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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].

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Der Abend.
Die er umarmt mit stürmischen Thränen und zärtlichen
Seufzern.

Oder er hört noch entzückt die süsse harmonische Stim-
me,

Und sieht ihre verklärte Gestalt ihm lächelnd vorbey-
gehn,

Bis das Traumbild entflieht, und seine Vernunft sich
erhellet.

Und doch ist er glücklicher noch, als jener Verlaßne,
Welcher noch mehr als den Tod -- die Untreu des
Mädchens beweinet.

Sein gefoltertes Herz scheint in der traurigen Wüste
Einige Ruhe zu finden; ihm sind die hangenden Felsen,
Und das grausende Thal, ein sympathetischer Anblick,
Denn ein Eden würde noch mehr in Schwermuth ihn
stürzen.

Unter dem Einfluß von gütigen Sternen ist jener
gebohren,

Welchen, mit seiner Geliebten vereint, ein heiterer
Abend

Unter
IV. Th. H

Der Abend.
Die er umarmt mit ſtuͤrmiſchen Thraͤnen und zaͤrtlichen
Seufzern.

Oder er hoͤrt noch entzuͤckt die ſuͤſſe harmoniſche Stim-
me,

Und ſieht ihre verklaͤrte Geſtalt ihm laͤchelnd vorbey-
gehn,

Bis das Traumbild entflieht, und ſeine Vernunft ſich
erhellet.

Und doch iſt er gluͤcklicher noch, als jener Verlaßne,
Welcher noch mehr als den Tod — die Untreu des
Maͤdchens beweinet.

Sein gefoltertes Herz ſcheint in der traurigen Wuͤſte
Einige Ruhe zu finden; ihm ſind die hangenden Felſen,
Und das grauſende Thal, ein ſympathetiſcher Anblick,
Denn ein Eden wuͤrde noch mehr in Schwermuth ihn
ſtuͤrzen.

Unter dem Einfluß von guͤtigen Sternen iſt jener
gebohren,

Welchen, mit ſeiner Geliebten vereint, ein heiterer
Abend

Unter
IV. Th. H
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[113/0121] Der Abend. Die er umarmt mit ſtuͤrmiſchen Thraͤnen und zaͤrtlichen Seufzern. Oder er hoͤrt noch entzuͤckt die ſuͤſſe harmoniſche Stim- me, Und ſieht ihre verklaͤrte Geſtalt ihm laͤchelnd vorbey- gehn, Bis das Traumbild entflieht, und ſeine Vernunft ſich erhellet. Und doch iſt er gluͤcklicher noch, als jener Verlaßne, Welcher noch mehr als den Tod — die Untreu des Maͤdchens beweinet. Sein gefoltertes Herz ſcheint in der traurigen Wuͤſte Einige Ruhe zu finden; ihm ſind die hangenden Felſen, Und das grauſende Thal, ein ſympathetiſcher Anblick, Denn ein Eden wuͤrde noch mehr in Schwermuth ihn ſtuͤrzen. Unter dem Einfluß von guͤtigen Sternen iſt jener gebohren, Welchen, mit ſeiner Geliebten vereint, ein heiterer Abend Unter IV. Th. H

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/121>, abgerufen am 27.04.2024.