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Weigel, Valentin: Der güldene Griff/ Alle Ding ohne Jrrthumb zuerkennen. Halle (Saale), 1613.

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Der güldene Griff.
allein auch solche Lehren/ Erstlich/ daß sich die natürliche Erkent-
[n]is nicht wircklich sondern leidenlich/ gegen seinem Gegenwurff
[ha]lte. Zum 2. daß der Gegenwurff sein Liecht gleich außgeust/
w[ie] die Sonne jhren Schein/ auff alle Augen. Zum 3. daß die
V[n]gleichheit des Liechts nicht vom Gegenwurff/ sondern von vn-
fern licher vngeschickter Darbietung oder vngleicher Zubereitung/
veru[r]sachet wird. Zum 4. daß der gütige Gott kein Vrsach sey der
mens[c]hlichen Blindheit/ sondern durch sein Vnglauben. Zum 5.
daß gl[e]ichwohl Fried vnd Einigkeit vnter den Gleubigen bleibe in
solcher vngleichen Erleuchtung. Zum 6. daß es darumb vber na-
türliche Erkentnis heisse/ daß solches objectum weder mit Sin-
nen/ Ve[r]nunfft/ Imagination noch Verstand mag erreicht oder
begriffen [w]erden/ sondern sey vber alle natürliche Kreffte vnd Ver-
mögen. Z[um] 7. daß der Glaub ein Werck vnd Gab des H. Gei-
stes sey/ in den gelassen Hertzen/ so sich allein in Gott ergeben/ vnd
nicht in oder bey den Creaturen zuerlangen. Zum 8. daß alle na-
türliche Erkentnis oder Weißheit zuvor in vns verborgen liegen/
dann göttliche Erkendtnis mag nicht von aussen hinein getragen
werden (wie die Literanten lehren) sie muß von jnnen herauß
quellen/ aus dem göttlichen Brunnen des Lebens/ vom Vater des
Liechts Zum 9. daß die Schrifft kein Wesen wircke im Menschen/
sondern sey nutz zur Ermahnung/ Warnung zur Lehre Erwe-
ckung des Schatzes des jnnern lebendigen Wortes GOttes/ wel-
ches Gott durch seinen lieben Sohn Christum in vns geleget hat.
Zum 10 daß der Glaub nicht sein selbst sey/ sondern ein gnedige
Gab vnd Geschenck Gottes/ auff daß GOtt bleibe alles in allem
seinen Außerwehlten vnd Kindern/ so er jhme durch die erste
Geburt von Gott seinem Himlischen Vater
erworben/ vnd von newen wiederge-
bohren hat.

Das

Der guͤldene Griff.
allein auch ſolche Lehren/ Erſtlich/ daß ſich die natuͤrliche Erkent-
[n]is nicht wircklich ſondern leidenlich/ gegen ſeinem Gegenwurff
[ha]lte. Zum 2. daß der Gegenwurff ſein Liecht gleich außgeuſt/
w[ie] die Sonne jhren Schein/ auff alle Augen. Zum 3. daß die
V[n]gleichheit des Liechts nicht vom Gegenwurff/ ſondern von vn-
fern licher vngeſchickter Darbietung oder vngleicher Zubereitung/
veru[r]ſachet wird. Zum 4. daß der guͤtige Gott kein Vrſach ſey der
menſ[c]hlichen Blindheit/ ſondern durch ſein Vnglauben. Zum 5.
daß gl[e]ichwohl Fried vnd Einigkeit vnter den Gleubigen bleibe in
ſolcher vngleichen Erleuchtung. Zum 6. daß es darumb vber na-
tuͤrliche Erkentnis heiſſe/ daß ſolches objectum weder mit Sin-
nen/ Ve[r]nunfft/ Imagination noch Verſtand mag erꝛeicht oder
begriffen [w]erden/ ſondern ſey vber alle natuͤrliche Kreffte vnd Ver-
moͤgen. Z[um] 7. daß der Glaub ein Werck vnd Gab des H. Gei-
ſtes ſey/ in den gelaſſen Hertzen/ ſo ſich allein in Gott ergeben/ vnd
nicht in oder bey den Creaturen zuerlangen. Zum 8. daß alle na-
tuͤrliche Erkentnis oder Weißheit zuvor in vns verborgen liegen/
dann goͤttliche Erkendtnis mag nicht von auſſen hinein getragen
werden (wie die Literanten lehren) ſie muß von jnnen herauß
quellen/ aus dem goͤttlichen Brunnen des Lebens/ vom Vater des
Liechts Zum 9. daß die Schrifft kein Weſen wircke im Menſchen/
ſondern ſey nutz zur Ermahnung/ Warnung zur Lehre Erwe-
ckung des Schatzes des jnnern lebendigen Wortes GOttes/ wel-
ches Gott durch ſeinen lieben Sohn Chriſtum in vns geleget hat.
Zum 10 daß der Glaub nicht ſein ſelbſt ſey/ ſondern ein gnedige
Gab vnd Geſchenck Gottes/ auff daß GOtt bleibe alles in allem
ſeinen Außerwehlten vnd Kindern/ ſo er jhme durch die erſte
Geburt von Gott ſeinem Himliſchen Vater
erworben/ vnd von newen wiederge-
bohren hat.

