Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite
und ihre Bestimmung zu Schutzgeistern etc.
Schallten in melancholische Klagen, und flößten der Seele
Himmlische Linderung ein; denn welches Gemüth wird
nicht leichter,

Wenn es sich in Gesängen ergießt? Und welche Betrübniß
Hat nicht die Tonkunst, die Tochter des Himmels, be-
zaubernd gelindert,

Oder besiegt? Die göttlichen Lieder erklangen von fern
schon

Jn des entzückten Gabriels Herz. Der stralende Teppich
Rauscht vor dem Seraph ietzt auf. So bald ihn Orion
erblickte,

Sank ihm die Leyer bestürzt aus der Hand, er erhub sich;
betroffen

Sprach er: Erhabner Seraph, Gesandter des Höch-
sten! unfehlbar

Schickt der Allmächtige dich zu seinen gefallenen Knechten.
O daß endlich die Bothschaft des Himmels uns Arme
besuchte,

Die
und ihre Beſtimmung zu Schutzgeiſtern ꝛc.
Schallten in melancholiſche Klagen, und floͤßten der Seele
Himmliſche Linderung ein; denn welches Gemuͤth wird
nicht leichter,

Wenn es ſich in Geſaͤngen ergießt? Und welche Betruͤbniß
Hat nicht die Tonkunſt, die Tochter des Himmels, be-
zaubernd gelindert,

Oder beſiegt? Die goͤttlichen Lieder erklangen von fern
ſchon

Jn des entzuͤckten Gabriels Herz. Der ſtralende Teppich
Rauſcht vor dem Seraph ietzt auf. So bald ihn Orion
erblickte,

Sank ihm die Leyer beſtuͤrzt aus der Hand, er erhub ſich;
betroffen

Sprach er: Erhabner Seraph, Geſandter des Hoͤch-
ſten! unfehlbar

Schickt der Allmaͤchtige dich zu ſeinen gefallenen Knechten.
O daß endlich die Bothſchaft des Himmels uns Arme
beſuchte,

Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0149" n="127"/>
          <fw place="top" type="header">und ihre Be&#x017F;timmung zu Schutzgei&#x017F;tern &#xA75B;c.</fw><lb/>
          <l>Schallten in melancholi&#x017F;che Klagen, und flo&#x0364;ßten der Seele</l><lb/>
          <l>Himmli&#x017F;che Linderung ein; denn welches Gemu&#x0364;th wird<lb/><hi rendition="#et">nicht leichter,</hi></l><lb/>
          <l>Wenn es &#x017F;ich in Ge&#x017F;a&#x0364;ngen ergießt? Und welche Betru&#x0364;bniß</l><lb/>
          <l>Hat nicht die Tonkun&#x017F;t, die Tochter des Himmels, be-<lb/><hi rendition="#et">zaubernd gelindert,</hi></l><lb/>
          <l>Oder be&#x017F;iegt? Die go&#x0364;ttlichen Lieder erklangen von fern<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chon</hi></l><lb/>
          <l>Jn des entzu&#x0364;ckten Gabriels Herz. Der &#x017F;tralende Teppich</l><lb/>
          <l>Rau&#x017F;cht vor dem Seraph ietzt auf. So bald ihn Orion<lb/><hi rendition="#et">erblickte,</hi></l><lb/>
          <l>Sank ihm die Leyer be&#x017F;tu&#x0364;rzt aus der Hand, er erhub &#x017F;ich;<lb/><hi rendition="#et">betroffen</hi></l><lb/>
          <l>Sprach er: Erhabner Seraph, Ge&#x017F;andter des Ho&#x0364;ch-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ten! unfehlbar</hi></l><lb/>
          <l>Schickt der Allma&#x0364;chtige dich zu &#x017F;einen gefallenen Knechten.</l><lb/>
          <l>O daß endlich die Both&#x017F;chaft des Himmels uns Arme<lb/><hi rendition="#et">be&#x017F;uchte,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0149] und ihre Beſtimmung zu Schutzgeiſtern ꝛc. Schallten in melancholiſche Klagen, und floͤßten der Seele Himmliſche Linderung ein; denn welches Gemuͤth wird nicht leichter, Wenn es ſich in Geſaͤngen ergießt? Und welche Betruͤbniß Hat nicht die Tonkunſt, die Tochter des Himmels, be- zaubernd gelindert, Oder beſiegt? Die goͤttlichen Lieder erklangen von fern ſchon Jn des entzuͤckten Gabriels Herz. Der ſtralende Teppich Rauſcht vor dem Seraph ietzt auf. So bald ihn Orion erblickte, Sank ihm die Leyer beſtuͤrzt aus der Hand, er erhub ſich; betroffen Sprach er: Erhabner Seraph, Geſandter des Hoͤch- ſten! unfehlbar Schickt der Allmaͤchtige dich zu ſeinen gefallenen Knechten. O daß endlich die Bothſchaft des Himmels uns Arme beſuchte, Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/149
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764], S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/149>, abgerufen am 05.10.2024.