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Werner, Abraham Gottlob: Kurze Klassifikation und Beschreibung der verschiedenen Gebirgsarten. Dresden, 1787.

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der verschiedenen Gebirgsarten.
men, und nichts zeigen, was eine Entstehung durchs Feuer errathen
ließe. n) Eben so haben mich auch genaue Nachrichten, die ich von dem
Vorkommen des Obsidians (Isländischer Agath, Lavaglas,) in Island er-

halten,
n) Als ich im Jahr 1775. wieder nach Freyberg kam, fand ich das System
der Vulkanisten, und in solchem unter andern den vulkanischen Ursprung
des Basaltes, allgemein angenommen. Sowohl die Neuheit und das
Interessante dieser Lehre, als vorzüglich auch die Ueberredungskunst
ihrer Vertheidiger, und in gewißer Maße das Ueberredende oder der
Schein der Sache selbst, hatten selbiger bald ungemein viel Anhänger
verschaft. Ob mir nun solche schon gleich anfänglich sehr paradox vor-
kam, so hatte ich doch zu viel Achtung für das Ansehn der meisten Mi-
neralogen, die selbiger zugethan waren, als daß ich mich sogleich dar-
wider hätte erklären sollen. Ich ließ also die Richtigkeit derselben einst-
weilen, und bis ich selbst Beobachtungen über diese Materie anstellen
könnte, dahin gestellt seyn. Dies nun fügte sich im Sommer des dar-
auf folgenden 1776sten Jahres, da ich den berühmtesten Sächsischen
Basaltberg
, den bey Stolpen, besuchte und beobachtete. Hier fand ich
nun auch nicht eine Spur von vulkanischer Wirkung, auch nicht das
geringste Merkmal einer vulkanischen Erzeugung. Vielmehr bewies die
ganze innere Struktur des Berges ganz das Gegentheil. Nun wagte ich
es zuerst, öffentlich zu behaupten und zu beweisen: daß wenigstens nicht
aller Basalt vulkanischen Ursprungs seyn könnte, und zu leztern unter
andern der Stolpener unbezweifelt gehöre. So vielen und großen Wi-
derspruch ich auch anfangs hierinnen fand, so traten doch bald mehrere mei-
ner Meynung bey. Ein vorzügliches Gewicht aber erhielt meine Mey-
nung, durch die Bemerkungen über die ehemaligen Erdbrände in dem
um die Basalt- und Porphyrschieferberge des Böhmischen Mittelgebir-
ges
herumgelegenen Steinkohlengebirge, und die daraus entstandenen
Pseudovulkanischen Gebirge, die ich in dem 1777sten Jahre machte.
Da ich künftig meine Gründe wider den vulkanischen Ursprung des Ba-
salts und noch einiger andern Gebirgsarten ausführlich vortragen wer-
de; so breche ich für jezt davon ab, und will hier nur soviel noch ganz
kurz sagen, daß ich, nach weiterer reiflicher Untersuchung und Ueberlegung,
dafür halte, daß kein Basalt vulkanischen, sondern aller, so wie alle übri-
gen uranfänglichen- und Flötz-Gebirgsarten, nassen Ursprungs sey.
D

der verſchiedenen Gebirgsarten.
men, und nichts zeigen, was eine Entſtehung durchs Feuer errathen
ließe. n) Eben ſo haben mich auch genaue Nachrichten, die ich von dem
Vorkommen des Obſidians (Islaͤndiſcher Agath, Lavaglas,) in Island er-

