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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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Vorrede.
erfordert werden, sollte ich mich nicht einlas-
sen. Jch sollte erklären, wie sowohl bey
Pflanzen, als auch bey Thieren, Gefäße
entstehen; warum diese ein Herz haben, und
jene nicht; wie ferner überhaupt solche Thei-
le bey beyden entstehen, die aus andern klei-
nern Theilen zusammengesetzt sind, und zu-
sammengenommen unmittelbar den ganzen
Körper ausmachen, wie bey den Pflanzen
die Blätter, der Kelch, die Saamenkapsel;
bey den Thieren die Füße, die Flügel, die
Nieren u. s. w. sind. Was aber erfordert
wird, wenn an diesem Orte Blätter, nicht ein
Kelch, an einem andern ein Kelch und keine
einfache Blätter, und wieder an einem an-
dern ein Saamenbehältniß und kein Kelch
herfürgebracht wird, darum sollte ich mich
nicht bekümmern; im Gegentheil aber sollte
ich nunmehro auch diese allgemeine Grund-
sätze der Theorie von der Generation deutli-
cher erklären, alles weitläuftiger aus einan-
der setzen, und mich überhaupt dabey einer
Schreibart bedienen, die weniger methodisch
und kurz, aber um eben so viel leichter und
angenehmer ist. Besonders sollte ich um-
ständlicher erklären, was es mit der Con-

ception

Vorrede.
erfordert werden, ſollte ich mich nicht einlaſ-
ſen. Jch ſollte erklaͤren, wie ſowohl bey
Pflanzen, als auch bey Thieren, Gefaͤße
entſtehen; warum dieſe ein Herz haben, und
jene nicht; wie ferner uͤberhaupt ſolche Thei-
le bey beyden entſtehen, die aus andern klei-
nern Theilen zuſammengeſetzt ſind, und zu-
ſammengenommen unmittelbar den ganzen
Koͤrper ausmachen, wie bey den Pflanzen
die Blaͤtter, der Kelch, die Saamenkapſel;
bey den Thieren die Fuͤße, die Fluͤgel, die
Nieren u. ſ. w. ſind. Was aber erfordert
wird, wenn an dieſem Orte Blaͤtter, nicht ein
Kelch, an einem andern ein Kelch und keine
einfache Blaͤtter, und wieder an einem an-
dern ein Saamenbehaͤltniß und kein Kelch
herfuͤrgebracht wird, darum ſollte ich mich
nicht bekuͤmmern; im Gegentheil aber ſollte
ich nunmehro auch dieſe allgemeine Grund-
ſaͤtze der Theorie von der Generation deutli-
cher erklaͤren, alles weitlaͤuftiger aus einan-
der ſetzen, und mich uͤberhaupt dabey einer
Schreibart bedienen, die weniger methodiſch
und kurz, aber um eben ſo viel leichter und
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[0010] Vorrede. erfordert werden, ſollte ich mich nicht einlaſ- ſen. Jch ſollte erklaͤren, wie ſowohl bey Pflanzen, als auch bey Thieren, Gefaͤße entſtehen; warum dieſe ein Herz haben, und jene nicht; wie ferner uͤberhaupt ſolche Thei- le bey beyden entſtehen, die aus andern klei- nern Theilen zuſammengeſetzt ſind, und zu- ſammengenommen unmittelbar den ganzen Koͤrper ausmachen, wie bey den Pflanzen die Blaͤtter, der Kelch, die Saamenkapſel; bey den Thieren die Fuͤße, die Fluͤgel, die Nieren u. ſ. w. ſind. Was aber erfordert wird, wenn an dieſem Orte Blaͤtter, nicht ein Kelch, an einem andern ein Kelch und keine einfache Blaͤtter, und wieder an einem an- dern ein Saamenbehaͤltniß und kein Kelch herfuͤrgebracht wird, darum ſollte ich mich nicht bekuͤmmern; im Gegentheil aber ſollte ich nunmehro auch dieſe allgemeine Grund- ſaͤtze der Theorie von der Generation deutli- cher erklaͤren, alles weitlaͤuftiger aus einan- der ſetzen, und mich uͤberhaupt dabey einer Schreibart bedienen, die weniger methodiſch und kurz, aber um eben ſo viel leichter und angenehmer iſt. Beſonders ſollte ich um- ſtaͤndlicher erklaͤren, was es mit der Con- ception

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/10>, abgerufen am 23.04.2024.