Nach Verfluss von 10 Tagen hatten alle Zu- fälle aufgehört, und die Wunde
war in 3 Wo- chen geheilt.
III.
Am 4ten Novemb. 1812 wurde der 19jährige Sohn des Drehermeisters Sch . . .,
während er verschiedenes Feuerwerk bey sich trug von einem brennenden
Schwärmer getroffen, wo- durch alles, was er in der Rocktasche trug in Brand
gerieth. Er wurde dergestalt verbrannt, dass die Bauchhaut einen Schuh breit
und lang in einen Schorf verwandelt, und wie es sich nachher zeigte, die
Substanz der Muskeln selbst angegriffen wurde. Den dritten Tag darauf
zeigte sich Erbrechen, Auftreibung des Bauches und heftiges Fieber. Es wurde
eine starke Venäsektion gemacht, und über den Verband von Oel und Eyergelb
Cataplasmata emollientia gelegt; innerlich wurde eine Mix- tura oleosa mit
Manna und wegen der hefti- gen Schmerzen Abends eine Dose Opium ge- geben.
Mach Verlauf von 6 Tagen waren die Zeichen der Inflammation
verschwunden. Den 12ten Tag nach der Verbrennung stellte sich plötzlich
Trismus ein und den Tag dar- auf auch Opisthotonus. Da der Kranke durch die
starke Eyterung schon sehr geschwächt war, so wurde kein Blut entzogen.
Jede
Nach Verfluss von 10 Tagen hatten alle Zu- fälle aufgehört, und die Wunde
war in 3 Wo- chen geheilt.
III.
Am 4ten Novemb. 1812 wurde der 19jährige Sohn des Drehermeisters Sch . . .,
während er verschiedenes Feuerwerk bey sich trug von einem brennenden
Schwärmer getroffen, wo- durch alles, was er in der Rocktasche trug in Brand
gerieth. Er wurde dergestalt verbrannt, dass die Bauchhaut einen Schuh breit
und lang in einen Schorf verwandelt, und wie es sich nachher zeigte, die
Substanz der Muskeln selbst angegriffen wurde. Den dritten Tag darauf
zeigte sich Erbrechen, Auftreibung des Bauches und heftiges Fieber. Es wurde
eine starke Venäsektion gemacht, und über den Verband von Oel und Eyergelb
Cataplasmata emollientia gelegt; innerlich wurde eine Mix- tura oleosa mit
Manna und wegen der hefti- gen Schmerzen Abends eine Dose Opium ge- geben.
Mach Verlauf von 6 Tagen waren die Zeichen der Inflammation
verschwunden. Den 12ten Tag nach der Verbrennung stellte sich plötzlich
Trismus ein und den Tag dar- auf auch Opisthotonus. Da der Kranke durch die
starke Eyterung schon sehr geschwächt war, so wurde kein Blut entzogen.
Jede
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0098"n="88"/>
Nach Verfluss von 10 Tagen hatten alle Zu-<lb/>
fälle aufgehört, und die Wunde
war in 3 Wo-<lb/>
chen geheilt.</p></div><lb/><divn="2"><headrendition="#c">III.</head><lb/><p>Am 4ten Novemb. 1812 wurde der 19jährige<lb/>
Sohn des Drehermeisters Sch . . .,
während<lb/>
er verschiedenes Feuerwerk bey sich trug von<lb/>
einem brennenden
Schwärmer getroffen, wo-<lb/>
durch alles, was er in der Rocktasche trug in<lb/>
Brand
gerieth. Er wurde dergestalt verbrannt,<lb/>
dass die Bauchhaut einen Schuh breit
und<lb/>
lang in einen Schorf verwandelt, und wie es<lb/>
sich nachher zeigte, die
Substanz der Muskeln<lb/>
selbst angegriffen wurde. Den dritten Tag<lb/>
darauf
zeigte sich Erbrechen, Auftreibung des<lb/>
Bauches und heftiges Fieber. Es wurde
eine<lb/>
starke Venäsektion gemacht, und über den<lb/>
Verband von Oel und Eyergelb
Cataplasmata<lb/>
emollientia gelegt; innerlich wurde eine Mix-<lb/>
tura oleosa mit
Manna und wegen der hefti-<lb/>
gen Schmerzen Abends eine Dose Opium ge-<lb/>
geben.
Mach Verlauf von 6 Tagen waren<lb/>
die Zeichen der Inflammation
verschwunden.<lb/>
Den 12ten Tag nach der Verbrennung stellte<lb/>
sich plötzlich
Trismus ein und den Tag dar-<lb/>
auf auch Opisthotonus. Da der Kranke durch<lb/>
die
starke Eyterung schon sehr geschwächt<lb/>
war, so wurde kein Blut entzogen.
Jede<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[88/0098]
Nach Verfluss von 10 Tagen hatten alle Zu-
fälle aufgehört, und die Wunde war in 3 Wo-
chen geheilt.
III.
Am 4ten Novemb. 1812 wurde der 19jährige
Sohn des Drehermeisters Sch . . ., während
er verschiedenes Feuerwerk bey sich trug von
einem brennenden Schwärmer getroffen, wo-
durch alles, was er in der Rocktasche trug in
Brand gerieth. Er wurde dergestalt verbrannt,
dass die Bauchhaut einen Schuh breit und
lang in einen Schorf verwandelt, und wie es
sich nachher zeigte, die Substanz der Muskeln
selbst angegriffen wurde. Den dritten Tag
darauf zeigte sich Erbrechen, Auftreibung des
Bauches und heftiges Fieber. Es wurde eine
starke Venäsektion gemacht, und über den
Verband von Oel und Eyergelb Cataplasmata
emollientia gelegt; innerlich wurde eine Mix-
tura oleosa mit Manna und wegen der hefti-
gen Schmerzen Abends eine Dose Opium ge-
geben. Mach Verlauf von 6 Tagen waren
die Zeichen der Inflammation verschwunden.
Den 12ten Tag nach der Verbrennung stellte
sich plötzlich Trismus ein und den Tag dar-
auf auch Opisthotonus. Da der Kranke durch
die starke Eyterung schon sehr geschwächt
war, so wurde kein Blut entzogen. Jede
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Weiss, Philipp Friedrich: Ueber den Starrkrampf. Stuttgart, 1824, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weiss_starrkrampf_1824/98>, abgerufen am 16.05.2022.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2022. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.