Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 20 Es wird einmal ein güldener Schnee fallen, da würd man Gold vnd Gelt in Kübeln samblen. - Lehmann, 396, 275.

"Wer's hofft, der hat den Aal beym Schwantz."

21 Fällt auch nur ein kleiner Schnee, so sieht man schon die Spur nicht meh. (Wend. Lausitz.)

22 Fällt de eirste Snee in'n Dreck, ward de Winter en Geck. (Mecklenburg.) - Körte, 5373; Schweiz, II, 168, 26; Boebel, 116; für Holstein: Schütze, I, 353.

Scherzhaft auch mit dem Nachsatze: So äs he 'n Geck. Man meint, wenn der erste fallende Schnee ein Thauschnee ist, gäbe es keinen strengen, sondern einen veränderlichen, geckenhaften Winter.

Engl.: Whether you boil snow or pound it, you will have but water from it. (Bohn II, 19.)

Holl.: Valt de eerste sneeuw op een' nat geregenden grond, zoo kan de oogst gering zijn; valt zij op een' bevroren boden, zoo kan de oogst goed worden. (Harrebomee, II, 279a.)

23 Fällt der erste Schnee in Koth, so gibt's einen milden Winter. (Luzern.)

24 Fölt de erste Schnee in den Dreck, dan hölt he den ganzen Winter nich up de Däck. (Westf.) - Boebel, 116; für Göttingen: Schambach, II, 622.

Die Russen: Fällt der Schnee auf den Koth, so vergeht er. (Altmann VI, 418.)

Holl.: Een sneeuwtje op het slijk geeft eene zekere vorst. - Sneeuw op slik geeft ijs, dun of dik. (Harrebomee, II, 278b u. 279a.)

25 Grosser Schnee, grosses Wasser (kleine Wasser).

Welches von beiden hat Recht?

26 Grusse Schneä1, klänne Wasser. (Henneberg.)

1) Mehrzahl: Schnee-e.

27 Hast du dich selbst in den Schnee gesetzt, so klage nicht über Frost.

28 Jeder kehre den Schnee vor seiner Thür und kümmere sich nicht um das Eis, das auf dem Dache des Nachbars liegt. (China.)

29 Kleiner Schnee - grosse Wasser; grosser Schnee - kleine Wasser. - Simrock, 9141; Körte, 5372.

30 Lacht dess Schnees, der fernt gefallen ist. - Gruter, III, 41; Lehmann, II, 376, 1.

31 Lang Schnee im März bricht dem Korn das Herz. (Eifel.)

32 Mach aus Schnee Gomolkes. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Aus nichts lässt sich nichts machen, aus Schnee kein Käse. Gomolkes vom polnischen Gomulka, eine Art Käse von länglicher Form.

33 Man mag den Schnee kochen wie man will, er gibt nichts als Wasser.

It.: Dalla neve o cotta o pesta non caverai altro che acqua. (Bohn I, 90.)

Span.: De la nieve, ni cocida, ni majada, no sacaras sino agua. (Bohn I, 211.)

34 Man muss nicht unter dem Schnee mähen (schneiden, ernten) wollen. - Blum, 739; Simrock, 9143; Gaal, 860.

Was noch der Zukunft, besonders einer fernen, angehört, davon muss man nicht als von etwas Gewissem reden.

35 Nach Schnee und Regen kommt Segen.

36 Neuer Schnee, neue Kälte.

Dies Sprichwort ist dadurch entstanden, dass es häufiger mit Westwinden schneit, als mit Ostwinden. Schnee aber mit Westwinden und steigendem Barometer zeigt nur Kälte an. (Vgl. über diese und andere Redensarten Dove's Witterungsverhältnisse, 19.)

37 Schnee abzubacken und den Leuten für Salz einzusacken ist ein erlaubter Betrug.

Holl.: Hij begaat crimen laesae majestatis, die sneeuw achter den oven droogt, en het aangelieden voor bloem verkoopt. (Harrebomee, II, 51a.)

38 Schnee auf der Stirn und Kohlen im Gehirn. - Parömiakon, 1771.

Die bei körperlicher Schönheit ein schlechtes Gemüth haben.

39 Schnee im April mag kommen, wann he will. (Westf.) - Boebel, 90.

40 Schnee im Februar ist vergängliche Waar'.

Frz.: Neige de fevrier fuit comme un levrier. (Cahier, 711.)

41 Schnee in'n Dreck, Fröst gen Gebreck. (Ostfries.) - Bueren, 1014; Kern, 1246; Hauskalender, III.

42 Schnee ist des armen Mannes Dünger.

Frz.: La neige qui tombe engraisse la terre. (Leroux, I, 58.)

43 Schnee und Frost bringt (schlechte) Kost.


[Spaltenumbruch]

44 Schnee und Zorn vergehen mit der Zeit.

Lat.: Ut fragilis glacies, interit ira mora. (Ovid.) (Binder I, 1810; II, 3437.)

