Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite
der Melancholey.
Da indes ein glücklicher Traum die erscheinende Schöne
Vor euch mahlt, -- nun hört ihr nicht mehr das Ge-
murmel des Baches,

Und das Auge dringet nicht mehr durch schauernde Gänge
Waldichter Linden, bis etwan im Forst vom fällendem
Beile,

Oder vom fernen Geklingel der Heerden, und von dem
Geräusche

Eines die Sträuche durcheilenden Stiers, die betroge-
nen Sinnen

Sich ermuntern, und plötzlich der Traum in die Lüfte
verflieget.

Dieß sind Vergnügen, zu denen mein Herz sich eh-
mals gewöhnet,

Als den verblendeten Blick die junge Saphira bezaubert,
Und in schwarzer Entfernung von ihr, mein Leben mir
hinfloß,

Schöner als Flora lachte sie mir, wenn Zephyr sie auf-
weckt,

Und
der Melancholey.
Da indes ein gluͤcklicher Traum die erſcheinende Schoͤne
Vor euch mahlt, — nun hoͤrt ihr nicht mehr das Ge-
murmel des Baches,

Und das Auge dringet nicht mehr durch ſchauernde Gaͤnge
Waldichter Linden, bis etwan im Forſt vom faͤllendem
Beile,

Oder vom fernen Geklingel der Heerden, und von dem
Geraͤuſche

Eines die Straͤuche durcheilenden Stiers, die betroge-
nen Sinnen

Sich ermuntern, und ploͤtzlich der Traum in die Luͤfte
verflieget.

Dieß ſind Vergnuͤgen, zu denen mein Herz ſich eh-
mals gewoͤhnet,

Als den verblendeten Blick die junge Saphira bezaubert,
Und in ſchwarzer Entfernung von ihr, mein Leben mir
hinfloß,

Schoͤner als Flora lachte ſie mir, wenn Zephyr ſie auf-
weckt,

Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0179" n="157"/>
          <fw place="top" type="header">der Melancholey.</fw><lb/>
          <l>Da indes ein glu&#x0364;cklicher Traum die er&#x017F;cheinende Scho&#x0364;ne</l><lb/>
          <l>Vor euch mahlt, &#x2014; nun ho&#x0364;rt ihr nicht mehr das Ge-<lb/><hi rendition="#et">murmel des Baches,</hi></l><lb/>
          <l>Und das Auge dringet nicht mehr durch &#x017F;chauernde Ga&#x0364;nge</l><lb/>
          <l>Waldichter Linden, bis etwan im For&#x017F;t vom fa&#x0364;llendem<lb/><hi rendition="#et">Beile,</hi></l><lb/>
          <l>Oder vom fernen Geklingel der Heerden, und von dem<lb/><hi rendition="#et">Gera&#x0364;u&#x017F;che</hi></l><lb/>
          <l>Eines die Stra&#x0364;uche durcheilenden Stiers, die betroge-<lb/><hi rendition="#et">nen Sinnen</hi></l><lb/>
          <l>Sich ermuntern, und plo&#x0364;tzlich der Traum in die Lu&#x0364;fte<lb/><hi rendition="#et">verflieget.</hi></l><lb/>
          <l>Dieß &#x017F;ind Vergnu&#x0364;gen, zu denen mein Herz &#x017F;ich eh-<lb/><hi rendition="#et">mals gewo&#x0364;hnet,</hi></l><lb/>
          <l>Als den verblendeten Blick die junge Saphira bezaubert,</l><lb/>
          <l>Und in &#x017F;chwarzer Entfernung von ihr, mein Leben mir<lb/><hi rendition="#et">hinfloß,</hi></l><lb/>
          <l>Scho&#x0364;ner als Flora lachte &#x017F;ie mir, wenn Zephyr &#x017F;ie auf-<lb/><hi rendition="#et">weckt,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[157/0179] der Melancholey. Da indes ein gluͤcklicher Traum die erſcheinende Schoͤne Vor euch mahlt, — nun hoͤrt ihr nicht mehr das Ge- murmel des Baches, Und das Auge dringet nicht mehr durch ſchauernde Gaͤnge Waldichter Linden, bis etwan im Forſt vom faͤllendem Beile, Oder vom fernen Geklingel der Heerden, und von dem Geraͤuſche Eines die Straͤuche durcheilenden Stiers, die betroge- nen Sinnen Sich ermuntern, und ploͤtzlich der Traum in die Luͤfte verflieget. Dieß ſind Vergnuͤgen, zu denen mein Herz ſich eh- mals gewoͤhnet, Als den verblendeten Blick die junge Saphira bezaubert, Und in ſchwarzer Entfernung von ihr, mein Leben mir hinfloß, Schoͤner als Flora lachte ſie mir, wenn Zephyr ſie auf- weckt, Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/179
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764], S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/179>, abgerufen am 05.10.2024.