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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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6. Kap. Von der Conception.
mengesetzt sind. Die Saamenkapsel zerspringt auf
diese Art in ihre Valveln, wie wir insonderheit
bey den Schotengewächsen (Leguminosis, sili-
quosis
) sehen; der Saamen zerspringt in seine
Seitentheile, und löset sich von der Frucht ab.
Die Frucht fällt selbst von der Pflanze herunter.
Die Blumenblätter fallen ebenfalls herunter; kurz
die ganze Fruktification fällt von einander. Jch
habe aber anderswo gezeigt, daß diese Ablösungen
der Theile von andern Theilen, an denen sie befe-
stiget waren, von nichts anders herrühren, als
von dem Mangel der Säfte, welche zuvor bestän-
dig aus dem einen Theil in den andern übergingen,
nunmehro aber ausbleiben; dadurch nemlich wird
der Ort, wo sie mit einander zusammenhängen,
trocken, zieht sich zusammen, und zerbricht; wir
sehen dieses an sehr häufigen Exempeln, und es ist
auch überdem bekannt, daß die ganze Festigkeit
der Pflanzen und thierischen Substanzen von den
Säften herrühret, wodurch die erdigten Theile,
wie durch einem Leim, zusammenhängen. Wenn
also die Theile der Fruktification aufbersten, und
von einander fallen, so ist dieses wiederum ein siche-
res Zeichen von dem allenthalben in der Fruktifi-
cation herrschenden Mangel der Säfte. Man
sieht aber dieses Aufspringen und Zerfallen der Thei-
le, oder vielmehr diese Trockenheit und dem Man-
gel der Säfte selbst, nirgend deutlicher und schö-
ner, als in den Antheren, die ich noch nicht ange-
führt habe; diese lösen sich vors erste von ihren
Fäden (Filamentis) ab, so daß sie nur noch kaum,

wie

6. Kap. Von der Conception.
mengeſetzt ſind. Die Saamenkapſel zerſpringt auf
dieſe Art in ihre Valveln, wie wir inſonderheit
bey den Schotengewaͤchſen (Leguminoſis, ſili-
quoſis
) ſehen; der Saamen zerſpringt in ſeine
Seitentheile, und loͤſet ſich von der Frucht ab.
Die Frucht faͤllt ſelbſt von der Pflanze herunter.
Die Blumenblaͤtter fallen ebenfalls herunter; kurz
die ganze Fruktification faͤllt von einander. Jch
habe aber anderswo gezeigt, daß dieſe Abloͤſungen
der Theile von andern Theilen, an denen ſie befe-
ſtiget waren, von nichts anders herruͤhren, als
von dem Mangel der Saͤfte, welche zuvor beſtaͤn-
dig aus dem einen Theil in den andern uͤbergingen,
nunmehro aber ausbleiben; dadurch nemlich wird
der Ort, wo ſie mit einander zuſammenhaͤngen,
trocken, zieht ſich zuſammen, und zerbricht; wir
ſehen dieſes an ſehr haͤufigen Exempeln, und es iſt
auch uͤberdem bekannt, daß die ganze Feſtigkeit
der Pflanzen und thieriſchen Subſtanzen von den
Saͤften herruͤhret, wodurch die erdigten Theile,
wie durch einem Leim, zuſammenhaͤngen. Wenn
alſo die Theile der Fruktification aufberſten, und
von einander fallen, ſo iſt dieſes wiederum ein ſiche-
res Zeichen von dem allenthalben in der Fruktifi-
cation herrſchenden Mangel der Saͤfte. Man
ſieht aber dieſes Aufſpringen und Zerfallen der Thei-
le, oder vielmehr dieſe Trockenheit und dem Man-
gel der Saͤfte ſelbſt, nirgend deutlicher und ſchoͤ-
ner, als in den Antheren, die ich noch nicht ange-
fuͤhrt habe; dieſe loͤſen ſich vors erſte von ihren
Faͤden (Filamentis) ab, ſo daß ſie nur noch kaum,

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[239/0261] 6. Kap. Von der Conception. mengeſetzt ſind. Die Saamenkapſel zerſpringt auf dieſe Art in ihre Valveln, wie wir inſonderheit bey den Schotengewaͤchſen (Leguminoſis, ſili- quoſis) ſehen; der Saamen zerſpringt in ſeine Seitentheile, und loͤſet ſich von der Frucht ab. Die Frucht faͤllt ſelbſt von der Pflanze herunter. Die Blumenblaͤtter fallen ebenfalls herunter; kurz die ganze Fruktification faͤllt von einander. Jch habe aber anderswo gezeigt, daß dieſe Abloͤſungen der Theile von andern Theilen, an denen ſie befe- ſtiget waren, von nichts anders herruͤhren, als von dem Mangel der Saͤfte, welche zuvor beſtaͤn- dig aus dem einen Theil in den andern uͤbergingen, nunmehro aber ausbleiben; dadurch nemlich wird der Ort, wo ſie mit einander zuſammenhaͤngen, trocken, zieht ſich zuſammen, und zerbricht; wir ſehen dieſes an ſehr haͤufigen Exempeln, und es iſt auch uͤberdem bekannt, daß die ganze Feſtigkeit der Pflanzen und thieriſchen Subſtanzen von den Saͤften herruͤhret, wodurch die erdigten Theile, wie durch einem Leim, zuſammenhaͤngen. Wenn alſo die Theile der Fruktification aufberſten, und von einander fallen, ſo iſt dieſes wiederum ein ſiche- res Zeichen von dem allenthalben in der Fruktifi- cation herrſchenden Mangel der Saͤfte. Man ſieht aber dieſes Aufſpringen und Zerfallen der Thei- le, oder vielmehr dieſe Trockenheit und dem Man- gel der Saͤfte ſelbſt, nirgend deutlicher und ſchoͤ- ner, als in den Antheren, die ich noch nicht ange- fuͤhrt habe; dieſe loͤſen ſich vors erſte von ihren Faͤden (Filamentis) ab, ſo daß ſie nur noch kaum, wie

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/261>, abgerufen am 25.04.2024.