45 Schnee zerschmilzt in der Sonne und Salz im Wasser.

46 Snei dünget. - Schambach, II, 357.

Der Schnee düngt nicht nur insofern, als er der jungen Saat eine schützende Decke gewährt und ihr Wachsthum befördert, wie denn auf einen schneereichen Winter in der Regel eine reiche Ernte folgt; sondern auch dadurch, dass er wirklich Nahrungsstoffe für die Pflanzen enthält und dem Boden zurückgibt, wenn er auch andern Dünger nicht ersetzt.

47 So viel Schnee im März, so viel Gewitter im Sommer. - Boebel, 79.

48 Später Schnee macht den Bauern angst und weh.

Nämlich später Frühlingsschnee.

49 Unter dem dicksten (tiefsten) Schnee liegt oft der hitzigste Sommer. - Parömiakon, 476.

Die Leidenschaft wohnt auch unter grauen Haaren. "Unter dem weissen Schnee findet man oft einen Misthaufen und unter den weissen Haaren thut oft ein Cupido schlafen." (Abraham a Sancta-Clara, Judas der Erzschelm, I; Parömiakon, 528.)

50 Viel Schnee, den April entfernte, lässt zurück eine reiche Ernte. - Bair. Hauskalender.

51 Viel Schnee, viel Flachs. (Westf.) - Boebel, 137.

52 Viel Schnee, viel Heu; aber wenig Korn und Obst1 (Gartenfrüchte) dabei. - Boebel, 135; Blum, 248.

1) Simrock (9142) hat für Obst Hafern, und in Luzern sagt man: Wenig Korn und Fäsen; ein Wort, das Kelch, Bälzlein, Spalt, hier aber Korn bedeutet. (Stalder, I, 355.) - Viel Nässe, Wasser ist dem Wachsthum des Grases förderlich, während Gartengewächse und Fruchtbäume, sowie Getreide weniger Schnee und Nässe verlangen, wenn sie gerathen sollen. Fasern steht für die Bestandtheile der letztgenannten Gewächse.

53 Viel und lange Schnee - viel Heu, aber mager Korn und dicke Spreu. - Bair. Hauskalender.

54 Viel und langer Schnee gibt viel Frucht und Klee.

55 Vnder dem schnee nichts verwar, sonst zergeht er vnd machts offenbar.

Lat.: Sub nive quod tegitur, dum nix perit omne uidetur. (Loci comm., 61.)

56 Was im Schnee verborgen lag, kommt, wenn er schmilzt, an hellen Tag. - Seybold, 585.

Frz.: Il n'y a rien de si cache que le tems ne decouvre. (Kritzinger, 673a.)

Holl.: Het komt ten lesten aan den dag, wat in de sneeuw verholen lag. (Bohn I, 325.)

57 Was kümmert uns der Schnee vom vorigen Jahre. (S. Wolke.) - Eiselein, 648.

58 Was vnterm Schnee verborgen steht, das lest sich sehn, wenn er vergeht. - Petri, II, 611.

Bei Tunnicius (966): Dat men under den sne hot, dat kumt er al vor. (Sub nive tecta diu nequeunt latitare caduca.)

59 Wenn de Snei up't Laf felt, sau is de Winter belemmert. - Schambach, II, 664.

Wenn der Schnee auf das noch an den Bäumen sitzende Laub fällt, so soll er nicht viel werth, kein ordentlicher strenger Winter sein.

60 Wenn der Schnee fällt in den Koth, so gibt's grosse Noth. - Boebel, 110.

Holl.: Als de sneeuw valt op natte slijk, geeft na drie dagen een' vasten dijk. (Harrebomee, II, 278b.)

61 Wenn der Schnee gefroren, so knistert (glistert) er.

Er ist stolz auf den Glanz, den er gibt. Die Russen: Wenn der Schnee auf den Strand fällt, hält er sich für Meerschaum.

62 Wenn der schnee vergeht, so wird man sehen, was drunder verborgen gelegen. - Lehmann, 579, 4; Petri, II, 638.

Dän.: Det kommer op i toe, man fieler i sne. (Prov. dan., 552.)

It.: Non si fa cosa sotto terra, che non si sappia sopra terra.

Schwed.: Det som göms i snö kommer upp i tö. (Marin, 10.)

63 Wenn der Schnee vergeht, vergehen auch die Spuren davon.

Böhm.: Sejde snih, sejde i stopa. (Celakovsky, 195.)

64 Wenn der Schnee vergeht, wird es viel Koth geben.

Von unangenehmen Dingen, die in der Zukunft liegen und die jetzt nur durch gewisse Verhältnisse gebunden sind. Auch um zu sagen, wenn das erfahrene Alter abtritt, wird es viel Verwirrung geben.

