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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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3. Kap. Von der Entstehungsart
ähnliche Exempel finden sie in meiner Dissertation
(§. 228. Schol.) wo ich auch die Ursachen die-
ser Erscheinungen zu entdecken gesucht habe.

§. 39.
Die Ramifi-
cation der Ge-
fäße ist an sich
nothwendig.

Allein warum sind die Gefäße
bey den Thieren ramificirt, warum
entstehen immer ihrer Viele aus einem
gemeinschaftlichen Stamme nnd alle
endlich aus einer allgemeinen Quelle, dem Her-
zen, da es doch bey den Pflanzen nicht so war?
Wenn Sie so fragen, so ist die Antwort nicht
eben schwer, wenn Sie aber fragen, warum ha-
ben die Gefäße der Pflanzen keine Ramification;
so werde ich mehr Schwierigkeit finden, Jhnen
meine Begriffe zu entwickeln. Jch sage also so-
gleich, die Ramification ist, wenn überhaupt Ge-
fäße formirt werden sollen, an sich nothwendig,
und Gefäße, wenn sie formirt werden, werden
allemahl ramificirt werden, dafern nicht eine be-
sondere Ursache hinzukommt, die solches verhin-
dert. Dieses will ich Jhnen zuvor erklären; her-
nach werde ich die Ursache zu entwickeln suchen,
warum sie in den Pflanzen nicht statt findet. Es
sey also ein junger nicht lange erst entstandener
Theil; in ihm seyn eine gewisse Anzahl kürzlich erst
entstandener Gefäße, Hölen also, oder bloße We-
ge, die noch keine Häute haben, und die Zwi-
schenräume zwischen diesen Gefäßen, oder die
Substanz, die diese Zwischenräume ausmacht,
verhalte sich noch so, daß sie ohne alle Gefäße ist,

daß

3. Kap. Von der Entſtehungsart
aͤhnliche Exempel finden ſie in meiner Diſſertation
(§. 228. Schol.) wo ich auch die Urſachen die-
ſer Erſcheinungen zu entdecken geſucht habe.

§. 39.
Die Ramifi-
cation der Ge-
fäße iſt an ſich
nothwendig.

Allein warum ſind die Gefaͤße
bey den Thieren ramificirt, warum
entſtehen immer ihrer Viele aus einem
gemeinſchaftlichen Stamme nnd alle
endlich aus einer allgemeinen Quelle, dem Her-
zen, da es doch bey den Pflanzen nicht ſo war?
Wenn Sie ſo fragen, ſo iſt die Antwort nicht
eben ſchwer, wenn Sie aber fragen, warum ha-
ben die Gefaͤße der Pflanzen keine Ramification;
ſo werde ich mehr Schwierigkeit finden, Jhnen
meine Begriffe zu entwickeln. Jch ſage alſo ſo-
gleich, die Ramification iſt, wenn uͤberhaupt Ge-
faͤße formirt werden ſollen, an ſich nothwendig,
und Gefaͤße, wenn ſie formirt werden, werden
allemahl ramificirt werden, dafern nicht eine be-
ſondere Urſache hinzukommt, die ſolches verhin-
dert. Dieſes will ich Jhnen zuvor erklaͤren; her-
nach werde ich die Urſache zu entwickeln ſuchen,
warum ſie in den Pflanzen nicht ſtatt findet. Es
ſey alſo ein junger nicht lange erſt entſtandener
Theil; in ihm ſeyn eine gewiſſe Anzahl kuͤrzlich erſt
entſtandener Gefaͤße, Hoͤlen alſo, oder bloße We-
ge, die noch keine Haͤute haben, und die Zwi-
ſchenraͤume zwiſchen dieſen Gefaͤßen, oder die
Subſtanz, die dieſe Zwiſchenraͤume ausmacht,
verhalte ſich noch ſo, daß ſie ohne alle Gefaͤße iſt,

daß
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[174/0196] 3. Kap. Von der Entſtehungsart aͤhnliche Exempel finden ſie in meiner Diſſertation (§. 228. Schol.) wo ich auch die Urſachen die- ſer Erſcheinungen zu entdecken geſucht habe. §. 39. Allein warum ſind die Gefaͤße bey den Thieren ramificirt, warum entſtehen immer ihrer Viele aus einem gemeinſchaftlichen Stamme nnd alle endlich aus einer allgemeinen Quelle, dem Her- zen, da es doch bey den Pflanzen nicht ſo war? Wenn Sie ſo fragen, ſo iſt die Antwort nicht eben ſchwer, wenn Sie aber fragen, warum ha- ben die Gefaͤße der Pflanzen keine Ramification; ſo werde ich mehr Schwierigkeit finden, Jhnen meine Begriffe zu entwickeln. Jch ſage alſo ſo- gleich, die Ramification iſt, wenn uͤberhaupt Ge- faͤße formirt werden ſollen, an ſich nothwendig, und Gefaͤße, wenn ſie formirt werden, werden allemahl ramificirt werden, dafern nicht eine be- ſondere Urſache hinzukommt, die ſolches verhin- dert. Dieſes will ich Jhnen zuvor erklaͤren; her- nach werde ich die Urſache zu entwickeln ſuchen, warum ſie in den Pflanzen nicht ſtatt findet. Es ſey alſo ein junger nicht lange erſt entſtandener Theil; in ihm ſeyn eine gewiſſe Anzahl kuͤrzlich erſt entſtandener Gefaͤße, Hoͤlen alſo, oder bloße We- ge, die noch keine Haͤute haben, und die Zwi- ſchenraͤume zwiſchen dieſen Gefaͤßen, oder die Subſtanz, die dieſe Zwiſchenraͤume ausmacht, verhalte ſich noch ſo, daß ſie ohne alle Gefaͤße iſt, daß

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/196>, abgerufen am 25.04.2024.