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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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so muß nothwendig auch alsdann einfür gebracht
werden kön-
nen.

Stamm, es müssen mehrere Blätter,
und sogar am Ende auch eine Frukti-
fication entstehen. Wenn dahero im Frühjahr
an den Bäumen neue Blätter ausschlagen, so ge-
schiehet dieses allemal auf keine andere Art, als
daß nebst einem Blatte zugleich auch mehrere, und
nebst diesen auch zugleich ein Stamm, an welchen
alle Blätter befestigt sind, und endlich nebst dem
Stamme auch oben in der Spitze desselben eine
Fruktification, folglich also eine vollständige ein-
fache Pflanze herfürgebracht wird. Dieses ge-
schiehet nemlich allemal an denenjenigen Orten ei-
nes Zweiges, wo im vorigen Jahre die Blätter
gesessen haben, und der im vorigen Jahre mit sei-
nen Blättern eine einfache Pflanze gewesen ist, der
aber nunmehro dadurch, daß an statt der im vori-
gen Jahre abgefallenen Blätter einfache Pflanzen
herfür kommen, eine zusammengesetzte wird. Eine
solche einfache Pflanze erscheint bey ihrem Anfan-
fange unter der Gestalt eines Auges oder Knospe
(gemma), die von der Pflanze selbst bloß darin
noch unterschieden ist, daß ihr Stamm noch sehr
kurz, gleichsam zusammen gezogen, und folglich
die Blätter auf solche Art in einander geschoben
sind, daß immer die obere von den unteren ein-
geschloßen und umgeben werden. Sie sehen also
aus dieser Beschaffenheit, warum niemals ein
Blatt alleine entstehen kann; es ist der Ef-
fekt, nemlich eine excernirte Substanz, von ei-
nem Stamme; dieser Stamm aber ist zugleich

eine
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der vor ſich ſelbſt beſtehenden ꝛc.
ſo muß nothwendig auch alsdann einfür gebracht
werden kön-
nen.

Stamm, es muͤſſen mehrere Blaͤtter,
und ſogar am Ende auch eine Frukti-
fication entſtehen. Wenn dahero im Fruͤhjahr
an den Baͤumen neue Blaͤtter ausſchlagen, ſo ge-
ſchiehet dieſes allemal auf keine andere Art, als
daß nebſt einem Blatte zugleich auch mehrere, und
nebſt dieſen auch zugleich ein Stamm, an welchen
alle Blaͤtter befeſtigt ſind, und endlich nebſt dem
Stamme auch oben in der Spitze deſſelben eine
Fruktification, folglich alſo eine vollſtaͤndige ein-
fache Pflanze herfuͤrgebracht wird. Dieſes ge-
ſchiehet nemlich allemal an denenjenigen Orten ei-
nes Zweiges, wo im vorigen Jahre die Blaͤtter
geſeſſen haben, und der im vorigen Jahre mit ſei-
nen Blaͤttern eine einfache Pflanze geweſen iſt, der
aber nunmehro dadurch, daß an ſtatt der im vori-
gen Jahre abgefallenen Blaͤtter einfache Pflanzen
herfuͤr kommen, eine zuſammengeſetzte wird. Eine
ſolche einfache Pflanze erſcheint bey ihrem Anfan-
fange unter der Geſtalt eines Auges oder Knoſpe
(gemma), die von der Pflanze ſelbſt bloß darin
noch unterſchieden iſt, daß ihr Stamm noch ſehr
kurz, gleichſam zuſammen gezogen, und folglich
die Blaͤtter auf ſolche Art in einander geſchoben
ſind, daß immer die obere von den unteren ein-
geſchloßen und umgeben werden. Sie ſehen alſo
aus dieſer Beſchaffenheit, warum niemals ein
Blatt alleine entſtehen kann; es iſt der Ef-
fekt, nemlich eine excernirte Subſtanz, von ei-
nem Stamme; dieſer Stamm aber iſt zugleich

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[195/0217] der vor ſich ſelbſt beſtehenden ꝛc. ſo muß nothwendig auch alsdann ein Stamm, es muͤſſen mehrere Blaͤtter, und ſogar am Ende auch eine Frukti- fication entſtehen. Wenn dahero im Fruͤhjahr an den Baͤumen neue Blaͤtter ausſchlagen, ſo ge- ſchiehet dieſes allemal auf keine andere Art, als daß nebſt einem Blatte zugleich auch mehrere, und nebſt dieſen auch zugleich ein Stamm, an welchen alle Blaͤtter befeſtigt ſind, und endlich nebſt dem Stamme auch oben in der Spitze deſſelben eine Fruktification, folglich alſo eine vollſtaͤndige ein- fache Pflanze herfuͤrgebracht wird. Dieſes ge- ſchiehet nemlich allemal an denenjenigen Orten ei- nes Zweiges, wo im vorigen Jahre die Blaͤtter geſeſſen haben, und der im vorigen Jahre mit ſei- nen Blaͤttern eine einfache Pflanze geweſen iſt, der aber nunmehro dadurch, daß an ſtatt der im vori- gen Jahre abgefallenen Blaͤtter einfache Pflanzen herfuͤr kommen, eine zuſammengeſetzte wird. Eine ſolche einfache Pflanze erſcheint bey ihrem Anfan- fange unter der Geſtalt eines Auges oder Knoſpe (gemma), die von der Pflanze ſelbſt bloß darin noch unterſchieden iſt, daß ihr Stamm noch ſehr kurz, gleichſam zuſammen gezogen, und folglich die Blaͤtter auf ſolche Art in einander geſchoben ſind, daß immer die obere von den unteren ein- geſchloßen und umgeben werden. Sie ſehen alſo aus dieſer Beſchaffenheit, warum niemals ein Blatt alleine entſtehen kann; es iſt der Ef- fekt, nemlich eine excernirte Subſtanz, von ei- nem Stamme; dieſer Stamm aber iſt zugleich eine für gebracht werden kön- nen. N 2

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/217>, abgerufen am 29.03.2024.