[Spaltenumbruch] 20 Es wird einmal ein güldener Schnee fallen, da würd man Gold vnd Gelt in Kübeln samblen.Lehmann, 396, 275.

„Wer's hofft, der hat den Aal beym Schwantz.“

21 Fällt auch nur ein kleiner Schnee, so sieht man schon die Spur nicht meh. (Wend. Lausitz.)

22 Fällt de îrste Snee in'n Dreck, ward de Winter en Geck. (Mecklenburg.) – Körte, 5373; Schweiz, II, 168, 26; Boebel, 116; für Holstein: Schütze, I, 353.

Scherzhaft auch mit dem Nachsatze: So äs he 'n Geck. Man meint, wenn der erste fallende Schnee ein Thauschnee ist, gäbe es keinen strengen, sondern einen veränderlichen, geckenhaften Winter.

Engl.: Whether you boil snow or pound it, you will have but water from it. (Bohn II, 19.)

Holl.: Valt de eerste sneeuw op een' nat geregenden grond, zoo kan de oogst gering zijn; valt zij op een' bevroren boden, zoo kan de oogst goed worden. (Harrebomée, II, 279a.)

23 Fällt der erste Schnee in Koth, so gibt's einen milden Winter. (Luzern.)

24 Fölt de erste Schnee in den Dreck, dan hölt he den ganzen Winter nich up de Däck. (Westf.) – Boebel, 116; für Göttingen: Schambach, II, 622.

Die Russen: Fällt der Schnee auf den Koth, so vergeht er. (Altmann VI, 418.)

Holl.: Een sneeuwtje op het slijk geeft eene zekere vorst. – Sneeuw op slik geeft ijs, dun of dik. (Harrebomée, II, 278b u. 279a.)

25 Grosser Schnee, grosses Wasser (kleine Wasser).

Welches von beiden hat Recht?

26 Grusse Schneä1, klänne Wasser. (Henneberg.)

1) Mehrzahl: Schnee-e.

27 Hast du dich selbst in den Schnee gesetzt, so klage nicht über Frost.

28 Jeder kehre den Schnee vor seiner Thür und kümmere sich nicht um das Eis, das auf dem Dache des Nachbars liegt. (China.)

29 Kleiner Schnee – grosse Wasser; grosser Schnee – kleine Wasser.Simrock, 9141; Körte, 5372.

30 Lacht dess Schnees, der fernt gefallen ist.Gruter, III, 41; Lehmann, II, 376, 1.

31 Lang Schnee im März bricht dem Korn das Herz. (Eifel.)

32 Mach aus Schnee Gomolkes. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Aus nichts lässt sich nichts machen, aus Schnee kein Käse. Gomolkes vom polnischen Gomułka, eine Art Käse von länglicher Form.

33 Man mag den Schnee kochen wie man will, er gibt nichts als Wasser.

It.: Dalla neve o cotta o pesta non caverai altro che acqua. (Bohn I, 90.)

Span.: De la nieve, ni cocida, ni majada, no sacarás sino agua. (Bohn I, 211.)

34 Man muss nicht unter dem Schnee mähen (schneiden, ernten) wollen.Blum, 739; Simrock, 9143; Gaal, 860.

Was noch der Zukunft, besonders einer fernen, angehört, davon muss man nicht als von etwas Gewissem reden.

35 Nach Schnee und Regen kommt Segen.

36 Neuer Schnee, neue Kälte.

Dies Sprichwort ist dadurch entstanden, dass es häufiger mit Westwinden schneit, als mit Ostwinden. Schnee aber mit Westwinden und steigendem Barometer zeigt nur Kälte an. (Vgl. über diese und andere Redensarten Dove's Witterungsverhältnisse, 19.)

37 Schnee abzubacken und den Leuten für Salz einzusacken ist ein erlaubter Betrug.

Holl.: Hij begaat crimen laesae majestatis, die sneeuw achter den oven droogt, en het aangelieden voor bloem verkoopt. (Harrebomée, II, 51a.)

38 Schnee auf der Stirn und Kohlen im Gehirn.Parömiakon, 1771.

Die bei körperlicher Schönheit ein schlechtes Gemüth haben.

39 Schnee im April mag kommen, wann he will. (Westf.) – Boebel, 90.

40 Schnee im Februar ist vergängliche Waar'.

Frz.: Neige de février fuit comme un lévrier. (Cahier, 711.)

41 Schnee in'n Dreck, Fröst gên Gebreck. (Ostfries.) – Bueren, 1014; Kern, 1246; Hauskalender, III.

42 Schnee ist des armen Mannes Dünger.

Frz.: La neige qui tombe engraisse la terre. (Leroux, I, 58.)

