Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Von dem Lehn.
die verzehrt werden können, sich erstreckt, z.
E. daß ihm ein gewisser Theil Fische aus dem
Teiche des Eigenthumsherrn, oder Holtz aus
dem Walde, oder Wild, welches darinnen
gefangen wird, gegeben werde. Es ist aber
von dem Kellerlehn das Soldatenlehn (feu-
dum soldatae) unterschieden, nach welchem
einem aus besonderer Gnade gewisser Wein,
Geld, oder Geträide, oder eine jede andere
Sache, die verzehrt werden kann, gegeben
wird; da denn die verabredete Sache dem
Vasallen gegeben werden muß, der Herr
mag sie haben, oder von andern kaufen müs-
sen, hingegen in dem Kellerlehn dieses auf
dasjenige eingeschränckt wird, was der Ei-
genthumsherr hat; gleichwie auch in jenem es
auf die Person dessen, der damit belehnet wird,
in diesem aber es auch auf die Erben kommt.
Also nennt man auch ein Wohnlehn (feu-
dum habitationis), wenn einem das Recht
in einem gewissen Hause zu wohnen auf le-
benszeit erlaubt wird. Man muß aber über-
haupt bemercken, daß man die Dinge, die
man verzehrt, und das Geld gleichsam
zu Dingen, die nicht verzehrt werden,
macht, in so ferne man durch einen
Bürgen, oder durch eine Hypothecke
Sicherheit davor schaft, damit sie al-
lezeit wiedergegeben werden können,
wenn sie wiedergegeben werden müs-
sen. Denn alsdenn ist es einerley, ob wir
den Nießbrauch von der Sache hätten, so

daß

Von dem Lehn.
die verzehrt werden koͤnnen, ſich erſtreckt, z.
E. daß ihm ein gewiſſer Theil Fiſche aus dem
Teiche des Eigenthumsherrn, oder Holtz aus
dem Walde, oder Wild, welches darinnen
gefangen wird, gegeben werde. Es iſt aber
von dem Kellerlehn das Soldatenlehn (feu-
dum ſoldatæ) unterſchieden, nach welchem
einem aus beſonderer Gnade gewiſſer Wein,
Geld, oder Getraͤide, oder eine jede andere
Sache, die verzehrt werden kann, gegeben
wird; da denn die verabredete Sache dem
Vaſallen gegeben werden muß, der Herr
mag ſie haben, oder von andern kaufen muͤſ-
ſen, hingegen in dem Kellerlehn dieſes auf
dasjenige eingeſchraͤnckt wird, was der Ei-
genthumsherr hat; gleichwie auch in jenem es
auf die Perſon deſſen, der damit belehnet wird,
in dieſem aber es auch auf die Erben kommt.
Alſo nennt man auch ein Wohnlehn (feu-
dum habitationis), wenn einem das Recht
in einem gewiſſen Hauſe zu wohnen auf le-
benszeit erlaubt wird. Man muß aber uͤber-
haupt bemercken, daß man die Dinge, die
man verzehrt, und das Geld gleichſam
zu Dingen, die nicht verzehrt werden,
macht, in ſo ferne man durch einen
Buͤrgen, oder durch eine Hypothecke
Sicherheit davor ſchaft, damit ſie al-
lezeit wiedergegeben werden koͤnnen,
wenn ſie wiedergegeben werden muͤſ-
ſen. Denn alsdenn iſt es einerley, ob wir
den Nießbrauch von der Sache haͤtten, ſo

daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0561" n="525"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von dem Lehn.</hi></fw><lb/>
die verzehrt werden ko&#x0364;nnen, &#x017F;ich er&#x017F;treckt, z.<lb/>
E. daß ihm ein gewi&#x017F;&#x017F;er Theil Fi&#x017F;che aus dem<lb/>
Teiche des Eigenthumsherrn, oder Holtz aus<lb/>
dem Walde, oder Wild, welches darinnen<lb/>
gefangen wird, gegeben werde. Es i&#x017F;t aber<lb/>
von dem Kellerlehn <hi rendition="#fr">das Soldatenlehn</hi> <hi rendition="#aq">(feu-<lb/>
dum &#x017F;oldatæ)</hi> unter&#x017F;chieden, nach welchem<lb/>
einem aus be&#x017F;onderer Gnade gewi&#x017F;&#x017F;er Wein,<lb/>
Geld, oder Getra&#x0364;ide, oder eine jede andere<lb/>
Sache, die verzehrt werden kann, gegeben<lb/>
wird; da denn die verabredete Sache dem<lb/>
Va&#x017F;allen gegeben werden muß, der Herr<lb/>
mag &#x017F;ie haben, oder von andern kaufen mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, hingegen in dem Kellerlehn die&#x017F;es auf<lb/>
dasjenige einge&#x017F;chra&#x0364;nckt wird, was der Ei-<lb/>
genthumsherr hat; gleichwie auch in jenem es<lb/>
auf die Per&#x017F;on de&#x017F;&#x017F;en, der damit belehnet wird,<lb/>
in die&#x017F;em aber es auch auf die Erben kommt.<lb/>
Al&#x017F;o nennt man auch ein <hi rendition="#fr">Wohnlehn</hi> <hi rendition="#aq">(feu-<lb/>
dum habitationis),</hi> wenn einem das Recht<lb/>
in einem gewi&#x017F;&#x017F;en Hau&#x017F;e zu wohnen auf le-<lb/>
benszeit erlaubt wird. Man muß aber u&#x0364;ber-<lb/>
haupt bemercken, <hi rendition="#fr">daß man die Dinge, die<lb/>
man verzehrt, und das Geld gleich&#x017F;am<lb/>
zu Dingen, die nicht verzehrt werden,<lb/>
macht, in &#x017F;o ferne man durch einen<lb/>
Bu&#x0364;rgen, oder durch eine Hypothecke<lb/>
Sicherheit davor &#x017F;chaft, damit &#x017F;ie al-<lb/>
lezeit wiedergegeben werden ko&#x0364;nnen,<lb/>
wenn &#x017F;ie wiedergegeben werden mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en.</hi> Denn alsdenn i&#x017F;t es einerley, ob wir<lb/>
den Nießbrauch von der Sache ha&#x0364;tten, &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[525/0561] Von dem Lehn. die verzehrt werden koͤnnen, ſich erſtreckt, z. E. daß ihm ein gewiſſer Theil Fiſche aus dem Teiche des Eigenthumsherrn, oder Holtz aus dem Walde, oder Wild, welches darinnen gefangen wird, gegeben werde. Es iſt aber von dem Kellerlehn das Soldatenlehn (feu- dum ſoldatæ) unterſchieden, nach welchem einem aus beſonderer Gnade gewiſſer Wein, Geld, oder Getraͤide, oder eine jede andere Sache, die verzehrt werden kann, gegeben wird; da denn die verabredete Sache dem Vaſallen gegeben werden muß, der Herr mag ſie haben, oder von andern kaufen muͤſ- ſen, hingegen in dem Kellerlehn dieſes auf dasjenige eingeſchraͤnckt wird, was der Ei- genthumsherr hat; gleichwie auch in jenem es auf die Perſon deſſen, der damit belehnet wird, in dieſem aber es auch auf die Erben kommt. Alſo nennt man auch ein Wohnlehn (feu- dum habitationis), wenn einem das Recht in einem gewiſſen Hauſe zu wohnen auf le- benszeit erlaubt wird. Man muß aber uͤber- haupt bemercken, daß man die Dinge, die man verzehrt, und das Geld gleichſam zu Dingen, die nicht verzehrt werden, macht, in ſo ferne man durch einen Buͤrgen, oder durch eine Hypothecke Sicherheit davor ſchaft, damit ſie al- lezeit wiedergegeben werden koͤnnen, wenn ſie wiedergegeben werden muͤſ- ſen. Denn alsdenn iſt es einerley, ob wir den Nießbrauch von der Sache haͤtten, ſo daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/561
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/561>, abgerufen am 30.04.2024.