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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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6. Kap. Von der Conception.
selben Erklärung als schon existirend angenommen
werden musten. Hierzu wurde von dem neuen
Theile, welcher formirt werden sollte, selbst, noch
gar nichts erfordert, wie solches bey den Gefäßen
nöthig war; allein andere Theile wenigstens, eben
derselben Pflanze, oder eben desselben Thieres, wel-
ches durch alle diese hervorgebrachte und noch her-
vorzubringende Theile entstehen sollte, wurden
dabey allerdings als schon existirend angenom-
men, andere Theile nemlich, aus welchen der Saft,
der zur Formation des neuen Theils nöthig war,
herausgetrieben wurde. Jetzo endlich werde ich
die Entstehungsart derjenigen Theile erklären,
welche die allerersten Theile der ganzen Pflanze,
oder des ganzen Thieres sind, und die zu ihrer
Hervorbringung gar keine andere Theile, die vor
sie hergehen sollten, nöthig haben. Diese aller-
ersten Theile aber einer Pflanze oder eines Thie-
res, ob sie gleich keine andere Theile, die zu eben
der Pflanze oder Thier gehörten, zu ihrer Her-
vorbringung nöthig haben, so erfordern sie den-
noch etwas, ohne welchem sie nicht hervorgebracht
werden können; sie erfordern nemlich eine andere
Pflanze, oder ein anderes Thier, von eben der-
selben Art, als eben dasjenige ist, welches aus
diesen und den folgenden hervorzubringenden Thei-
len zusammengesezt werden soll.

Sie sehen also, daß zu denen Theilen, wel-
che zu allerletzt formirt werden, den Gefäßen, nem-
lich, und den Zellen, am allermeisten zum Vor-
aus gesetzt wird. Es muß zu ihrer Hervorbrin-

gung

6. Kap. Von der Conception.
ſelben Erklaͤrung als ſchon exiſtirend angenommen
werden muſten. Hierzu wurde von dem neuen
Theile, welcher formirt werden ſollte, ſelbſt, noch
gar nichts erfordert, wie ſolches bey den Gefaͤßen
noͤthig war; allein andere Theile wenigſtens, eben
derſelben Pflanze, oder eben deſſelben Thieres, wel-
ches durch alle dieſe hervorgebrachte und noch her-
vorzubringende Theile entſtehen ſollte, wurden
dabey allerdings als ſchon exiſtirend angenom-
men, andere Theile nemlich, aus welchen der Saft,
der zur Formation des neuen Theils noͤthig war,
herausgetrieben wurde. Jetzo endlich werde ich
die Entſtehungsart derjenigen Theile erklaͤren,
welche die allererſten Theile der ganzen Pflanze,
oder des ganzen Thieres ſind, und die zu ihrer
Hervorbringung gar keine andere Theile, die vor
ſie hergehen ſollten, noͤthig haben. Dieſe aller-
erſten Theile aber einer Pflanze oder eines Thie-
res, ob ſie gleich keine andere Theile, die zu eben
der Pflanze oder Thier gehoͤrten, zu ihrer Her-
vorbringung noͤthig haben, ſo erfordern ſie den-
noch etwas, ohne welchem ſie nicht hervorgebracht
werden koͤnnen; ſie erfordern nemlich eine andere
Pflanze, oder ein anderes Thier, von eben der-
ſelben Art, als eben dasjenige iſt, welches aus
dieſen und den folgenden hervorzubringenden Thei-
len zuſammengeſezt werden ſoll.

Sie ſehen alſo, daß zu denen Theilen, wel-
che zu allerletzt formirt werden, den Gefaͤßen, nem-
lich, und den Zellen, am allermeiſten zum Vor-
aus geſetzt wird. Es muß zu ihrer Hervorbrin-

gung
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[223/0245] 6. Kap. Von der Conception. ſelben Erklaͤrung als ſchon exiſtirend angenommen werden muſten. Hierzu wurde von dem neuen Theile, welcher formirt werden ſollte, ſelbſt, noch gar nichts erfordert, wie ſolches bey den Gefaͤßen noͤthig war; allein andere Theile wenigſtens, eben derſelben Pflanze, oder eben deſſelben Thieres, wel- ches durch alle dieſe hervorgebrachte und noch her- vorzubringende Theile entſtehen ſollte, wurden dabey allerdings als ſchon exiſtirend angenom- men, andere Theile nemlich, aus welchen der Saft, der zur Formation des neuen Theils noͤthig war, herausgetrieben wurde. Jetzo endlich werde ich die Entſtehungsart derjenigen Theile erklaͤren, welche die allererſten Theile der ganzen Pflanze, oder des ganzen Thieres ſind, und die zu ihrer Hervorbringung gar keine andere Theile, die vor ſie hergehen ſollten, noͤthig haben. Dieſe aller- erſten Theile aber einer Pflanze oder eines Thie- res, ob ſie gleich keine andere Theile, die zu eben der Pflanze oder Thier gehoͤrten, zu ihrer Her- vorbringung noͤthig haben, ſo erfordern ſie den- noch etwas, ohne welchem ſie nicht hervorgebracht werden koͤnnen; ſie erfordern nemlich eine andere Pflanze, oder ein anderes Thier, von eben der- ſelben Art, als eben dasjenige iſt, welches aus dieſen und den folgenden hervorzubringenden Thei- len zuſammengeſezt werden ſoll. Sie ſehen alſo, daß zu denen Theilen, wel- che zu allerletzt formirt werden, den Gefaͤßen, nem- lich, und den Zellen, am allermeiſten zum Vor- aus geſetzt wird. Es muß zu ihrer Hervorbrin- gung

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/245>, abgerufen am 29.03.2024.