Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wedekind, Frank: Frühlings Erwachen. Zürich, 1891.

Bild:
<< vorherige Seite
Hänschen Rilow. -- Wird Ernst Röbel auch pro-
movirt?
Moritz. O gewiß, Hänschen, gewiß! -- Ernst Röbel wird
gleichfalls promovirt.
Robert. Dann mußt du schon nicht richtig gelesen haben.
Die Eselsbank abgerechnet zählen wir mit dir und Röbel zusammen
einundsechzig, während oben das Klassenzimmer mehr als sechzig
nicht fassen kann.
Moritz. Ich habe vollkommen richtig gelesen. Ernst Röbel
wird so gut versetzt wie ich -- beide allerdings vorläufig nur
provisorisch. Während des ersten Quartals soll es sich dann
herausstellen, wer dem andern Platz zu machen hat. -- Armer
Röbel! -- Weiß der Himmel, mir ist um mich nicht mehr bange.
Ich habe diesmal zu tief hinunterblickt.
Otto. Ich wette fünf Mark, daß du Platz machst.
Moritz. Du hast ja nichts. Ich will dich nicht ausrauben.
-- Herrgott, werd' ich büffeln von heute an! -- Jetzt kann ich's
ja sagen -- mögt ihr daran glauben oder nicht -- jetzt ist ja
alles gleichgültig -- ich -- ich weiß, wie wahr es ist: Wenn ich
nicht promovirt worden wäre, hätte ich mich erschossen.
Robert. Prahlhans!
Georg. Der Hasenfuß!
Otto. Dich hätte ich schießen sehen mögen!
Lämmermeier. Eine Maulschelle drauf!
Melchior. (giebt ihm eine) -- -- Komm, Moritz. Gehn wir
zum Försterhaus!
Georg. Glaubst du vielleicht an den Schnak?
Melchior. Scheert dich das? -- -- Laß sie schwatzen,
Moritz! Fort, nur fort, zur Stadt hinaus!

(Die Professoren Hungergurt und Knochenbruch gehen vorüber.)
Hänschen Rilow. — Wird Ernſt Röbel auch pro-
movirt?
Moritz. O gewiß, Hänschen, gewiß! — Ernſt Röbel wird
gleichfalls promovirt.
Robert. Dann mußt du ſchon nicht richtig geleſen haben.
Die Eſelsbank abgerechnet zählen wir mit dir und Röbel zuſammen
einundſechzig, während oben das Klaſſenzimmer mehr als ſechzig
nicht faſſen kann.
Moritz. Ich habe vollkommen richtig geleſen. Ernſt Röbel
wird ſo gut verſetzt wie ich — beide allerdings vorläufig nur
proviſoriſch. Während des erſten Quartals ſoll es ſich dann
herausſtellen, wer dem andern Platz zu machen hat. — Armer
Röbel! — Weiß der Himmel, mir iſt um mich nicht mehr bange.
Ich habe diesmal zu tief hinunterblickt.
Otto. Ich wette fünf Mark, daß du Platz machſt.
Moritz. Du haſt ja nichts. Ich will dich nicht ausrauben.
— Herrgott, werd' ich büffeln von heute an! — Jetzt kann ich's
ja ſagen — mögt ihr daran glauben oder nicht — jetzt iſt ja
alles gleichgültig — ich — ich weiß, wie wahr es iſt: Wenn ich
nicht promovirt worden wäre, hätte ich mich erſchoſſen.
Robert. Prahlhans!
Georg. Der Haſenfuß!
Otto. Dich hätte ich ſchießen ſehen mögen!
Lämmermeier. Eine Maulſchelle drauf!
Melchior. (giebt ihm eine) — — Komm, Moritz. Gehn wir
zum Förſterhaus!
Georg. Glaubſt du vielleicht an den Schnak?
Melchior. Scheert dich das? — — Laß ſie ſchwatzen,
Moritz! Fort, nur fort, zur Stadt hinaus!

