Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Der Morgen.
Deiner göttlichen Pracht, mit deren sernesten Stralen
Jetzt sich die Morgensonne bekleidet. Die sterbliche
Harfe

Singt zwar nicht würdig genug so grosse Wunder der
Allmacht;

Doch du hörst auch das Lied, das fromme Bewun-
drung dir stammelt.

Niemals müsse das Licht den wollichten Osten bepur-
pern,

Daß mein feuriges Herz nicht dir zu Ehren entbrenne,
Wenn auch die Lippe vor dir mit heiligem Schweigen
verstummet.

Alles schimmert nunmehr vom weltbeseelenden
Feuer;

Jegliche Perle von Thau blitzt uns im Kleinen der
Sonne

Bildniß zurück. Die ermunterten Blumen eröfnen
sich duftend

Jn dem frischesten Schmuck, und verhauchen Gerüche
von Balsam.

Laute vermischte Concerte von wilden Hymnen der Vö-
gel

Schallen, aus Hecken und Bäumen, ins Thal. Der
Sperlinge Chöre

Zwitschern laut im Gipfel der Linde. Mit frohem Ge-
klapper

Hebt sich der Storch vom dornichten Nest, durchseegelt
die Lüfte,

Und
B 3

Der Morgen.
Deiner goͤttlichen Pracht, mit deren ſerneſten Stralen
Jetzt ſich die Morgenſonne bekleidet. Die ſterbliche
Harfe

Singt zwar nicht wuͤrdig genug ſo groſſe Wunder der
Allmacht;

Doch du hoͤrſt auch das Lied, das fromme Bewun-
drung dir ſtammelt.

Niemals muͤſſe das Licht den wollichten Oſten bepur-
pern,

Daß mein feuriges Herz nicht dir zu Ehren entbrenne,
Wenn auch die Lippe vor dir mit heiligem Schweigen
verſtummet.

Alles ſchimmert nunmehr vom weltbeſeelenden
Feuer;

Jegliche Perle von Thau blitzt uns im Kleinen der
Sonne

Bildniß zuruͤck. Die ermunterten Blumen eroͤfnen
ſich duftend

Jn dem friſcheſten Schmuck, und verhauchen Geruͤche
von Balſam.

Laute vermiſchte Concerte von wilden Hymnen der Voͤ-
gel

Schallen, aus Hecken und Baͤumen, ins Thal. Der
Sperlinge Choͤre

Zwitſchern laut im Gipfel der Linde. Mit frohem Ge-
klapper

Hebt ſich der Storch vom dornichten Neſt, durchſeegelt
die Luͤfte,

Und
B 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0029" n="21"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Morgen.</hi> </fw><lb/>
          <l>Deiner go&#x0364;ttlichen Pracht, mit deren &#x017F;erne&#x017F;ten Stralen</l><lb/>
          <l>Jetzt &#x017F;ich die Morgen&#x017F;onne bekleidet. Die &#x017F;terbliche<lb/><hi rendition="#et">Harfe</hi></l><lb/>
          <l>Singt zwar nicht wu&#x0364;rdig genug &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Wunder der<lb/><hi rendition="#et">Allmacht;</hi></l><lb/>
          <l>Doch du ho&#x0364;r&#x017F;t auch das Lied, das fromme Bewun-<lb/><hi rendition="#et">drung dir &#x017F;tammelt.</hi></l><lb/>
          <l>Niemals mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e das Licht den wollichten O&#x017F;ten bepur-<lb/><hi rendition="#et">pern,</hi></l><lb/>
          <l>Daß mein feuriges Herz nicht dir zu Ehren entbrenne,</l><lb/>
          <l>Wenn auch die Lippe vor dir mit heiligem Schweigen<lb/><hi rendition="#et">ver&#x017F;tummet.</hi></l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Alles &#x017F;chimmert nunmehr vom weltbe&#x017F;eelenden<lb/><hi rendition="#et">Feuer;</hi></l><lb/>
          <l>Jegliche Perle von Thau blitzt uns im Kleinen der<lb/><hi rendition="#et">Sonne</hi></l><lb/>
          <l>Bildniß zuru&#x0364;ck. Die ermunterten Blumen ero&#x0364;fnen<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ich duftend</hi></l><lb/>
          <l>Jn dem fri&#x017F;che&#x017F;ten Schmuck, und verhauchen Geru&#x0364;che<lb/><hi rendition="#et">von Bal&#x017F;am.</hi></l><lb/>
          <l>Laute vermi&#x017F;chte Concerte von wilden Hymnen der Vo&#x0364;-<lb/><hi rendition="#et">gel</hi></l><lb/>
          <l>Schallen, aus Hecken und Ba&#x0364;umen, ins Thal. Der<lb/><hi rendition="#et">Sperlinge Cho&#x0364;re</hi></l><lb/>
          <l>Zwit&#x017F;chern laut im Gipfel der Linde. Mit frohem Ge-<lb/><hi rendition="#et">klapper</hi></l><lb/>
          <l>Hebt &#x017F;ich der Storch vom dornichten Ne&#x017F;t, durch&#x017F;eegelt<lb/><hi rendition="#et">die Lu&#x0364;fte,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">B 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0029] Der Morgen. Deiner goͤttlichen Pracht, mit deren ſerneſten Stralen Jetzt ſich die Morgenſonne bekleidet. Die ſterbliche Harfe Singt zwar nicht wuͤrdig genug ſo groſſe Wunder der Allmacht; Doch du hoͤrſt auch das Lied, das fromme Bewun- drung dir ſtammelt. Niemals muͤſſe das Licht den wollichten Oſten bepur- pern, Daß mein feuriges Herz nicht dir zu Ehren entbrenne, Wenn auch die Lippe vor dir mit heiligem Schweigen verſtummet. Alles ſchimmert nunmehr vom weltbeſeelenden Feuer; Jegliche Perle von Thau blitzt uns im Kleinen der Sonne Bildniß zuruͤck. Die ermunterten Blumen eroͤfnen ſich duftend Jn dem friſcheſten Schmuck, und verhauchen Geruͤche von Balſam. Laute vermiſchte Concerte von wilden Hymnen der Voͤ- gel Schallen, aus Hecken und Baͤumen, ins Thal. Der Sperlinge Choͤre Zwitſchern laut im Gipfel der Linde. Mit frohem Ge- klapper Hebt ſich der Storch vom dornichten Neſt, durchſeegelt die Luͤfte, Und B 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/29
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/29>, abgerufen am 27.04.2024.