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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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Vom Rechte des Krieges der Völcker.
tet, wenn kein Grundgesetz deshalb
im Wege stehet (§. 984.), doch aber
also, daß die öffentliche Wohlfahrt
keinen Schaden darunter leide
(§. 976.).
Weil alle und iede verbunden sind so viel zur
Vertheidigung des Staats beyzutragen, als
sie können (§. 972. 975.); so sind alle Un-
terthanen, die zu Kriegsdiensten ge-
schickt sind (§. 60.), in dem äussersten
Nothfall gehalten Soldatendienste zu
thun, und sie können
vermöge der vor-
züglichen Macht wider ihren Willen da-
zu gezwungen werden
(§. 1065.). Weil
aber ausser den Kriegesdiensten um das ge-
meine Wohl zu befördern noch andere geleistet
werden müßen (§. 972.), und die Untertha-
nen Kriegesunkosten zu reichen verbunden sind
(§. 1037.); so müssen ausser dem Noth-
fall diejenigen, welche sonst der Re-
publick nützliche und nothwendige
Dienste verrichten, und zu den Krie-
gesunkosten beytragen könten, nicht
wider Willen als Soldaten angewor-
ben werden.
Die fremden, welche von
freyen Stücken den Soldatenstand erwählen,
werden gedungene Soldaten (conductitii
milites)
genennet, und ihre Verbindlich-
keit kommt aus einem Vertrag
(§. 438.),
welcher die Capitulation heißet; was aber
darinn verabredet worden, muß ge-
halten werden
(angef. §.). Weil aber das
Recht Soldaten anzuwerben ein Majestäts-

recht

Vom Rechte des Krieges der Voͤlcker.
tet, wenn kein Grundgeſetz deshalb
im Wege ſtehet (§. 984.), doch aber
alſo, daß die oͤffentliche Wohlfahrt
keinen Schaden darunter leide
(§. 976.).
Weil alle und iede verbunden ſind ſo viel zur
Vertheidigung des Staats beyzutragen, als
ſie koͤnnen (§. 972. 975.); ſo ſind alle Un-
terthanen, die zu Kriegsdienſten ge-
ſchickt ſind (§. 60.), in dem aͤuſſerſten
Nothfall gehalten Soldatendienſte zu
thun, und ſie koͤnnen
vermoͤge der vor-
zuͤglichen Macht wider ihren Willen da-
zu gezwungen werden
(§. 1065.). Weil
aber auſſer den Kriegesdienſten um das ge-
meine Wohl zu befoͤrdern noch andere geleiſtet
werden muͤßen (§. 972.), und die Untertha-
nen Kriegesunkoſten zu reichen verbunden ſind
(§. 1037.); ſo muͤſſen auſſer dem Noth-
fall diejenigen, welche ſonſt der Re-
publick nuͤtzliche und nothwendige
Dienſte verrichten, und zu den Krie-
gesunkoſten beytragen koͤnten, nicht
wider Willen als Soldaten angewor-
ben werden.
Die fremden, welche von
freyen Stuͤcken den Soldatenſtand erwaͤhlen,
werden gedungene Soldaten (conductitii
milites)
genennet, und ihre Verbindlich-
keit kommt aus einem Vertrag
(§. 438.),
welcher die Capitulation heißet; was aber
darinn verabredet worden, muß ge-
halten werden
(angef. §.). Weil aber das
Recht Soldaten anzuwerben ein Majeſtaͤts-

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[859/0895] Vom Rechte des Krieges der Voͤlcker. tet, wenn kein Grundgeſetz deshalb im Wege ſtehet (§. 984.), doch aber alſo, daß die oͤffentliche Wohlfahrt keinen Schaden darunter leide (§. 976.). Weil alle und iede verbunden ſind ſo viel zur Vertheidigung des Staats beyzutragen, als ſie koͤnnen (§. 972. 975.); ſo ſind alle Un- terthanen, die zu Kriegsdienſten ge- ſchickt ſind (§. 60.), in dem aͤuſſerſten Nothfall gehalten Soldatendienſte zu thun, und ſie koͤnnen vermoͤge der vor- zuͤglichen Macht wider ihren Willen da- zu gezwungen werden (§. 1065.). Weil aber auſſer den Kriegesdienſten um das ge- meine Wohl zu befoͤrdern noch andere geleiſtet werden muͤßen (§. 972.), und die Untertha- nen Kriegesunkoſten zu reichen verbunden ſind (§. 1037.); ſo muͤſſen auſſer dem Noth- fall diejenigen, welche ſonſt der Re- publick nuͤtzliche und nothwendige Dienſte verrichten, und zu den Krie- gesunkoſten beytragen koͤnten, nicht wider Willen als Soldaten angewor- ben werden. Die fremden, welche von freyen Stuͤcken den Soldatenſtand erwaͤhlen, werden gedungene Soldaten (conductitii milites) genennet, und ihre Verbindlich- keit kommt aus einem Vertrag (§. 438.), welcher die Capitulation heißet; was aber darinn verabredet worden, muß ge- halten werden (angef. §.). Weil aber das Recht Soldaten anzuwerben ein Majeſtaͤts- recht

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 859. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/895>, abgerufen am 29.04.2024.