43 Schnee und Frost bringt (schlechte) Kost.


[Spaltenumbruch]

44 Schnee und Zorn vergehen mit der Zeit.

Lat.: Ut fragilis glacies, interit ira mora. (Ovid.) (Binder I, 1810; II, 3437.)

45 Schnee zerschmilzt in der Sonne und Salz im Wasser.

46 Snei dünget.Schambach, II, 357.

Der Schnee düngt nicht nur insofern, als er der jungen Saat eine schützende Decke gewährt und ihr Wachsthum befördert, wie denn auf einen schneereichen Winter in der Regel eine reiche Ernte folgt; sondern auch dadurch, dass er wirklich Nahrungsstoffe für die Pflanzen enthält und dem Boden zurückgibt, wenn er auch andern Dünger nicht ersetzt.

47 So viel Schnee im März, so viel Gewitter im Sommer.Boebel, 79.

48 Später Schnee macht den Bauern angst und weh.

Nämlich später Frühlingsschnee.

49 Unter dem dicksten (tiefsten) Schnee liegt oft der hitzigste Sommer.Parömiakon, 476.

Die Leidenschaft wohnt auch unter grauen Haaren. „Unter dem weissen Schnee findet man oft einen Misthaufen und unter den weissen Haaren thut oft ein Cupido schlafen.“ (Abraham a Sancta-Clara, Judas der Erzschelm, I; Parömiakon, 528.)

50 Viel Schnee, den April entfernte, lässt zurück eine reiche Ernte.Bair. Hauskalender.

51 Viel Schnee, viel Flachs. (Westf.) – Boebel, 137.

52 Viel Schnee, viel Heu; aber wenig Korn und Obst1 (Gartenfrüchte) dabei.Boebel, 135; Blum, 248.

1) Simrock (9142) hat für Obst Hafern, und in Luzern sagt man: Wenig Korn und Fäsen; ein Wort, das Kelch, Bälzlein, Spalt, hier aber Korn bedeutet. (Stalder, I, 355.) – Viel Nässe, Wasser ist dem Wachsthum des Grases förderlich, während Gartengewächse und Fruchtbäume, sowie Getreide weniger Schnee und Nässe verlangen, wenn sie gerathen sollen. Fasern steht für die Bestandtheile der letztgenannten Gewächse.

53 Viel und lange Schnee – viel Heu, aber mager Korn und dicke Spreu.Bair. Hauskalender.

54 Viel und langer Schnee gibt viel Frucht und Klee.

55 Vnder dem schnee nichts verwar, sonst zergeht er vnd machts offenbar.

Lat.: Sub nive quod tegitur, dum nix perit omne uidetur. (Loci comm., 61.)

56 Was im Schnee verborgen lag, kommt, wenn er schmilzt, an hellen Tag.Seybold, 585.

Frz.: Il n'y a rien de si caché que le tems ne decouvre. (Kritzinger, 673a.)

Holl.: Het komt ten lesten aan den dag, wat in de sneeuw verholen lag. (Bohn I, 325.)

57 Was kümmert uns der Schnee vom vorigen Jahre. (S. Wolke.) – Eiselein, 648.

58 Was vnterm Schnee verborgen steht, das lest sich sehn, wenn er vergeht.Petri, II, 611.

Bei Tunnicius (966): Dat men under den snê hot, dat kumt er al vor. (Sub nive tecta diu nequeunt latitare caduca.)

59 Wenn de Snei up't Lâf felt, sau is de Winter belemmert.Schambach, II, 664.

Wenn der Schnee auf das noch an den Bäumen sitzende Laub fällt, so soll er nicht viel werth, kein ordentlicher strenger Winter sein.

60 Wenn der Schnee fällt in den Koth, so gibt's grosse Noth.Boebel, 110.

Holl.: Als de sneeuw valt op natte slijk, geeft na drie dagen een' vasten dijk. (Harrebomée, II, 278b.)

61 Wenn der Schnee gefroren, so knistert (glistert) er.

Er ist stolz auf den Glanz, den er gibt. Die Russen: Wenn der Schnee auf den Strand fällt, hält er sich für Meerschaum.

62 Wenn der schnee vergeht, so wird man sehen, was drunder verborgen gelegen.Lehmann, 579, 4; Petri, II, 638.

Dän.: Det kommer op i tœ, man fieler i sne. (Prov. dan., 552.)

It.: Non si fa cosa sotto terra, che non si sappia sopra terra.

Schwed.: Det som göms i snö kommer upp i tö. (Marin, 10.)

63 Wenn der Schnee vergeht, vergehen auch die Spuren davon.

Böhm.: Sejde sníh, sejde i stopa. (Čelakovsky, 195.)

