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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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Jder Fremde, daß du ein unzufriedner oder ein
unglücklicher Mensch bist: in beiden Fällen
bist du kein Mann für mich; denn ich kann
dir nicht helfen, und mich mit dir zu grämen,
habe ich keine Lust. Sey munter und lustig!
und ich setze mich zu dir, so schwatzen wir
eins zusammen. Willst du? -- oder lebe
wohl! --

Jndem kehrte Belphegor, der ihm bisher
den Rücken zugewandt hatte, weil ihm seine
Hüftschmerzen die Bewegung des Umdrehens
verboten, sich mit dem Gesichte und dem
Oberleibe, so viel er konnte, nach jenem um,
und -- ach! Belphegor! rief der Andre und
stieg vom Pferde -- guter Mann! Bist Du
es? -- Nein, so muß ich wissen, was dir
fehlt. -- Mit diesen Worten band er sein
Pferd an eine Stange und sezte sich zu Bel-
phegorn nieder. -- Wunderlicher Mann!
was hast du denn? sagte er, indem er den
rechten Arm um ihn schlang und ihn an seine
Seite drückte.

Ach, Freund Fromal! -- war Belphe-
gors seufzende Antwort, wobey er, sich win-
dend, die Arme seines Freundes losmachte:

Jder Fremde, daß du ein unzufriedner oder ein
ungluͤcklicher Menſch biſt: in beiden Faͤllen
biſt du kein Mann fuͤr mich; denn ich kann
dir nicht helfen, und mich mit dir zu graͤmen,
habe ich keine Luſt. Sey munter und luſtig!
und ich ſetze mich zu dir, ſo ſchwatzen wir
eins zuſammen. Willſt du? — oder lebe
wohl! —

Jndem kehrte Belphegor, der ihm bisher
den Ruͤcken zugewandt hatte, weil ihm ſeine
Huͤftſchmerzen die Bewegung des Umdrehens
verboten, ſich mit dem Geſichte und dem
Oberleibe, ſo viel er konnte, nach jenem um,
und — ach! Belphegor! rief der Andre und
ſtieg vom Pferde — guter Mann! Biſt Du
es? — Nein, ſo muß ich wiſſen, was dir
fehlt. — Mit dieſen Worten band er ſein
Pferd an eine Stange und ſezte ſich zu Bel-
phegorn nieder. — Wunderlicher Mann!
was haſt du denn? ſagte er, indem er den
rechten Arm um ihn ſchlang und ihn an ſeine
Seite druͤckte.

Ach, Freund Fromal! — war Belphe-
gors ſeufzende Antwort, wobey er, ſich win-
dend, die Arme ſeines Freundes losmachte:

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[6/0026] Jder Fremde, daß du ein unzufriedner oder ein ungluͤcklicher Menſch biſt: in beiden Faͤllen biſt du kein Mann fuͤr mich; denn ich kann dir nicht helfen, und mich mit dir zu graͤmen, habe ich keine Luſt. Sey munter und luſtig! und ich ſetze mich zu dir, ſo ſchwatzen wir eins zuſammen. Willſt du? — oder lebe wohl! — Jndem kehrte Belphegor, der ihm bisher den Ruͤcken zugewandt hatte, weil ihm ſeine Huͤftſchmerzen die Bewegung des Umdrehens verboten, ſich mit dem Geſichte und dem Oberleibe, ſo viel er konnte, nach jenem um, und — ach! Belphegor! rief der Andre und ſtieg vom Pferde — guter Mann! Biſt Du es? — Nein, ſo muß ich wiſſen, was dir fehlt. — Mit dieſen Worten band er ſein Pferd an eine Stange und ſezte ſich zu Bel- phegorn nieder. — Wunderlicher Mann! was haſt du denn? ſagte er, indem er den rechten Arm um ihn ſchlang und ihn an ſeine Seite druͤckte. Ach, Freund Fromal! — war Belphe- gors ſeufzende Antwort, wobey er, ſich win- dend, die Arme ſeines Freundes losmachte:

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/26>, abgerufen am 28.04.2024.