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Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

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Heyrath.
Pen. Wenn er die Sache erfahren sol/ wie sie
in der Warheit beschaffen ist/ so muß er wachen.

Rah. Ich wil jhn nicht gerne zum andern mah-
le beleidigen; Er sucht in der Ruhe seine Süßig-
keit.

Pen. Ich wil jhn doch stossen.
Rah. Ach sie thu es meiner Furcht und meinem
Schmertzen nicht zu Leide.

(Sie kniet neben jhm nieder.)
Ach du holdseliges Angesicht/ bin ich so glückselig/
daß mir dein Anschauen nicht verwehret wird: Du
lächelst im Schlaffe; ach träumet dir etwan von
mir? siehestu etwan im Geiste/ wie deine Rahel
mit einer demütigen Abbitte so gar bereit ist. Ach
es ist nicht anders/ ich muß mich der holdseligen
Mine zum wenigsten nur halb annehmen. Ach
was verhindert mich/ daß ich diesen holdseligen
Mund küssen sol?

Jac. Was bethöret mich?
Rah. (Springt zurücke.)
Ach ich habe gesündiget.
Jac. Es hat mich gleichwol jemand angerühret.
(Er springet auff.)
Ach meine Rahel/ wil sie mir in dieser Wildnüs
durch ein Bild erscheinen? Ich schlaffe noch: denn
was mir itzo träumet/ das kan ich mir an diesem
Or-
O 4
Heyrath.
Pen. Wenn er die Sache erfahren ſol/ wie ſie
in der Warheit beſchaffen iſt/ ſo muß er wachen.

Rah. Ich wil jhn nicht gerne zum andern mah-
le beleidigen; Er ſucht in der Ruhe ſeine Suͤßig-
keit.

Pen. Ich wil jhn doch ſtoſſen.
Rah. Ach ſie thu es meiner Furcht und meinem
Schmertzen nicht zu Leide.

(Sie kniet neben jhm nieder.)
Ach du holdſeliges Angeſicht/ bin ich ſo gluͤckſelig/
daß mir dein Anſchauen nicht verwehret wird: Du
laͤchelſt im Schlaffe; ach traͤumet dir etwan von
mir? ſieheſtu etwan im Geiſte/ wie deine Rahel
mit einer demuͤtigen Abbitte ſo gar bereit iſt. Ach
es iſt nicht anders/ ich muß mich der holdſeligen
Mine zum wenigſten nur halb annehmen. Ach
was verhindert mich/ daß ich dieſen holdſeligen
Mund kuͤſſen ſol?

Jac. Was bethoͤret mich?
Rah. (Springt zuruͤcke.)
Ach ich habe geſuͤndiget.
Jac. Es hat mich gleichwol jemand angeruͤhret.
(Er ſpringet auff.)
Ach meine Rahel/ wil ſie mir in dieſer Wildnuͤs
durch ein Bild erſcheinen? Ich ſchlaffe noch: deñ
was mir itzo traͤumet/ das kan ich mir an dieſem
Or-
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[215/0236] Heyrath. Pen. Wenn er die Sache erfahren ſol/ wie ſie in der Warheit beſchaffen iſt/ ſo muß er wachen. Rah. Ich wil jhn nicht gerne zum andern mah- le beleidigen; Er ſucht in der Ruhe ſeine Suͤßig- keit. Pen. Ich wil jhn doch ſtoſſen. Rah. Ach ſie thu es meiner Furcht und meinem Schmertzen nicht zu Leide. (Sie kniet neben jhm nieder.) Ach du holdſeliges Angeſicht/ bin ich ſo gluͤckſelig/ daß mir dein Anſchauen nicht verwehret wird: Du laͤchelſt im Schlaffe; ach traͤumet dir etwan von mir? ſieheſtu etwan im Geiſte/ wie deine Rahel mit einer demuͤtigen Abbitte ſo gar bereit iſt. Ach es iſt nicht anders/ ich muß mich der holdſeligen Mine zum wenigſten nur halb annehmen. Ach was verhindert mich/ daß ich dieſen holdſeligen Mund kuͤſſen ſol? Jac. Was bethoͤret mich? Rah. (Springt zuruͤcke.) Ach ich habe geſuͤndiget. Jac. Es hat mich gleichwol jemand angeruͤhret. (Er ſpringet auff.) Ach meine Rahel/ wil ſie mir in dieſer Wildnuͤs durch ein Bild erſcheinen? Ich ſchlaffe noch: deñ was mir itzo traͤumet/ das kan ich mir an dieſem Or- O 4

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/236>, abgerufen am 28.03.2024.