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Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

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MASANIELLO.
Narren vom Brodte helffen/ ehe wir das Schwerdt
ausziehen dürffen.

Salv. Es lässet sich hören: aber als ich in die
Schule gieng/ da war ein Sprüchelgen gar ge-
mein: Non deficit alter.

Laud. Es wird niemand diesem Menschen ge-
wachsen seyn. Der Fischer-Knecht hat Wunder ge-
than/ aber wo haben wir in allen Historien ein glei-
ches Exempel?

Salv. Viel Wachen/ wenig Essen/ und viel Sor-
gen machen auch einen klugen Kerlen zum Fanta-
sten.

Laud. Ich höre/ wenn er sich nach Mitternacht
zu Bette geleget hat/ so hat er in einer Stunde die
Frau mit dem Ellbogen in die Seite gestossen/ und
dabey gesagt: Was/ können wir schlaffen/ und wir
sind Herren von Neapolis?

Salv. Ich wünsche jhm das Glücke eines rasen-
den Hundes/ der sich gemeiniglich nach dem neund-
ten Tage zu tode lauffen muß.

Laud. Ich setze noch acht Tage/ so wird das
trotzige Volck vor Furcht und Angst wiederum er-
zittern/ ja es wird dem Adel gute Worte geben/
daß nur jemand aufftrit/ welcher jhnen befehlen wil.

Salv. Wir wollen vernehmen/ was auf dem Ca-
stel dessentwegeg passiret.
Vier-
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MASANIELLO.
Narren vom Brodte helffen/ ehe wir das Schwerdt
ausziehen duͤrffen.

Salv. Es laͤſſet ſich hoͤren: aber als ich in die
Schule gieng/ da war ein Spruͤchelgen gar ge-
mein: Non deficit alter.

Laud. Es wird niemand dieſem Menſchen ge-
wachſen ſeyn. Der Fiſcher-Knecht hat Wunder ge-
than/ aber wo haben wir in allen Hiſtorien ein glei-
ches Exempel?

Salv. Viel Wachen/ wenig Eſſen/ und viel Sor-
gen machen auch einen klugen Kerlen zum Fanta-
ſten.

Laud. Ich hoͤre/ wenn er ſich nach Mitternacht
zu Bette geleget hat/ ſo hat er in einer Stunde die
Frau mit dem Ellbogen in die Seite geſtoſſen/ und
dabey geſagt: Was/ koͤnnen wir ſchlaffen/ und wir
ſind Herren von Neapolis?

Salv. Ich wuͤnſche jhm das Gluͤcke eines raſen-
den Hundes/ der ſich gemeiniglich nach dem neund-
ten Tage zu tode lauffen muß.

Laud. Ich ſetze noch acht Tage/ ſo wird das
trotzige Volck vor Furcht und Angſt wiederum er-
zittern/ ja es wird dem Adel gute Worte geben/
daß nur jemand aufftrit/ welcher jhnen befehlen wil.

Salv. Wir wollen vernehmen/ was auf dem Ca-
ſtel deſſentwegeg paſſiret.
Vier-
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[183/0524] MASANIELLO. Narren vom Brodte helffen/ ehe wir das Schwerdt ausziehen duͤrffen. Salv. Es laͤſſet ſich hoͤren: aber als ich in die Schule gieng/ da war ein Spruͤchelgen gar ge- mein: Non deficit alter. Laud. Es wird niemand dieſem Menſchen ge- wachſen ſeyn. Der Fiſcher-Knecht hat Wunder ge- than/ aber wo haben wir in allen Hiſtorien ein glei- ches Exempel? Salv. Viel Wachen/ wenig Eſſen/ und viel Sor- gen machen auch einen klugen Kerlen zum Fanta- ſten. Laud. Ich hoͤre/ wenn er ſich nach Mitternacht zu Bette geleget hat/ ſo hat er in einer Stunde die Frau mit dem Ellbogen in die Seite geſtoſſen/ und dabey geſagt: Was/ koͤnnen wir ſchlaffen/ und wir ſind Herren von Neapolis? Salv. Ich wuͤnſche jhm das Gluͤcke eines raſen- den Hundes/ der ſich gemeiniglich nach dem neund- ten Tage zu tode lauffen muß. Laud. Ich ſetze noch acht Tage/ ſo wird das trotzige Volck vor Furcht und Angſt wiederum er- zittern/ ja es wird dem Adel gute Worte geben/ daß nur jemand aufftrit/ welcher jhnen befehlen wil. Salv. Wir wollen vernehmen/ was auf dem Ca- ſtel deſſentwegeg paſſiret. Vier- M m 4

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/524>, abgerufen am 29.03.2024.