Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
RA

Rana, hat eine zwiefache Bedeutung, (1) heist es recht und eigent-
lich ein Frosch, welches ein bekanntes Thierlein ist; davon ist in der Offi-
cin das aqua spermat. Ranar. emplastr. de spermat. Ranar. und emplastr. de
Ranis cum io Vigonis; (2) das Fröschlein unter der Zungen bey
jungen Kindern, auch

Ranula und Ranuncula genannt; solches ist eine Geschwulst unter
der Zungen am Zungen-Bändlein, nach dem Griechis. Batrachos benamet,
weil die hiemit behaffteten mehr quäcken als reden, wenn sie reden. Man
findet, in Ansehung der Materiae, welche dieses Ubel mit sich führet, einen
Unterscheid; denn bald ist sie hart und dicht, bald weich als Honig, bald
schwartz, bald weißlich: doch aber verhindert diese Geschwulst um so viel
mehr die Rede, ie grösser sie ist. Diese Geschwulst wegzubringen, wird
ein Pulver aus

Pulv. rad. Irid.
Pyrethr.
Zingiber. ana ßj.
Calaminth.
Origan. ana ij.
Sal. comm. ßß.
F. Pulv.

aufgeleget, oder aus diesen Ingredientibus mit Wein ein Gurgel-Wasser
gekochet, womit der Mund offt ausgespület wird. Weil aber eine grosse
Geschwulst von diesen Mitteln selten vergehet, so halten einige Chirurgi
dafür, solche mit einem Cauterio actuali zu öffnen; andere stecken eine
Nadel durch die Geschwulst, und öffnen sie mit einem Messer. Munick
hält dafür, daß es am besten sey, wenn die Geschwulst mit einem Scheer-
messer von beyden Seiten geöffnet werde, und zwar mit einer breit- und
tieffen Incision, welches ohne Gefahr geschehen kan; wenn hernach der
Humor zur Gnüge evacuiret, muß der Mund öffters mit decoct. Hordei,
worein Rosen-Honig und ein wenig sal Prunellae gethan, ausgespület wer-
den, bis daß alle Materia evacuiret worden.

Ranunculus, Hanen-Fuß; aus so vielen Arten, derer davon sind,
sind folgende zur Artzney dienlich, als

Ranunculus luteus, acris, maculatus, der scharffe Wiesen-Hanen-
Fuß, und

Ranunculus minor bulbosus, der kleine Hanen-Fuß, Spinnen-
Wurtz, werden in den Wiesen gefunden; des brennenden Wurtzel ist
scharff und etzet, damit machen sich auch die Bettler die Füsse wund; dienet

äusser-
RA

Rana, hat eine zwiefache Bedeutung, (1) heiſt es recht und eigent-
lich ein Froſch, welches ein bekanntes Thierlein iſt; davon iſt in der Offi-
cin das aqua ſpermat. Ranar. emplaſtr. de ſpermat. Ranar. und emplaſtr. de
Ranis cum ☿io Vigonis; (2) das Froͤſchlein unter der Zungen bey
jungen Kindern, auch

Ranula und Ranuncula genannt; ſolches iſt eine Geſchwulſt unter
der Zungen am Zungen-Baͤndlein, nach dem Griechiſ. Batrachos benamet,
weil die hiemit behaffteten mehr quaͤcken als reden, wenn ſie reden. Man
findet, in Anſehung der Materiæ, welche dieſes Ubel mit ſich fuͤhret, einen
Unterſcheid; denn bald iſt ſie hart und dicht, bald weich als Honig, bald
ſchwartz, bald weißlich: doch aber verhindert dieſe Geſchwulſt um ſo viel
mehr die Rede, ie groͤſſer ſie iſt. Dieſe Geſchwulſt wegzubringen, wird
ein Pulver aus

℞ Pulv. rad. Irid.
Pyrethr.
Zingiber. ana ʒj.
Calaminth.
Origan. ana ℈ij.
Sal. comm. ʒß.
F. Pulv.

aufgeleget, oder aus dieſen Ingredientibus mit Wein ein Gurgel-Waſſer
gekochet, womit der Mund offt ausgeſpuͤlet wird. Weil aber eine groſſe
Geſchwulſt von dieſen Mitteln ſelten vergehet, ſo halten einige Chirurgi
dafuͤr, ſolche mit einem Cauterio actuali zu oͤffnen; andere ſtecken eine
Nadel durch die Geſchwulſt, und oͤffnen ſie mit einem Meſſer. Munick
haͤlt dafuͤr, daß es am beſten ſey, wenn die Geſchwulſt mit einem Scheer-
meſſer von beyden Seiten geoͤffnet werde, und zwar mit einer breit- und
tieffen Inciſion, welches ohne Gefahr geſchehen kan; wenn hernach der
Humor zur Gnuͤge evacuiret, muß der Mund oͤffters mit decoct. Hordei,
worein Roſen-Honig und ein wenig ſal Prunellæ gethan, ausgeſpuͤlet wer-
den, bis daß alle Materia evacuiret worden.

