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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 55 Was soll dem Schneider das Tuch, wenn er keinen Rock daraus machen kann.

"Die Wissenschaft und das Leben sind in Deutschland gar oft geschiedene Dinge; es fehlt uns nicht selten besonders die Kunst, unsere Wissenschaft ins Leben überzutragen. In manchen Sachen geht es uns daher mit unsern Ideen, wie den Spaniern mit ihrer Wolle, welche die Engländer roh ausführen und ihnen verarbeitet wieder als Waare zehnmal theurer verkaufen. Wir haben öfter das Tuch, besitzen aber die Kunst nicht, uns Hosen davon zu machen."

56 Wenn der Schneider die Hose verschnitten hat, sagt er: "'S schadet nichts, nur neu Tuch her!"

57 Wenn der Schneider feiert, so verrosten die Nadeln.

Dän.: Naar skrederen hviler rustes naalen. (Prov. dan., 552.)

58 Wenn der Schneider keinen Knopf an den Faden macht, ist der erste Stich vergeblich (oder: so verliert er alle Stiche). - Lehmann, 779, 13; Winckler, XVII, 45.

In Warschau jüdisch-deutsch: Wenn näht a Schneider der ümsist? Wenn er macht kein knüpp nit. Jedes Geschäft muss mit Aufmerksamkeit betrieben werden, sonst entstehen Nachtheile, wenigstens Zeitverluste daraus.

It.: Sartor, che non fa il nodo, il punto perde. (Biber.)

59 Wenn der Schneider nicht von der Elle redet, so redet er vom Tuch.

60 Wenn der Schneider reiten will und hat kein Pferd, so nimmt er einen Ziegenbock und reitet verkehrt. (Ostpreuss.)

61 Wenn der Schneider zu scharf anzieht, zerreisst der Faden.

It.: Chi troppo tira, la corda strappa. (Gaal, 815.)

62 Wenn du 'n Schneirer, 'n Wäwer un 'n Möller inn'n Sack deist un bargdoal (bergab) trudelst, kümmt ümmer 'n Spitzbov unnen to liggen. (Strelitz.) - Firmenich, III, 73, 103.

63 Wenn Schneider Leinwand, Leinweber Garn vnd Müller Mehl verkauffen, das macht seltzsam nachdencken. - Petri, II, 674.

64 Wer 'n Schneider es, de mot fein un blank sein, wer 'n Mürker es, de mot grow un schmutzig sein. (Lippe.)

65 Wer vom Schneider kauft den Zwirn, vom Schmied die Kohle und vom Bäcker das Korn, der geht mit seiner Kaufmannschaft verlor'n. - Schulfreund, 80, 6; Schmitz, 178, 15.

66 Wir wollen alle Schneider sein und können doch nicht nähen.

67 Woehr hät woll de Schneirer en heel Büchs un de Schoster heel Stäweln? - Schwerin, 71.

68 Zehn Schneider wiegen hundert Pfund, wenn nicht, so sind sie nicht gesund. - Schmitz, 193, 151.

Plattdeutsch: Tähn Schneider weigen hundert Pfund; wenn se 't ne, sid se ne gesund. (Schlingmann, 1248.)

*69 An dem hat der Schneider noch wenig gearbeitet.

Rabener schlug für den Schneider den Namen "Leutefabrikant" vor.

*70 Beim Schneider einen Bratenwender bestellen.

*71 Beim Schneider hängen bleiben.

Ihm seine Rechnung nicht bezahlen.

*72 Daraus hätte der Schneider zwei gemacht. (Danzig.) - Frischbier2, 3369.

Wenn beim Kartenspiel zwei Honneurs zusammenfallen.

*73 De Sneider het mit de hete Natel neit. (Holst.) - Schütze, III, 136; für Iserlohn: Woeste, 90, 194.

Er hat schlecht, so lose genäht, als sei die Nadel glühendheiss gewesen.

