Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].Der Morgen. Millionenreich, bleibet ihr doch bey Mangel an Weis-heit Aermer, als Bettler; und lernet ihr nicht, euch selber beschäftgen, So wird euch ein festlicher Saal zur einsamen Wüste. Jhr auch, ihr, Germaniens Schönen, entziehet am Nachttisch Einige Stunden dem Putz, und widmet sie lehrenden Schriften. Jn die Bildung voll Reitz, womit die Natur euch be- schenket, Bringt auch wahres edles Gefühl vom Schönen und Grossen. Aber verachtet den Witz, der mit der schlüpfrigen Feder, Eure Gemüther verderbt, und lachende Laster euch leh- ret. Grabt die Gesänge des lehrenden Dichters, die Lieder des Weisen, Welcher, wie Young, zur Tugend entflammt, in zärt- liche Herzen. Laßt den leeren Roman die strafbare Liebe verbreiten, Euer gereinigter Geist sey viel zu edel zum Laster. Aber soltet ihr auch Geschmack im Büchersaal finden, Oder der feinere Witz sich seiner Stärke bewußt seyn; O so
Der Morgen. Millionenreich, bleibet ihr doch bey Mangel an Weis-heit Aermer, als Bettler; und lernet ihr nicht, euch ſelber beſchaͤftgen, So wird euch ein feſtlicher Saal zur einſamen Wuͤſte. Jhr auch, ihr, Germaniens Schoͤnen, entziehet am Nachttiſch Einige Stunden dem Putz, und widmet ſie lehrenden Schriften. Jn die Bildung voll Reitz, womit die Natur euch be- ſchenket, Bringt auch wahres edles Gefuͤhl vom Schoͤnen und Groſſen. Aber verachtet den Witz, der mit der ſchluͤpfrigen Feder, Eure Gemuͤther verderbt, und lachende Laſter euch leh- ret. Grabt die Geſaͤnge des lehrenden Dichters, die Lieder des Weiſen, Welcher, wie Young, zur Tugend entflammt, in zaͤrt- liche Herzen. Laßt den leeren Roman die ſtrafbare Liebe verbreiten, Euer gereinigter Geiſt ſey viel zu edel zum Laſter. Aber ſoltet ihr auch Geſchmack im Buͤcherſaal finden, Oder der feinere Witz ſich ſeiner Staͤrke bewußt ſeyn; O ſo
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Der Morgen.
Millionenreich, bleibet ihr doch bey Mangel an Weis-
heit
Aermer, als Bettler; und lernet ihr nicht, euch ſelber
beſchaͤftgen,
So wird euch ein feſtlicher Saal zur einſamen Wuͤſte.
Jhr auch, ihr, Germaniens Schoͤnen, entziehet
am Nachttiſch
Einige Stunden dem Putz, und widmet ſie lehrenden
Schriften.
Jn die Bildung voll Reitz, womit die Natur euch be-
ſchenket,
Bringt auch wahres edles Gefuͤhl vom Schoͤnen und
Groſſen.
Aber verachtet den Witz, der mit der ſchluͤpfrigen Feder,
Eure Gemuͤther verderbt, und lachende Laſter euch leh-
ret.
Grabt die Geſaͤnge des lehrenden Dichters, die Lieder
des Weiſen,
Welcher, wie Young, zur Tugend entflammt, in zaͤrt-
liche Herzen.
Laßt den leeren Roman die ſtrafbare Liebe verbreiten,
Euer gereinigter Geiſt ſey viel zu edel zum Laſter.
Aber ſoltet ihr auch Geſchmack im Buͤcherſaal finden,
Oder der feinere Witz ſich ſeiner Staͤrke bewußt ſeyn;
O ſo
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