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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].

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Die Nacht.
Majestätisch, und ernst, auf ihrem behangenen Wa-
gen,

Vor ihr wandelt ein säuselnder Wind, und wickelt
die Wolken,

Wie sie winket, zusammen. Von ihrem holden
Gesichte

Nimmt sie den Schleyer hinweg; die Hörner des
wachsenden Mondes

Glänzen mit flimmerndem Stral aus ihrer leuchten-
den Krone,

Und ihr Mantel, mit Sternen besät, fließt weit in
die Lüfte.

Dir, ehrwürdiger Greis, auf dessen silberne Locken
Dir die günstige Nacht ihr heiliges Salböl geschüttet,
Der du, von ihr zum Liebling geweiht, ihr Heilig-
thum sahest,

Und mit brittischem Schwung sie unnachahmlich ge-
sungen;

Young, wie wünschte mein Lied, von deinen Ge-
sängen entzündet,

Dir zu tönen, so schwach auch der Schall der Lau-
te dir klänge.

Höre

Die Nacht.
Majeſtaͤtiſch, und ernſt, auf ihrem behangenen Wa-
gen,

Vor ihr wandelt ein ſaͤuſelnder Wind, und wickelt
die Wolken,

Wie ſie winket, zuſammen. Von ihrem holden
Geſichte

Nimmt ſie den Schleyer hinweg; die Hoͤrner des
wachſenden Mondes

Glaͤnzen mit flimmerndem Stral aus ihrer leuchten-
den Krone,

Und ihr Mantel, mit Sternen beſaͤt, fließt weit in
die Luͤfte.

Dir, ehrwuͤrdiger Greis, auf deſſen ſilberne Locken
Dir die guͤnſtige Nacht ihr heiliges Salboͤl geſchuͤttet,
Der du, von ihr zum Liebling geweiht, ihr Heilig-
thum ſaheſt,

Und mit brittiſchem Schwung ſie unnachahmlich ge-
ſungen;

Young, wie wuͤnſchte mein Lied, von deinen Ge-
ſaͤngen entzuͤndet,

Dir zu toͤnen, ſo ſchwach auch der Schall der Lau-
te dir klaͤnge.

Hoͤre
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[150/0158] Die Nacht. Majeſtaͤtiſch, und ernſt, auf ihrem behangenen Wa- gen, Vor ihr wandelt ein ſaͤuſelnder Wind, und wickelt die Wolken, Wie ſie winket, zuſammen. Von ihrem holden Geſichte Nimmt ſie den Schleyer hinweg; die Hoͤrner des wachſenden Mondes Glaͤnzen mit flimmerndem Stral aus ihrer leuchten- den Krone, Und ihr Mantel, mit Sternen beſaͤt, fließt weit in die Luͤfte. Dir, ehrwuͤrdiger Greis, auf deſſen ſilberne Locken Dir die guͤnſtige Nacht ihr heiliges Salboͤl geſchuͤttet, Der du, von ihr zum Liebling geweiht, ihr Heilig- thum ſaheſt, Und mit brittiſchem Schwung ſie unnachahmlich ge- ſungen; Young, wie wuͤnſchte mein Lied, von deinen Ge- ſaͤngen entzuͤndet, Dir zu toͤnen, ſo ſchwach auch der Schall der Lau- te dir klaͤnge. Hoͤre

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/158>, abgerufen am 04.05.2024.