Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

Bild:
<< vorherige Seite
Absurda
Kil. Wäre es doch kein Wunder/ die Todten
kämen aus den Gräbern wieder/ und dreheten sol-
chen Bösewichtern die Hälse dreymahl um.

Nic. Dieses Wunders halben bleiben wir nicht
zurücke.

Kil. So versucht es/ wenn ihr böse seyd. Die
Kirche hat mir die Wohnung bauen lassen: wollet
ihr an dem Hause zu Kirchen-Räubern werden/ so
kommet immer an. Aber so lange das Beinhauß
Knochen hat/ so lange sollen euch unsere Großväter
mit ihren Beinen dichte Nasenstieber versetzen. Wis-
set ihr/ was ich darunter verstehe?

Nic. Was habt ihr vor Knochen auf der Esels-
Wiese? Vielleicht solche Esels-Köpffe/ die zu Sa-
maria in der Theurung sind verkaufft worden.

Kil. Ich dencke wie vor Zeiten eine reisende Per-
son ihren Cammeraden auff den Sarg schreiben
ließ:

Der Tod giebt mir ein starckes Horn/
Was frag ich nach der Leute Zorn?

Curs. Wo habt ihr euch hin verlauffen? Man
sol auch solche Leute/ wie ihr seyd/ auff allen Ecken
aussuchen. Es ist Befehl da/ ihr solt Augenblicks
auf die Cantzeley Stube kommen.

Nic. Herr/ gehet der Befehl uns allein an?
Curs. Nein/ die andern sind schon voraus. Wo
ihr langsam seyd/ so möchte eine Stube nach euch
schnap-
Absurda
Kil. Waͤre es doch kein Wunder/ die Todten
kaͤmen aus den Graͤbern wieder/ und dreheten ſol-
chen Boͤſewichtern die Haͤlſe dreymahl um.

Nic. Dieſes Wunders halben bleiben wir nicht
zuruͤcke.

Kil. So verſucht es/ wenn ihr boͤſe ſeyd. Die
Kirche hat mir die Wohnung bauen laſſen: wollet
ihr an dem Hauſe zu Kirchen-Raͤubern werden/ ſo
kommet immer an. Aber ſo lange das Beinhauß
Knochen hat/ ſo lange ſollen euch unſere Großvaͤter
mit ihren Beinen dichte Naſenſtieber verſetzen. Wiſ-
ſet ihr/ was ich darunter verſtehe?

Nic. Was habt ihr vor Knochen auf der Eſels-
Wieſe? Vielleicht ſolche Eſels-Koͤpffe/ die zu Sa-
maria in der Theurung ſind verkaufft worden.

Kil. Ich dencke wie vor Zeiten eine reiſende Per-
ſon ihren Cammeraden auff den Sarg ſchreiben
ließ:

Der Tod giebt mir ein ſtarckes Horn/
Was frag ich nach der Leute Zorn?

Curſ. Wo habt ihr euch hin verlauffen? Man
ſol auch ſolche Leute/ wie ihr ſeyd/ auff allen Ecken
ausſuchen. Es iſt Befehl da/ ihr ſolt Augenblicks
auf die Cantzeley Stube kommen.