64 Wenn der Schnee vergeht, wird es viel Koth geben.

Von unangenehmen Dingen, die in der Zukunft liegen und die jetzt nur durch gewisse Verhältnisse gebunden sind. Auch um zu sagen, wenn das erfahrene Alter abtritt, wird es viel Verwirrung geben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0153" n="[147]"/><cb n="293"/>
20 Es wird einmal ein güldener Schnee fallen, da würd man Gold vnd Gelt in Kübeln samblen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 396, 275.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wer's hofft, der hat den Aal beym Schwantz.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Fällt auch nur ein kleiner Schnee, so sieht man schon die Spur nicht meh.</hi> (<hi rendition="#i">Wend. Lausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Fällt de îrste Snee in'n Dreck, ward de Winter en Geck.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 5373; Schweiz, II, 168, 26; Boebel, 116;</hi> für Holstein: <hi rendition="#i">Schütze, I, 353.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherzhaft auch mit dem Nachsatze: So äs he 'n Geck. Man meint, wenn der erste fallende Schnee ein Thauschnee ist, gäbe es keinen strengen, sondern einen veränderlichen, geckenhaften Winter.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Whether you boil snow or pound it, you will have but water from it. (<hi rendition="#i">Bohn II, 19.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Valt de eerste sneeuw op een' nat geregenden grond, zoo kan de oogst gering zijn; valt zij op een' bevroren boden, zoo kan de oogst goed worden. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 279<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Fällt der erste Schnee in Koth, so gibt's einen milden Winter.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Fölt de erste Schnee in den Dreck, dan hölt he den ganzen Winter nich up de Däck.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 116;</hi> für Göttingen: <hi rendition="#i">Schambach, II, 622.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Fällt der Schnee auf den Koth, so vergeht er. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 418.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een sneeuwtje op het slijk geeft eene zekere vorst. &#x2013; Sneeuw op slik geeft ijs, dun of dik. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 278<hi rendition="#sup">b</hi> u. 279<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">25 Grosser Schnee, grosses Wasser (kleine Wasser).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Welches von beiden hat Recht?</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Grusse Schneä<hi rendition="#sup">1</hi>, klänne Wasser.</hi> (<hi rendition="#i">Henneberg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Mehrzahl: Schnee-e.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">27 Hast du dich selbst in den Schnee gesetzt, so klage nicht über Frost.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">28 Jeder kehre den Schnee vor seiner Thür und kümmere sich nicht um das Eis, das auf dem Dache des Nachbars liegt.</hi> (<hi rendition="#i">China.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">29 Kleiner Schnee &#x2013; grosse Wasser; grosser Schnee &#x2013; kleine Wasser.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 9141; Körte, 5372.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">30 Lacht dess Schnees, der fernt gefallen ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 41; Lehmann, II, 376, 1.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">31 Lang Schnee im März bricht dem Korn das Herz.</hi> (<hi rendition="#i">Eifel.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">32 Mach aus Schnee Gomolkes.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Aus nichts lässt sich nichts machen, aus Schnee kein Käse. Gomolkes vom polnischen Gomu&#x0142;ka, eine Art Käse von länglicher Form.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">33 Man mag den Schnee kochen wie man will, er gibt nichts als Wasser.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Dalla neve o cotta o pesta non caverai altro che acqua. (<hi rendition="#i">Bohn I, 90.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: De la nieve, ni cocida, ni majada, no sacarás sino agua. (<hi rendition="#i">Bohn I, 211.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">34 Man muss nicht unter dem Schnee mähen (schneiden, ernten) wollen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Blum, 739; Simrock, 9143; Gaal, 860.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Was noch der Zukunft, besonders einer fernen, angehört, davon muss man nicht als von etwas Gewissem reden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">35 Nach Schnee und Regen kommt Segen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">36 Neuer Schnee, neue Kälte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies Sprichwort ist dadurch entstanden, dass es häufiger mit Westwinden schneit, als mit Ostwinden. Schnee aber mit Westwinden und steigendem Barometer zeigt nur Kälte an. (Vgl. über diese und andere Redensarten <hi rendition="#i">Dove's Witterungsverhältnisse, 19.