halten,
n) Als ich im Jahr 1775. wieder nach Freyberg kam, fand ich das Syſtem
der Vulkaniſten, und in ſolchem unter andern den vulkaniſchen Urſprung
des Baſaltes, allgemein angenommen. Sowohl die Neuheit und das
Intereſſante dieſer Lehre, als vorzuͤglich auch die Ueberredungskunſt
ihrer Vertheidiger, und in gewißer Maße das Ueberredende oder der
Schein der Sache ſelbſt, hatten ſelbiger bald ungemein viel Anhaͤnger
verſchaft. Ob mir nun ſolche ſchon gleich anfaͤnglich ſehr paradox vor-
kam, ſo hatte ich doch zu viel Achtung fuͤr das Anſehn der meiſten Mi-
neralogen, die ſelbiger zugethan waren, als daß ich mich ſogleich dar-
wider haͤtte erklaͤren ſollen. Ich ließ alſo die Richtigkeit derſelben einſt-
weilen, und bis ich ſelbſt Beobachtungen uͤber dieſe Materie anſtellen
koͤnnte, dahin geſtellt ſeyn. Dies nun fuͤgte ſich im Sommer des dar-
auf folgenden 1776ſten Jahres, da ich den beruͤhmteſten Saͤchſiſchen
Baſaltberg
, den bey Stolpen, beſuchte und beobachtete. Hier fand ich
nun auch nicht eine Spur von vulkaniſcher Wirkung, auch nicht das
geringſte Merkmal einer vulkaniſchen Erzeugung. Vielmehr bewies die
ganze innere Struktur des Berges ganz das Gegentheil. Nun wagte ich
es zuerſt, oͤffentlich zu behaupten und zu beweiſen: daß wenigſtens nicht
aller Baſalt vulkaniſchen Urſprungs ſeyn koͤnnte, und zu leztern unter
andern der Stolpener unbezweifelt gehoͤre. So vielen und großen Wi-
derſpruch ich auch anfangs hierinnen fand, ſo traten doch bald mehrere mei-
ner Meynung bey. Ein vorzuͤgliches Gewicht aber erhielt meine Mey-
nung, durch die Bemerkungen uͤber die ehemaligen Erdbraͤnde in dem
um die Baſalt- und Porphyrſchieferberge des Boͤhmiſchen Mittelgebir-
ges
herumgelegenen Steinkohlengebirge, und die daraus entſtandenen
Pſeudovulkaniſchen Gebirge, die ich in dem 1777ſten Jahre machte.
Da ich kuͤnftig meine Gruͤnde wider den vulkaniſchen Urſprung des Ba-
ſalts und noch einiger andern Gebirgsarten ausfuͤhrlich vortragen wer-
de; ſo breche ich fuͤr jezt davon ab, und will hier nur ſoviel noch ganz
kurz ſagen, daß ich, nach weiterer reiflicher Unterſuchung und Ueberlegung,
dafuͤr halte, daß kein Baſalt vulkaniſchen, ſondern aller, ſo wie alle uͤbri-
gen uranfaͤnglichen- und Floͤtz-Gebirgsarten, naſſen Urſprungs ſey.
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[25/0031] der verſchiedenen Gebirgsarten. men, und nichts zeigen, was eine Entſtehung durchs Feuer errathen ließe. n) Eben ſo haben mich auch genaue Nachrichten, die ich von dem Vorkommen des Obſidians (Islaͤndiſcher Agath, Lavaglas,) in Island er- halten, n) Als ich im Jahr 1775. wieder nach Freyberg kam, fand ich das Syſtem der Vulkaniſten, und in ſolchem unter andern den vulkaniſchen Urſprung des Baſaltes, allgemein angenommen. Sowohl die Neuheit und das Intereſſante dieſer Lehre, als vorzuͤglich auch die Ueberredungskunſt ihrer Vertheidiger, und in gewißer Maße das Ueberredende oder der Schein der Sache ſelbſt, hatten ſelbiger bald ungemein viel Anhaͤnger verſchaft. Ob mir nun ſolche ſchon gleich anfaͤnglich ſehr paradox vor- kam, ſo hatte ich doch zu viel Achtung fuͤr das Anſehn der meiſten Mi- neralogen, die ſelbiger zugethan waren, als daß ich mich ſogleich dar- wider haͤtte erklaͤren ſollen. Ich ließ alſo die Richtigkeit derſelben einſt- weilen, und bis ich ſelbſt Beobachtungen uͤber dieſe Materie anſtellen koͤnnte, dahin geſtellt ſeyn. Dies nun fuͤgte ſich im Sommer des dar- auf folgenden 1776ſten Jahres, da ich den beruͤhmteſten Saͤchſiſchen Baſaltberg, den bey Stolpen, beſuchte und beobachtete. Hier fand ich nun auch nicht eine Spur von vulkaniſcher Wirkung, auch nicht das geringſte Merkmal einer vulkaniſchen Erzeugung. Vielmehr bewies die ganze innere Struktur des Berges ganz das Gegentheil. Nun wagte ich es zuerſt, oͤffentlich zu behaupten und zu beweiſen: daß wenigſtens nicht aller Baſalt vulkaniſchen Urſprungs ſeyn koͤnnte, und zu leztern unter andern der Stolpener unbezweifelt gehoͤre. So vielen und großen Wi- derſpruch ich auch anfangs hierinnen fand, ſo traten doch bald mehrere mei- ner Meynung bey. Ein vorzuͤgliches Gewicht aber erhielt meine Mey- nung, durch die Bemerkungen uͤber die ehemaligen Erdbraͤnde in dem um die Baſalt- und Porphyrſchieferberge des Boͤhmiſchen Mittelgebir- ges herumgelegenen Steinkohlengebirge, und die daraus entſtandenen Pſeudovulkaniſchen Gebirge, die ich in dem 1777ſten Jahre machte. Da ich kuͤnftig meine Gruͤnde wider den vulkaniſchen Urſprung des Ba- ſalts und noch einiger andern Gebirgsarten ausfuͤhrlich vortragen wer- de; ſo breche ich fuͤr jezt davon ab, und will hier nur ſoviel noch ganz kurz ſagen, daß ich, nach weiterer reiflicher Unterſuchung und Ueberlegung, dafuͤr halte, daß kein Baſalt vulkaniſchen, ſondern aller, ſo wie alle uͤbri- gen uranfaͤnglichen- und Floͤtz-Gebirgsarten, naſſen Urſprungs ſey. D

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Zitationshilfe: Werner, Abraham Gottlob: Kurze Klassifikation und Beschreibung der verschiedenen Gebirgsarten. Dresden, 1787, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_gebirgsarten_1787/31>, abgerufen am 28.03.2024.