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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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nisi praemiorum loco ponere velis obedien-
tiam, precesque ad Deum pro incolumitate
tua indefessas, quam quidem solutionem
plenis tibi manibus offero.

Vive Pater Patriae
& Vale.

Gelanor hatte wieder seine Gedancken
darbey. Der gute Mensch mag seine Lateini-
sche Autores wohl gelesen haben. Doch weiß
ich nicht/ ob man allzeit auf die alte Manier
schreiben darff. Die Welt will sich lieber in
abstracto, anreden lassen/ und es scheint an-
nehmlicher tu serenitas, als tua, ob man gleich
nicht leugnen kan/ daß viel Redens-Arten bey
solchen weitläufftigen abstractis zu schanden
werden. Sonst leuchtet eine affectirte Art zu
schreiben herauß/ die einer kleinen Theologi-
schen Hoffart ähnlich sieht. Er hätte seine Mey-
nung viel deutlicher können von sich geben/ so
hat er was sonderliches wollen vorbringen.
Gott gebe daß er nicht einmahl im Ministerio
mit hohen Worten auffgezogen kömmt. Darzu
ist es nicht unrecht/ daß man einem Fürsten/
sonderlich zu der Zeit/ wenn man umb Gna-
de bitten wil/ mit demütigen und unterthäni-
gen Worten begegnet.

Der Hoffratth hatte gedultig zugehöret.
Endlich sagte er/ der andere hätte das beste

Glü-


niſi præmiorum loco ponere velis obedien-
tiam, precesq́ue ad Deum pro incolumitate
tuâ indefeſſas, quam quidem ſolutionem
plenis tibi manibus offero.

Vive Pater Patriæ
& Vale.

Gelanor hatte wieder ſeine Gedancken
darbey. Der gute Menſch mag ſeine Lateini-
ſche Autores wohl geleſen haben. Doch weiß
ich nicht/ ob man allzeit auf die alte Manier
ſchreiben darff. Die Welt will ſich lieber in
abſtracto, anreden laſſen/ und es ſcheint an-
nehmlicher tu ſerenitas, als tua, ob man gleich
nicht leugnen kan/ daß viel Redens-Arten bey
ſolchen weitlaͤufftigen abſtractis zu ſchanden
werden. Sonſt leuchtet eine affectirte Art zu
ſchreiben herauß/ die einer kleinen Theologi-
ſchen Hoffaꝛt aͤhnlich ſieht. Er haͤtte ſeine Mey-
nung viel deutlicher koͤnnen von ſich geben/ ſo
hat er was ſonderliches wollen vorbringen.
Gott gebe daß er nicht einmahl im Miniſterio
mit hohen Worten auffgezogen koͤm̃t. Darzu
iſt es nicht unrecht/ daß man einem Fuͤrſten/
ſonderlich zu der Zeit/ wenn man umb Gna-
de bitten wil/ mit demuͤtigen und unterthaͤni-
gen Worten begegnet.

Der Hoffratth hatte gedultig zugehoͤret.
Endlich ſagte er/ der andere haͤtte das beſte

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[334/0340] niſi præmiorum loco ponere velis obedien- tiam, precesq́ue ad Deum pro incolumitate tuâ indefeſſas, quam quidem ſolutionem plenis tibi manibus offero. Vive Pater Patriæ & Vale. Gelanor hatte wieder ſeine Gedancken darbey. Der gute Menſch mag ſeine Lateini- ſche Autores wohl geleſen haben. Doch weiß ich nicht/ ob man allzeit auf die alte Manier ſchreiben darff. Die Welt will ſich lieber in abſtracto, anreden laſſen/ und es ſcheint an- nehmlicher tu ſerenitas, als tua, ob man gleich nicht leugnen kan/ daß viel Redens-Arten bey ſolchen weitlaͤufftigen abſtractis zu ſchanden werden. Sonſt leuchtet eine affectirte Art zu ſchreiben herauß/ die einer kleinen Theologi- ſchen Hoffaꝛt aͤhnlich ſieht. Er haͤtte ſeine Mey- nung viel deutlicher koͤnnen von ſich geben/ ſo hat er was ſonderliches wollen vorbringen. Gott gebe daß er nicht einmahl im Miniſterio mit hohen Worten auffgezogen koͤm̃t. Darzu iſt es nicht unrecht/ daß man einem Fuͤrſten/ ſonderlich zu der Zeit/ wenn man umb Gna- de bitten wil/ mit demuͤtigen und unterthaͤni- gen Worten begegnet. Der Hoffratth hatte gedultig zugehoͤret. Endlich ſagte er/ der andere haͤtte das beſte Gluͤ-

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/340>, abgerufen am 25.04.2024.