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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892.

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Theilchens angenähert berechnen." Daraus ergiebt sich das
obige Resultat.

Nimmt man nun das Molekül im Durchschnitt zu 1/2 Micro-
Millimeter an und rechnet 1000 Moleküle auf 1 cubisch ge-
dachtes Biophor, so würde ein solches 10 Molekel in der Länge
messen, d. h. 5 Millionstel Millimeter oder 5 Tausendstel
eines Mikro-Millimeters (Micro). Es gingen dann 200 Biophoren
auf die Länge eines Micro-Millimeters und 8 Millionen Bio-
phoren auf einen Cubik-Mikro-Millimeter. Ein menschliches
Blutkörperchen misst 7,7 Mikro im Durchmesser; denkt man
sich dasselbe zu einem Cubus von der Diagonallänge 7,7 er-
weitert, so würde ein solcher Raum 543 Millionen Biophoren
enthalten können. Wenn man erwägt, dass die Chromosomen
des Zellkerns meist ausserordentlich viel kleiner als der Kern
sind, und dabei in Betracht zieht, dass das Keimplasma sicher-
lich nicht blos ein Id enthält, sondern mindestens mehrere Ide,
von denen jedes sämmtliche zum Aufbau des gesammten Körpers
erforderliche Biophoren enthält, so erscheint die Zahl der Bio-
phoren, welche nach diesen Annahmen in einem Id Platz hätten,
doch als eine recht beschränkte.

Die grössten, bisher bekannt gewordenen Chromosomen des
Keimplasma's sind diejenigen von Ascaris megalocephala. Hier
finden sich zwei oder vier stäbchenförmige Chromosomen. Jedes
Stäbchen setzt sich aus "sechs stärker sich färbenden verdickten

[Abbildung] Fig. 2.

Schema zweier
Idanten mit ihren
Iden a--f.

Abschnitten zusammen, Körnern oder Scheiben, die
durch schwächer chromatische Portionen von ein-
ander getrennt sind" (Boveri). Wenn die hier
angenommene Zusammensetzung des Keimplasma's
aus Iden auf diesen Befund angewandt wird, so
kann ein Id in jedem Falle nicht grösser sein, wohl
aber kleiner als ein solches Korn oder Microsoma.
Grösser nicht, weil, wie schon oben gesagt wurde,

Theilchens angenähert berechnen.“ Daraus ergiebt sich das
obige Resultat.

Nimmt man nun das Molekül im Durchschnitt zu ½ Micro-
Millimeter an und rechnet 1000 Moleküle auf 1 cubisch ge-
dachtes Biophor, so würde ein solches 10 Molekel in der Länge
messen, d. h. 5 Millionstel Millimeter oder 5 Tausendstel
eines Mikro-Millimeters (Micro). Es gingen dann 200 Biophoren
auf die Länge eines Micro-Millimeters und 8 Millionen Bio-
phoren auf einen Cubik-Mikro-Millimeter. Ein menschliches
Blutkörperchen misst 7,7 Mikro im Durchmesser; denkt man
sich dasselbe zu einem Cubus von der Diagonallänge 7,7 er-
weitert, so würde ein solcher Raum 543 Millionen Biophoren
enthalten können. Wenn man erwägt, dass die Chromosomen
des Zellkerns meist ausserordentlich viel kleiner als der Kern
sind, und dabei in Betracht zieht, dass das Keimplasma sicher-
lich nicht blos ein Id enthält, sondern mindestens mehrere Ide,
von denen jedes sämmtliche zum Aufbau des gesammten Körpers
erforderliche Biophoren enthält, so erscheint die Zahl der Bio-
phoren, welche nach diesen Annahmen in einem Id Platz hätten,
doch als eine recht beschränkte.

Die grössten, bisher bekannt gewordenen Chromosomen des
Keimplasma’s sind diejenigen von Ascaris megalocephala. Hier
finden sich zwei oder vier stäbchenförmige Chromosomen. Jedes
Stäbchen setzt sich aus „sechs stärker sich färbenden verdickten

[Abbildung] Fig. 2.

Schema zweier
Idanten mit ihren
Iden a—f.

Abschnitten zusammen, Körnern oder Scheiben, die
durch schwächer chromatische Portionen von ein-
ander getrennt sind“ (Boveri). Wenn die hier
angenommene Zusammensetzung des Keimplasma’s
aus Iden auf diesen Befund angewandt wird, so
kann ein Id in jedem Falle nicht grösser sein, wohl
aber kleiner als ein solches Korn oder Microsoma.
Grösser nicht, weil, wie schon oben gesagt wurde,

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[116/0140] Theilchens angenähert berechnen.“ Daraus ergiebt sich das obige Resultat. Nimmt man nun das Molekül im Durchschnitt zu ½ Micro- Millimeter an und rechnet 1000 Moleküle auf 1 cubisch ge- dachtes Biophor, so würde ein solches 10 Molekel in der Länge messen, d. h. 5 Millionstel Millimeter oder 5 Tausendstel eines Mikro-Millimeters (Micro). Es gingen dann 200 Biophoren auf die Länge eines Micro-Millimeters und 8 Millionen Bio- phoren auf einen Cubik-Mikro-Millimeter. Ein menschliches Blutkörperchen misst 7,7 Mikro im Durchmesser; denkt man sich dasselbe zu einem Cubus von der Diagonallänge 7,7 er- weitert, so würde ein solcher Raum 543 Millionen Biophoren enthalten können. Wenn man erwägt, dass die Chromosomen des Zellkerns meist ausserordentlich viel kleiner als der Kern sind, und dabei in Betracht zieht, dass das Keimplasma sicher- lich nicht blos ein Id enthält, sondern mindestens mehrere Ide, von denen jedes sämmtliche zum Aufbau des gesammten Körpers erforderliche Biophoren enthält, so erscheint die Zahl der Bio- phoren, welche nach diesen Annahmen in einem Id Platz hätten, doch als eine recht beschränkte. Die grössten, bisher bekannt gewordenen Chromosomen des Keimplasma’s sind diejenigen von Ascaris megalocephala. Hier finden sich zwei oder vier stäbchenförmige Chromosomen. Jedes Stäbchen setzt sich aus „sechs stärker sich färbenden verdickten [Abbildung Fig. 2. Schema zweier Idanten mit ihren Iden a—f.] Abschnitten zusammen, Körnern oder Scheiben, die durch schwächer chromatische Portionen von ein- ander getrennt sind“ (Boveri). Wenn die hier angenommene Zusammensetzung des Keimplasma’s aus Iden auf diesen Befund angewandt wird, so kann ein Id in jedem Falle nicht grösser sein, wohl aber kleiner als ein solches Korn oder Microsoma. Grösser nicht, weil, wie schon oben gesagt wurde,

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Zitationshilfe: Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/140>, abgerufen am 18.04.2024.