ist's Sparen zu spät.

Holl.: Die wat spaart, heeft (vindt) wat, maar als het hammetje gekloven is, is het sparen gedaan. (Harrebomée, I, 275.)

9 Wenn der Schinken abgeklaubt, wirft man die Knochen weg.

Holl.: Als het hammetje op is, dan moet men de kale beene wegslingeren. (Harrebomée, I, 275.)

10 Wer einen Schincken im Saltz hat, der muss schweigen, wenn ander Leut reden.Petri, II, 705.

Wer sich einer Schuld bewusst ist, wer eine Untersuchung, eine Strafe zu befürchten hat.

11 Wer seinen Schinken allein isst, der mag auch sein Pferd allein satteln.

Span.: Quien a solas come el gallo, a solas ensilla el caballo. (Cahier, 3310.)

12 Zu fremdem Schinken eigenes Messer, das nährt wohl.

Holl.: Eens anders ham en eigen mes. (Harrebomée, I, 275.)

*13 Das sind auch die letzten Schinken.

Die Franzosen reden von Schinken von Noyon (jambons de Noyon), worunter Bohnen gemeint sind, die dort besonders viel gezogen werden. (Illustr. Zeitung, 1447.)

*14 Der Schinken ist abgeklaubt.

*15 Der Schinken ist verschnitten.

Die Sache ist vorbei.

*16 Du hast noch 'n Schink' bi mi in 't Solt. (Altmark.) – Danneil, 204; Kern, 990.

Ich habe mit dir noch etwas (Unangenehmes) abzumachen.

[Spaltenumbruch] *17 Ein Schuncken nach einem Schwein werffen.Moscherosch, 78.

*18 Einen Schinken bei jemand im Salz haben.Simrock, 9207; Lohrengel, II, 52.

Engl.: To have an aching tooth at one.

Frz.: Avoir une dent de lait contre quelqu'un.

It.: Aver il tarlo con uno.

Lat.: Alicui iratum esse.

Schwed.: Ha horn i sidan till någon. (Marin, 14.)

*19 En fulen Schinken im Salte hebben.Eichwald, 1666.

Seine Sachen sind nicht richtig, er hat keine reine Bahn.

*20 Enem de Schink'n besên.Danneil, 243a.

Sprichwörtliche Redensart für schlagen (s. d). Neben dieser sind noch folgende altmärkische Ausdrücke aufgeführt: Enen affbäökern, affdeffen, affdöschen, deffen, dörchbäökern, draschäökeln, dörchgallern, dörchwalken, ên fill'n, ûtbäökern, walken, en watt ûtlöschen, watt anwisch'n, watt uppbrenn', watt anstäk'n, anrak'n, watt uppmeng'n. Enen den Puck'l ûtwasch'n, dat Fell losmoak'n, dörchwackeln, verbimpfen, dat Fell versaol'n, 'n Puckl smären, dat Lädder gaor mach'n, die Jack vulldöschen, ûtstöw'n. Jos. Haltrich hat (Frommann, V, 172) folgende Ausdrücke und Redensarten aus der siebenbürgisch-sächsischen Volkssprache mitgetheilt: Emesten durchbloan, durchwoalken, dreschâkeln, gûcken (= jucken), patzen, patschen (lautmalend), knufaien, verbrân (verbrennen), verarbeden, lûgen (= laugen), zemirscheln, zepräscheln, lichten (= leuchten). Emesten än de Arbet nien (nehmen), än de Lûg nien; zîchnen, dat et mûr (Mähre) git. Emesten zwibbeln, bäs e wasser hîscht (heischt). Emesten det Médwescher wope weisen. Emesten de pelz vergrêzen (versengen). Emesten înt versâtzen (eins versetzen). Emesten den Stûb aus dem toppert klôpen. Emesten den Toppert kalfatern. Emesten de Käche (auch Boache) versoalzen. Emesten en de Härzkel (Herzgrube) langen, dat de Môn ännschennt (hineinscheint). Emeste Nackebirre gien (geben). Emeste Nutsche (Kopfnüsse) gien. Af enem doanzen. (S. Schipprine.)

