Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

Bild:
<< vorherige Seite


wäre. Du Schaum von allen rechtschaffe-
nen Kerlen/ hast du auch so viel Hertze/ daß du
mich provociren kanst/ oder bist du auch so
viel werth/ daß ich deinen Buckel meines
Stockes würdige. Du elende Creatur/ re-
de doch ietzund etwas/ daß ich böse auf dich
werden kan oder schreibe es meiner Barm-
herzigkeit zu/ wofern ich dich nach würden
nicht tractiren kan. Da stund nun der Tür-
ckenstecher/ und hatte alle Boßheit inwendig/
wie die Ziegen das Fett. Nach langem War-
ten/ nahm der andere ihm der Degen auß der
Hand/ und prügelte ihn so zierlich im Hause
herum/ daß der Wirth sich darzwischen legen
muste. Damit war die Comoedie zu Ende/
und hatten die andern das Ansehen umbsonst
gehabt. Als nun Gelanor die tröstliche Hi-
storie erzehlen hörete/ fragten sie weiter/ was
denn der Kerle vor Ursache gehabt/ solch ei-
nen Tumult anzufangen. Da kam einer/
und gab diesen Bericht; der gute Mensch ha-
be sich so sehr in den König von Schweden
verliebt/ daß er nicht leiden könte/ wenn ie-
mand eine widrige Zeitung von demselben er-
zehlen wolte. Weil nun der andere vorgege-
ben/ der König wäre von den Dantzigern auf
die Weichselmünde gefangen geführt wor-

den


waͤre. Du Schaum von allen rechtſchaffe-
nen Kerlen/ haſt du auch ſo viel Hertze/ daß du
mich provociren kanſt/ oder biſt du auch ſo
viel werth/ daß ich deinen Buckel meines
Stockes wuͤrdige. Du elende Creatur/ re-
de doch ietzund etwas/ daß ich boͤſe auf dich
werden kan oder ſchreibe es meiner Barm-
herzigkeit zu/ wofern ich dich nach wuͤrden
nicht tractiren kan. Da ſtund nun der Tuͤr-
ckenſtecher/ und hatte alle Boßheit inwendig/
wie die Ziegen das Fett. Nach langem War-
ten/ nahm der andere ihm der Degen auß der
Hand/ und pruͤgelte ihn ſo zierlich im Hauſe
herum/ daß der Wirth ſich darzwiſchen legen
muſte. Damit war die Comœdie zu Ende/
und hatten die andern das Anſehen umbſonſt
gehabt. Als nun Gelanor die troͤſtliche Hi-
ſtorie erzehlen hoͤrete/ fragten ſie weiter/ was
denn der Kerle vor Urſache gehabt/ ſolch ei-
nen Tumult anzufangen. Da kam einer/
und gab dieſen Bericht; der gute Menſch ha-
be ſich ſo ſehr in den Koͤnig von Schweden
verliebt/ daß er nicht leiden koͤnte/ wenn ie-
mand eine widrige Zeitung von demſelben er-
zehlen wolte. Weil nun der andere vorgege-
ben/ der Koͤnig waͤre von den Dantzigern auf
die Weichſelmuͤnde gefangen gefuͤhrt wor-

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0165" n="159"/><lb/>
wa&#x0364;re. Du Schaum von allen recht&#x017F;chaffe-<lb/>
nen Kerlen/ ha&#x017F;t du auch &#x017F;o viel Hertze/ daß du<lb/>
mich <hi rendition="#aq">provociren</hi> kan&#x017F;t/ oder bi&#x017F;t du auch &#x017F;o<lb/>
viel werth/ daß ich deinen Buckel meines<lb/>
Stockes wu&#x0364;rdige. Du elende Creatur/ re-<lb/>
de doch ietzund etwas/ daß ich bo&#x0364;&#x017F;e auf dich<lb/>
werden kan oder &#x017F;chreibe es meiner Barm-<lb/>
herzigkeit zu/ wofern ich dich nach wu&#x0364;rden<lb/>
nicht tractiren kan. Da &#x017F;tund nun der Tu&#x0364;r-<lb/>
cken&#x017F;techer/ und hatte alle Boßheit inwendig/<lb/>
wie die Ziegen das Fett. Nach langem War-<lb/>
ten/ nahm der andere ihm der Degen auß der<lb/>
Hand/ und pru&#x0364;gelte ihn &#x017F;o zierlich im Hau&#x017F;e<lb/>
herum/ daß der Wirth &#x017F;ich darzwi&#x017F;chen legen<lb/>
mu&#x017F;te. Damit war die <hi rendition="#aq">Com&#x0153;die</hi> zu Ende/<lb/>
und hatten die andern das An&#x017F;ehen umb&#x017F;on&#x017F;t<lb/>
gehabt. Als nun <hi rendition="#aq">Gelanor</hi> die tro&#x0364;&#x017F;tliche Hi-<lb/>
&#x017F;torie erzehlen ho&#x0364;rete/ fragten &#x017F;ie weiter/ was<lb/>
denn der Kerle vor <hi rendition="#aq">U</hi>r&#x017F;ache gehabt/ &#x017F;olch ei-<lb/>
nen Tumult anzufangen. Da kam einer/<lb/>
und gab die&#x017F;en Bericht; der gute Men&#x017F;ch ha-<lb/>
be &#x017F;ich &#x017F;o &#x017F;ehr in den Ko&#x0364;nig von Schweden<lb/>
verliebt/ daß er nicht leiden ko&#x0364;nte/ wenn ie-<lb/>
mand eine widrige Zeitung von dem&#x017F;elben er-<lb/>
zehlen wolte. Weil nun der andere vorgege-<lb/>
ben/ der Ko&#x0364;nig wa&#x0364;re von den Dantzigern auf<lb/>
die Weich&#x017F;elmu&#x0364;nde gefangen gefu&#x0364;hrt wor-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0165] waͤre. Du Schaum von allen rechtſchaffe- nen Kerlen/ haſt du auch ſo viel Hertze/ daß du mich provociren kanſt/ oder biſt du auch ſo viel werth/ daß ich deinen Buckel meines Stockes wuͤrdige. Du elende Creatur/ re- de doch ietzund etwas/ daß ich boͤſe auf dich werden kan oder ſchreibe es meiner Barm- herzigkeit zu/ wofern ich dich nach wuͤrden nicht tractiren kan. Da ſtund nun der Tuͤr- ckenſtecher/ und hatte alle Boßheit inwendig/ wie die Ziegen das Fett. Nach langem War- ten/ nahm der andere ihm der Degen auß der Hand/ und pruͤgelte ihn ſo zierlich im Hauſe herum/ daß der Wirth ſich darzwiſchen legen muſte. Damit war die Comœdie zu Ende/ und hatten die andern das Anſehen umbſonſt gehabt. Als nun Gelanor die troͤſtliche Hi- ſtorie erzehlen hoͤrete/ fragten ſie weiter/ was denn der Kerle vor Urſache gehabt/ ſolch ei- nen Tumult anzufangen. Da kam einer/ und gab dieſen Bericht; der gute Menſch ha- be ſich ſo ſehr in den Koͤnig von Schweden verliebt/ daß er nicht leiden koͤnte/ wenn ie- mand eine widrige Zeitung von demſelben er- zehlen wolte. Weil nun der andere vorgege- ben/ der Koͤnig waͤre von den Dantzigern auf die Weichſelmuͤnde gefangen gefuͤhrt wor- den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe handelt es sich um die 2. Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/165
Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/165>, abgerufen am 28.03.2024.