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Weigel, Valentin: Gnothi seauton. Nosce te ipsum. Erkenne dich selber O Mensch. Neustadt, 1618.

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Das Ander Büchlein.
das jhr nicht mehr Wandelt/ wie die andern Heyden Wan-
deln/ in der Eytelkeit jhres sinnes/ welcher verstand verfin-
ster ist/ vnd sind entfrembdet vom dem Leben/ das auß Gott
ist/ durch die vnwissenheit/ so in jhnen ist/ durch die Blind-
heit jhres Hertzens/ welche ruchloß sind/ vnnd er geben sich
der vnzucht/ vnd treiben allerley vnreinigkeit/ sampt dem
Geitz. Jhr aber habt Christum nicht also gelehrnet/ so jhr
anders von jhm gehöret habt/ vnd in jhm gelehret seid/ wie
in Jesu ein rechtschaffen wesen ist. So leget nun von euch
abe/ nach dem vorigen Wandel den Alten Menschen/ der
durch lüste in Jrrthumb sich verderbet/ Ernewert euch aber
im Geist ewres gemüths/ vnd ziehet den Newen Menschen
an/ der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerech-
tigkeit vnd heiligkeit.

Darumb leget die Lügen ab/ vnnd redet die Warheit
ein jeglicher mit seinem Nechsten/ Sintemahl wir vnter-
einander Glieder sind. Zurnet vnd Sündiget nicht: Lasset
die Sonne nicht vber ewrem Zorn vntergehen: Gebet auch
nicht raum dem Lesterer. Wer gestolen hat/ der stele
nicht mehr/ Sondern Arbeite/ vnd schaffe mit den Henden
etwas gutes/ auff das er habe zugeben dem dürfftigen.
Lasset kein faul geschwetz aus ewrem Munde gehen/ sondern
was nützlich zur besserung ist/ da es noht thut/ das es hold-
selig sey zu hören Vnd betrübet nicht den Heiligen Geist/
GOttes/ damit jhr versiegelt seid auff den Tag der Erlö-
sung. Alle Bitterkeit vnd Grim vnd Zorn vnnd geschrey/
vnd Lesterung sey ferne von euch/ sampt aller Boßheit/ seid
aber vnter einander freundlich/ Hertzlich/ vnd vergebet einer
dem andern/ gleich wie GOtt euch vergeben hat in Chri-
sto.

Ephes.

Das Ander Buͤchlein.
das jhr nicht mehr Wandelt/ wie die andern Heyden Wan-
deln/ in der Eytelkeit jhres ſinnes/ welcher verſtand verfin-
ſter iſt/ vnd ſind entfrembdet vom dem Leben/ das auß Gott
iſt/ durch die vnwiſſenheit/ ſo in jhnen iſt/ durch die Blind-
heit jhres Hertzens/ welche ruchloß ſind/ vnnd er geben ſich
der vnzucht/ vnd treiben allerley vnreinigkeit/ ſampt dem
Geitz. Jhr aber habt Chriſtum nicht alſo gelehrnet/ ſo jhr
anders von jhm gehoͤret habt/ vnd in jhm gelehret ſeid/ wie
in Jeſu ein rechtſchaffen weſen iſt. So leget nun von euch
abe/ nach dem vorigen Wandel den Alten Menſchen/ der
durch luͤſte in Jrrthumb ſich verderbet/ Ernewert euch aber
im Geiſt ewres gemuͤths/ vnd ziehet den Newen Menſchen
an/ der nach Gott geſchaffen iſt in rechtſchaffener Gerech-
tigkeit vnd heiligkeit.

Darumb leget die Luͤgen ab/ vnnd redet die Warheit
ein jeglicher mit ſeinem Nechſten/ Sintemahl wir vnter-
einander Glieder ſind. Zurnet vnd Suͤndiget nicht: Laſſet
die Sonne nicht vber ewrem Zorn vntergehen: Gebet auch
nicht raum dem Leſterer. Wer geſtolen hat/ der ſtele
nicht mehr/ Sondern Arbeite/ vnd ſchaffe mit den Henden
etwas gutes/ auff das er habe zugeben dem duͤrfftigen.
Laſſet kein faul geſchwetz aus ewrem Munde gehen/ ſondern
was nuͤtzlich zur beſſerung iſt/ da es noht thut/ das es hold-
ſelig ſey zu hoͤren Vnd betruͤbet nicht den Heiligen Geiſt/
GOttes/ damit jhr verſiegelt ſeid auff den Tag der Erloͤ-
ſung. Alle Bitterkeit vnd Grim vnd Zorn vnnd geſchrey/
vnd Leſterung ſey ferne von euch/ ſampt aller Boßheit/ ſeid
aber vnter einander freundlich/ Hertzlich/ vnd vergebet einer
dem andern/ gleich wie GOtt euch vergeben hat in Chri-
ſto.

Epheſ.
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[96/0103] Das Ander Buͤchlein. das jhr nicht mehr Wandelt/ wie die andern Heyden Wan- deln/ in der Eytelkeit jhres ſinnes/ welcher verſtand verfin- ſter iſt/ vnd ſind entfrembdet vom dem Leben/ das auß Gott iſt/ durch die vnwiſſenheit/ ſo in jhnen iſt/ durch die Blind- heit jhres Hertzens/ welche ruchloß ſind/ vnnd er geben ſich der vnzucht/ vnd treiben allerley vnreinigkeit/ ſampt dem Geitz. Jhr aber habt Chriſtum nicht alſo gelehrnet/ ſo jhr anders von jhm gehoͤret habt/ vnd in jhm gelehret ſeid/ wie in Jeſu ein rechtſchaffen weſen iſt. So leget nun von euch abe/ nach dem vorigen Wandel den Alten Menſchen/ der durch luͤſte in Jrrthumb ſich verderbet/ Ernewert euch aber im Geiſt ewres gemuͤths/ vnd ziehet den Newen Menſchen an/ der nach Gott geſchaffen iſt in rechtſchaffener Gerech- tigkeit vnd heiligkeit. Darumb leget die Luͤgen ab/ vnnd redet die Warheit ein jeglicher mit ſeinem Nechſten/ Sintemahl wir vnter- einander Glieder ſind. Zurnet vnd Suͤndiget nicht: Laſſet die Sonne nicht vber ewrem Zorn vntergehen: Gebet auch nicht raum dem Leſterer. Wer geſtolen hat/ der ſtele nicht mehr/ Sondern Arbeite/ vnd ſchaffe mit den Henden etwas gutes/ auff das er habe zugeben dem duͤrfftigen. Laſſet kein faul geſchwetz aus ewrem Munde gehen/ ſondern was nuͤtzlich zur beſſerung iſt/ da es noht thut/ das es hold- ſelig ſey zu hoͤren Vnd betruͤbet nicht den Heiligen Geiſt/ GOttes/ damit jhr verſiegelt ſeid auff den Tag der Erloͤ- ſung. Alle Bitterkeit vnd Grim vnd Zorn vnnd geſchrey/ vnd Leſterung ſey ferne von euch/ ſampt aller Boßheit/ ſeid aber vnter einander freundlich/ Hertzlich/ vnd vergebet einer dem andern/ gleich wie GOtt euch vergeben hat in Chri- ſto. Epheſ.

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Zitationshilfe: Weigel, Valentin: Gnothi seauton. Nosce te ipsum. Erkenne dich selber O Mensch. Neustadt, 1618, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_gnothi02_1618/103>, abgerufen am 20.04.2024.