*21 Er hat Schinken wie ein Reichsbot, aber weder Würze noch Brot.

„Die (deutschen) Reichstagsabgeordneten“, schreibt K. Braun, „erhalten jeden Tag wenigstens einen Schinken, ohne dass dabei irgendwelche Trichinengefahr obwaltet, denn der Schinken besteht nicht aus Schweinefleisch, sondern aus eitel Papier. Er enthält nämlich die “Drucksachen des Hauses„, unter einem fünfeckigen Couvert, das bei lebhafter Phantasie an einen Schinken erinnern kann, und daher der Name. Dieselbe Bezeichnung gilt im preussischen Abgeordnetenhause, nur dass der Landtagsschinken am letzten Tage eines jeden Monats mit dem Gewürz einer Zahlungsanweisung auf Diäten versehen ist, während der Reichstagsschinken stets ohne dies Gewürz ausgegeben wird.“ (Schlesische Zeitung, 1871, Nr. 163.)

*22 Er schneidet fremden Schinken mit seinem Messer.

Lebt auf Kosten anderer.

*23 He ligt mit Schinken un Backhast up 'n Disk. (Osnabrück.)

Liegt lümmelhaft auf dem Tische.

*24 Hi smat eftar a Skink me'm Mâragh. (Nordfries.) – Johansen, 71.

Er wirft nach dem Schinken mit einer Wurst. Sinn: Der Werfende hält den, nach dem er wirft, für schlechter, obwol er besser ist, beide aber von einer Art sind.

*25 Hôl dine Schinken lîk. (Holst.) – Schütze, IV, 50.

Halte die Beine gerade, wie in der Grabschrift: „O Herre Gott im Himmelrîk, mak em doch sine Schinken lîk.“

*26 Schincken verkauffen zu Franckfurt in der Judengasse.Schuppius, Tract.

Wo gewiss für diesen Artikel der ungünstigste Markt ist.


Schinkenschwester.

* Sie ist seine Schinkenschwester.Frischbier2, 3303.


Schinkenvater.

* Er ist der Schinkenvater.Frischbier2, 3304.

Er vertritt für einen andern die Pathenstelle.


Schippe.

*1 A hôt's of d'r Scheppe.Peter, 449.

Es geht zu Ende mit ihm oder seinem Geschäft. (S. Kleien 22.)

*2 Die Schippe kriegen.

Fortgeschickt, relegirt werden.

*3 Einem die Schippe geben.Berndt, 118.

*4 Er steht auf der Schippe.

