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Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

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Heyrath.
schliessrn/ welchen ich diese Nacht über mit tausend
Küssen beweget habe? Warum sol mich die unge-
reimte Gewohnheit dieses Landes in einer so ange-
legenen Vergnügung zurücke halten?

Silpa (kömt.)
Mein Herr/ ich wolte vernehmen/ ob ich was ver-
richten solte?

Jac. Gute Dirne/ jhr komt in das unrechte Zim-
mer. Hat eure Jungfer Lea gestern meine Hoch-
zeit verachtet/ so wird jhr in des Bräutigams Zim-
mer numehr an dem guten Morgen wenig gelegen
seyn.

Silp. Ich wil hoffen/ daß ich nicht betrogen bin.
Und in dieser Zuversicht wil ich/ auf Befehl des
Herren Vaters/ das Gesichte entblößen.

(Sie entdeckt jhr das Gesichte/ Jacob
stehet gantz erstarret.)

Lea. Woher kommen die tieffen Gedancken?
haben die freundlichen Worte so bald jhr Ende ge-
nommen? Ich bin diese Nacht so gut/ als Rahel
gewesen: Nun wil ich sehen/ wer mich aus meinem
Rechte setzen wil.

Jac. O verfluchter Betrug!
Lea. O gesegnete Scharfssinnigkeit!
Jac. O betrüglicher Vetter!
Lea. O Wohlthätiger Vater!
Jac. Wer heist euch mein Ehebette beflecken?
Lea
Heyrath.
ſchlieſſrn/ welchen ich dieſe Nacht uͤber mit tauſend
Kuͤſſen beweget habe? Warum ſol mich die unge-
reimte Gewohnheit dieſes Landes in einer ſo ange-
legenen Vergnuͤgung zuruͤcke halten?

Silpa (koͤmt.)
Mein Herr/ ich wolte vernehmen/ ob ich was ver-
richten ſolte?

Jac. Gute Dirne/ jhr komt in das unrechte Zim-
mer. Hat eure Jungfer Lea geſtern meine Hoch-
zeit verachtet/ ſo wird jhr in des Braͤutigams Zim-
mer numehr an dem guten Morgen wenig gelegen
ſeyn.

Silp. Ich wil hoffen/ daß ich nicht betrogen bin.
Und in dieſer Zuverſicht wil ich/ auf Befehl des
Herren Vaters/ das Geſichte entbloͤßen.

(Sie entdeckt jhr das Geſichte/ Jacob
ſtehet gantz erſtarret.)

Lea. Woher kommen die tieffen Gedancken?
haben die freundlichen Worte ſo bald jhr Ende ge-
nommen? Ich bin dieſe Nacht ſo gut/ als Rahel
geweſen: Nun wil ich ſehen/ wer mich aus meinem
Rechte ſetzen wil.

Jac. O verfluchter Betrug!
Lea. O geſegnete Scharfſſinnigkeit!
Jac. O betruͤglicher Vetter!
Lea. O Wohlthaͤtiger Vater!
Jac. Wer heiſt euch mein Ehebette beflecken?
Lea
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[143/0164] Heyrath. ſchlieſſrn/ welchen ich dieſe Nacht uͤber mit tauſend Kuͤſſen beweget habe? Warum ſol mich die unge- reimte Gewohnheit dieſes Landes in einer ſo ange- legenen Vergnuͤgung zuruͤcke halten? Silpa (koͤmt.) Mein Herr/ ich wolte vernehmen/ ob ich was ver- richten ſolte? Jac. Gute Dirne/ jhr komt in das unrechte Zim- mer. Hat eure Jungfer Lea geſtern meine Hoch- zeit verachtet/ ſo wird jhr in des Braͤutigams Zim- mer numehr an dem guten Morgen wenig gelegen ſeyn. Silp. Ich wil hoffen/ daß ich nicht betrogen bin. Und in dieſer Zuverſicht wil ich/ auf Befehl des Herren Vaters/ das Geſichte entbloͤßen. (Sie entdeckt jhr das Geſichte/ Jacob ſtehet gantz erſtarret.) Lea. Woher kommen die tieffen Gedancken? haben die freundlichen Worte ſo bald jhr Ende ge- nommen? Ich bin dieſe Nacht ſo gut/ als Rahel geweſen: Nun wil ich ſehen/ wer mich aus meinem Rechte ſetzen wil. Jac. O verfluchter Betrug! Lea. O geſegnete Scharfſſinnigkeit! Jac. O betruͤglicher Vetter! Lea. O Wohlthaͤtiger Vater! Jac. Wer heiſt euch mein Ehebette beflecken? Lea

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/164>, abgerufen am 28.03.2024.