Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Der Abend.
Doch bald fällt ihm der Muth. Er hört die wachsa-
men Hunde
Laut anschlagen, und oft um die niedere Hürde herum-
gehn.
Jm verschlossenen Stall, und hoch auf sichernden Bal-
ken,
Sitzt, vertraulich umringt von seinen Weibern, der
Haushahn.
Merkt er unten den lauschenden Fuchs, den diebischen
Marder;
Alsdann hebt er sein Feldgeschrey an, das öfters die
Räuber,
Die ihn mit Neid in Sicherheit sehn, vom Hofe ver-
scheuchet.
Aus der dumpfichten Kluft, den Felsenritzen, dem
Schorstein,
Schwinget die Fledermaus sich auf dünnem rusichten
Fittig
Jn die niedere Luft. Mit weit verspreiteten Schwin-
gen
Rauscht die Eule vom Thurm, und henlt vom einsa-
men Kirchdach
Jhren gefürchteten Todtengesang. Die schwache Ma-
trone

Zittert

Der Abend.
Doch bald faͤllt ihm der Muth. Er hoͤrt die wachſa-
men Hunde
Laut anſchlagen, und oft um die niedere Huͤrde herum-
gehn.
Jm verſchloſſenen Stall, und hoch auf ſichernden Bal-
ken,
Sitzt, vertraulich umringt von ſeinen Weibern, der
Haushahn.
Merkt er unten den lauſchenden Fuchs, den diebiſchen
Marder;
Alsdann hebt er ſein Feldgeſchrey an, das oͤfters die
Raͤuber,
Die ihn mit Neid in Sicherheit ſehn, vom Hofe ver-
ſcheuchet.
Aus der dumpfichten Kluft, den Felſenritzen, dem
Schorſtein,
Schwinget die Fledermaus ſich auf duͤnnem ruſichten
Fittig
Jn die niedere Luft. Mit weit verſpreiteten Schwin-
gen
Rauſcht die Eule vom Thurm, und henlt vom einſa-
men Kirchdach
Jhren gefuͤrchteten Todtengeſang. Die ſchwache Ma-
trone

Zittert
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0133" n="125"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Abend.</hi> </fw><lb/>
          <l>Doch bald fa&#x0364;llt ihm der Muth. Er ho&#x0364;rt die wach&#x017F;a-<lb/><hi rendition="#et">men Hunde</hi></l><lb/>
          <l>Laut an&#x017F;chlagen, und oft um die niedere Hu&#x0364;rde herum-<lb/><hi rendition="#et">gehn.</hi></l><lb/>
          <l>Jm ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Stall, und hoch auf &#x017F;ichernden Bal-<lb/><hi rendition="#et">ken,</hi></l><lb/>
          <l>Sitzt, vertraulich umringt von &#x017F;einen Weibern, der<lb/><hi rendition="#et">Haushahn.</hi></l><lb/>
          <l>Merkt er unten den lau&#x017F;chenden Fuchs, den diebi&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#et">Marder;</hi></l><lb/>
          <l>Alsdann hebt er &#x017F;ein Feldge&#x017F;chrey an, das o&#x0364;fters die<lb/><hi rendition="#et">Ra&#x0364;uber,</hi></l><lb/>
          <l>Die ihn mit Neid in Sicherheit &#x017F;ehn, vom Hofe ver-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;cheuchet.</hi></l><lb/>
          <l>Aus der dumpfichten Kluft, den Fel&#x017F;enritzen, dem<lb/><hi rendition="#et">Schor&#x017F;tein,</hi></l><lb/>
          <l>Schwinget die Fledermaus &#x017F;ich auf du&#x0364;nnem ru&#x017F;ichten<lb/><hi rendition="#et">Fittig</hi></l><lb/>
          <l>Jn die niedere Luft. Mit weit ver&#x017F;preiteten Schwin-<lb/><hi rendition="#et">gen</hi></l><lb/>
          <l>Rau&#x017F;cht die Eule vom Thurm, und henlt vom ein&#x017F;a-<lb/><hi rendition="#et">men Kirchdach</hi></l><lb/>
          <l>Jhren gefu&#x0364;rchteten Todtenge&#x017F;ang. Die &#x017F;chwache Ma-<lb/><hi rendition="#et">trone</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Zittert</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0133] Der Abend. Doch bald faͤllt ihm der Muth. Er hoͤrt die wachſa- men Hunde Laut anſchlagen, und oft um die niedere Huͤrde herum- gehn. Jm verſchloſſenen Stall, und hoch auf ſichernden Bal- ken, Sitzt, vertraulich umringt von ſeinen Weibern, der Haushahn. Merkt er unten den lauſchenden Fuchs, den diebiſchen Marder; Alsdann hebt er ſein Feldgeſchrey an, das oͤfters die Raͤuber, Die ihn mit Neid in Sicherheit ſehn, vom Hofe ver- ſcheuchet. Aus der dumpfichten Kluft, den Felſenritzen, dem Schorſtein, Schwinget die Fledermaus ſich auf duͤnnem ruſichten Fittig Jn die niedere Luft. Mit weit verſpreiteten Schwin- gen Rauſcht die Eule vom Thurm, und henlt vom einſa- men Kirchdach Jhren gefuͤrchteten Todtengeſang. Die ſchwache Ma- trone Zittert

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/133
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/133>, abgerufen am 28.04.2024.