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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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der Gefäße etc.
§. 44.

Nunmehro werden Sie die Ur-Erklärung der
Ursache.

sache bald einsehen, warum die Thiere
nothwendig ein Herz bekommen müs-
sen, und die Pflanzen hingegen keines bekommen
können. Wenn in Thieren Gefäße formirt wer-
den sollen, so müssen sie nothwendig als Aeste an-
derer vorhergehenden Gefäße formirt werden; die
nemlich die zur Formation der neuen Gefäße nö-
thige Säfte hergeben, wie wir §. 39. gesehn ha-
ben, und anders können sie nicht formirt werden.
Das ist nun schon genung. Setzen Sie, daß ei-
ne Anzahl von Gefäßen in einem Theile z. E. im
Gekröse formirt wird, so werden diese alle Aeste
eines Stammes seyn; allein, werden Sie sagen,
in andern Theilen, z. E. in den Nieren entstehen
ebenfalls dergleichen Gefäße, die nunmehro
wieder ihre besondere Stämme haben. Das ist
richtig; allein diese Stämme sind wieder Gefäße,
sie müssen wieder formirt werden, und dieses kann
wiederum nicht anders geschehen, als daß sie als
Aeste eines vorhergehenden Gefäßes formirt wer-
den. Sie sehen wohl, dieses geht beständig so fort,
und wenn wir zuletzt noch zwey Gefäße übrig be-
halten, so sind diese wiederum aus einem andern
als Aeste entstanden; Zuletzt müssen wir also noth-
wendig auf einem einzigen Gefäße kommen, und
dieses ist also nach dem Begriffe im vorhergehen-
den §. ein Herz.

§. 45.

Hieran ist also kein Zweifel.Fernere Er-
klärung der-
selben.

Aber, werden Sie sagen, dieses Herz,

die-
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der Gefaͤße ꝛc.
§. 44.

Nunmehro werden Sie die Ur-Erklaͤrung der
Urſache.

ſache bald einſehen, warum die Thiere
nothwendig ein Herz bekommen muͤſ-
ſen, und die Pflanzen hingegen keines bekommen
koͤnnen. Wenn in Thieren Gefaͤße formirt wer-
den ſollen, ſo muͤſſen ſie nothwendig als Aeſte an-
derer vorhergehenden Gefaͤße formirt werden; die
nemlich die zur Formation der neuen Gefaͤße noͤ-
thige Saͤfte hergeben, wie wir §. 39. geſehn ha-
ben, und anders koͤnnen ſie nicht formirt werden.
Das iſt nun ſchon genung. Setzen Sie, daß ei-
ne Anzahl von Gefaͤßen in einem Theile z. E. im
Gekroͤſe formirt wird, ſo werden dieſe alle Aeſte
eines Stammes ſeyn; allein, werden Sie ſagen,
in andern Theilen, z. E. in den Nieren entſtehen
ebenfalls dergleichen Gefaͤße, die nunmehro
wieder ihre beſondere Staͤmme haben. Das iſt
richtig; allein dieſe Staͤmme ſind wieder Gefaͤße,
ſie muͤſſen wieder formirt werden, und dieſes kann
wiederum nicht anders geſchehen, als daß ſie als
Aeſte eines vorhergehenden Gefaͤßes formirt wer-
den. Sie ſehen wohl, dieſes geht beſtaͤndig ſo fort,
und wenn wir zuletzt noch zwey Gefaͤße uͤbrig be-
halten, ſo ſind dieſe wiederum aus einem andern
als Aeſte entſtanden; Zuletzt muͤſſen wir alſo noth-
wendig auf einem einzigen Gefaͤße kommen, und
dieſes iſt alſo nach dem Begriffe im vorhergehen-
den §. ein Herz.

§. 45.

Hieran iſt alſo kein Zweifel.Fernere Er-
klärung der-
ſelben.

Aber, werden Sie ſagen, dieſes Herz,

die-
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[183/0205] der Gefaͤße ꝛc. §. 44. Nunmehro werden Sie die Ur- ſache bald einſehen, warum die Thiere nothwendig ein Herz bekommen muͤſ- ſen, und die Pflanzen hingegen keines bekommen koͤnnen. Wenn in Thieren Gefaͤße formirt wer- den ſollen, ſo muͤſſen ſie nothwendig als Aeſte an- derer vorhergehenden Gefaͤße formirt werden; die nemlich die zur Formation der neuen Gefaͤße noͤ- thige Saͤfte hergeben, wie wir §. 39. geſehn ha- ben, und anders koͤnnen ſie nicht formirt werden. Das iſt nun ſchon genung. Setzen Sie, daß ei- ne Anzahl von Gefaͤßen in einem Theile z. E. im Gekroͤſe formirt wird, ſo werden dieſe alle Aeſte eines Stammes ſeyn; allein, werden Sie ſagen, in andern Theilen, z. E. in den Nieren entſtehen ebenfalls dergleichen Gefaͤße, die nunmehro wieder ihre beſondere Staͤmme haben. Das iſt richtig; allein dieſe Staͤmme ſind wieder Gefaͤße, ſie muͤſſen wieder formirt werden, und dieſes kann wiederum nicht anders geſchehen, als daß ſie als Aeſte eines vorhergehenden Gefaͤßes formirt wer- den. Sie ſehen wohl, dieſes geht beſtaͤndig ſo fort, und wenn wir zuletzt noch zwey Gefaͤße uͤbrig be- halten, ſo ſind dieſe wiederum aus einem andern als Aeſte entſtanden; Zuletzt muͤſſen wir alſo noth- wendig auf einem einzigen Gefaͤße kommen, und dieſes iſt alſo nach dem Begriffe im vorhergehen- den §. ein Herz. Erklaͤrung der Urſache. §. 45. Hieran iſt alſo kein Zweifel. Aber, werden Sie ſagen, dieſes Herz, die- Fernere Er- klärung der- ſelben. M 4

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/205>, abgerufen am 28.03.2024.