Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite
Die Nacht.
Du verdienst es, so sehr, als der Tag. Laß im-
mer den Morgen

Ueber die fröhliche Flur die Kränze von Rosen ver-
streuen;

Laß des Mittags eröfnetes Horn die Sterblichen speisen,
Und mit säuselndem West den Abend den Weltkreis er-
frischen.

Du, holdseelige Nacht, reichst uns nicht schlechtre Ge-
schenke,

Da uns der stärkende Schlaf auf deinem Wagen ge-
bracht wird.

Von den Gebrüdern, welche die Reiche des Tages be-
herrschen,

Bist du die ältere Schwester. Du throntest lange vor
ihnen

Ueber des Chaos verwirrtes Gebiet, und sahst sie ent-
stehen,

Als sich die Erde zuerst um ihren Mittelpunkt drehte.
Selber des Himmels erhabner Regent hat oft dich ge-
würdigt,

Wenn in Geheimnissen sich sein Wille den Engeln ver-
kündigt,

Jhn
Die Nacht.
Du verdienſt es, ſo ſehr, als der Tag. Laß im-
mer den Morgen

Ueber die froͤhliche Flur die Kraͤnze von Roſen ver-
ſtreuen;

Laß des Mittags eroͤfnetes Horn die Sterblichen ſpeiſen,
Und mit ſaͤuſelndem Weſt den Abend den Weltkreis er-
friſchen.

Du, holdſeelige Nacht, reichſt uns nicht ſchlechtre Ge-
ſchenke,

Da uns der ſtaͤrkende Schlaf auf deinem Wagen ge-
bracht wird.

Von den Gebruͤdern, welche die Reiche des Tages be-
herrſchen,

Biſt du die aͤltere Schweſter. Du thronteſt lange vor
ihnen

Ueber des Chaos verwirrtes Gebiet, und ſahſt ſie ent-
ſtehen,

Als ſich die Erde zuerſt um ihren Mittelpunkt drehte.
Selber des Himmels erhabner Regent hat oft dich ge-
wuͤrdigt,

Wenn in Geheimniſſen ſich ſein Wille den Engeln ver-
kuͤndigt,

Jhn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0165" n="157"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Nacht.</hi> </fw><lb/>
        <lg>
          <l>Du verdien&#x017F;t es, &#x017F;o &#x017F;ehr, als der Tag. Laß im-<lb/><hi rendition="#et">mer den Morgen</hi></l><lb/>
          <l>Ueber die fro&#x0364;hliche Flur die Kra&#x0364;nze von Ro&#x017F;en ver-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;treuen;</hi></l><lb/>
          <l>Laß des Mittags ero&#x0364;fnetes Horn die Sterblichen &#x017F;pei&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Und mit &#x017F;a&#x0364;u&#x017F;elndem We&#x017F;t den Abend den Weltkreis er-<lb/><hi rendition="#et">fri&#x017F;chen.</hi></l><lb/>
          <l>Du, hold&#x017F;eelige Nacht, reich&#x017F;t uns nicht &#x017F;chlechtre Ge-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chenke,</hi></l><lb/>
          <l>Da uns der &#x017F;ta&#x0364;rkende Schlaf auf deinem Wagen ge-<lb/><hi rendition="#et">bracht wird.</hi></l><lb/>
          <l>Von den Gebru&#x0364;dern, welche die Reiche des Tages be-<lb/><hi rendition="#et">herr&#x017F;chen,</hi></l><lb/>
          <l>Bi&#x017F;t du die a&#x0364;ltere Schwe&#x017F;ter. Du thronte&#x017F;t lange vor<lb/><hi rendition="#et">ihnen</hi></l><lb/>
          <l>Ueber des Chaos verwirrtes Gebiet, und &#x017F;ah&#x017F;t &#x017F;ie ent-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tehen,</hi></l><lb/>
          <l>Als &#x017F;ich die Erde zuer&#x017F;t um ihren Mittelpunkt drehte.</l><lb/>
          <l>Selber des Himmels erhabner Regent hat oft dich ge-<lb/><hi rendition="#et">wu&#x0364;rdigt,</hi></l><lb/>
          <l>Wenn in Geheimni&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich &#x017F;ein Wille den Engeln ver-<lb/><hi rendition="#et">ku&#x0364;ndigt,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Jhn</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[157/0165] Die Nacht. Du verdienſt es, ſo ſehr, als der Tag. Laß im- mer den Morgen Ueber die froͤhliche Flur die Kraͤnze von Roſen ver- ſtreuen; Laß des Mittags eroͤfnetes Horn die Sterblichen ſpeiſen, Und mit ſaͤuſelndem Weſt den Abend den Weltkreis er- friſchen. Du, holdſeelige Nacht, reichſt uns nicht ſchlechtre Ge- ſchenke, Da uns der ſtaͤrkende Schlaf auf deinem Wagen ge- bracht wird. Von den Gebruͤdern, welche die Reiche des Tages be- herrſchen, Biſt du die aͤltere Schweſter. Du thronteſt lange vor ihnen Ueber des Chaos verwirrtes Gebiet, und ſahſt ſie ent- ſtehen, Als ſich die Erde zuerſt um ihren Mittelpunkt drehte. Selber des Himmels erhabner Regent hat oft dich ge- wuͤrdigt, Wenn in Geheimniſſen ſich ſein Wille den Engeln ver- kuͤndigt, Jhn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/165
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/165>, abgerufen am 04.05.2024.