*74 Dem Schneider ist viel unter den Tisch gefallen.

In Niederösterreich, um zu sagen, er habe von dem Stoffe, den man ihm zur Verarbeitung übergeben, viel für sich behalten.

Frz.: Ce tailleur fait volontiers la boutee. (Kritzinger, 667b.)

*75 Den Schneider auskaufen (austreiben, herausjagen). - Frischbier2, 3370.

Jemand, der ein neues Kleidungsstück trägt, scherzweise schlagen oder kneifen.

*76 Den Schneider ausklopfen.

Zu denen, die man auf das neue Kleid schlägt, das sie das erstemal anhaben.

Frz.: Il faut rabattre les coautures. (Kritzinger, 573a.)

[Spaltenumbruch] *77 Den Schneider herauszwicken.

So sagt man in Oberösterreich, indem man denjenigen, der zum erstenmal ein neues Kleidungsstück anhat, sanft in den Arm kneift.

*78 Der Schneider hat das Mass verloren. - Frischbier2, 2555.

Wenn ein Kleidungsstück zu eng oder zu weit ist.

*79 Der Schneider hat die Hosen verschnitten. - Körte, 5376.

Die Sache ist in der Anlage verdorben.

*80 Der Schneider hat mit der heissen Nadel genäht. (Köthen.)

Wenn die Naht bald wieder aufgeht.

*81 Der Schneider kommt (kriecht) ihm in die Augen. - Eiselein, 553; Körte, 5378.

Er wird schlafmüde, die Augen fallen ihm zu.

*82 Ein windiger Schneider.

*83 Einem den Schneider ausklopfen. - Lohrengel, II, 352.

Ihn durchprügeln.

*84 Er hat's wie der Schneider, der die Hosen verschnitten; es ist kein Fehler, nur neues Tuch her.

*85 Er hät's wie desäb Schneider, er möcht Stockfisch und Kuttle. - Sutermeister, 42.

*86 Er hät's wie desäb Schneider, wo d' Hose verschnitte hät: es ist kein Fehler, nur neues Tuech her. - Sutermeister, 43.

*87 Er hat's wie jener Schneider, er möchte Stockfisch und Kutteln, alles zusammen.

*88 Er ist ein hinkender Schneider. - Schaltjahr, II, 90.

Um jemand zu schmähen oder Verachtung gegen ihn auszudrücken.

*89 Er ist ein Schneider.

Ein hagerer, schmächtiger Mensch. Oft heisst es auch noch: Er war ein Schneider. Dennoch war Johnson Vicepräsident der Vereinigten Staaten und wurde nach Lincoln's Ermordung wirklicher Präsident. Solche Dinge geschehen nicht blos in der Republik. Was ist denn der alte Derfflinger gewesen, ehe er den kurfürstlich brandenburgischen Marschallstab schwang? Ein Schneidergeselle, weiter nichts. Dagegen befand sich unter den Commandanten, welche 1806 die festen Plätze Preussens dem Feinde übergaben, so viel bekannt, so wenig ein Schneidergesell, wie unter den französischen Befehlshabern, welche 1870-71 vor den deutschen Heeren Kehrt machten oder in die Gefangenschaft geriethen.

*90 Er ist einem Schneider durch die Werkstatt gelaufen.

Von einem ungeschickten Schneider; gilt beziehungsweise von allen andern Berufsarten.

*91 Er ist über die Schneider hinaus. (Meiningen.)

Ist über dreissig Jahre alt.

*92 Es ist ein Schneider, dessen Hände zu weit aus dem Aermel hervorlangen.

Holl.: Hij is een snijder dien de hemden te lang uit de mouw zijn gegroeid. (Harrebomee, II, 279a.)

*93 Gevatter Schneider und Handschuhmacher.