(Die Profeſſoren Hungergurt und Knochenbruch gehen vorüber.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0034" n="18"/>
          <sp who="#HAN">
            <speaker><hi rendition="#g">Hänschen Rilow</hi>.</speaker>
            <p>&#x2014; Wird Ern&#x017F;t Röbel auch pro-<lb/>
movirt?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOR">
            <speaker><hi rendition="#g">Moritz</hi>.</speaker>
            <p>O gewiß, Hänschen, gewiß! &#x2014; Ern&#x017F;t Röbel wird<lb/>
gleichfalls promovirt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ROB">
            <speaker><hi rendition="#g">Robert</hi>.</speaker>
            <p>Dann mußt du &#x017F;chon nicht richtig gele&#x017F;en haben.<lb/>
Die E&#x017F;elsbank abgerechnet zählen wir mit dir und Röbel zu&#x017F;ammen<lb/>
einund&#x017F;echzig, während oben das Kla&#x017F;&#x017F;enzimmer mehr als &#x017F;echzig<lb/>
nicht fa&#x017F;&#x017F;en kann.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOR">
            <speaker><hi rendition="#g">Moritz</hi>.</speaker>
            <p>Ich habe vollkommen richtig gele&#x017F;en. Ern&#x017F;t Röbel<lb/>
wird &#x017F;o gut ver&#x017F;etzt wie ich &#x2014; beide allerdings vorläufig nur<lb/><hi rendition="#g">provi&#x017F;ori&#x017F;ch</hi>. Während des er&#x017F;ten Quartals &#x017F;oll es &#x017F;ich dann<lb/>
heraus&#x017F;tellen, wer dem andern Platz zu machen hat. &#x2014; Armer<lb/>
Röbel! &#x2014; Weiß der Himmel, mir i&#x017F;t um mich nicht mehr bange.<lb/>
Ich habe diesmal zu tief hinunterblickt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OTT">
            <speaker><hi rendition="#g">Otto</hi>.</speaker>
            <p>Ich wette fünf Mark, daß du Platz mach&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOR">
            <speaker><hi rendition="#g">Moritz</hi>.</speaker>
            <p>Du ha&#x017F;t ja nichts. Ich will dich nicht ausrauben.<lb/>
&#x2014; Herrgott, werd' ich büffeln von heute an! &#x2014; Jetzt kann ich's<lb/>
ja &#x017F;agen &#x2014; mögt ihr daran glauben oder nicht &#x2014; jetzt i&#x017F;t ja<lb/>
alles gleichgültig &#x2014; ich &#x2014; ich weiß, wie wahr es i&#x017F;t: Wenn ich<lb/>
nicht promovirt worden wäre, hätte ich mich er&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ROB">
            <speaker><hi rendition="#g">Robert</hi>.</speaker>
            <p>Prahlhans!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GEO">
            <speaker><hi rendition="#g">Georg</hi>.</speaker>
            <p>Der Ha&#x017F;enfuß!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OTT">
            <speaker><hi rendition="#g">Otto</hi>.</speaker>
            <p>Dich hätte ich &#x017F;chießen &#x017F;ehen mögen!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LAM">
            <speaker><hi rendition="#g">Lämmermeier</hi>.</speaker>
            <p>Eine Maul&#x017F;chelle drauf!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEL">
            <speaker><hi rendition="#g">Melchior</hi>.</speaker>
            <stage>(giebt ihm eine)</stage>
            <p>&#x2014; &#x2014; Komm, Moritz. Gehn wir<lb/>
zum För&#x017F;terhaus!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GEO">
            <speaker><hi rendition="#g">Georg</hi>.</speaker>
            <p>Glaub&#x017F;t du vielleicht an den Schnak?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEL">
            <speaker><hi rendition="#g">Melchior</hi>.</speaker>
            <p>Scheert dich das? &#x2014; &#x2014; Laß &#x017F;ie &#x017F;chwatzen,<lb/>
Moritz! Fort, nur fort, zur Stadt hinaus!</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c">(Die Profe&#x017F;&#x017F;oren <hi rendition="#g">Hungergurt</hi> und <hi rendition="#g">Knochenbruch</hi> gehen vorüber.)</hi> </stage>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0034] Hänschen Rilow. — Wird Ernſt Röbel auch pro- movirt? Moritz. O gewiß, Hänschen, gewiß! — Ernſt Röbel wird gleichfalls promovirt. Robert. Dann mußt du ſchon nicht richtig geleſen haben. Die Eſelsbank abgerechnet zählen wir mit dir und Röbel zuſammen einundſechzig, während oben das Klaſſenzimmer mehr als ſechzig nicht faſſen kann. Moritz. Ich habe vollkommen richtig geleſen. Ernſt Röbel wird ſo gut verſetzt wie ich — beide allerdings vorläufig nur proviſoriſch. Während des erſten Quartals ſoll es ſich dann herausſtellen, wer dem andern Platz zu machen hat. — Armer Röbel! — Weiß der Himmel, mir iſt um mich nicht mehr bange. Ich habe diesmal zu tief hinunterblickt. Otto. Ich wette fünf Mark, daß du Platz machſt. Moritz. Du haſt ja nichts. Ich will dich nicht ausrauben. — Herrgott, werd' ich büffeln von heute an! — Jetzt kann ich's ja ſagen — mögt ihr daran glauben oder nicht — jetzt iſt ja alles gleichgültig — ich — ich weiß, wie wahr es iſt: Wenn ich nicht promovirt worden wäre, hätte ich mich erſchoſſen. Robert. Prahlhans! Georg. Der Haſenfuß! Otto. Dich hätte ich ſchießen ſehen mögen! Lämmermeier. Eine Maulſchelle drauf! Melchior. (giebt ihm eine) — — Komm, Moritz. Gehn wir zum Förſterhaus! Georg. Glaubſt du vielleicht an den Schnak? Melchior. Scheert dich das? — — Laß ſie ſchwatzen, Moritz! Fort, nur fort, zur Stadt hinaus! (Die Profeſſoren Hungergurt und Knochenbruch gehen vorüber.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_erwachen_1891
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_erwachen_1891/34
Zitationshilfe: Wedekind, Frank: Frühlings Erwachen. Zürich, 1891, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_erwachen_1891/34>, abgerufen am 28.03.2024.