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[[95]/0101] Schinderknecht. * Du bist e rechter Schindersknaecht. (Ulm.) Zu einem Thierquäler. Henker oder Schinderknecht, carnifex, ist ein von Plautus und Terenz unzählige male gebrauchtes Sprichwort. Der Beruf desselben galt in Rom für so entehrend, dass er nicht einmal innerhalb der Thore wohnen durfte. Neben ihn kam in Bezug auf Verächtlichkeit der Spieler, aleator, von Profession. Sein Name hatte bei den Römern keinen bessern Klang als bei uns, und Cicero wie Juvenal stellten ihn gleich neben den des Ehebrechers, adulter. Auch war ja das Hazardspiel gesetzlich verboten und nur während der Saturnalien erlaubt. (Vgl. Römische Schimpfwörter in Ausland, 1871, Nr. 8.) Schindfessel. * Jemandes Schindfessel sein. Von einem, der andere bedrückt, auspresst. „Ein Edelmann ist der Bauren Märterer und Schindfessel.“ (Luther's Werke, II, 427b.) Schindhund. * Du Schindhund. „Der Schindhund hat alles verdorben.“ (Köhler, 141, 15.) It.: Chi non sà scorticare intacca la pelle. (Pazzaglia, 341, 2.) Schindluder. * Schindluder mit einem spielen (treiben). – Binder II, 1816; Frischbier2, 3302. Jemand auf eine grobe Weise zu seinem Spielball machen, seine Spässe mit ihm treiben. Schindmesser. *1 Das Schindmesser im Arsch ha'n. *2 Er tregt das schindmesser im hindern. (S. Fuss 235.) – Franck, II, 57a; Eyering, I, 340. Schinken. 1 Besser ein alter Schinken, denn unreif Kalbfleisch (s. d.). – Braun, I, 3870. 2 Das heisst die Schinken verderben, sagte der Kerl, als er gerädert werden sollte. Holl.: Je zult mijne schonken en bonken in tweeën slaan, zei de mof, en hij werd geraadbraakt. (Harrebomée, II, 256a.) 3 Der eine hat den Schinken gestohlen, den andern schlägt man mit der Schwarte. 4 Die besten Schinken sind es nicht, die manche Wirthe kochen. 5 Eine Schnitte Schinken in der Hand ist besser als ein fett Schwein im Traum. 6 Einen Schinken zu erjagen, muss man eine Bratwurst wagen. 7 En ollen Schinken is beater äs en nöchtern Kalw. (Westf.) – Hochdeutsch bei Körte, 5321. Besser eine be- und verständige Person, als ein junges, unverständiges, faselhaftes Mädchen heirathen. 8 Wenn die Schinken abgeklaubt sind, dann ist's Sparen zu spät. Holl.: Die wat spaart, heeft (vindt) wat, maar als het hammetje gekloven is, is het sparen gedaan. (Harrebomée, I, 275.) 9 Wenn der Schinken abgeklaubt, wirft man die Knochen weg. Holl.: Als het hammetje op is, dan moet men de kale beene wegslingeren. (Harrebomée, I, 275.) 10 Wer einen Schincken im Saltz hat, der muss schweigen, wenn ander Leut reden. – Petri, II, 705. Wer sich einer Schuld bewusst ist, wer eine Untersuchung, eine Strafe zu befürchten hat. 11 Wer seinen Schinken allein isst, der mag auch sein Pferd allein satteln. Span.: Quien a solas come el gallo, a solas ensilla el caballo. (Cahier, 3310.) 12 Zu fremdem Schinken eigenes Messer, das nährt wohl. Holl.: Eens anders ham en eigen mes. (Harrebomée, I, 275.) *13 Das sind auch die letzten Schinken. Die Franzosen reden von Schinken von Noyon (jambons de Noyon), worunter Bohnen gemeint sind, die dort besonders viel gezogen werden. (Illustr. Zeitung, 1447.) *14 Der Schinken ist abgeklaubt. *15 Der Schinken ist verschnitten. Die Sache ist vorbei. *16 Du hast noch 'n Schink' bi mi in 't Solt. (Altmark.) – Danneil, 204; Kern, 990. Ich habe mit dir noch etwas (Unangenehmes) abzumachen. *17 Ein Schuncken nach einem Schwein werffen. – Moscherosch, 78. *18 Einen Schinken bei jemand im Salz haben. – Simrock, 9207; Lohrengel, II, 52. Engl.: To have an aching tooth at one. Frz.: Avoir une dent de lait contre quelqu'un. It.: Aver il tarlo con uno. Lat.: Alicui iratum esse. Schwed.: Ha horn i