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">37 Schnee abzubacken und den Leuten für Salz einzusacken ist ein erlaubter Betrug.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij begaat crimen laesae majestatis, die sneeuw achter den oven droogt, en het aangelieden voor bloem verkoopt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 51<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">38 Schnee auf der Stirn und Kohlen im Gehirn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1771.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die bei körperlicher Schönheit ein schlechtes Gemüth haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">39 Schnee im April mag kommen, wann he will.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 90.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">40 Schnee im Februar ist vergängliche Waar'.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Neige de février fuit comme un lévrier. (<hi rendition="#i">Cahier, 711.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">41 Schnee in'n Dreck, Fröst gên Gebreck.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 1014; Kern, 1246; Hauskalender, III.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">42 Schnee ist des armen Mannes Dünger.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: La neige qui tombe engraisse la terre. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 58.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">43 Schnee und Frost bringt (schlechte) Kost.</hi> </p><lb/>
          <cb n="294"/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">44 Schnee und Zorn vergehen mit der Zeit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ut fragilis glacies, interit ira mora. (<hi rendition="#i">Ovid.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder I, 1810; II, 3437.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">45 Schnee zerschmilzt in der Sonne und Salz im Wasser.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">46 Snei dünget.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, II, 357.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Schnee düngt nicht nur insofern, als er der jungen Saat eine schützende Decke gewährt und ihr Wachsthum befördert, wie denn auf einen schneereichen Winter in der Regel eine reiche Ernte folgt; sondern auch dadurch, dass er wirklich Nahrungsstoffe für die Pflanzen enthält und dem Boden zurückgibt, wenn er auch andern Dünger nicht ersetzt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">47 So viel Schnee im März, so viel Gewitter im Sommer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 79.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">48 Später Schnee macht den Bauern angst und weh.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nämlich später Frühlingsschnee.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">49 Unter dem dicksten (tiefsten) Schnee liegt oft der hitzigste Sommer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 476.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Leidenschaft wohnt auch unter grauen Haaren. &#x201E;Unter dem weissen Schnee findet man oft einen Misthaufen und unter den weissen Haaren thut oft ein Cupido schlafen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Abraham a Sancta-Clara, Judas der Erzschelm, I; Parömiakon, 528.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">50 Viel Schnee, den April entfernte, lässt zurück eine reiche Ernte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bair. Hauskalender.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">51 Viel Schnee, viel Flachs.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 137.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">52 Viel Schnee, viel Heu; aber wenig Korn und Obst<hi rendition="#sup">1</hi> (Gartenfrüchte) dabei.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 135; Blum, 248.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) <hi rendition="#i">Simrock (9142)</hi> hat für Obst Hafern, und in Luzern sagt man: Wenig Korn und Fäsen; ein Wort, das Kelch, Bälzlein, Spalt, hier aber Korn bedeutet. (<hi rendition="#i">Stalder, I, 355.</hi>) &#x2013; Viel Nässe, Wasser ist dem Wachsthum des Grases förderlich, während Gartengewächse und Fruchtbäume, sowie Getreide weniger Schnee und Nässe verlangen, wenn sie gerathen sollen. Fasern steht für die Bestandtheile der letztgenannten Gewächse.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">53 Viel und lange Schnee &#x2013; viel Heu, aber mager Korn und dicke Spreu.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bair. Hauskalender.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">54 Viel und langer Schnee gibt viel Frucht und Klee.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">55 Vnder dem schnee nichts verwar, sonst zergeht er vnd machts offenbar.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Sub nive quod tegitur, dum nix perit omne uidetur. (<hi rendition="#i">Loci comm., 61.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">56 Was im Schnee verborgen lag, kommt, wenn er schmilzt, an hellen Tag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Seybold, 585.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il n'y a rien de si caché que le tems ne decouvre. