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Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

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Heyrath.
Esb. Ich halte wir kommen zu risch. Es gehet
noch gar gräglich in der Küche zu.

Gar. Es ist besser/ gewartet als gedarbet.
Put. Und so können wir hübsch zusehen/ wie es
auf vornehmen Hochzeiten im Anfange hergehet.

Esb. Wir Bauren sind des Wartens wol ge-
wohnet/ wenn wir vor die Obrigkeit früh Mor-
gens um sechse gefordert werden/ so wissen wir um
Zwölffe noch nicht/ was wir sollen.

Gar. Das warten komt mich nicht sauer an/
darff man doch nicht darbey arbeiten.

Put. Ob ich am Feyer-Tage unter der grossen
Linde sechs Stunden nach einander müßig ste-
he/ oder ob ich vor der lieben Obrigkeit Maul-Af-
fen feyl habe/ da ist mirs ein Ding.

Esb. Ich wil lieber warten/ als Müßiggehen:
man erspart die Schuh darbey.

Gar. Aber wo werden wir denn hintreten? die
Leute lauffen noch schrecklich untereinander.

Put. Es könte einer zum Vorgerichte so eine
Wespe weg kriegen/ die er behalten müste.

Esb. Im Winckel sind die Bauren am sicher-
sien/ wir wollen uns da nach einander hinstellen.

Gar. Fein nach der Reihe/ daß keiner zurücke
bleibet/ wenn sie uns zur Thüre hinaus jagen.

Put. Wir sind gebetene Gäste/ das dürffen sie
nicht thun.
Drit-
H 2
Heyrath.
Esb. Ich halte wir kommen zu riſch. Es gehet
noch gar graͤglich in der Kuͤche zu.

Gar. Es iſt beſſer/ gewartet als gedarbet.
Put. Und ſo koͤnnen wir huͤbſch zuſehen/ wie es
auf vornehmen Hochzeiten im Anfange hergehet.

Esb. Wir Bauren ſind des Wartens wol ge-
wohnet/ wenn wir vor die Obrigkeit fruͤh Mor-
gens um ſechſe gefordert werden/ ſo wiſſen wir um
Zwoͤlffe noch nicht/ was wir ſollen.

Gar. Das warten komt mich nicht ſauer an/
darff man doch nicht darbey arbeiten.

Put. Ob ich am Feyer-Tage unter der groſſen
Linde ſechs Stunden nach einander muͤßig ſte-
he/ oder ob ich vor der lieben Obrigkeit Maul-Af-
fen feyl habe/ da iſt mirs ein Ding.

Esb. Ich wil lieber warten/ als Muͤßiggehen:
man erſpart die Schuh darbey.

Gar. Aber wo werden wir denn hintreten? die
Leute lauffen noch ſchrecklich untereinander.

Put. Es koͤnte einer zum Vorgerichte ſo eine
Weſpe weg kriegen/ die er behalten muͤſte.

Esb. Im Winckel ſind die Bauren am ſicher-
ſien/ wir wollen uns da nach einander hinſtellen.

Gar. Fein nach der Reihe/ daß keiner zuruͤcke
bleibet/ wenn ſie uns zur Thuͤre hinaus jagen.

Put. Wir ſind gebetene Gaͤſte/ das duͤrffen ſie
nicht thun.
Drit-
H 2
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[115/0136] Heyrath. Esb. Ich halte wir kommen zu riſch. Es gehet noch gar graͤglich in der Kuͤche zu. Gar. Es iſt beſſer/ gewartet als gedarbet. Put. Und ſo koͤnnen wir huͤbſch zuſehen/ wie es auf vornehmen Hochzeiten im Anfange hergehet. Esb. Wir Bauren ſind des Wartens wol ge- wohnet/ wenn wir vor die Obrigkeit fruͤh Mor- gens um ſechſe gefordert werden/ ſo wiſſen wir um Zwoͤlffe noch nicht/ was wir ſollen. Gar. Das warten komt mich nicht ſauer an/ darff man doch nicht darbey arbeiten. Put. Ob ich am Feyer-Tage unter der groſſen Linde ſechs Stunden nach einander muͤßig ſte- he/ oder ob ich vor der lieben Obrigkeit Maul-Af- fen feyl habe/ da iſt mirs ein Ding. Esb. Ich wil lieber warten/ als Muͤßiggehen: man erſpart die Schuh darbey. Gar. Aber wo werden wir denn hintreten? die Leute lauffen noch ſchrecklich untereinander. Put. Es koͤnte einer zum Vorgerichte ſo eine Weſpe weg kriegen/ die er behalten muͤſte. Esb. Im Winckel ſind die Bauren am ſicher- ſien/ wir wollen uns da nach einander hinſtellen. Gar. Fein nach der Reihe/ daß keiner zuruͤcke bleibet/ wenn ſie uns zur Thuͤre hinaus jagen. Put. Wir ſind gebetene Gaͤſte/ das duͤrffen ſie nicht thun. Drit- H 2

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/136>, abgerufen am 28.03.2024.