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W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732.

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ben sind: Darum ist solches auch bey diesen Cör-
pern, zu dieser Zeit, in dieser Erden, unter die-
sem Himmel, bey diesen Umständen, also bloß
natürlich geschehen. Aber es ist von denen oben
angezogenen anderwärtigen Exempeln eben auch
noch eine ziemliche Frage, ob man bey allen Ur-
sache habe, blos die natürliche Gesetze allein
zu supponiren. Zum Exempel, wenn die Erzeh-
lung von der Zunge Johannis Nepomuceni
ihre Historische Gewißheit hat, so weiß ich nicht,
ob nicht der die Gräntzen seines Verstandes sich
zu groß einbildete, der diese Begebenheit in die
enge Gräntzen der bloß natürlichen, und durch
einen hazard so zusammen treffenden Ursachen
einschrencken wolte. Es wäre mir leyd, wenn
ich für keinen guten Protestanten passiren solte.
Aber das sage ich ungescheuet: wenn ich die Hi-
storie
von Nepomuceno glaube, so glaube ich
auch zugleich, daß eine höhere Ursach mit dar-
unter zu suchen seye. Also nun auch mit denen
Vampyrs. Da ich die Relation davon als
wahr annehme, daneben gewiß weiß, daß ein
jeder Cörper, von welchem die Seele geschieden
ist, nothwendig zur Corruption sich neiget,
und daß dieses die algemeine Erfahrung in der
gantzen Welt ist, und daß es sich auch ordent-
licher Weise zu Medvegya in Servien so ver-
halte; und nur selten bey einigen sich so etwas

ben sind: Darum ist solches auch bey diesen Coͤr-
pern, zu dieser Zeit, in dieser Erden, unter die-
sem Himmel, bey diesen Umstaͤnden, also bloß
natuͤrlich geschehen. Aber es ist von denen oben
angezogenen anderwaͤrtigen Exempeln eben auch
noch eine ziemliche Frage, ob man bey allen Ur-
sache habe, blos die natuͤrliche Gesetze allein
zu supponiren. Zum Exempel, wenn die Erzeh-
lung von der Zunge Johannis Nepomuceni
ihre Historische Gewißheit hat, so weiß ich nicht,
ob nicht der die Graͤntzen seines Verstandes sich
zu groß einbildete, der diese Begebenheit in die
enge Graͤntzen der bloß natuͤrlichen, und durch
einen hazard so zusammen treffenden Ursachen
einschrencken wolte. Es waͤre mir leyd, wenn
ich fuͤr keinen guten Protestanten passiren solte.
Aber das sage ich ungescheuet: wenn ich die Hi-
storie
von Nepomuceno glaube, so glaube ich
auch zugleich, daß eine hoͤhere Ursach mit dar-
unter zu suchen seye. Also nun auch mit denen
Vampyrs. Da ich die Relation davon als
wahr annehme, daneben gewiß weiß, daß ein
jeder Coͤrper, von welchem die Seele geschieden
ist, nothwendig zur Corruption sich neiget,
und daß dieses die algemeine Erfahrung in der
gantzen Welt ist, und daß es sich auch ordent-
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halte; und nur selten bey einigen sich so etwas

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[30/0030] ben sind: Darum ist solches auch bey diesen Coͤr- pern, zu dieser Zeit, in dieser Erden, unter die- sem Himmel, bey diesen Umstaͤnden, also bloß natuͤrlich geschehen. Aber es ist von denen oben angezogenen anderwaͤrtigen Exempeln eben auch noch eine ziemliche Frage, ob man bey allen Ur- sache habe, blos die natuͤrliche Gesetze allein zu supponiren. Zum Exempel, wenn die Erzeh- lung von der Zunge Johannis Nepomuceni ihre Historische Gewißheit hat, so weiß ich nicht, ob nicht der die Graͤntzen seines Verstandes sich zu groß einbildete, der diese Begebenheit in die enge Graͤntzen der bloß natuͤrlichen, und durch einen hazard so zusammen treffenden Ursachen einschrencken wolte. Es waͤre mir leyd, wenn ich fuͤr keinen guten Protestanten passiren solte. Aber das sage ich ungescheuet: wenn ich die Hi- storie von Nepomuceno glaube, so glaube ich auch zugleich, daß eine hoͤhere Ursach mit dar- unter zu suchen seye. Also nun auch mit denen Vampyrs. Da ich die Relation davon als wahr annehme, daneben gewiß weiß, daß ein jeder Coͤrper, von welchem die Seele geschieden ist, nothwendig zur Corruption sich neiget, und daß dieses die algemeine Erfahrung in der gantzen Welt ist, und daß es sich auch ordent- licher Weise zu Medvegya in Servien so ver- halte; und nur selten bey einigen sich so etwas

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Zitationshilfe: W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732/30>, abgerufen am 28.03.2024.