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 673<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het komt ten lesten aan den dag, wat in de sneeuw verholen lag. (<hi rendition="#i">Bohn I, 325.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">57 Was kümmert uns der Schnee vom vorigen Jahre.</hi> (S.  Wolke.) &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 648.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">58 Was vnterm Schnee verborgen steht, das lest sich sehn, wenn er vergeht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 611.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (966)</hi>: Dat men under den snê hot, dat kumt er al vor. (Sub nive tecta diu nequeunt latitare caduca.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">59 Wenn de Snei up't Lâf felt, sau is de Winter belemmert.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, II, 664.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn der Schnee auf das noch an den Bäumen sitzende Laub fällt, so soll er nicht viel werth, kein ordentlicher strenger Winter sein.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">60 Wenn der Schnee fällt in den Koth, so gibt's grosse Noth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 110.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Als de sneeuw valt op natte slijk, geeft na drie dagen een' vasten dijk. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 278<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">61 Wenn der Schnee gefroren, so knistert (glistert) er.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist stolz auf den Glanz, den er gibt. Die Russen: Wenn der Schnee auf den Strand fällt, hält er sich für Meerschaum.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">62 Wenn der schnee vergeht, so wird man sehen, was drunder verborgen gelegen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 579, 4; Petri, II, 638.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Det kommer op i t&#x0153;, man fieler i sne. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 552.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Non si fa cosa sotto terra, che non si sappia sopra terra.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Det som göms i snö kommer upp i tö. (<hi rendition="#i">Marin, 10.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">63 Wenn der Schnee vergeht, vergehen auch die Spuren davon.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Sejde sníh, sejde i stopa. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 195.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">64 Wenn der Schnee vergeht, wird es viel Koth geben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von unangenehmen Dingen, die in der Zukunft liegen und die jetzt nur durch gewisse Verhältnisse gebunden sind. Auch um zu sagen, wenn das erfahrene Alter abtritt, wird es viel Verwirrung geben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[147]/0153] 20 Es wird einmal ein güldener Schnee fallen, da würd man Gold vnd Gelt in Kübeln samblen. – Lehmann, 396, 275. „Wer's hofft, der hat den Aal beym Schwantz.“ 21 Fällt auch nur ein kleiner Schnee, so sieht man schon die Spur nicht meh. (Wend. Lausitz.) 22 Fällt de îrste Snee in'n Dreck, ward de Winter en Geck. (Mecklenburg.) – Körte, 5373; Schweiz, II, 168, 26; Boebel, 116; für Holstein: Schütze, I, 353. Scherzhaft auch mit dem Nachsatze: So äs he 'n Geck. Man meint, wenn der erste fallende Schnee ein Thauschnee ist, gäbe es keinen strengen, sondern einen veränderlichen, geckenhaften Winter. Engl.: Whether you boil snow or pound it, you will have but water from it. (Bohn II, 19.) Holl.: Valt de eerste sneeuw op een' nat geregenden grond, zoo kan de oogst gering zijn; valt zij op een' bevroren boden, zoo kan de oogst goed worden. (Harrebomée, II, 279a.) 23 Fällt der erste Schnee in Koth, so gibt's einen milden Winter. (Luzern.) 24 Fölt de erste Schnee in den Dreck, dan hölt he den ganzen Winter nich up de Däck. (Westf.) – Boebel, 116; für Göttingen: Schambach, II, 622. Die Russen: Fällt der Schnee auf den Koth, so vergeht er. (Altmann VI, 418.) Holl.: Een sneeuwtje op het slijk geeft eene zekere vorst. – Sneeuw op slik geeft ijs, dun of dik. (Harrebomée, II, 278b u. 279a.) 25 Grosser Schnee, grosses Wasser (kleine Wasser). Welches von beiden hat Recht? 26 Grusse Schneä1, klänne Wasser. (Henneberg.) 1) Mehrzahl: Schnee-e. 27 Hast du dich selbst in den Schnee gesetzt, so klage nicht über Frost. 28 Jeder kehre den Schnee vor seiner Thür und kümmere sich nicht um das Eis, das auf dem Dache des Nachbars liegt. (China.) 29 Kleiner Schnee – grosse Wasser; grosser Schnee – kleine Wasser. – Simrock, 9141; Körte, 5372. 30 Lacht dess Schnees, der fernt gefallen ist. – Gruter, III, 41; Lehmann, II, 376, 1. 31 Lang Schnee im März bricht dem Korn das Herz. (Eifel.) 32 Mach aus Schnee Gomolkes. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Aus nichts lässt sich nichts machen, aus Schnee kein Käse. Gomolkes vom polnischen Gomułka, eine Art Käse von länglicher Form. 33 Man mag den Schnee kochen wie man will, er gibt nichts als Wasser. It.: Dalla neve o cotta o pesta non caverai altro che acqua. (Bohn I, 90.) Span.: De la nieve, ni cocida, ni majada, no sacarás sino agua. (Bohn I, 211.) 