Diese Redensart ist aus Wallenstein's Lager von Schiller entlehnt. Es treten ein paar Schützen, verständige, philisterhafte Gesellen auf, von denen ein Jäger sagt: "Lass sie gehen, sind Tieffenbacher, Gevatter Schneider und Handschuhmacher." (Vgl. Büchmann, 29.)

*94 Hal mi de Sneider! - Kern, 372.

Verhüllend für: Hol mich der Teufel.

*95 Lat en Snider rit'n. - Eichwald, 1768.

*96 Na, leb' wohl, Schneider! (Schles.)

*97 Schneider im Spiel (bei der Jagd) werden. (Oberösterreich.)

D. h. nichts erlegen, nichts gewinnen.

*98 Schneider sein.

Wer das Unglück hat, bei der Jagd oder beim Spiel "Schneider zu sein", trifft und gewinnt nichts. (Westermann, 25, 619.)


Schneiderbraten.

* En Sneiderbraten maken. - Schütze, IV, 142.

Einen brandigen Geruch veranlassen, wie Schneider mit dem Bügeleisen.


Schneidercourage.

* Er hat die Schneidercourage. - Frischbier2, 3373.

In Ostpreussen für: Krätze. Aber woher diese sonderbare Verbindung?


Schneiderfischlein.

Hundert Schneiderfischlein seind heut besser als morgen ein Salmen, der noch soll gefangen werden. - Lehmann, 247, 31.


[Spaltenumbruch] 55 Was soll dem Schneider das Tuch, wenn er keinen Rock daraus machen kann.

„Die Wissenschaft und das Leben sind in Deutschland gar oft geschiedene Dinge; es fehlt uns nicht selten besonders die Kunst, unsere Wissenschaft ins Leben überzutragen. In manchen Sachen geht es uns daher mit unsern Ideen, wie den Spaniern mit ihrer Wolle, welche die Engländer roh ausführen und ihnen verarbeitet wieder als Waare zehnmal theurer verkaufen. Wir haben öfter das Tuch, besitzen aber die Kunst nicht, uns Hosen davon zu machen.“

56 Wenn der Schneider die Hose verschnitten hat, sagt er: „'S schadet nichts, nur neu Tuch her!“

57 Wenn der Schneider feiert, so verrosten die Nadeln.

Dän.: Naar skrederen hviler rustes naalen. (Prov. dan., 552.)

58 Wenn der Schneider keinen Knopf an den Faden macht, ist der erste Stich vergeblich (oder: so verliert er alle Stiche).Lehmann, 779, 13; Winckler, XVII, 45.

In Warschau jüdisch-deutsch: Wenn näht a Schneider der ümsist? Wenn er macht kein knüpp nit. Jedes Geschäft muss mit Aufmerksamkeit betrieben werden, sonst entstehen Nachtheile, wenigstens Zeitverluste daraus.

It.: Sartor, che non fa il nodo, il punto perde. (Biber.)

59 Wenn der Schneider nicht von der Elle redet, so redet er vom Tuch.

60 Wenn der Schneider reiten will und hat kein Pferd, so nimmt er einen Ziegenbock und reitet verkehrt. (Ostpreuss.)

61 Wenn der Schneider zu scharf anzieht, zerreisst der Faden.

It.: Chi troppo tira, la corda strappa. (Gaal, 815.)

62 Wenn du 'n Schnîrer, 'n Wäwer un 'n Möller inn'n Sack deist un bargdoal (bergab) trudelst, kümmt ümmer 'n Spitzbov unnen to liggen. (Strelitz.) – Firmenich, III, 73, 103.

63 Wenn Schneider Leinwand, Leinweber Garn vnd Müller Mehl verkauffen, das macht seltzsam nachdencken.Petri, II, 674.

64 Wer 'n Schnîder es, de mot fîn un blank sîn, wer 'n Mürker es, de mot grow un schmutzig sîn. (Lippe.)

65 Wer vom Schneider kauft den Zwirn, vom Schmied die Kohle und vom Bäcker das Korn, der geht mit seiner Kaufmannschaft verlor'n.Schulfreund, 80, 6; Schmitz, 178, 15.