sidan till någon. (Marin, 14.) *19 En fulen Schinken im Salte hebben. – Eichwald, 1666. Seine Sachen sind nicht richtig, er hat keine reine Bahn. *20 Enem de Schink'n besên. – Danneil, 243a. Sprichwörtliche Redensart für schlagen (s. d). Neben dieser sind noch folgende altmärkische Ausdrücke aufgeführt: Enen affbäökern, affdeffen, affdöschen, deffen, dörchbäökern, draschäökeln, dörchgallern, dörchwalken, ên fill'n, ûtbäökern, walken, en watt ûtlöschen, watt anwisch'n, watt uppbrenn', watt anstäk'n, anrak'n, watt uppmeng'n. Enen den Puck'l ûtwasch'n, dat Fell losmoak'n, dörchwackeln, verbimpfen, dat Fell versaol'n, 'n Puckl smären, dat Lädder gaor mach'n, die Jack vulldöschen, ûtstöw'n. Jos. Haltrich hat (Frommann, V, 172) folgende Ausdrücke und Redensarten aus der siebenbürgisch-sächsischen Volkssprache mitgetheilt: Emesten durchbloan, durchwoalken, dreschâkeln, gûcken (= jucken), patzen, patschen (lautmalend), knufaien, verbrân (verbrennen), verarbeden, lûgen (= laugen), zemirscheln, zepräscheln, lichten (= leuchten). Emesten än de Arbet nien (nehmen), än de Lûg nien; zîchnen, dat et mûr (Mähre) git. Emesten zwibbeln, bäs e wasser hîscht (heischt). Emesten det Médwescher wope weisen. Emesten de pelz vergrêzen (versengen). Emesten înt versâtzen (eins versetzen). Emesten den Stûb aus dem toppert klôpen. Emesten den Toppert kalfatern. Emesten de Käche (auch Boache) versoalzen. Emesten en de Härzkel (Herzgrube) langen, dat de Môn ännschennt (hineinscheint). Emeste Nackebirre gien (geben). Emeste Nutsche (Kopfnüsse) gien. Af enem doanzen. (S. Schipprine.) *21 Er hat Schinken wie ein Reichsbot, aber weder Würze noch Brot. „Die (deutschen) Reichstagsabgeordneten“, schreibt K. Braun, „erhalten jeden Tag wenigstens einen Schinken, ohne dass dabei irgendwelche Trichinengefahr obwaltet, denn der Schinken besteht nicht aus Schweinefleisch, sondern aus eitel Papier. Er enthält nämlich die “Drucksachen des Hauses„, unter einem fünfeckigen Couvert, das bei lebhafter Phantasie an einen Schinken erinnern kann, und daher der Name. Dieselbe Bezeichnung gilt im preussischen Abgeordnetenhause, nur dass der Landtagsschinken am letzten Tage eines jeden Monats mit dem Gewürz einer Zahlungsanweisung auf Diäten versehen ist, während der Reichstagsschinken stets ohne dies Gewürz ausgegeben wird.“ (Schlesische Zeitung, 1871, Nr. 163.) *22 Er schneidet fremden Schinken mit seinem Messer. Lebt auf Kosten anderer. *23 He ligt mit Schinken un Backhast up 'n Disk. (Osnabrück.) Liegt lümmelhaft auf dem Tische. *24 Hi smat eftar a Skink me'm Mâragh. (Nordfries.) – Johansen, 71. Er wirft nach dem Schinken mit einer Wurst. Sinn: Der Werfende hält den, nach dem er wirft, für schlechter, obwol er besser ist, beide aber von einer Art sind. *25 Hôl dine Schinken lîk. (Holst.) – Schütze, IV, 50. Halte die Beine gerade, wie in der Grabschrift: „O Herre Gott im Himmelrîk, mak em doch sine Schinken lîk.“ *26 Schincken verkauffen zu Franckfurt in der Judengasse. – Schuppius, Tract. Wo gewiss für diesen Artikel der ungünstigste Markt ist. Schinkenschwester. * Sie ist seine Schinkenschwester. – Frischbier2, 3303. Schinkenvater. * Er ist der Schinkenvater. – Frischbier2, 3304. Er vertritt für einen andern die Pathenstelle. Schippe. *1 A hôt's of d'r Scheppe. – Peter, 449. Es geht zu Ende mit ihm oder seinem Geschäft. (S. Kleien 22.) *2 Die Schippe kriegen. Fortgeschickt, relegirt werden. *3 Einem die Schippe geben. – Berndt, 118. *4 Er steht auf der Schippe. Holl.: Hij zit op den kant van het nest. (Harrebomée, I, 380b.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [95]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/101>, abgerufen am 16.04.2024.