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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].

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Der Abend.
Auch der Bauer jaget nunmehr mit wiehernden Nossen
Jauchzend nach seiner Heimath zurück; die Dünste des
Bacchus

Sträuben sein Haar; er drückt sich den Huth in die
Augen, und rollet

Ueber den Sand, und Wolken von Staub verfolgen
den Wagen

Weit ins Feld. Die Bäurin, geschmückt mit Blumen
und Kränzen,

Welche dem Städter das Kleid der Wollenheerde ver-
handelt,

Sieht des Mannes verwegenen Muth, die fliegenden
Räder,

Und das schäumende Roß; sie wendet die ängstlichen
Blicke

Hinter sich, bis sie das Dorf mit klopfenden Herzen
erreicht hat.

Und nun rauscht in den Abendgefilden ein Vorhang
von Wolken

Gegen mir auf, und öfnet mir schnell die prächtigste
Scene,

Tief am Himmel erscheint mit breitem zitternden Ant-
litz,

Und mit sanfterem Stral die niedersinkende Sonne.
Jhren Wagen umringt ein Haufen geselliger Wolken,
Die ihr lieblicher Glanz mit tausend Verändrungen
färbet.

Kaum
G 4

Der Abend.
Auch der Bauer jaget nunmehr mit wiehernden Noſſen
Jauchzend nach ſeiner Heimath zuruͤck; die Duͤnſte des
Bacchus

Straͤuben ſein Haar; er druͤckt ſich den Huth in die
Augen, und rollet

Ueber den Sand, und Wolken von Staub verfolgen
den Wagen

Weit ins Feld. Die Baͤurin, geſchmuͤckt mit Blumen
und Kraͤnzen,

Welche dem Staͤdter das Kleid der Wollenheerde ver-
handelt,

Sieht des Mannes verwegenen Muth, die fliegenden
Raͤder,

Und das ſchaͤumende Roß; ſie wendet die aͤngſtlichen
Blicke

Hinter ſich, bis ſie das Dorf mit klopfenden Herzen
erreicht hat.

Und nun rauſcht in den Abendgefilden ein Vorhang
von Wolken

Gegen mir auf, und oͤfnet mir ſchnell die praͤchtigſte
Scene,

Tief am Himmel erſcheint mit breitem zitternden Ant-
litz,

Und mit ſanfterem Stral die niederſinkende Sonne.
Jhren Wagen umringt ein Haufen geſelliger Wolken,
Die ihr lieblicher Glanz mit tauſend Veraͤndrungen
faͤrbet.

Kaum
G 4
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[103/0111] Der Abend. Auch der Bauer jaget nunmehr mit wiehernden Noſſen Jauchzend nach ſeiner Heimath zuruͤck; die Duͤnſte des Bacchus Straͤuben ſein Haar; er druͤckt ſich den Huth in die Augen, und rollet Ueber den Sand, und Wolken von Staub verfolgen den Wagen Weit ins Feld. Die Baͤurin, geſchmuͤckt mit Blumen und Kraͤnzen, Welche dem Staͤdter das Kleid der Wollenheerde ver- handelt, Sieht des Mannes verwegenen Muth, die fliegenden Raͤder, Und das ſchaͤumende Roß; ſie wendet die aͤngſtlichen Blicke Hinter ſich, bis ſie das Dorf mit klopfenden Herzen erreicht hat. Und nun rauſcht in den Abendgefilden ein Vorhang von Wolken Gegen mir auf, und oͤfnet mir ſchnell die praͤchtigſte Scene, Tief am Himmel erſcheint mit breitem zitternden Ant- litz, Und mit ſanfterem Stral die niederſinkende Sonne. Jhren Wagen umringt ein Haufen geſelliger Wolken, Die ihr lieblicher Glanz mit tauſend Veraͤndrungen faͤrbet. Kaum G 4

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/111>, abgerufen am 28.04.2024.