66 Wir wollen alle Schneider sein und können doch nicht nähen.

67 Woehr hät woll de Schnîrer en heel Büchs un de Schoster heel Stäweln?Schwerin, 71.

68 Zehn Schneider wiegen hundert Pfund, wenn nicht, so sind sie nicht gesund.Schmitz, 193, 151.

Plattdeutsch: Tähn Schnîder wîgen hundert Pfund; wenn se 't ne, sid se ne gesund. (Schlingmann, 1248.)

*69 An dem hat der Schneider noch wenig gearbeitet.

Rabener schlug für den Schneider den Namen „Leutefabrikant“ vor.

*70 Beim Schneider einen Bratenwender bestellen.

*71 Beim Schneider hängen bleiben.

Ihm seine Rechnung nicht bezahlen.

*72 Daraus hätte der Schneider zwei gemacht. (Danzig.) – Frischbier2, 3369.

Wenn beim Kartenspiel zwei Honneurs zusammenfallen.

*73 De Snîder het mit de hête Natel neit. (Holst.) – Schütze, III, 136; für Iserlohn: Woeste, 90, 194.

Er hat schlecht, so lose genäht, als sei die Nadel glühendheiss gewesen.

*74 Dem Schneider ist viel unter den Tisch gefallen.

In Niederösterreich, um zu sagen, er habe von dem Stoffe, den man ihm zur Verarbeitung übergeben, viel für sich behalten.

Frz.: Ce tailleur fait volontiers la boutée. (Kritzinger, 667b.)

*75 Den Schneider auskaufen (austreiben, herausjagen).Frischbier2, 3370.

Jemand, der ein neues Kleidungsstück trägt, scherzweise schlagen oder kneifen.

*76 Den Schneider ausklopfen.

Zu denen, die man auf das neue Kleid schlägt, das sie das erstemal anhaben.

Frz.: Il faut rabattre les coûtures. (Kritzinger, 573a.)

[Spaltenumbruch] *77 Den Schneider herauszwicken.

So sagt man in Oberösterreich, indem man denjenigen, der zum erstenmal ein neues Kleidungsstück anhat, sanft in den Arm kneift.

*78 Der Schneider hat das Mass verloren.Frischbier2, 2555.

Wenn ein Kleidungsstück zu eng oder zu weit ist.

*79 Der Schneider hat die Hosen verschnitten.Körte, 5376.

Die Sache ist in der Anlage verdorben.

*80 Der Schneider hat mit der heissen Nadel genäht. (Köthen.)

Wenn die Naht bald wieder aufgeht.

*81 Der Schneider kommt (kriecht) ihm in die Augen.Eiselein, 553; Körte, 5378.

Er wird schlafmüde, die Augen fallen ihm zu.

*82 Ein windiger Schneider.

*83 Einem den Schneider ausklopfen.Lohrengel, II, 352.

Ihn durchprügeln.

*84 Er hat's wie der Schneider, der die Hosen verschnitten; es ist kein Fehler, nur neues Tuch her.

*85 Er hät's wie desäb Schnîder, er möcht Stockfisch und Kuttle.Sutermeister, 42.

*86 Er hät's wie desäb Schnîder, wo d' Hose verschnitte hät: es ist kein Fehler, nur neues Tuech her.Sutermeister, 43.

*87 Er hat's wie jener Schneider, er möchte Stockfisch und Kutteln, alles zusammen.

*88 Er ist ein hinkender Schneider.Schaltjahr, II, 90.

Um jemand zu schmähen oder Verachtung gegen ihn auszudrücken.

*89 Er ist ein Schneider.