Ranunculus, Hanen-Fuß; aus ſo vielen Arten, derer davon ſind,
ſind folgende zur Artzney dienlich, als

Ranunculus luteus, acris, maculatus, der ſcharffe Wieſen-Hanen-
Fuß, und

Ranunculus minor bulboſus, der kleine Hanen-Fuß, Spinnen-
Wurtz, werden in den Wieſen gefunden; des brennenden Wurtzel iſt
ſcharff und etzet, damit machen ſich auch die Bettler die Fuͤſſe wund; dienet

aͤuſſer-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0800" n="788"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">RA</hi> </hi> </hi> </fw><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Rana,</hi> hat eine zwiefache Bedeutung, (1) hei&#x017F;t es recht und eigent-<lb/>
lich ein <hi rendition="#fr">Fro&#x017F;ch,</hi> welches ein bekanntes Thierlein i&#x017F;t; davon i&#x017F;t in der <hi rendition="#aq">Offi-<lb/>
cin</hi> das <hi rendition="#aq">aqua &#x017F;permat. Ranar. empla&#x017F;tr. de &#x017F;permat. Ranar.</hi> und <hi rendition="#aq">empla&#x017F;tr. de<lb/>
Ranis cum &#x263F;io Vigonis; (2)</hi> das <hi rendition="#fr">Fro&#x0364;&#x017F;chlein unter der Zungen bey<lb/>
jungen Kindern,</hi> auch</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Ranula</hi> und <hi rendition="#aq">Ranuncula</hi> genannt; &#x017F;olches i&#x017F;t eine Ge&#x017F;chwul&#x017F;t unter<lb/>
der Zungen am Zungen-Ba&#x0364;ndlein, nach dem Griechi&#x017F;. <hi rendition="#aq">Batrachos</hi> benamet,<lb/>
weil die hiemit behaffteten mehr qua&#x0364;cken als reden, wenn &#x017F;ie reden. Man<lb/>
findet, in An&#x017F;ehung der <hi rendition="#aq">Materiæ,</hi> welche die&#x017F;es Ubel mit &#x017F;ich fu&#x0364;hret, einen<lb/>
Unter&#x017F;cheid; denn bald i&#x017F;t &#x017F;ie hart und dicht, bald weich als Honig, bald<lb/>
&#x017F;chwartz, bald weißlich: doch aber verhindert die&#x017F;e Ge&#x017F;chwul&#x017F;t um &#x017F;o viel<lb/>
mehr die Rede, ie gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ie i&#x017F;t. Die&#x017F;e Ge&#x017F;chwul&#x017F;t wegzubringen, wird<lb/>
ein Pulver aus</p><lb/>
          <list>
            <item> <hi rendition="#aq">&#x211E; Pulv. rad. Irid.</hi> </item><lb/>
            <item> <hi rendition="#aq">Pyrethr.</hi> </item><lb/>
            <item> <hi rendition="#aq">Zingiber. ana &#x0292;j.</hi> </item><lb/>
            <item> <hi rendition="#aq">Calaminth.</hi> </item><lb/>
            <item> <hi rendition="#aq">Origan. ana &#x2108;ij.</hi> </item><lb/>
            <item> <hi rendition="#aq">Sal. comm. &#x0292;<hi rendition="#i">ß.</hi></hi> </item><lb/>
            <item> <hi rendition="#aq">F. Pulv.</hi> </item>
          </list><lb/>
          <p>aufgeleget, oder aus die&#x017F;en <hi rendition="#aq">Ingredientibus</hi> mit Wein ein Gurgel-Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
gekochet, womit der Mund offt ausge&#x017F;pu&#x0364;let wird. Weil aber eine gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Ge&#x017F;chwul&#x017F;t von die&#x017F;en Mitteln &#x017F;elten vergehet, &#x017F;o halten einige <hi rendition="#aq">Chirurgi</hi><lb/>
dafu&#x0364;r, &#x017F;olche mit einem <hi rendition="#aq">Cauterio actuali</hi> zu o&#x0364;ffnen; andere &#x017F;tecken eine<lb/>
Nadel durch die Ge&#x017F;chwul&#x017F;t, und o&#x0364;ffnen &#x017F;ie mit einem Me&#x017F;&#x017F;er. <hi rendition="#aq">Munick</hi><lb/>
ha&#x0364;lt dafu&#x0364;r, daß es am be&#x017F;ten &#x017F;ey, wenn die Ge&#x017F;chwul&#x017F;t mit einem Scheer-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;er von beyden Seiten geo&#x0364;ffnet werde, und zwar mit einer breit- und<lb/>