34 Man muss nicht unter dem Schnee mähen (schneiden, ernten) wollen. – Blum, 739; Simrock, 9143; Gaal, 860. Was noch der Zukunft, besonders einer fernen, angehört, davon muss man nicht als von etwas Gewissem reden. 35 Nach Schnee und Regen kommt Segen. 36 Neuer Schnee, neue Kälte. Dies Sprichwort ist dadurch entstanden, dass es häufiger mit Westwinden schneit, als mit Ostwinden. Schnee aber mit Westwinden und steigendem Barometer zeigt nur Kälte an. (Vgl. über diese und andere Redensarten Dove's Witterungsverhältnisse, 19.) 37 Schnee abzubacken und den Leuten für Salz einzusacken ist ein erlaubter Betrug. Holl.: Hij begaat crimen laesae majestatis, die sneeuw achter den oven droogt, en het aangelieden voor bloem verkoopt. (Harrebomée, II, 51a.) 38 Schnee auf der Stirn und Kohlen im Gehirn. – Parömiakon, 1771. Die bei körperlicher Schönheit ein schlechtes Gemüth haben. 39 Schnee im April mag kommen, wann he will. (Westf.) – Boebel, 90. 40 Schnee im Februar ist vergängliche Waar'. Frz.: Neige de février fuit comme un lévrier. (Cahier, 711.) 41 Schnee in'n Dreck, Fröst gên Gebreck. (Ostfries.) – Bueren, 1014; Kern, 1246; Hauskalender, III. 42 Schnee ist des armen Mannes Dünger. Frz.: La neige qui tombe engraisse la terre. (Leroux, I, 58.) 43 Schnee und Frost bringt (schlechte) Kost. 44 Schnee und Zorn vergehen mit der Zeit. Lat.: Ut fragilis glacies, interit ira mora. (Ovid.) (Binder I, 1810; II, 3437.) 45 Schnee zerschmilzt in der Sonne und Salz im Wasser. 46 Snei dünget. – Schambach, II, 357. Der Schnee düngt nicht nur insofern, als er der jungen Saat eine schützende Decke gewährt und ihr Wachsthum befördert, wie denn auf einen schneereichen Winter in der Regel eine reiche Ernte folgt; sondern auch dadurch, dass er wirklich Nahrungsstoffe für die Pflanzen enthält und dem Boden zurückgibt, wenn er auch andern Dünger nicht ersetzt. 47 So viel Schnee im März, so viel Gewitter im Sommer. – Boebel, 79. 48 Später Schnee macht den Bauern angst und weh. Nämlich später Frühlingsschnee. 49 Unter dem dicksten (tiefsten) Schnee liegt oft der hitzigste Sommer. – Parömiakon, 476. Die Leidenschaft wohnt auch unter grauen Haaren. „Unter dem weissen Schnee findet man oft einen Misthaufen und unter den weissen Haaren thut oft ein Cupido schlafen.“ (Abraham a Sancta-Clara, Judas der Erzschelm, I; Parömiakon, 528.) 50 Viel Schnee, den April entfernte, lässt zurück eine reiche Ernte. – Bair. Hauskalender. 51 Viel Schnee, viel Flachs. (Westf.) – Boebel, 137. 52 Viel Schnee, viel Heu; aber wenig Korn und Obst1 (Gartenfrüchte) dabei. – Boebel, 135; Blum, 248. 1) Simrock (9142) hat für Obst Hafern, und in Luzern sagt man: Wenig Korn und Fäsen; ein Wort, das Kelch, Bälzlein, Spalt, hier aber Korn bedeutet. (Stalder, I, 355.) – Viel Nässe, Wasser ist dem Wachsthum des Grases förderlich, während Gartengewächse und Fruchtbäume, sowie Getreide weniger Schnee und Nässe verlangen, wenn sie gerathen sollen. Fasern steht für die Bestandtheile der letztgenannten Gewächse. 53 Viel und lange Schnee – viel Heu, aber mager Korn und dicke Spreu. – Bair. Hauskalender. 54 Viel und langer Schnee gibt viel Frucht und Klee. 55 Vnder dem schnee nichts verwar, sonst zergeht er vnd machts offenbar. Lat.: Sub nive quod tegitur, dum nix perit omne uidetur. (Loci comm., 61.) 56 Was im Schnee verborgen lag, kommt, wenn er schmilzt, an hellen Tag. – Seybold, 585. Frz.: Il n'y a rien de si caché que le tems ne decouvre. (Kritzinger, 673a.) Holl.: Het komt ten lesten aan den dag, wat in de sneeuw verholen lag. (Bohn I, 325.) 57 Was kümmert uns der Schnee vom vorigen Jahre. (S. Wolke.) – Eiselein, 648. 58 Was vnterm Schnee verborgen steht, das lest sich sehn, wenn er vergeht. – Petri, II, 611. Bei Tunnicius (966): Dat men under den snê hot, dat kumt er al vor. (Sub nive tecta diu nequeunt latitare caduca.) 59 Wenn de Snei up't Lâf felt, sau is de Winter belemmert. – Schambach, II, 664. Wenn der Schnee auf das noch an den Bäumen sitzende Laub fällt, so soll er nicht viel werth, kein ordentlicher strenger Winter sein. 60 Wenn der Schnee fällt in den Koth, so gibt's grosse Noth. – Boebel, 110. Holl.: Als de sneeuw valt op natte slijk, geeft na drie dagen een' vasten dijk. (Harrebomée, II, 278b.) 61 Wenn der Schnee gefroren, so knistert (glistert) er. Er ist stolz auf den Glanz, den er gibt. Die Russen: Wenn der Schnee auf den Strand fällt, hält er sich für Meerschaum. 62 Wenn der schnee vergeht, so wird man sehen, was drunder verborgen gelegen. – Lehmann, 579, 4; Petri, II, 638. Dän.: Det kommer op i tœ, man fieler i sne. (Prov. dan., 552.) It.: Non si fa cosa sotto terra, che non si sappia sopra terra. Schwed.: Det som göms i snö kommer upp i tö. (Marin, 10.) 63 Wenn der Schnee vergeht, vergehen auch die Spuren davon. Böhm.: Sejde sníh, sejde i stopa. (Čelakovsky, 195.) 64 Wenn der Schnee vergeht, wird es viel Koth geben. Von unangenehmen Dingen, die in der Zukunft liegen und die jetzt nur durch gewisse Verhältnisse gebunden sind. Auch um zu sagen, wenn das erfahrene Alter abtritt, wird es viel Verwirrung geben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/153
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [147]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/153>, abgerufen am 19.04.2024.