Ein hagerer, schmächtiger Mensch. Oft heisst es auch noch: Er war ein Schneider. Dennoch war Johnson Vicepräsident der Vereinigten Staaten und wurde nach Lincoln's Ermordung wirklicher Präsident. Solche Dinge geschehen nicht blos in der Republik. Was ist denn der alte Derfflinger gewesen, ehe er den kurfürstlich brandenburgischen Marschallstab schwang? Ein Schneidergeselle, weiter nichts. Dagegen befand sich unter den Commandanten, welche 1806 die festen Plätze Preussens dem Feinde übergaben, so viel bekannt, so wenig ein Schneidergesell, wie unter den französischen Befehlshabern, welche 1870-71 vor den deutschen Heeren Kehrt machten oder in die Gefangenschaft geriethen.

*90 Er ist einem Schneider durch die Werkstatt gelaufen.

Von einem ungeschickten Schneider; gilt beziehungsweise von allen andern Berufsarten.

*91 Er ist über die Schneider hinaus. (Meiningen.)

Ist über dreissig Jahre alt.

*92 Es ist ein Schneider, dessen Hände zu weit aus dem Aermel hervorlangen.

Holl.: Hij is een snijder dien de hemden te lang uit de mouw zijn gegroeid. (Harrebomée, II, 279a.)

*93 Gevatter Schneider und Handschuhmacher.

Diese Redensart ist aus Wallenstein's Lager von Schiller entlehnt. Es treten ein paar Schützen, verständige, philisterhafte Gesellen auf, von denen ein Jäger sagt: „Lass sie gehen, sind Tieffenbacher, Gevatter Schneider und Handschuhmacher.“ (Vgl. Büchmann, 29.)

*94 Hâl mi de Snîder!Kern, 372.

Verhüllend für: Hol mich der Teufel.

*95 Lat en Snider rit'n.Eichwald, 1768.

*96 Na, leb' wohl, Schneider! (Schles.)

*97 Schneider im Spiel (bei der Jagd) werden. (Oberösterreich.)

D. h. nichts erlegen, nichts gewinnen.

*98 Schneider sein.

Wer das Unglück hat, bei der Jagd oder beim Spiel „Schneider zu sein“, trifft und gewinnt nichts. (Westermann, 25, 619.)


Schneiderbraten.

* En Snîderbraten maken.Schütze, IV, 142.

Einen brandigen Geruch veranlassen, wie Schneider mit dem Bügeleisen.


Schneidercourage.

* Er hat die Schneidercourage.Frischbier2, 3373.

In Ostpreussen für: Krätze. Aber woher diese sonderbare Verbindung?


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Hundert Schneiderfischlein seind heut besser als morgen ein Salmen, der noch soll gefangen werden.Lehmann, 247, 31.