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[0054] Der guͤldene Griff. allein auch ſolche Lehren/ Erſtlich/ daß ſich die natuͤrliche Erkent- nis nicht wircklich ſondern leidenlich/ gegen ſeinem Gegenwurff halte. Zum 2. daß der Gegenwurff ſein Liecht gleich außgeuſt/ wie die Sonne jhren Schein/ auff alle Augen. Zum 3. daß die Vngleichheit des Liechts nicht vom Gegenwurff/ ſondern von vn- fern licher vngeſchickter Darbietung oder vngleicher Zubereitung/ verurſachet wird. Zum 4. daß der guͤtige Gott kein Vrſach ſey der menſchlichen Blindheit/ ſondern durch ſein Vnglauben. Zum 5. daß gleichwohl Fried vnd Einigkeit vnter den Gleubigen bleibe in ſolcher vngleichen Erleuchtung. Zum 6. daß es darumb vber na- tuͤrliche Erkentnis heiſſe/ daß ſolches objectum weder mit Sin- nen/ Vernunfft/ Imagination noch Verſtand mag erꝛeicht oder begriffen werden/ ſondern ſey vber alle natuͤrliche Kreffte vnd Ver- moͤgen. Zum 7. daß der Glaub ein Werck vnd Gab des H. Gei- ſtes ſey/ in den gelaſſen Hertzen/ ſo ſich allein in Gott ergeben/ vnd nicht in oder bey den Creaturen zuerlangen. Zum 8. daß alle na- tuͤrliche Erkentnis oder Weißheit zuvor in vns verborgen liegen/ dann goͤttliche Erkendtnis mag nicht von auſſen hinein getragen werden (wie die Literanten lehren) ſie muß von jnnen herauß quellen/ aus dem goͤttlichen Brunnen des Lebens/ vom Vater des Liechts Zum 9. daß die Schrifft kein Weſen wircke im Menſchen/ ſondern ſey nutz zur Ermahnung/ Warnung zur Lehre Erwe- ckung des Schatzes des jnnern lebendigen Wortes GOttes/ wel- ches Gott durch ſeinen lieben Sohn Chriſtum in vns geleget hat. Zum 10 daß der Glaub nicht ſein ſelbſt ſey/ ſondern ein gnedige Gab vnd Geſchenck Gottes/ auff daß GOtt bleibe alles in allem ſeinen Außerwehlten vnd Kindern/ ſo er jhme durch die erſte Geburt von Gott ſeinem Himliſchen Vater erworben/ vnd von newen wiederge- bohren hat. Das

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Zitationshilfe: Weigel, Valentin: Der güldene Griff/ Alle Ding ohne Jrrthumb zuerkennen. Halle (Saale), 1613, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_gueldenergriff_1613/54>, abgerufen am 28.03.2024.