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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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auff dem Rücken hat. Diese Leute gehören
inter claros magis, quam inter bonos. Wie
Tacitus redet, oder wie Salustii Worte sind.
Magis vultum quam ingenium bonum ha-
bent.

CAP. IV.

SOlche Anmerckungen hatte Gelanor ü-
ber diesen vermeynten gelährten Wun-
der Mann. Jnmittelst aber/ als diese beyde
sich in der Bibliothec umsahen/ satzte es im
Wirthshause einen lächerlichen Possen. Der
Mahler hatte gesehen/ daß Gelanor den
Brieff eröffnen lassen/ und den Florindo
stracks darauff allein zu sich gezogen/ dahero
muthmassete er/ es müste was sonderliches da-
rinnen gewesen seyn/ und weil Eurylas noch
immer sein bester Patron war/ fragte er ihn
in allem Vertrauen/ was denn in dem Brieffe
vor Heimligkeiten gestanden. Eurylas, dem
nichts mehr zu wieder war/ als wenn sich ie-
mand ümb frembte Händel bekümmerte/
machte alsobald den Schluß/ er wolte dem
vorwitzigen Kerln einen artigen Wurm
schneiden. Sagte derowegen/ er hätte zwar
den Jnhalt gesehen/ doch würde er bey dem
Florindo grosse Verantwortung bekommen/
wenn er nicht reinen Mund halten wolte. End-

lich


auff dem Ruͤcken hat. Dieſe Leute gehoͤren
inter claros magis, quàm inter bonos. Wie
Tacitus redet, oder wie Saluſtii Worte ſind.
Magis vultum quàm ingenium bonum ha-
bent.

CAP. IV.

SOlche Anmerckungen hatte Gelanor uͤ-
ber dieſen vermeynten gelaͤhrten Wun-
der Mann. Jnmittelſt aber/ als dieſe beyde
ſich in der Bibliothec umſahen/ ſatzte es im
Wirthshauſe einen laͤcherlichen Poſſen. Der
Mahler hatte geſehen/ daß Gelanor den
Brieff eroͤffnen laſſen/ und den Florindo
ſtracks darauff allein zu ſich gezogen/ dahero
muthmaſſete er/ es muͤſte was ſonderliches da-
rinnen geweſen ſeyn/ und weil Eurylas noch
immer ſein beſter Patron war/ fragte er ihn
in allem Vertrauen/ was denn in dem Brieffe
vor Heimligkeiten geſtanden. Eurylas, dem
nichts mehr zu wieder war/ als wenn ſich ie-
mand uͤmb frembte Haͤndel bekuͤmmerte/
machte alſobald den Schluß/ er wolte dem
vorwitzigen Kerln einen artigen Wurm
ſchneiden. Sagte derowegen/ er haͤtte zwar
den Jnhalt geſehen/ doch wuͤrde er bey dem
Florindo groſſe Verantwortung bekommen/
wenn er nicht reinen Mund halten wolte. End-

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[50/0056] auff dem Ruͤcken hat. Dieſe Leute gehoͤren inter claros magis, quàm inter bonos. Wie Tacitus redet, oder wie Saluſtii Worte ſind. Magis vultum quàm ingenium bonum ha- bent. CAP. IV. SOlche Anmerckungen hatte Gelanor uͤ- ber dieſen vermeynten gelaͤhrten Wun- der Mann. Jnmittelſt aber/ als dieſe beyde ſich in der Bibliothec umſahen/ ſatzte es im Wirthshauſe einen laͤcherlichen Poſſen. Der Mahler hatte geſehen/ daß Gelanor den Brieff eroͤffnen laſſen/ und den Florindo ſtracks darauff allein zu ſich gezogen/ dahero muthmaſſete er/ es muͤſte was ſonderliches da- rinnen geweſen ſeyn/ und weil Eurylas noch immer ſein beſter Patron war/ fragte er ihn in allem Vertrauen/ was denn in dem Brieffe vor Heimligkeiten geſtanden. Eurylas, dem nichts mehr zu wieder war/ als wenn ſich ie- mand uͤmb frembte Haͤndel bekuͤmmerte/ machte alſobald den Schluß/ er wolte dem vorwitzigen Kerln einen artigen Wurm ſchneiden. Sagte derowegen/ er haͤtte zwar den Jnhalt geſehen/ doch wuͤrde er bey dem Florindo groſſe Verantwortung bekommen/ wenn er nicht reinen Mund halten wolte. End- lich

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/56>, abgerufen am 11.11.2024.