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[[151]/0157] 55 Was soll dem Schneider das Tuch, wenn er keinen Rock daraus machen kann. „Die Wissenschaft und das Leben sind in Deutschland gar oft geschiedene Dinge; es fehlt uns nicht selten besonders die Kunst, unsere Wissenschaft ins Leben überzutragen. In manchen Sachen geht es uns daher mit unsern Ideen, wie den Spaniern mit ihrer Wolle, welche die Engländer roh ausführen und ihnen verarbeitet wieder als Waare zehnmal theurer verkaufen. Wir haben öfter das Tuch, besitzen aber die Kunst nicht, uns Hosen davon zu machen.“ 56 Wenn der Schneider die Hose verschnitten hat, sagt er: „'S schadet nichts, nur neu Tuch her!“ 57 Wenn der Schneider feiert, so verrosten die Nadeln. Dän.: Naar skrederen hviler rustes naalen. (Prov. dan., 552.) 58 Wenn der Schneider keinen Knopf an den Faden macht, ist der erste Stich vergeblich (oder: so verliert er alle Stiche). – Lehmann, 779, 13; Winckler, XVII, 45. In Warschau jüdisch-deutsch: Wenn näht a Schneider der ümsist? Wenn er macht kein knüpp nit. Jedes Geschäft muss mit Aufmerksamkeit betrieben werden, sonst entstehen Nachtheile, wenigstens Zeitverluste daraus. It.: Sartor, che non fa il nodo, il punto perde. (Biber.) 59 Wenn der Schneider nicht von der Elle redet, so redet er vom Tuch. 60 Wenn der Schneider reiten will und hat kein Pferd, so nimmt er einen Ziegenbock und reitet verkehrt. (Ostpreuss.) 61 Wenn der Schneider zu scharf anzieht, zerreisst der Faden. It.: Chi troppo tira, la corda strappa. (Gaal, 815.) 62 Wenn du 'n Schnîrer, 'n Wäwer un 'n Möller inn'n Sack deist un bargdoal (bergab) trudelst, kümmt ümmer 'n Spitzbov unnen to liggen. (Strelitz.) – Firmenich, III, 73, 103. 63 Wenn Schneider Leinwand, Leinweber Garn vnd Müller Mehl verkauffen, das macht seltzsam nachdencken. – Petri, II, 674. 64 Wer 'n Schnîder es, de mot fîn un blank sîn, wer 'n Mürker es, de mot grow un schmutzig sîn. (Lippe.) 65 Wer vom Schneider kauft den Zwirn, vom Schmied die Kohle und vom Bäcker das Korn, der geht mit seiner Kaufmannschaft verlor'n. – Schulfreund, 80, 6; Schmitz, 178, 15. 66 Wir wollen alle Schneider sein und können doch nicht nähen. 67 Woehr hät woll de Schnîrer en heel Büchs un de Schoster heel Stäweln? – Schwerin, 71. 68 Zehn Schneider wiegen hundert Pfund, wenn nicht, so sind sie nicht gesund. – Schmitz, 193, 151. Plattdeutsch: Tähn Schnîder wîgen hundert Pfund; wenn se 't ne, sid se ne gesund. (Schlingmann, 1248.) *69 An dem hat der Schneider noch wenig gearbeitet. Rabener schlug für den Schneider den Namen „Leutefabrikant“ vor. *70 Beim Schneider einen Bratenwender bestellen. *71 Beim Schneider hängen bleiben. Ihm seine Rechnung nicht bezahlen. *72 Daraus hätte der Schneider zwei gemacht. (Danzig.) – Frischbier2, 3369. Wenn beim Kartenspiel zwei Honneurs zusammenfallen. *73 De Snîder het mit de hête Natel neit. (Holst.) – Schütze, III, 136; für Iserlohn: Woeste, 90, 194. Er hat schlecht, so lose genäht, als sei die Nadel glühendheiss gewesen. *74 Dem Schneider ist viel unter den Tisch gefallen. In Niederösterreich, um zu sagen, er habe von dem Stoffe, den man ihm zur Verarbeitung übergeben, viel für sich behalten. Frz.: Ce tailleur fait volontiers la boutée. (Kritzinger, 667b.) *75 Den Schneider auskaufen (austreiben, herausjagen). – Frischbier2, 3370. Jemand, der ein neues Kleidungsstück trägt, scherzweise schlagen oder kneifen. *76 Den Schneider ausklopfen. Zu denen, die man auf das neue Kleid schlägt, das sie das erstemal anhaben. Frz.: Il faut rabattre les coûtures. (Kritzinger, 573a.) *77 Den