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Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

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Comica.
Pips. Das lasse ich bleiben/ daß ich meines Va-
tern Heimligkeit andern Leuten auff die Nase binde.

Kil. Ich werde mich wol dem Jungen zu erkennen
geben: wer weiß/ was vor ein Unglücke zu Hause
vorgegangen ist/ seit ich drittehalb Tage nicht bin
da gewest.

Pips. Könnt ihr mir nicht helffen/ so muß ich wei-
ter gehn.

Kil. Bleib da/ ich bins selber/ siehstu nicht mein
väterlichs Gesichte.

(Er zeucht die gestrickte Haube vom Ge-
sichte.)

Pips. Je Vater/ seyd ihr so ein vornehmer Kerl
worden/ das habe ich nicht gewust/ sonst wäre ich nim-
mermehr so geschwinde hergelauffen.

Kil. Wo sichs der Mühe nicht verlohnt/ so wil ich
dir prave Schläge geben/ daß du mir die Schuhe
vergebens zerrissen hast.

Pips. Je nun seht/ wer weiß alle Dinge? Rauch-
Mertens Großknecht ist gestorben/ und weil ihr
nicht da seyd/ so wil des Schulmeisters Gevatter
das Grab machen/ und die beyde wollen es mit ein-
ander theilen. Nun sehe ich wol/ daß euch ein Orts-
Thaler abgehet: Aber da ihr so ein schöner Kerl
worden seyd/ so werdet ihr in dem Ehren-Kleide kein
Grab mehr machen.

Kil. Was wil mir der Schulmeister mit seinem
lausichten Gevatter ins Handwerck fallen? Ey das
wäre
T t 3
Comica.
Pips. Das laſſe ich bleiben/ daß ich meines Va-
tern Heimligkeit andern Leuten auff die Naſe binde.

Kil. Ich werde mich wol dem Jungen zu erkeñen
geben: wer weiß/ was vor ein Ungluͤcke zu Hauſe
vorgegangen iſt/ ſeit ich drittehalb Tage nicht bin
da geweſt.

Pips. Koͤñt ihr mir nicht helffen/ ſo muß ich wei-
ter gehn.

Kil. Bleib da/ ich bins ſelber/ ſiehſtu nicht mein
vaͤterlichs Geſichte.

(Er zeucht die geſtrickte Haube vom Ge-
ſichte.)

Pips. Je Vater/ ſeyd ihr ſo ein vornehmer Kerl
worden/ das habe ich nicht gewuſt/ ſonſt waͤre ich nim-
mermehr ſo geſchwinde hergelauffen.

Kil. Wo ſichs der Muͤhe nicht verlohnt/ ſo wil ich
dir prave Schlaͤge geben/ daß du mir die Schuhe
vergebens zerriſſen haſt.

Pips. Je nun ſeht/ wer weiß alle Dinge? Rauch-
Mertens Großknecht iſt geſtorben/ und weil ihr
nicht da ſeyd/ ſo wil des Schulmeiſters Gevatter
das Grab machen/ und die beyde wollen es mit ein-
ander theilen. Nun ſehe ich wol/ daß euch ein Orts-
Thaler abgehet: Aber da ihr ſo ein ſchoͤner Kerl
worden ſeyd/ ſo werdet ihr in dem Ehren-Kleide kein
Grab mehr machen.

Kil. Was wil mir der Schulmeiſter mit ſeinem
lauſichten Gevatter ins Handwerck fallen? Ey das
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T t 3
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[295[293]/0634] Comica. Pips. Das laſſe ich bleiben/ daß ich meines Va- tern Heimligkeit andern Leuten auff die Naſe binde. Kil. Ich werde mich wol dem Jungen zu erkeñen geben: wer weiß/ was vor ein Ungluͤcke zu Hauſe vorgegangen iſt/ ſeit ich drittehalb Tage nicht bin da geweſt. Pips. Koͤñt ihr mir nicht helffen/ ſo muß ich wei- ter gehn. Kil. Bleib da/ ich bins ſelber/ ſiehſtu nicht mein vaͤterlichs Geſichte. (Er zeucht die geſtrickte Haube vom Ge- ſichte.) Pips. Je Vater/ ſeyd ihr ſo ein vornehmer Kerl worden/ das habe ich nicht gewuſt/ ſonſt waͤre ich nim- mermehr ſo geſchwinde hergelauffen. Kil. Wo ſichs der Muͤhe nicht verlohnt/ ſo wil ich dir prave Schlaͤge geben/ daß du mir die Schuhe vergebens zerriſſen haſt. Pips. Je nun ſeht/ wer weiß alle Dinge? Rauch- Mertens Großknecht iſt geſtorben/ und weil ihr nicht da ſeyd/ ſo wil des Schulmeiſters Gevatter das Grab machen/ und die beyde wollen es mit ein- ander theilen. Nun ſehe ich wol/ daß euch ein Orts- Thaler abgehet: Aber da ihr ſo ein ſchoͤner Kerl worden ſeyd/ ſo werdet ihr in dem Ehren-Kleide kein Grab mehr machen. Kil. Was wil mir der Schulmeiſter mit ſeinem lauſichten Gevatter ins Handwerck fallen? Ey das waͤre T t 3

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 295[293]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/634>, abgerufen am 19.04.2024.