Nic. Herr/ gehet der Befehl uns allein an?
Curſ. Nein/ die andern ſind ſchon voraus. Wo
ihr langſam ſeyd/ ſo moͤchte eine Stube nach euch
ſchnap-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0691" n="352[350]"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#k">Absurda</hi> </hi> </hi> </fw><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Kil.</hi> </speaker>
              <p>Wa&#x0364;re es doch kein Wunder/ die Todten<lb/>
ka&#x0364;men aus den Gra&#x0364;bern wieder/ und dreheten &#x017F;ol-<lb/>
chen Bo&#x0364;&#x017F;ewichtern die Ha&#x0364;l&#x017F;e dreymahl um.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Nic.</hi> </speaker>
              <p>Die&#x017F;es Wunders halben bleiben wir nicht<lb/>
zuru&#x0364;cke.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">K</hi>il.</hi> </speaker>
              <p>So ver&#x017F;ucht es/ wenn ihr bo&#x0364;&#x017F;e &#x017F;eyd. Die<lb/>
Kirche hat mir die Wohnung bauen la&#x017F;&#x017F;en: wollet<lb/>
ihr an dem Hau&#x017F;e zu Kirchen-Ra&#x0364;ubern werden/ &#x017F;o<lb/>
kommet immer an. Aber &#x017F;o lange das Beinhauß<lb/>
Knochen hat/ &#x017F;o lange &#x017F;ollen euch un&#x017F;ere Großva&#x0364;ter<lb/>
mit ihren Beinen dichte Na&#x017F;en&#x017F;tieber ver&#x017F;etzen. Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et ihr/ was ich darunter ver&#x017F;tehe?</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Nic.</hi> </speaker>
              <p>Was habt ihr vor Knochen auf der E&#x017F;els-<lb/>
Wie&#x017F;e? Vielleicht &#x017F;olche E&#x017F;els-Ko&#x0364;pffe/ die zu Sa-<lb/>
maria in der Theurung &#x017F;ind verkaufft worden.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">K</hi>il.</hi> </speaker>
              <p>Ich dencke wie vor Zeiten eine rei&#x017F;ende Per-<lb/>
&#x017F;on ihren Cammeraden auff den Sarg &#x017F;chreiben<lb/>
ließ:</p><lb/>
              <cit>
                <quote>
                  <lg type="poem">
                    <l> <hi rendition="#fr">Der Tod giebt mir ein &#x017F;tarckes Horn/</hi> </l><lb/>
                    <l> <hi rendition="#fr">Was frag ich nach der Leute Zorn?</hi> </l>
                  </lg>
                </quote>
              </cit><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Cur&#x017F;.</hi> </speaker>
              <p>Wo habt ihr euch hin verlauffen? Man<lb/>
&#x017F;ol auch &#x017F;olche Leute/ wie ihr &#x017F;eyd/ auff allen Ecken<lb/>
aus&#x017F;uchen. Es i&#x017F;t Befehl da/ ihr &#x017F;olt Augenblicks<lb/>
auf die Cantzeley Stube kommen.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Nic.</hi> </speaker>
              <p>Herr/ gehet der Befehl uns allein an?</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Cur&#x017F;.</hi> </speaker>
              <p>Nein/ die andern &#x017F;ind &#x017F;chon voraus. Wo<lb/>
ihr lang&#x017F;am &#x017F;eyd/ &#x017F;o mo&#x0364;chte eine Stube nach euch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chnap-</fw><lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[352[350]/0691] Absurda Kil. Waͤre es doch kein Wunder/ die Todten kaͤmen aus den Graͤbern wieder/ und dreheten ſol- chen Boͤſewichtern die Haͤlſe dreymahl um. Nic. Dieſes Wunders halben bleiben wir nicht zuruͤcke. Kil. So verſucht es/ wenn ihr boͤſe ſeyd. Die Kirche hat mir die Wohnung bauen laſſen: wollet ihr an dem Hauſe zu Kirchen-Raͤubern werden/ ſo kommet immer an. Aber ſo lange das Beinhauß Knochen hat/ ſo lange ſollen euch unſere Großvaͤter mit ihren Beinen dichte Naſenſtieber verſetzen. Wiſ- ſet ihr/ was ich darunter verſtehe? Nic. Was habt ihr vor Knochen auf der Eſels- Wieſe? Vielleicht ſolche Eſels-Koͤpffe/ die zu Sa- maria in der Theurung ſind verkaufft worden. Kil. Ich dencke wie vor Zeiten eine reiſende Per- ſon ihren Cammeraden auff den Sarg ſchreiben ließ: Der Tod giebt mir ein ſtarckes Horn/ Was frag ich nach der Leute Zorn? Curſ. Wo habt ihr euch hin verlauffen? Man ſol auch ſolche Leute/ wie ihr ſeyd/ auff allen Ecken ausſuchen. Es iſt Befehl da/ ihr ſolt Augenblicks auf die Cantzeley Stube kommen. Nic. Herr/ gehet der Befehl uns allein an? Curſ. Nein/ die andern ſind ſchon voraus. Wo ihr langſam ſeyd/ ſo moͤchte eine Stube nach euch ſchnap-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/691
Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 352[350]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/691>, abgerufen am 16.04.2024.