Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

Agathon.
falls gewonnen oder verlohren seyn) Ehre einzulegen.
Man kan sich vorstellen, ob Agathon sich dadurch die
Freundschaft dieses Mannes, den sein grosses Vermö-
gen und die Verschwägerung mit dem Prinzen zu einer
wichtigen Person machte, erworben; und mit welchen
Augen Timocrates den allgemeinen Beyfall, die froh-
lokenden Segnungen der Nation, welche unsern Hel-
den nach Syracus zurükbegleiteten, die Merkmale der
Hochachtung, womit er von dem Prinzen empfangen
wurde, und das ausserordentliche Ansehen, worinn er
sich durch diese friedsame Eroberung befestigte, ange-
schielt haben werde. Genöthigt, seinen Unwillen und
Haß gegen einen so siegreichen Nebenbuhler in sich selbst
zu verschliessen, laurte er nur desto ungeduldiger auf
Gelegenheiten, in geheim an seinem Untergang zu ar-
beiten; und wie hätte es ihm an einem Hofe, und an
dem Hofe eines solchen Fürsten, an Gelegenheiten feh-
len können?

Zweytes Capitel.
Beyspiele, daß nicht alles, was gleißt, Gold ist.

Wenn Agathon während einer Staats-Verwaltung,
welche nicht ganz zwey Jahre daurte, das vollkom-
menste Vertrauen seines Prinzen und die allgemeine Liebe
der Nation, welche er regierte, gewann, und sich da-
durch auf diese hohe Stuffe des Ansehens und der schein-

baren

Agathon.
falls gewonnen oder verlohren ſeyn) Ehre einzulegen.
Man kan ſich vorſtellen, ob Agathon ſich dadurch die
Freundſchaft dieſes Mannes, den ſein groſſes Vermoͤ-
gen und die Verſchwaͤgerung mit dem Prinzen zu einer
wichtigen Perſon machte, erworben; und mit welchen
Augen Timocrates den allgemeinen Beyfall, die froh-
lokenden Segnungen der Nation, welche unſern Hel-
den nach Syracus zuruͤkbegleiteten, die Merkmale der
Hochachtung, womit er von dem Prinzen empfangen
wurde, und das auſſerordentliche Anſehen, worinn er
ſich durch dieſe friedſame Eroberung befeſtigte, ange-
ſchielt haben werde. Genoͤthigt, ſeinen Unwillen und
Haß gegen einen ſo ſiegreichen Nebenbuhler in ſich ſelbſt
zu verſchlieſſen, laurte er nur deſto ungeduldiger auf
Gelegenheiten, in geheim an ſeinem Untergang zu ar-
beiten; und wie haͤtte es ihm an einem Hofe, und an
dem Hofe eines ſolchen Fuͤrſten, an Gelegenheiten feh-
len koͤnnen?

Zweytes Capitel.
Beyſpiele, daß nicht alles, was gleißt, Gold iſt.

Wenn Agathon waͤhrend einer Staats-Verwaltung,
welche nicht ganz zwey Jahre daurte, das vollkom-
menſte Vertrauen ſeines Prinzen und die allgemeine Liebe
der Nation, welche er regierte, gewann, und ſich da-
durch auf dieſe hohe Stuffe des Anſehens und der ſchein-

baren
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0214" n="212"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Agathon.</hi></hi></fw><lb/>
falls gewonnen oder verlohren &#x017F;eyn) Ehre einzulegen.<lb/>
Man kan &#x017F;ich vor&#x017F;tellen, ob Agathon &#x017F;ich dadurch die<lb/>
Freund&#x017F;chaft die&#x017F;es Mannes, den &#x017F;ein gro&#x017F;&#x017F;es Vermo&#x0364;-<lb/>
gen und die Ver&#x017F;chwa&#x0364;gerung mit dem Prinzen zu einer<lb/>
wichtigen Per&#x017F;on machte, erworben; und mit welchen<lb/>
Augen Timocrates den allgemeinen Beyfall, die froh-<lb/>
lokenden Segnungen der Nation, welche un&#x017F;ern Hel-<lb/>
den nach Syracus zuru&#x0364;kbegleiteten, die Merkmale der<lb/>
Hochachtung, womit er von dem Prinzen empfangen<lb/>
wurde, und das au&#x017F;&#x017F;erordentliche An&#x017F;ehen, worinn er<lb/>
&#x017F;ich durch die&#x017F;e fried&#x017F;ame Eroberung befe&#x017F;tigte, ange-<lb/>
&#x017F;chielt haben werde. Geno&#x0364;thigt, &#x017F;einen Unwillen und<lb/>
Haß gegen einen &#x017F;o &#x017F;iegreichen Nebenbuhler in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
zu ver&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en, laurte er nur de&#x017F;to ungeduldiger auf<lb/>
Gelegenheiten, in geheim an &#x017F;einem Untergang zu ar-<lb/>
beiten; und wie ha&#x0364;tte es ihm an einem Hofe, und an<lb/>
dem Hofe eines &#x017F;olchen Fu&#x0364;r&#x017F;ten, an Gelegenheiten feh-<lb/>
len ko&#x0364;nnen?</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Zweytes Capitel.</hi><lb/>
Bey&#x017F;piele, daß nicht alles, was gleißt, Gold i&#x017F;t.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>enn Agathon wa&#x0364;hrend einer Staats-Verwaltung,<lb/>
welche nicht ganz zwey Jahre daurte, das vollkom-<lb/>
men&#x017F;te Vertrauen &#x017F;eines Prinzen und die allgemeine Liebe<lb/>
der Nation, welche er regierte, gewann, und &#x017F;ich da-<lb/>
durch auf die&#x017F;e hohe Stuffe des An&#x017F;ehens und der &#x017F;chein-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">baren</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[212/0214] Agathon. falls gewonnen oder verlohren ſeyn) Ehre einzulegen. Man kan ſich vorſtellen, ob Agathon ſich dadurch die Freundſchaft dieſes Mannes, den ſein groſſes Vermoͤ- gen und die Verſchwaͤgerung mit dem Prinzen zu einer wichtigen Perſon machte, erworben; und mit welchen Augen Timocrates den allgemeinen Beyfall, die froh- lokenden Segnungen der Nation, welche unſern Hel- den nach Syracus zuruͤkbegleiteten, die Merkmale der Hochachtung, womit er von dem Prinzen empfangen wurde, und das auſſerordentliche Anſehen, worinn er ſich durch dieſe friedſame Eroberung befeſtigte, ange- ſchielt haben werde. Genoͤthigt, ſeinen Unwillen und Haß gegen einen ſo ſiegreichen Nebenbuhler in ſich ſelbſt zu verſchlieſſen, laurte er nur deſto ungeduldiger auf Gelegenheiten, in geheim an ſeinem Untergang zu ar- beiten; und wie haͤtte es ihm an einem Hofe, und an dem Hofe eines ſolchen Fuͤrſten, an Gelegenheiten feh- len koͤnnen? Zweytes Capitel. Beyſpiele, daß nicht alles, was gleißt, Gold iſt. Wenn Agathon waͤhrend einer Staats-Verwaltung, welche nicht ganz zwey Jahre daurte, das vollkom- menſte Vertrauen ſeines Prinzen und die allgemeine Liebe der Nation, welche er regierte, gewann, und ſich da- durch auf dieſe hohe Stuffe des Anſehens und der ſchein- baren

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon02_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon02_1767/214
Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon02_1767/214>, abgerufen am 29.03.2024.