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Sigismundus Freyberger [i. e. Wartmann, Sigismund Friedrich]: Germania Pertubata et Restaurata: Das ist [...] Theologo-Historica Politische Discursus, Vom Zustand deß gantzen Römischen Reichs. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1650.

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ET RESTAVR. DISCVRS. XI.
vnd zernichte. Dieses ist der Witzigen Weltgebrauch/ bey welcher
alle Ding jmmerzu ärger werden; gantz zuwider den Alchimi-
sten/ die auß Eisen Messing/ auß Messing Silber/ auß Silber
Gold machen.

Vnd dannenhero disputiert sichs/ ob es nicht dem Römi-
schen Stul am vorträglichsten wer/ daß etwan jede hundert Jahr
ein newer Mönchsorden entstünde/ der die Welt durch heiligen
Wandel/ vnd newe Disciplin verzuckte/ vnnd die vralte Orden/
gleich wie die Sonn bey jhrem Auffgang die zwitterende Stern/
verdunckelte. Doch meynen andere/ es wären der Orden mehr/
dann zuviel/ vnnd hätten alle treffliche gute Reguln vnd Manie-
ren zuleben/ wann sie nur bey der ersten Stifftung zubleiben/ oder
nach derselbigen sich reformieren lassen wolten. Aber es scheinet/
als müsse alles vnter der Sonnen sein Auff- vnd Abnehmen/ wie
der Mond/ behalten: Darumb haben sich zu allen Zeiten Leute
herfür gethan/ dem verderblichen Weltwesen tieffsinnig nach ge-
trachtet/ vnd entweder auß einem Prophetischen Geist/ oder stäter
Erwegung der heiligen Schrifft befunden/ daß GOtt nach sei-
ner Langmühtigkeit vnd Gedult/ ein Zeitlang zusiehet/ wann sich
ein gut Werck durch Gelt vnd Ehrgeitz verkehret/ biß er endlich
mit dem Staub besem herein streichet/ vnd die Geistliche Orden
so wol/ als die weltliche Geschlechter- vnd Fürstenhäu-
ser/ wider arm vnd veracht mache; andere
aber herfür bringet/ vnd hoch
läßt steigen.

Der

ET RESTAVR. DISCVRS. XI.
vnd zernichte. Dieſes iſt der Witzigen Weltgebrauch/ bey welcher
alle Ding jmmerzu aͤrger werden; gantz zuwider den Alchimi-
ſten/ die auß Eiſen Meſſing/ auß Meſſing Silber/ auß Silber
Gold machen.

Vnd dannenhero diſputiert ſichs/ ob es nicht dem Roͤmi-
ſchen Stul am vortraͤglichſten wer/ daß etwan jede hundert Jahr
ein newer Moͤnchsorden entſtuͤnde/ der die Welt durch heiligen
Wandel/ vnd newe Diſciplin verzuckte/ vnnd die vralte Orden/
gleich wie die Sonn bey jhrem Auffgang die zwitterende Stern/
verdunckelte. Doch meynen andere/ es waͤren der Orden mehr/
dann zuviel/ vnnd haͤtten alle treffliche gute Reguln vnd Manie-
ren zuleben/ wann ſie nur bey der erſten Stifftung zubleiben/ oder
nach derſelbigen ſich reformieren laſſen wolten. Aber es ſcheinet/
als muͤſſe alles vnter der Sonnen ſein Auff- vnd Abnehmen/ wie
der Mond/ behalten: Darumb haben ſich zu allen Zeiten Leute
herfuͤr gethan/ dem verderblichen Weltweſen tieffſinnig nach ge-
trachtet/ vnd entweder auß einem Prophetiſchen Geiſt/ oder ſtaͤter
Erwegung der heiligen Schrifft befunden/ daß GOtt nach ſei-
ner Langmuͤhtigkeit vnd Gedult/ ein Zeitlang zuſiehet/ wann ſich
ein gut Werck durch Gelt vnd Ehrgeitz verkehret/ biß er endlich
mit dem Staub beſem herein ſtreichet/ vnd die Geiſtliche Orden
ſo wol/ als die weltliche Geſchlechter- vnd Fuͤrſtenhaͤu-
ſer/ wider arm vnd veracht mache; andere
aber herfuͤr bringet/ vnd hoch
laͤßt ſteigen.

Der
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[125[127]/0135] ET RESTAVR. DISCVRS. XI. vnd zernichte. Dieſes iſt der Witzigen Weltgebrauch/ bey welcher alle Ding jmmerzu aͤrger werden; gantz zuwider den Alchimi- ſten/ die auß Eiſen Meſſing/ auß Meſſing Silber/ auß Silber Gold machen. Vnd dannenhero diſputiert ſichs/ ob es nicht dem Roͤmi- ſchen Stul am vortraͤglichſten wer/ daß etwan jede hundert Jahr ein newer Moͤnchsorden entſtuͤnde/ der die Welt durch heiligen Wandel/ vnd newe Diſciplin verzuckte/ vnnd die vralte Orden/ gleich wie die Sonn bey jhrem Auffgang die zwitterende Stern/ verdunckelte. Doch meynen andere/ es waͤren der Orden mehr/ dann zuviel/ vnnd haͤtten alle treffliche gute Reguln vnd Manie- ren zuleben/ wann ſie nur bey der erſten Stifftung zubleiben/ oder nach derſelbigen ſich reformieren laſſen wolten. Aber es ſcheinet/ als muͤſſe alles vnter der Sonnen ſein Auff- vnd Abnehmen/ wie der Mond/ behalten: Darumb haben ſich zu allen Zeiten Leute herfuͤr gethan/ dem verderblichen Weltweſen tieffſinnig nach ge- trachtet/ vnd entweder auß einem Prophetiſchen Geiſt/ oder ſtaͤter Erwegung der heiligen Schrifft befunden/ daß GOtt nach ſei- ner Langmuͤhtigkeit vnd Gedult/ ein Zeitlang zuſiehet/ wann ſich ein gut Werck durch Gelt vnd Ehrgeitz verkehret/ biß er endlich mit dem Staub beſem herein ſtreichet/ vnd die Geiſtliche Orden ſo wol/ als die weltliche Geſchlechter- vnd Fuͤrſtenhaͤu- ſer/ wider arm vnd veracht mache; andere aber herfuͤr bringet/ vnd hoch laͤßt ſteigen. Der

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Zitationshilfe: Sigismundus Freyberger [i. e. Wartmann, Sigismund Friedrich]: Germania Pertubata et Restaurata: Das ist [...] Theologo-Historica Politische Discursus, Vom Zustand deß gantzen Römischen Reichs. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1650, S. 125[127]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wartmann_germania01_1650/135>, abgerufen am 29.03.2024.