tieffen <hi rendition="#aq">Inci&#x017F;ion,</hi> welches ohne Gefahr ge&#x017F;chehen kan; wenn hernach der<lb/><hi rendition="#aq">Humor</hi> zur Gnu&#x0364;ge <hi rendition="#aq">evacui</hi>ret, muß der Mund o&#x0364;ffters mit <hi rendition="#aq">decoct. Hordei,</hi><lb/>
worein Ro&#x017F;en-Honig und ein wenig <hi rendition="#aq">&#x017F;al Prunellæ</hi> gethan, ausge&#x017F;pu&#x0364;let wer-<lb/>
den, bis daß alle <hi rendition="#aq">Materia evacui</hi>ret worden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Ranunculus,</hi><hi rendition="#fr">Hanen-Fuß;</hi> aus &#x017F;o vielen Arten, derer davon &#x017F;ind,<lb/>
&#x017F;ind folgende zur Artzney dienlich, als</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Ranunculus luteus, acris, maculatus,</hi> der &#x017F;charffe Wie&#x017F;en-Hanen-<lb/>
Fuß, und</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Ranunculus minor bulbo&#x017F;us,</hi> der kleine <hi rendition="#fr">Hanen-Fuß, Spinnen-<lb/>
Wurtz,</hi> werden in den Wie&#x017F;en gefunden; des brennenden Wurtzel i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;charff und etzet, damit machen &#x017F;ich auch die Bettler die Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e wund; dienet<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[788/0800] RA Rana, hat eine zwiefache Bedeutung, (1) heiſt es recht und eigent- lich ein Froſch, welches ein bekanntes Thierlein iſt; davon iſt in der Offi- cin das aqua ſpermat. Ranar. emplaſtr. de ſpermat. Ranar. und emplaſtr. de Ranis cum ☿io Vigonis; (2) das Froͤſchlein unter der Zungen bey jungen Kindern, auch Ranula und Ranuncula genannt; ſolches iſt eine Geſchwulſt unter der Zungen am Zungen-Baͤndlein, nach dem Griechiſ. Batrachos benamet, weil die hiemit behaffteten mehr quaͤcken als reden, wenn ſie reden. Man findet, in Anſehung der Materiæ, welche dieſes Ubel mit ſich fuͤhret, einen Unterſcheid; denn bald iſt ſie hart und dicht, bald weich als Honig, bald ſchwartz, bald weißlich: doch aber verhindert dieſe Geſchwulſt um ſo viel mehr die Rede, ie groͤſſer ſie iſt. Dieſe Geſchwulſt wegzubringen, wird ein Pulver aus ℞ Pulv. rad. Irid. Pyrethr. Zingiber. ana ʒj. Calaminth. Origan. ana ℈ij. Sal. comm. ʒß. F. Pulv. aufgeleget, oder aus dieſen Ingredientibus mit Wein ein Gurgel-Waſſer gekochet, womit der Mund offt ausgeſpuͤlet wird. Weil aber eine groſſe Geſchwulſt von dieſen Mitteln ſelten vergehet, ſo halten einige Chirurgi dafuͤr, ſolche mit einem Cauterio actuali zu oͤffnen; andere ſtecken eine Nadel durch die Geſchwulſt, und oͤffnen ſie mit einem Meſſer. Munick haͤlt dafuͤr, daß es am beſten ſey, wenn die Geſchwulſt mit einem Scheer- meſſer von beyden Seiten geoͤffnet werde, und zwar mit einer breit- und tieffen Inciſion, welches ohne Gefahr geſchehen kan; wenn hernach der Humor zur Gnuͤge evacuiret, muß der Mund oͤffters mit decoct. Hordei, worein Roſen-Honig und ein wenig ſal Prunellæ gethan, ausgeſpuͤlet wer- den, bis daß alle Materia evacuiret worden. Ranunculus, Hanen-Fuß; aus ſo vielen Arten, derer davon ſind, ſind folgende zur Artzney dienlich, als Ranunculus luteus, acris, maculatus, der ſcharffe Wieſen-Hanen- Fuß, und Ranunculus minor bulboſus, der kleine Hanen-Fuß, Spinnen- Wurtz, werden in den Wieſen gefunden; des brennenden Wurtzel iſt ſcharff und etzet, damit machen ſich auch die Bettler die Fuͤſſe wund; dienet aͤuſſer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/800
Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 788. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/800>, abgerufen am 25.04.2024.