Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Der Abend.
Aus der ermüdeten Hand. Jm Felde vernimmt es die
Dirne,

Sammelt geschwinder den Klee in Haufen, und eilet
zurücke

Nach dem freundlichen Dorf. Nachläßig sitzet der
Landmann

Queer auf seinem stolpernden Roß, das, müde vom
Acker,

Vor dem knarrenden Pfluge sich schleppt; er selber ver-
treibt sich,

So wie er fortzieht, die Zeit mit einem frölichen Liede,
Oder er flötet der Nachtigall nach, und locket den Vo-
gel

Zu dem Wege herzu, und lacht des gelungnen Betru-
ges.

Hurtiger treibet vom Berg der Schäfer auf steinigtes
Brachfeld.

Seine Heerde zur Hürde, die ihre Schranken ver-
schliesset.

Er lehnt sich ans irrende Haus, durchzehlet die Heer-
den,

Bis der Abendstern winkt, und er zur Hütte hinein-
kriecht.

Ueber die Haide kommen vom Forst die Kühe, versam-
melt

Um den fleckigten Stier, und folgen dem Hirten, be-
laden

Mit der süssesten Milch, dem wahren Reichthum des
Landmanns.

Auch

Der Abend.
Aus der ermuͤdeten Hand. Jm Felde vernimmt es die
Dirne,

Sammelt geſchwinder den Klee in Haufen, und eilet
zuruͤcke

Nach dem freundlichen Dorf. Nachlaͤßig ſitzet der
Landmann

Queer auf ſeinem ſtolpernden Roß, das, muͤde vom
Acker,

Vor dem knarrenden Pfluge ſich ſchleppt; er ſelber ver-
treibt ſich,

So wie er fortzieht, die Zeit mit einem froͤlichen Liede,
Oder er floͤtet der Nachtigall nach, und locket den Vo-
gel

Zu dem Wege herzu, und lacht des gelungnen Betru-
ges.

Hurtiger treibet vom Berg der Schaͤfer auf ſteinigtes
Brachfeld.

Seine Heerde zur Huͤrde, die ihre Schranken ver-
ſchlieſſet.

Er lehnt ſich ans irrende Haus, durchzehlet die Heer-
den,

Bis der Abendſtern winkt, und er zur Huͤtte hinein-
kriecht.

Ueber die Haide kommen vom Forſt die Kuͤhe, verſam-
melt

Um den fleckigten Stier, und folgen dem Hirten, be-
laden

Mit der ſuͤſſeſten Milch, dem wahren Reichthum des
Landmanns.

Auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0110" n="102"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Abend.</hi> </fw><lb/>
          <l>Aus der ermu&#x0364;deten Hand. Jm Felde vernimmt es die<lb/><hi rendition="#et">Dirne,</hi></l><lb/>
          <l>Sammelt ge&#x017F;chwinder den Klee in Haufen, und eilet<lb/><hi rendition="#et">zuru&#x0364;cke</hi></l><lb/>
          <l>Nach dem freundlichen Dorf. Nachla&#x0364;ßig &#x017F;itzet der<lb/><hi rendition="#et">Landmann</hi></l><lb/>
          <l>Queer auf &#x017F;einem &#x017F;tolpernden Roß, das, mu&#x0364;de vom<lb/><hi rendition="#et">Acker,</hi></l><lb/>
          <l>Vor dem knarrenden Pfluge &#x017F;ich &#x017F;chleppt; er &#x017F;elber ver-<lb/><hi rendition="#et">treibt &#x017F;ich,</hi></l><lb/>
          <l>So wie er fortzieht, die Zeit mit einem fro&#x0364;lichen Liede,</l><lb/>
          <l>Oder er flo&#x0364;tet der Nachtigall nach, und locket den Vo-<lb/><hi rendition="#et">gel</hi></l><lb/>
          <l>Zu dem Wege herzu, und lacht des gelungnen Betru-<lb/><hi rendition="#et">ges.</hi></l><lb/>
          <l>Hurtiger treibet vom Berg der Scha&#x0364;fer auf &#x017F;teinigtes<lb/><hi rendition="#et">Brachfeld.</hi></l><lb/>
          <l>Seine Heerde zur Hu&#x0364;rde, die ihre Schranken ver-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et.</hi></l><lb/>
          <l>Er lehnt &#x017F;ich ans irrende Haus, durchzehlet die Heer-<lb/><hi rendition="#et">den,</hi></l><lb/>
          <l>Bis der Abend&#x017F;tern winkt, und er zur Hu&#x0364;tte hinein-<lb/><hi rendition="#et">kriecht.</hi></l><lb/>
          <l>Ueber die Haide kommen vom For&#x017F;t die Ku&#x0364;he, ver&#x017F;am-<lb/><hi rendition="#et">melt</hi></l><lb/>
          <l>Um den fleckigten Stier, und folgen dem Hirten, be-<lb/><hi rendition="#et">laden</hi></l><lb/>
          <l>Mit der &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten Milch, dem wahren Reichthum des<lb/><hi rendition="#et">Landmanns.</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Auch</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[102/0110] Der Abend. Aus der ermuͤdeten Hand. Jm Felde vernimmt es die Dirne, Sammelt geſchwinder den Klee in Haufen, und eilet zuruͤcke Nach dem freundlichen Dorf. Nachlaͤßig ſitzet der Landmann Queer auf ſeinem ſtolpernden Roß, das, muͤde vom Acker, Vor dem knarrenden Pfluge ſich ſchleppt; er ſelber ver- treibt ſich, So wie er fortzieht, die Zeit mit einem froͤlichen Liede, Oder er floͤtet der Nachtigall nach, und locket den Vo- gel Zu dem Wege herzu, und lacht des gelungnen Betru- ges. Hurtiger treibet vom Berg der Schaͤfer auf ſteinigtes Brachfeld. Seine Heerde zur Huͤrde, die ihre Schranken ver- ſchlieſſet. Er lehnt ſich ans irrende Haus, durchzehlet die Heer- den, Bis der Abendſtern winkt, und er zur Huͤtte hinein- kriecht. Ueber die Haide kommen vom Forſt die Kuͤhe, verſam- melt Um den fleckigten Stier, und folgen dem Hirten, be- laden Mit der ſuͤſſeſten Milch, dem wahren Reichthum des Landmanns. Auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/110
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/110>, abgerufen am 28.04.2024.