Schneider herauszwicken. So sagt man in Oberösterreich, indem man denjenigen, der zum erstenmal ein neues Kleidungsstück anhat, sanft in den Arm kneift. *78 Der Schneider hat das Mass verloren. – Frischbier2, 2555. Wenn ein Kleidungsstück zu eng oder zu weit ist. *79 Der Schneider hat die Hosen verschnitten. – Körte, 5376. Die Sache ist in der Anlage verdorben. *80 Der Schneider hat mit der heissen Nadel genäht. (Köthen.) Wenn die Naht bald wieder aufgeht. *81 Der Schneider kommt (kriecht) ihm in die Augen. – Eiselein, 553; Körte, 5378. Er wird schlafmüde, die Augen fallen ihm zu. *82 Ein windiger Schneider. *83 Einem den Schneider ausklopfen. – Lohrengel, II, 352. Ihn durchprügeln. *84 Er hat's wie der Schneider, der die Hosen verschnitten; es ist kein Fehler, nur neues Tuch her. *85 Er hät's wie desäb Schnîder, er möcht Stockfisch und Kuttle. – Sutermeister, 42. *86 Er hät's wie desäb Schnîder, wo d' Hose verschnitte hät: es ist kein Fehler, nur neues Tuech her. – Sutermeister, 43. *87 Er hat's wie jener Schneider, er möchte Stockfisch und Kutteln, alles zusammen. *88 Er ist ein hinkender Schneider. – Schaltjahr, II, 90. Um jemand zu schmähen oder Verachtung gegen ihn auszudrücken. *89 Er ist ein Schneider. Ein hagerer, schmächtiger Mensch. Oft heisst es auch noch: Er war ein Schneider. Dennoch war Johnson Vicepräsident der Vereinigten Staaten und wurde nach Lincoln's Ermordung wirklicher Präsident. Solche Dinge geschehen nicht blos in der Republik. Was ist denn der alte Derfflinger gewesen, ehe er den kurfürstlich brandenburgischen Marschallstab schwang? Ein Schneidergeselle, weiter nichts. Dagegen befand sich unter den Commandanten, welche 1806 die festen Plätze Preussens dem Feinde übergaben, so viel bekannt, so wenig ein Schneidergesell, wie unter den französischen Befehlshabern, welche 1870-71 vor den deutschen Heeren Kehrt machten oder in die Gefangenschaft geriethen. *90 Er ist einem Schneider durch die Werkstatt gelaufen. Von einem ungeschickten Schneider; gilt beziehungsweise von allen andern Berufsarten. *91 Er ist über die Schneider hinaus. (Meiningen.) Ist über dreissig Jahre alt. *92 Es ist ein Schneider, dessen Hände zu weit aus dem Aermel hervorlangen. Holl.: Hij is een snijder dien de hemden te lang uit de mouw zijn gegroeid. (Harrebomée, II, 279a.) *93 Gevatter Schneider und Handschuhmacher. Diese Redensart ist aus Wallenstein's Lager von Schiller entlehnt. Es treten ein paar Schützen, verständige, philisterhafte Gesellen auf, von denen ein Jäger sagt: „Lass sie gehen, sind Tieffenbacher, Gevatter Schneider und Handschuhmacher.“ (Vgl. Büchmann, 29.) *94 Hâl mi de Snîder! – Kern, 372. Verhüllend für: Hol mich der Teufel. *95 Lat en Snider rit'n. – Eichwald, 1768. *96 Na, leb' wohl, Schneider! (Schles.) *97 Schneider im Spiel (bei der Jagd) werden. (Oberösterreich.) D. h. nichts erlegen, nichts gewinnen. *98 Schneider sein. Wer das Unglück hat, bei der Jagd oder beim Spiel „Schneider zu sein“, trifft und gewinnt nichts. (Westermann, 25, 619.) Schneiderbraten. * En Snîderbraten maken. – Schütze, IV, 142. Einen brandigen Geruch veranlassen, wie Schneider mit dem Bügeleisen. Schneidercourage. * Er hat die Schneidercourage. – Frischbier2, 3373. In Ostpreussen für: Krätze. Aber woher diese sonderbare Verbindung? Schneiderfischlein. Hundert Schneiderfischlein seind heut besser als morgen ein Salmen, der noch soll gefangen werden. – Lehmann, 247, 31.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [151]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/157>, abgerufen am 18.04.2024.